Zerschlissene Strümpfe. Eine Bluse mit einem Fleck. Ein verfärbtes Kleid. Eine einzelne Socke. Das verwaschene T-Shirt. Die abgetragene Jeans. Der Rock, der Dir einfach nicht steht. Die abgewetzte Jacke. Altmodisches. Vergessenes.
Auf der Jagd nach Gewinnen produziert die Modebranche immer schneller immer größere Mengen von Kleidung. Die Folge: Qualitätsverlust und eine erschreckende Flut von Textilmüll u. a. auch aus unerwünschten Produktionsüberschüssen, Verschnitten oder Restmaterialen. Doch nicht nur die Herstellung von Kleidung, sondern auch deren Konsum produziert Müll.
Der Drang, jeden Fashion-Trend mitzumachen, hat zum Überkonsum und zu einer Wegwerfmentalität geführt, während Altkleiderberge weiter anwachsen. Nach Angaben des britischen Environmental Audit Committee (EAC) ist die Verweildauer von Textilien im Kleiderschrank zwischen Kauf und Aussortieren bei den Briten besonders kurz.
Darauf reagierte die Bauträgergesellschaft Landsec mit der Einführung eines Rücknahmemodells in einem der größten Einkaufszentren Großbritanniens, der Westgate Mall in Oxford. Dieses Angebot soll die Briten dazu bewegen, aussortierte Kleidungsstücke zu recyceln und Altkleider statt auf Mülldeponien zu bringen, dorthin, wo sie noch gebraucht werden. Leider herrschen in der breiteren Textil-Recycling-Landschaft oft Fragmentierung, kleinmaßstäbliche Abläufe und ein Mangel an Sammelsystemen, die individuell für den jeweiligen Standort geeignet sind.
Intelligente Recycling-Technologien helfen zwar. Doch müssen das Sammeln, Sortieren und Wiederverwerten von Textilabfällen größer angelegt werden, eine Nachfrage anschieben und die wirtschaftliche Attraktivität von nachhaltiger Mode steigern.
Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft in der Modebranche
Gemäß neuen Gesetzen, etwa der neuen Richtlinie für EU-Mitgliedsstaaten, müssen bis 2025 Textilabfälle getrennt vom Hausmüll entsorgt werden, um die Wiederverwendung von Altkleidern und die Wiedergewinnung von Fasern daraus zu fördern. Angesichts der Notwendigkeit, Systeme für die Sammlung und Sortierung von nicht mehr benötigten Textilien auszubauen, haben einige Marken – darunter H&M, Patagonia und Zara – bereits Rücknahmestrategien eingeführt.
H&M: Mode als Kreislaufmodell
Als Globaler Partner der Ellen MacArthur Foundation hat H&M sich das Ziel gesetzt, zu 100% zirkulär und erneuerbar zu wirtschaften. Die Marke erkundet Lösungen zur Schaffung eines geschlossenen Kreislaufs für Textilien, in dem aussortierte Kleidungsstücke zu neuen recycelt werden können. Zudem setzt sie Nachhaltigkeitsziele für eine zirkuläre Modeindustrie auf dem ganzen Planeten auf Basis eines wissenschaftlichen Ansatzes und wendet Grundsätze der Kreislaufwirtschaft auf ihre Nachhaltigkeitsstrategie an.
H&M sammelt Jahr für Jahr Tausende Tonnen von nicht mehr benötigten Textilien an Kleiderspenden-Theken im Laden. Hier können Kunden ihre aussortierten Jeans, zerschlissenen Socken, verfärbten T-Shirts usw. abgeben. Die gesammelten Kleidungsstücke werden dann in ein Verarbeitungswerk transportiert, wo sie nach Qualität und Farbe sortiert werden. Kleidungsstücke, die noch gut erhalten sind, werden als Second-Hand-Ware weitergegeben. Teile, die zu stark abgetragen sind, werden einem nächsten Prozess zugeführt. Um sie sinnvoll weiterzuverwenden, werden manche zu Fasern verarbeitet, zu Garn gesponnen oder zu neuen Stoffen gewebt, sodass 99% der gesammelten Kleidungsstücke erneut getragen, wiederverwendet oder recycelt werden können. Der Großteil der ausrangierten Kleidung wird recycelt und zu neuen Materialien für neue Waren umgearbeitet.
Patagonia: Nutzen, was andere nicht mehr haben wollen
Bei Patagonia zerbricht man sich nicht den Kopf über Gewinneinbußen, wenn es um die Sensibilisierung für die Umweltbilanz einer bestimmten Jacke geht. Erinnern wir uns nur an das Essay über die schädlichen Auswirkungen des Konsums, das Patagonia in seiner berühmten Werbeanzeige am Black Friday 2011 veröffentlichte: „Don‘t Buy This Jacket“.
Im Rahmen seines Programms Worn Wear nimmt Patagonia alte Kleidungsstücke zurück und gibt dem Kunden im Gegenzug eine Gutschrift für die Filiale. Die Altkleider werden repariert und weiterverkauft. Dank Recycling werden nützliche Kleidungsstücke, die andernfalls auf dem Müll landen würden, länger getragen.
Zara: Mode ganzheitlich gesehen
Mit seinem entschlossenen Engagement für den Umweltschutz hilft Zara modebegeisterten Kunden, die Lebensdauer ihrer Kleidungsstücke zu verlängern. Wie H&M und Patagonia ermuntert auch Zara seine Kunden, nicht mehr benötigte Kleidungsstücke zurückzubringen und sammelt dazu Textilien in seinen Filialen auf der ganzen Welt ein. Dieses Jahr können die New Yorker 200 Millionen Pfund Kleidung vor einem Ende auf der Müllhalde bewahren. In einer stadtweiten Initiative schließt Zara sich mit anderen renommierten Marken zusammen, um gegen Müllberge und Umweltverschmutzung in der Modeindustrie aktiv zu werden.
Schnelllebige Mode ist out. Was wir brauchen, ist nachhaltige Mode in einem ganzheitlichen Kreislauf.
Trotz der ermutigenden Vorstöße von Branchengrößen wie H&M, Patagonia und Zara bleibt der Fortschritt bei Initiativen für Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft von führenden Marken hinter den steigenden Erwartungen der Kunden hinsichtlich nachhaltiger Fertigung zurück. Es ist Zeit, zu handeln.
Schenken Sie abgetragenen Jeans ein zweites, sinnvolles Leben.
Informieren Sie sich im Beitrag Circular Economy Means Business ausführlicher darüber, warum Nachhaltigkeit gut für das Geschäft ist.
Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Forbes.com in der Rubrik BrandVoice SAP veröffentlicht.