Störungen in der globalen Logistikkette sind heute längst keine Seltenheit mehr. In den letzten zehn Jahren haben Unternehmen eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit unter Beweis gestellt – sowohl bei der Bewältigung einer globalen Pandemie als auch beim Umgang mit Umbrüchen in der Handelspolitik und mit geopolitischen Konflikten.
Zugleich bieten diese Veränderungen auch die einzigartige Chance, Lieferketten von Grund auf neu zu konzipieren – angetrieben durch künstliche Intelligenz (KI) und agentenbasierte Arbeitsabläufe, die als wichtige Transformationsmotoren des kommenden Jahrzehnts fungieren. Das Fazit ist eindeutig: Unternehmen, die auf KI-gestützte Anwendungen und zuverlässige Daten setzen und Prozesse neu überdenken, schaffen Stabilität und sichern sich das Vertrauen von Kunden, während andere möglicherweise mit anhaltenden Schocks, sinkender Servicequalität, höheren Kosten und Umsatzverlusten rechnen müssen.
Auf der Konferenz SAP Connect stellten wir im Rahmen der Veranstaltung „Supply Chain Connect“ vor, wie sich mithilfe von KI die Logistikkette optimieren lässt – mit Innovationen, die Führungskräften im Bereich Lieferketten helfen sollen, Störungen nicht nur zu überstehen, sondern als Chance für mehr Resilienz und Wachstum zu nutzen.
SAP Supply Chain Orchestration
Im dynamischen Marktumfeld von heute sind zwei Faktoren absolut entscheidend: Weitblick und die Fähigkeit, Störungen schnell zu überwinden. Führungskräfte müssen wissen, wo sich ihre Produkte befinden, welche Lieferanten oder Unterlieferanten Probleme haben und wie sie souverän reagieren können. Dennoch führt mangelnde Transparenz oft dazu, dass Unternehmen völlig unvorbereitet von Störungen getroffen werden.
SAP Supply Chain Orchestration ist eine neue KI-basierte Lösung, die darauf ausgerichtet ist, potenzielle Störungen frühzeitig zu erkennen und Risiken für die individuelle Lieferkettenkonfiguration eines Unternehmens einzuordnen. Zudem ermöglicht sie intelligente Auswirkungsanalysen und das Einleiten KI‑gestützter Maßnahmen in der Planung, Logistik, Beschaffung und Fertigung. Die an Lieferketten beteiligten Parteien werden künftig von leistungsstarken Joule-Assistenten unterstützt, die KI-Agenten einsetzen, um die Einhaltung von Vorgaben durch Lieferanten sicherzustellen, den Kundenservice zu verbessern und die Abhängigkeit von einzelnen Umsatzquellen zu reduzieren.
Was SAP Supply Chain Orchestration besonders auszeichnet, ist die Basis der Lösung: die SAP Business Technology Platform (SAP BTP). Die Lösung integriert Daten aus dem SAP Business Network sowie aus SAP Business Data Cloud und bietet so einen umfassenden Überblick über alle Ebenen der Lieferkette. Diese mehrstufige Transparenz hilft dabei, externe und interne Risikosignale in Maßnahmen mit verschiedenen Prioritäten umzuwandeln und so die betriebliche Effizienz, Compliance und Kundenzufriedenheit zu steigern.
SAP Supply Chain Orchestration soll im ersten Halbjahr 2026 verfügbar sein und markiert die nächste Etappe auf dem Weg in eine Zukunft, in der Unternehmen globale Veränderungen antizipieren können, bevor diese zu schwerwiegenden geschäftlichen Auswirkungen führen.
Hochentwickelte KI-Funktionen und einheitliche Szenario-Simulationen für optimierte Logistikkettenplanung
SAP ermöglicht es Kunden, mithilfe von SAP Integrated Business Planning (SAP IBP) die Logistikkettenplanung neu zu gestalten, um dadurch noch schneller und intelligenter wirtschaften zu können und eine stärkere Vernetzung zu gewährleisten. Die Lösung vereint intelligente Automatisierung, ein harmonisiertes Datenmodell und KI-gestützte Funktionen, um genauere Prognosen zu liefern und Prozesse zu optimieren, sodass Planer sich auf wichtige Entscheidungen konzentrieren können.
Ein einheitlicher Planungsbereich unterstützt nun sowohl die Planung auf Basis von Zeitreihen als auch auftragsbasierte Planung, sodass Nutzer nahtlos zwischen strategischen, taktischen und operativen Ebenen wechseln können, was letztendlich eine nahtlose und maßgeschneiderte Planung ermöglicht. Neue harmonisierte Szenario-Simulationen zeigen die Auswirkungen von Warnungen und Risiken auf Aufträge über alle Planungshorizonte hinweg auf. Integrierte KI sorgt für präzisere Prognosen und eine bessere Bestandsführung, während merkmalsbasierte Planung für eine genaue Beschaffungsplanung sorgt, um den Bestands- und Kapazitätsabgleich für wichtige Branchen wie den Modehandel, Hightech, Life Sciences oder Konsumgüter zu optimieren.
Der neue konfigurierbare Planner Workspace bietet eine einheitliche Oberfläche, auf der Planer die aktuelle Entwicklung verfolgen, Szenarios simulieren und sofort handeln können. Unterstützt werde sie dabei von Joule, dem SAP-Assistenten, der kontextbezogenen Support und aussagekräftige Einblicke aus Prognosen, Beschaffungsplänen und mehrstufigen Beständen bietet.
Die KI-Funktionen befinden sich derzeit im Beta-Modus und sollen im zweiten Quartal 2026 allgemein verfügbar sein. Alle anderen Erweiterungen sind bereits verfügbar.
Schnellere Entscheidungen und Automatisierung in der gesamten Lieferkette dank neuer Joule Agents
SAP stellt drei neue Joule Agents für das Supply Chain Management vor, die wichtige, zeitaufwendige Aufgaben automatisieren und Teams in die Lage versetzen, sich auf strategische Entscheidungen zu konzentrieren. Diese Agenten ermöglichen KI-gestützte Automatisierung direkt in den Workflows von SAP Cloud ERP, SAP Cloud ERP Private und dem SAP Business Network, sodass der manuelle Aufwand reduziert wird und Fehler minimiert werden.
- Production Planning and Operations Agent: Automatisiert die Prüfung der Voraussetzungen für die Freigabe von Fertigungsaufträgen, überprüft Materialien, Kapazitäten und die Terminierung und kann Behelfslösungen empfehlen oder Aufträge sofort freigeben. So können Auftragsabwicklungszyklen verkürzt und die Kosten gesenkt werden. Der Agent soll im ersten Quartal 2026 allgemein verfügbar sein.
- Change Record Management Agent: Unterstützt Produktmanager und -ingenieure, indem er Problemberichte und Änderungsanträge begründet, weitere Schritte empfiehlt und Änderungen einleitet, was die Governance und Rückverfolgbarkeit verbessert und die Entscheidungsfindung beschleunigt. Der Agent soll im zweiten Quartal 2026 allgemein verfügbar sein.
- Supplier Onboarding Agent: Optimiert das Onboarding im SAP Business Network, indem er Lieferantendetails heranzieht, Einladungen koordiniert, Daten überprüft und Eskalationen abwickelt, sodass Beschaffungsteams schneller skalieren und sich auf die strategische Lieferantenentwicklung konzentrieren können.
Mit diesen Agenten bettet die SAP intelligente Funktionen von Grund auf in die täglichen Abläufe der Logistikkette ein und sorgt dafür, dass Entscheidungen in den wichtigsten Bereichen noch schneller getroffen werden können.
Optimierung des SAP Business Network auf Basis von Kundenanforderungen
Der globale Handel ist enger verflochten als je zuvor, aber zu viele Unternehmen arbeiten noch mit fragmentierten Beschaffungs- und Logistikprozessen. Die SAP kündigt deshalb Optimierungen für das SAP Business Network an, die weltweit größte B2B-Plattform, über die jährlich ein Handelsvolumen von mehr als 6,3 Billionen US-Dollar in 190 Ländern abgewickelt wird.
- Verfügbarkeit auf der SAP BTP: Grundlage des SAP Business Network bildet nun die SAP BTP, die ein modernes Datenfundament bietet und Unternehmen in die Lage versetzt, im großen Maßstab zu wirtschaften. Das SAP Business Network vernetzt SAP- und Drittanbietersysteme, bietet ein einheitliches globales Verzeichnis mit einem geführten Onboarding-Prozess und ermöglicht Anpassungen von Workflows über SAP Build. Die Integration von Joule wird ab Januar 2026 verfügbar sein, sodass eingebettete KI-Funktionen für Analysen, Automatisierung und Genehmigungen im gesamten Netzwerk bereitstehen.
- Netzwerkgestützte Integration in der gesamten Business Suite: Das SAP Business Network wird im Laufe dieses Jahres durchgängige Wertschöpfungsketten mit SAP Cloud ERP, SAP Ariba, SAP Fieldglass und SAP Transportation Management unterstützen. So können Klärungsfälle schneller bearbeitet und Emissionen genauer verfolgt werden. Zudem ist eine KI-gestützte Navigation im Angebot.
- Einfacher Zugriff auf Lieferantendaten: Ab dem vierten Quartal 2025 können Nutzer direkt über ihre ERP-Schnittstelle nach Lieferanten suchen, wodurch das manuelle Onboarding entfällt. Käufer können so schneller auf neue Anbieter zurückgreifen, was die Aktivierungskosten verringert und die Transparenz erhöht.
All diese Innovationen ergänzen das SAP Business Network mit intelligenten Funktionen, einer größeren Reichweite, mehr Benutzerfreundlichkeit sowie integrierten KI-Prozessen, einer nahtlosen Business-Suite-Integration und der ERP-gestützten Ermittlung von Lieferanten.
SAP führt neue Lösung für Logistikmanagement ein
SAP kündigte außerdem SAP Logistics Management an – eine neue Cloudlösung, die Abläufe in großen Verteilzentren mit Funktionen zur Unterstützung kleinerer, lokaler und regionaler Lager ergänzt. Dies trägt dazu bei, mehrstufige Verteilnetzwerke aufzubauen, die widerstandsfähigere Prozesse und schnellere Lieferungen gewährleisten.
Die Lösung ist vollständig mit SAP Cloud ERP Private und dem SAP Business Network for Logistics vernetzt, sodass Bestand, Lieferungen und die Koordination von Partnern zentral ablaufen. Im Gegensatz zu Standalone-Tools werden ERP-Funktionen direkt auf mehrere dezentrale Lager ausgeweitet. Auf diese Weise können manuelle Aufgaben erheblich reduziert werden und es kann über verschiedene Netzwerke hinweg für Konsistenz gesorgt werden.
Integrierte KI-Funktionen steuern zudem operative Entscheidungen, beseitigen Silos und stärken die Zusammenarbeit in allen Logistiknetzen. SAP Logistics Management wird im ersten Quartal 2026 verfügbar sein.
Doehler, ein globaler Hersteller, Vermarkter und Anbieter von technologiebasierten natürlichen Ingredients für die Lebensmittel-, Getränke- und Ernährungsindustrie, wird die Lösung in seinen Lagern nutzen, um seine Produktionsstandorte, den Umgang mit Proben und Ersatzteile zu verwalten.
„SAP Logistics Management wird für den Großteil unserer über 50 Produktionsstandorte, die Entnahme von Proben und die technischen Lager eine effiziente Prozessautomatisierung und eine schnellere Transformation ermöglichen“, berichtet Dr. Michael Merget, Chief Operating Officer der Doehler Group. „Wir sehen die leistungsstarken, integrierten KI-Funktionen dieser Lösung nicht als Zusatz, sondern als intelligenten Kern, der unsere Logistikprozesse von morgen prägen wird.“
Ein Blick in die Zukunft
Robuste, intelligente und vernetzte Lieferketten sind keine Zukunftsmusik mehr – sie sind bereits unerlässlich geworden. Die hier vorgestellten innovativen Neuerungen sind Teil der Vision der SAP für eine perfekt koordinierte Lieferkette. Die nächste Generation an Technologien für die Logistikkette wird Unternehmen in die Lage versetzen, Störungen frühzeitig zu erkennen, Daten im großen Maßstab zu nutzen und die Kundenerwartungen fortwährend zu übertreffen. Indem sie mit Intelligenz und Weitblick vorangehen, können Unternehmen Krisen in Chancen verwandeln und in einer von Unsicherheit geprägten Welt erfolgreich sein.
Weitere Informationen zu allen Ankündigungen finden Sie im SAP Connect Innovation Guide.
Dominik Metzger ist President und Chief Product Officer bei SAP Supply Chain Management.



