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Bei Athenkosi Mali sitzt der Schock immer noch tief. Ihm ist klar, dass genauso gut er in seiner Heimatstadt, dem südafrikanischen Stutterheim, in seinem Blut auf der Straße gelegen haben könnte.

Erst drei Monate ist es her, seit Athenkosis bester Freund, der 27-jährige Xolisa Tom, bei Protesten von einer Kugel getroffen wurde. Der verhängnisvolle Schuss wurde bei einem Zusammenstoß zwischen der Polizei und jungen Menschen, die gegen Arbeitslosigkeit und mutmaßliche Korruption protestierten, abgefeuert. Als sein Freund endlich ins Krankenhaus gebracht wurde, kam jede Hilfe für ihn zu spät.

Jung und schwarz zu sein, bedeutet in Stutterheim ein Leben in Armut. Es gibt kaum Chancen, dem Teufelskreis  durch Arbeit oder Bildung zu entkommen. Die landwirtschaftlich geprägte 47.000-Seelen-Stadt liegt in der Provinz Eastern Cape, einer der ärmsten Regionen Südafrikas, wo mit 46 Prozent die landesweit höchste Arbeitslosigkeit herrscht.

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Video von Alexander Januschke und Natalie Hauck

Die Herausforderung für Afrika: das Qualifikationsdefizit

Die Jugendarbeitslosigkeit in Südafrika ist Teil eines Problems, mit dem der gesamte Kontinent zu kämpfen hat. Sechzig Prozent aller Arbeitslosen in Afrika sind junge Menschen, von denen jedes Jahr rund 10 Millionen auf den Arbeitsmarkt drängen. Verschärft wird die Krise dadurch, dass die vorhandenen Kompetenzen oftmals nicht zu den verfügbaren Jobs passen. Umso dringender sind Projekte, die jungen Afrikanerinnen und Afrikanern Zugang zu Bildung verschaffen und Chancen eröffnen, um ihnen den Weg in eine bessere Zukunft zu ebnen.

Mit Xolisa und Athenkosi erhält die Wandlung Afrikas zu einem Global Player in der digitalen Wirtschaft Namen und Gesichter.

Athenkosi arbeitet als IT-Berater beim größten Lebensmittelhändler Afrikas, Shoprite Checkers. Damit ist er auf einem guten Weg zu einem Leben in Wohlstand und Sicherheit, von dem seine Eltern nur träumen konnten. Doch das Leben ist gefährlich für schwarze Südafrikaner. Auch Athenkosi hat in seinem Leben schon viel erdulden müssen. Als er im Alter von  22 Jahren im ersten Jahr an der University of the Western Cape studierte, kam sein Vater bei einem Autounfall ums Leben. „Er war ein stolzer, arbeitsamer Mann“, erzählt Athenkosi. Durch den tragischen Unfall verloren seine Mutter, sein Bruder und seine beiden Schwestern den Ernährer und standen schutzlos da.

Athenkosi wächst über sich hinaus

Als ältester Bruder fühlte sich Athenkosi in der Verantwortung, die Lücke, die sein Vater hinterlassen hatte, zu schließen. „Ich musste mein Studium beenden und einen guten Job finden, um meine Familie zu unterstützen“, erinnert er sich. Dieser innere Antrieb habe ihm durch die schwere Zeit geholfen und ihn in die Lage versetzt, sich auf sein Studium zu konzentrieren.

Das ausufernde Township Khayelitsha in der Nähe von Kapstadt ist kein Ort, an dem man gut studieren oder sich eine Karriere aufbauen kann. Selbst die kleinsten Rückschläge können die Pläne junger schwarzer Südafrikaner zunichtemachen. „Während des Studiums war mein Leben sehr hektisch, und ich lebte an einem nicht sehr angenehmen Ort“, erklärt Athenkosi. „Sicherheit gibt es dort nicht, die Menschen trinken, und ich hatte keine Zeit zum Lernen.“

Doch Athenkosi kniete sich in die Arbeit hinein und bot all seine innere Stärke auf. 2016 erwarb er nach vierjährigem Studium den Abschluss als Bachelor of Commerce mit den beiden Hauptfächern Information Systems und Management. Damit stand der Eintritt in den Arbeitsmarkt an, aber ihm fehlten die Erfahrung und die praktischen Kenntnisse, um einen Job in der IT zu finden.

Angesichts dürftiger Berufsaussichten wagte Athenkosi einen neuen Schritt und qualifizierte sich für ein Stipendium im Ausbildungsprogramm SAP Skills for Africa. Dieses bietet Hochschulabsolventen die Chance, in einer intensiven dreimonatigen Ausbildung SAP-Unternehmenskenntnisse zu erwerben. Anschließend fangen diese bei lokalen SAP-Kunden und -Partnern als SAP Associate Consultants an.

Die Unternehmen stellen sie nur zu gern ein. Laut einer Umfrage der Technischen Universität München aus dem Jahr 2017 betrachten 90 Prozent aller Unternehmen die digitale Transformation als wichtig für ihre Geschäftsstrategie, aber 64 Prozent geben an, nicht über die nötigen Fähigkeiten zu verfügen, um die Transformation zu vollziehen. Nur 16 Prozent haben nach eigenen Angaben ein Personalbeschaffungs-/Fortbildungsprogramm, um die Qualifikationslücke zu schließen.

SAP Skills for Africa Absolvent Athenkosi
Athenkosi feiert seinen Abschluss des Skills for Africa-Programms. Heute ist er Retail Associate bei Shoprite Checkers, Afrikas größtem Lebensmitteleinzelhändler.

Athenkosi bietet seiner Familie ein besseres Leben

Für Athenkosi war das Programm die Eintrittskarte zu einer Festanstellung in der Hauptniederlassung von Shoprite in Kapstadt. Dort unterstützt er derzeit als Junior SAP Retail Consultant das Bestandsmanagement in den Läden. „SAP Skills for Africa hat meiner Karriere den entscheidenden Anstoß gegeben“, unterstreicht er. „Außerdem hat das Programm mich selbstbewusster gemacht und mir das Vertrauen gegeben, dass ich meine Fähigkeiten verkaufen kann.“ Doch Athenkosi ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus. In seiner Freizeit absolviert er bereits ein Aufbaustudium, um ein Honors Degree zu erwerben.

Mit seinem Job bei Shoprite kann Athenkosi ein besseres Leben führen und dieses auch seiner Familie bieten. Von seinem regelmäßigen Einkommen hat er seiner Mutter ein kleines Haus im Township Mlungisi von Stutterheim gekauft, wo sie und seine jüngeren Geschwister sicher und komfortabel leben können.

Seine Schwester hat er in sein bescheidenes Heim in Kapstadt geholt, wo sie eine Ausbildung zur Krankenschwester macht. Sobald sein Bruder mit der Schule fertig ist, wird auch er bei Athenkosi einziehen und studieren.

„Es gibt mir ein gutes Gefühl, etwas für meine Familie tun zu können, denn sie ist im Moment mit das Wichtigste für mich“, sagt Athenkosi, der als Erster in der Familie einen Hochschulabschluss erworben hat. „Wenn ich das Haus und all die Menschen darin sehe, erfreut das mein Herz.“

Es ist kennzeichnend für das Programm SAP Skills for Africa, dass es nicht nur den Absolventen, sondern ganzen Gemeinschaften zugutekommt. Wenn in großen Familienverbänden nur eine einzige Person einen festen Job findet, können davon oftmals bis zu 40 Menschen profitieren.

Athenkosi bringt seinen Vater zum Lächeln

Mit seinem Durchhaltevermögen hat Athenkosi in seinem Leben schon viel erreicht und kann sich auf viel Gutes freuen: „Die Zukunft liegt in meiner Hand, und meine Karriere läuft gut. Deshalb schaue ich sehr zuversichtlich in die Zukunft“, erklärt er. Seinen Erfolg bemisst er daran, wie sein Vater ihn wohl sehen würde: „Mein Vater hat uns dazu erzogen, uns zu behaupten und für uns selbst zu arbeiten. Ich muss dafür sorgen, dass er immer lächelt, wenn er sieht, wie hart ich arbeite.“

Sein Vater wird wohl über das ganze Gesicht strahlen.


Das Programm SAP Skills for Africa

SAP Skills for Africa ist die Initiative der SAP für Ausbildung und die Schaffung von Arbeitsplätzen in Afrika. Damit trägt die SAP den dringlichsten Problemen unserer Zeit wie Jugendarbeitslosigkeit und Qualifikationslücken im Umgang mit digitalen Technologien Rechnung. Das für die Teilnehmenden kostenlose Programm wurde eingeführt, um zertifizierte SAP Associate Consultants auszubilden und Menschen, die sich mit der Kultur und der Gesellschaft einer Region auskennen, SAP-Unternehmenskenntnisse zu vermitteln. Das Programm ist Teil des laufenden Engagements der SAP für die Schließung der Qualifikationslücke und läuft in insgesamt 22 Ländern weltweit unter dem Namen SAP Young Professionals unter dem Dach des SAP Training and Development Institute.
„Die SAP findet die talentiertesten und intelligentesten Menschen und bringt sie ins digitale Zeitalter“, sagt Marita Mitschein, Managing Director des SAP Training and Development Institute. „Damit wird das Problem der Arbeitslosigkeit nicht gelöst, aber das Programm bewirkt etwas: Wir haben eine Vermittlungsquote von fast 100 Prozent und eine Warteliste mit Unternehmen, die die jungen Talente einstellen möchten.“ Marita nennt es eine „Vierfach-Win-Situation“: Junge Menschen finden einen Job, Kunden und Partner finden brillante Talente, die SAP verbessert ihr Kunden- und Partnernetz und die Länder profitieren. Das im November 2012 gegründete SAP Training and Development Institute (SAP TDI) bietet Initiativen an, die jungen Absolventen helfen, im Netz der SAP-Kunden und -Partner einen steilen Karrierestart hinzulegen.  Darüber hinaus ist das Institut eine Ideenschmiede, die Wissensaustausch, Unternehmertum und Innovationen fördert. Mit seinen diversen Initiativen hilft es Privatpersonen und Unternehmen dabei, in der digitalen Wirtschaft erfolgreich zu sein, und geht die dringendsten Probleme unserer Zeit wie Jugendarbeitslosigkeit und Qualifikationslücken im Umgang mit digitalen Technologien an.

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