>

So schlimm die Auswirkungen der weltweiten Pandemie auf die Automobilbranche auch sind – die Pandemie ist nicht die Ursache für die umwälzenden Veränderungen, mit denen Zulieferer heute zu kämpfen haben.

Die innovationskräftigsten Zulieferer richten ihr Geschäftsmodell neu aus, um in einem Markt, in dem alle Regeln auf den Kopf gestellt wurden, profitabel zu sein. Elektrofahrzeuge haben über 90 % weniger bewegliche Teile als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, das moderne Durchschnittsauto enthält mehr als 150 Millionen Zeilen Softwarecode, und vernetzte mobile Services gehören inzwischen zum Mainstream.

„Anstatt nur Bauteile zu produzieren und zu verkaufen, müssen Zulieferer heute herausfinden, wie sie riesige Mengen von Fahrzeugdaten sichern und vermarkten können“, sagte Rich Lindow, Senior Solution Specialist für die Automobilindustrie bei SAP. „Es geht um einen grundlegenden Wandel des Geschäftsmodells. Um profitabler zu arbeiten, suchen führende Automobilzulieferer auch nach effizienteren Wegen, die Widerstandsfähigkeit des operativen Betriebs und die Stabilität der Lieferkette in einem von Unwägbarkeiten geprägten Markt aufrechtzuerhalten.“

Sehen wir uns nur den sprunghaften Anstieg der Fusionen und Übernahmen an, von denen viele weit über den traditionellen Automobilsektor hinausgehen. Nach Aussagen von Lindow erwerben Zulieferer Start-ups manchmal nur, um die zukunftsweisenden Prozesse integrieren zu können, die aus einem Auto im Grunde ein cloudbasiertes System gemacht haben. Eines dieser traditionellen Zulieferunternehmen ist heute ein Anbieter von autonomen Systemen und bringt Software und Bauteile in einem Entwicklungsbereich zusammen, der wie ein Start-up nach Fast-Fail-Prinzipien arbeitet, um Innovation zu beschleunigen. Unterdessen erwerben Hightech-Unternehmen geistiges Eigentum von traditionellen Automobilherstellern, um das wirtschaftliche Potenzial von selbstfahrenden Autos auszuschöpfen.

Geschäftlicher Mehrwert aus intelligenten Daten via Cloud

Vereinfachung ist der einzige Ausweg aus dieser komplexen und schwierigen Umgebung. Einige Automobilzulieferer reagieren, indem sie sämtliche Betriebsabläufe auf eine einzige cloudbasierte Plattform verlagern. Das ist besonders dann unerlässlich, wenn neue Geschäfts­bereiche aufgebaut und Unternehmen zugekauft werden, um Innovation zu ermöglichen.

„Zulieferer brauchen eine einzige Plattform, damit sie rasch beurteilen können, wie jeder Bereich des Unternehmens seine Geschäftstätigkeit ausführt und Best Practices im gesamten Unternehmen einführen können“, meinte Lindow. „Mit einem einzigen Datenbestand auf einer intelligenten Plattform können Zulieferer Daten in Echtzeit analysieren und für weite Bereiche ihres Unternehmens vorausschauende Analysen und Was-wäre-wenn-Analysen einsetzen. Damit eröffnen sich Möglichkeiten für Prozessverbesserungen von erheblichem Wert. Schon eine Margensteigerung um ein paar Cent schlägt sich in einem höheren Jahresergebnis nieder.“

Stabilität der Lieferkette

Es überrascht nicht, dass für Automobilzulieferer die Stabilität der Lieferkette von zentraler Bedeutung für das Unternehmenswachstum ist. Die Pandemie hat deutlich gemacht, dass eine stabile Lieferkette wichtiger ist als Lean-Prinzipien. Schon vor der COVID-19-Pandemie wirkten sich Fehlplanungen des Bedarfs zuerst beim Zulieferer aus. Die meisten haben inzwischen festgestellt, dass sie wesentlich effizientere Prozesse brauchen, um Herstellungs­kosten zu senken und Lagerbestände zu reduzieren, aber auch eine verbesserte Lieferleistung und höhere Qualität. Viele Zulieferer haben bereits erkannt, dass intelligente Funktionen aus modernsten Technologien schnellere und intelligentere Entscheidungen ermöglichen.

„Materialplaner und Nachfrage-Experten sind sozusagen die Feuerwehr im Automobilwerk, die ständig Brände löschen muss. Jedes Mal, wenn sie zu viel Material bestellen oder zu hohe Bestände vorhalten, verschwenden sie Geld – sei es in Form von Lagerkosten, Überalterung von Material oder Ausschuss“, unterstrich Lindow. Deshalb setzen viele inzwischen SAP S/4HANA Cloud und SAP Cloud Platform ein, um mithilfe von Technologien, die auf maschinellem Lernen basieren, Probleme rasch erkennen und lösen zu können. Jeder eingesparte Cent schlägt sofort im Geschäftsergebnis zu Buche.“

Beispielsweise können mit der App Capgemini Intelligent Assistant for Automotive (CIA4AUTO), die auf SAP S/4HANA aufbaut, SAP-Daten wie etwa Transaktionen, Buchungen, Ereignisse oder ausbleibende Ereignisse miteinander verknüpft werden, um Anomalien zu erkennen und potenzielle Probleme in der gesamten Lieferkette aufzudecken. Abweichungen bei Transaktionen lösen eine Benachrichtigung an die zuständigen Mitarbeiter aus, die dann geeignete Abhilfemaßnahmen ergreifen können.

Der Geschäftserfolg kommt mit der Datenanalyse

Die Automobilindustrie, und mit ihr die Zulieferbranche, hat die Chance, gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Denken wir nur daran, wie viele Zulieferer die Erkenntnisse aus der Rezession 2008 umgesetzt haben. Mobilität ist zwar inzwischen ein komplexes Geschäftsfeld, birgt aber auch eine noch nie dagewesene Chance, einen Blick tief in die geschäftlichen Abläufe zu wagen.

„Zulieferer müssen weiter in das Unternehmen schauen und herausfinden, an welchen Stell­schrauben sie drehen und Verbesserungen bewirken können. Zudem müssen sie nach vorne schauen, um die anstehenden Herausforderungen zu meistern, wenn das Geschäft wieder anzieht“, bekräftige Lindow. „Sie haben erkannt, wie wichtig hochwertige Daten, effiziente Geschäftsprozesse und engagierte Mitarbeiter sind. Jetzt ist es an der Zeit, Informations­gewinnung, Zusammenarbeit und Prozesseffizienz auf die nächste Stufe zu heben.“

Automobilzulieferer sind nicht mehr als die meisten anderen Branchen von den Umwälzungen betroffen, die sich überall vollziehen, haben aber eine einzigartige Chance, einen Sprung nach vorne zu tun – indem sie die Technologie einsetzen, die den Markt insgesamt verändert. Viele Führungskräfte betrachten jetzt schon genau, wie ihr Unternehmen in fünf oder zehn Jahren aussehen soll. Andere realisieren gerade erst, dass es nicht länger tragfähig ist, wenn alle isoliert voneinander arbeiten.

Eines ist für Automobilzulieferer sicher: Fahrzeuge werden weiterhin enorme Datenmengen generieren. Und diese Datenflut in Einnahmen und Gewinne für das Unternehmen zu verwandeln, ist die Fähigkeit, die ihnen den zukünftigen Erfolg sichert.

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Forbes.com in der Rubrik BrandVoice SAP veröffentlicht.