Mehr als jeder fünfte junge Mensch hat keine Arbeit oder erhält weder Bildung noch Ausbildung. Die SAP hat zusammen mit UNICEF diesem weltweiten Problem den Kampf angesagt. Gemeinsam sollen jungen Menschen digitale Fähigkeiten vermittelt werden, die sie für den Arbeitsmarkt fit machen.
Roberto Benes, Leiter von Generation Unlimited, einer derzeit bei UNICEF angesiedelten globalen öffentlich-privaten Partnerschaft, spricht mit SAP News über die Dringlichkeit, die zwei Milliarden jungen Menschen auf der Welt für ein Leben mit menschenwürdiger Arbeit und als aktive Bürger vorzubereiten, und darüber, warum die Partnerschaft mit der SAP dabei von entscheidender Bedeutung ist.
„Es besteht die Gefahr, dass Millionen von jungen Menschen abgehängt werden.“ (Roberto Benes, Leiter von Generation Unlimited)
Generation Unlimited will bis 2030 zwei Milliarden junge Menschen auf die Zukunft vorbereiten. Können Sie uns ein paar Hintergründe zu diesen Zahlen geben und erklären, warum diese Mission so dringend ist?
Roberto Benes: Das ist die größte junge Generation, die es je gegeben hat. Die jungen Menschen möchten mit Qualifikationen ins Arbeitsleben starten, sie möchten Chancen und menschenwürdige Arbeit haben und ihre Träume verwirklichen. Es gibt junge Menschen, denen das vergönnt ist, aber die Wirtschaft schafft nicht so viele Arbeitsplätze, wie wir brauchen. Dazu nur ein Beispiel: In Afrika drängen jedes Jahr 12 Millionen junge Menschen auf den Arbeitsmarkt, aber es werden nur 3,7 Millionen Arbeitsplätze geschaffen.
Hinzu kommt, dass das Bildungssystem nicht die Fähigkeiten vermittelt, die auf dem Markt gefragt sind – und das ist überall auf der Welt der Fall. Es ist also dringend nötig, diese eklatante Differenz in den Qualifikationen anzugehen, oder es besteht die Gefahr, dass Millionen von jungen Menschen abgehängt werden. Für Generation Unlimited ist es sehr wichtig, dass niemand abgehängt wird. Rund 260 Millionen junge Menschen haben keine Arbeit oder erhalten weder Bildung noch Ausbildung. Das ist eine schwere Bürde. Wenn wir nicht sofort handeln, wird sich das Problem in der nächsten Generation fortsetzen, und zwar in noch verschärfter Form. Das ist die Herausforderung unserer Zeit.
Wie wirken sich die Globalisierung und die digitale Revolution zusammen auf diese Generation aus?
Die Nationen rücken immer schneller zusammen. Dies und die digitale Revolution eröffnen enorme Chancen, schaffen aber auch neue Herausforderungen. Ob diese Generation zu den Gewinnern gehört, steht und fällt mit unserer Fähigkeit, uns schnell anzupassen und zu reagieren. Jetzt ist der Zeitpunkt, Jobs in innovativen Branchen und in der Technologie zu schaffen. 71 Prozent der 15- bis 24-Jährigen sind online, was wunderbar ist. Aber das heißt auch, dass 29 Prozent abgehängt sind. Wir müssen uns anschauen, welche Chancen geschaffen werden, und aufpassen, dass niemand zurückbleibt. Das ist gar nicht einfach, denn um im Leben Erfolg zu haben, braucht man die Fähigkeit, Probleme zu lösen, man braucht kritisches Denken und emotionale Intelligenz. Und all das ist schwierig aufzubauen. Deshalb ist die Partnerschaft mit der SAP so wichtig. Es ist entscheidend, die digitale Kluft zu schließen, denn sie gefährdet Millionen junger Menschen, die keine Chancen haben.
In welchem Zusammenhang steht die digitale Bildung zu den UN-Nachhaltigkeitszielen?
Wir halten digitale Bildung für so wichtig, weil sie auch für alle anderen Nachhaltigkeitsziele eine Rolle spielt. Digitale Bildung ist ein Grundpfeiler von Ziel 4 („Hochwertige Bildung“) denn wir alle müssen die Fähigkeit erwerben, hochwertige, aussagekräftige Informationen zu finden, zu kommunizieren und Technologie bestmöglich zu nutzen.
Zum Beispiel kann ein Landwirt in Ghana über das Handy seine Erzeugnisse verkaufen, was wiederum unter in Ziel 1 fällt. Eine Mutter kann im Internet wichtige Informationen zur Kindergesundheit finden, was unter Ziel 3 fällt. Wir wissen, wie wichtig es ist, sich über digitale Plattformen eine finanzielle Allgemeinbildung aneignen zu können, denn nur dann können junge Frauen und Mädchen zu Unternehmerinnen werden. Und wir wissen auch, dass digitale Bildung dazu beitragen kann, geschlechtsspezifische Unterschiede in der Beschäftigung abzubauen, was unter Ziel 5 fällt. All das macht deutlich, wie enorm wichtig digitale Bildung für Generation Unlimited ist.
Wie will Generation Unlimited Lösungen in großem Maßstab umsetzen?
In der Entwicklungsarbeit gehört es zu den schwierigsten Aufgaben, etwas in großem Maßstab zu realisieren. Wir wissen heute, dass lineare Fortschritte uns nicht ans Ziel bringen. Das ist dann alles zu wenig und geht zu langsam, um Millionen von jungen Menschen für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Eine Möglichkeit, das Problem zu lösen, besteht darin, mehr Partner in die Durchführung der Projekte einzubinden. Eine andere Möglichkeit ist, Programme, die in kleinem Maßstab gut funktionieren, sichtbarer zu machen und mehr Mittel dafür zur Verfügung zu stellen. Wir gestalten diese kleinen Projekte um, indem wir technische Möglichkeiten schaffen und hochqualifizierte Experten einbinden, um die Reichweite der Projekte zu vergrößern und sie für einen größeren Personenkreis zu erschließen.
Da wir eng mit Regierungen zusammenarbeiten, haben wir die Möglichkeit, die Projekte in Systemen zu verankern und dafür zu sorgen, dass sie in die Staatshaushalte eingehen. Wenn sie nicht in den Staatshaushalten berücksichtigt werden, sind sie nicht nachhaltig. Wir wissen auch, dass wir scheitern werden, wenn es uns nicht gelingt, privates Kapital für diesen breit angelegten Ansatz zu gewinnen. Aber privates Kapital bekommen wir nur, wenn es sich wirtschaftlich rentiert. Generation Unlimited will deshalb Partnerschaften mit privatwirtschaftlichen Akteuren eingehen, von denen alle profitieren. Das ist unsere einzige Möglichkeit, das nötige Kapital zu bekommen, um gute Programme auf eine breitere Basis zu stellen.
Lernen für die Welt von morgen – Generation Unlimited möchte das Potenzial junger Menschen entfesseln
Es gibt von Staat zu Staat sehr unterschiedliche Meinungen darüber, welche Priorität digitale Bildung unter all den anderen Herausforderungen – sauberes Trinkwasser, zuverlässige Energieversorgung und Gesundheit – haben sollte. Wie motiviert Generation Unlimited Regierungen zum Handeln?
Wir müssen sehr überzeugend darlegen, dass es sich lohnt, in junge Menschen zu investieren. Unter anderem argumentieren wir, dass sich Investitionen in die Bildung junger Menschen vierfach bezahlt machen. Außerdem wissen die Regierungen, dass das Risiko sozialer Verwerfungen und des Verlustes des gesellschaftlichen Zusammenhalts extrem hoch ist, wenn sie das Problem der Jugendarbeitslosigkeit nicht angehen, den jungen Menschen keine sinnvolle gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen und nicht massiv in relevante Bildung und vernünftige Arbeitsplätze investieren.
Man muss sich nur den Arabischen Frühling vor einigen Jahren anschauen, der durch Massenarbeitslosigkeit und mangelnde gesellschaftliche Teilhabe ausgelöst wurde. Oder sehen Sie sich an, was heute an anderen Orten los ist, von Hongkong bis Chile, vom Libanon bis zum Irak. Überall verlangen junge Menschen mehr gesellschaftliche Teilhabe, vernünftige Jobs und eine höhere Lebensqualität. In Europa sind vielerorts die Arbeitsbedingungen und die Lebenserwartung der jungen Generation nicht besser als die ihrer Eltern – mitunter sogar schlechter. Die Grundannahme für das Glück und die Selbstverwirklichung des Menschen – dass die eigene Zukunft besser sein wird als die Vergangenheit – besitzt keine Gültigkeit mehr.
Woran bemessen Sie den Erfolg von Generation Unlimited?
Generation Unlimited ist seit einem Jahr aktiv. Wir haben ein Geschäftsmodell, das in einzelnen Ländern sehr wirkungsvoll ist. Das Geschäftsmodell von GenU ist auf Länder ausgerichtet und basiert auf öffentlich-privaten Plattformen, die wir aufbauen, um Investoren anzuziehen und Investitionen in einem Pool zusammenzuführen. Damit wollen wir Innovationen auf eine breitere Basis stellen und gute Programme ausweiten, um jungen Menschen in großem Maßstab eine bessere Bildung zu ermöglichen, ihnen Fähigkeiten zu vermitteln und ihnen den Weg zu Unternehmertum und menschenwürdiger Arbeit zu ebnen. Zusammen mit unseren Partnern unterstützt GenU nationale Entwicklungspläne und Investitionsprogramme für die Länder – ein Portfolio von skalierbaren und profitablen Initiativen und Innovationen, die mit und für junge Menschen entwickelt wurden, um öffentlich-privates Kapital anzuziehen und auf breiter Front viel zu erreichen.
Das geht nur, wenn die höchsten Regierungskreise sich engagieren und vorangehen, wenn sich die Privatwirtschaft in auf gemeinsamen Werten basierenden Partnerschaften engagiert und wenn auch relevante internationale und lokale Organisationen der Zivilgesellschaft ihren Beitrag leisten. Vor allem aber müssen junge Menschen mitgestalten und Neues umsetzen dürfen.
Bei unserer Arbeit in den Ländern haben wir einige wunderbare Partner, darunter die SAP. Mit ihrer Unterstützung werden wir in drei Ländern aktiv: Indien, Türkei und Vietnam. Als Nächstes steht die Ausweitung von Generation Unlimited zu einer globalen Bewegung an, die in weiteren Ländern aktiv wird.
Unser Erfolg lässt sich auf zweierlei Art bemessen: daran, wie viele junge Menschen wir erreichen, um ihnen Chancen auf Bildung, Ausbildung, Unternehmertum und digitale Bildung zu eröffnen, und daran, wie viele Investoren und Partner wir ins Boot holen können, die diese Programme unterstützen. Wir sind eine Plattform, die Energien bündelt und verstärkt. Die Partnerschaft mit der SAP ist für uns wirklich das beste Beispiel dafür, wie ein Unternehmen eine Partnerschaft mit einer Entwicklungsorganisation eingehen kann, um Nachhaltigkeit zu schaffen und die brillanten Ideen und die Energie beider Partner zu vereinen.
Unterstützen Sie Generation Unlimited zusammen mit der SAP
Finden Sie heraus, wie Ihr Unternehmen auch Teil der strategischen Partnerschaft mit Generation Unlimited und der SAP werden kann: https://www.generationunlimited.org/join-us.
SAP Corporate Social Responsibility (CSR) konzentriert sich auf drei strategische Grundpfeiler: Aufbau digitaler Fähigkeiten, Beschleunigung der Entwicklung von gemeinnützigen Organisationen und Sozialunternehmen, um „Best-Run Businesses“ zu werden, und Mobilisierung von Mitarbeitern für soziales Engagement. Die Programme innerhalb der einzelnen Grundpfeiler fügen sich in den Rahmen der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen ein, wobei sie sich vor allem auf drei dieser insgesamt siebzehn Ziele konzentrieren: hochwertige Ausbildung (Ziel 4), menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum (Ziel 8) sowie Stärkung von Partnerschaften für eine nachhaltige Entwicklung (Ziel 17). 2018 spendete die SAP im Rahmen von Partnerschaften mit mehr als 800 Organisationen insgesamt 22,8 Millionen € für Bildungs- und Weiterbildungsprogramme sowie für Projekte zur Förderung von Jungunternehmern. Diese Programme zur Förderung digitaler Fähigkeiten wurden in über 93 Ländern durchgeführt. Sie haben die SAP in die Lage versetzt, noch besser eine von Vielfalt geprägte, qualifizierte Belegschaft aufzubauen. Die SAP fördert jedes Jahr 270.000 Stunden Freiwilligenarbeit ihrer Mitarbeiter. 2018 wurden 55 Prozent der Freiwilligenstunden von Mitarbeitern geleistet, die ihre Fähigkeiten für diese Programme für Bildung, Arbeitsmarktqualifizierung und Jungunternehmertum einsetzten.
Erfahren Sie mehr darüber, wie die SAP die UN-Nachhaltigkeitsziele unterstützt.