Die Zukunft der Unternehmensapplikationen liegt in der Cloud. Viele SAP-Kunden betreiben aber ihr ERP-System noch On-Premises. Wie lassen sich diese beiden Welten verbinden – und wie sieht die Zukunft des ERP in einer hybriden Welt aus? Wir geben Ihnen fünf Tipps für Ihr ERP der Zukunft.
In Sachen ERP befinden wir uns laut Gartner heute in einer postmodernen und – so könnte man ergänzen – postmonolithischen Phase. Unternehmen agieren in einer hybriden Welt, in der sie ihr ERP etwa On-Premises betreiben, zugleich aber auch Cloud-Lösungen wie zum Beispiel Success Factors, Ariba oder analytische Anwendungen der großen Hyper Scaler wie Azure Cloud oder Amazon Web Services nutzen wollen.
Mit ihrer zweigleisigen Strategie streben Organisationen an, in jedem Anwendungsbereich die beste Lösung für ihr Unternehmen – Best-of-Breed – einzusetzen. Und wenngleich die Gründe für das eine oder das andere Deployment-Model vielfältig sind, wollen doch alle Unternehmen gleichermaßen bestmöglich von ihrer hybriden Applikationslandschaft profitieren.
SAP hat deswegen in den vergangenen Jahren mit SAP S/4HANA und der Verankerung der Lösung in der SAP-Gesamtproduktstrategie den Grundstein für eine ERP-Architektur gelegt, die ihren Kunden ein Höchstmaß an Flexibilität beim Einsatz dieser Best-of-Breed-Lösungen erlaubt. Um aus dieser Flexibilität maximalen Nutzen ziehen zu können, ist es hilfreich, die Grundzüge der SAP S/4HANA-Architekturstrategie zu kennen und in der eigenen ERP-Strategie zu berücksichtigen. Fünf Tipps für Ihr ERP der Zukunft:
TIPP 1: Verinnerlichen Sie ein neues ERP-Zielbild
SAP plant das ERP der Zukunft als eine lose gekoppelte, hochintegrierte, modulare Lösung, die es jedem Kunden ermöglicht, phasengerichtet in die Cloud einzusteigen, etwa von SAP ECC im Greenfield-Verfahren auf SAP S/4HANA zu wechseln, zugleich aber nur dezidierte Prozesse mit in die Cloud zu nehmen – um etwa in ausgewählten Geschäftsfeldern besonders agil und innovativ agieren zu können.
TIPP 2: Bestimmen Sie das Tempo in Richtung Cloud
Dank des modularen Aufbaus von SAP S/4HANA können Sie zunächst nur zentrale Hubs, wie Central Finance oder Central Procurement in die Cloud migrieren und weitere Hubs später nachziehen. Auf diese Weise lassen sich Prozesse – etwa bei heterogener Anwendungslandschaft – zentralisieren und vereinheitlichen.
Um die Modularisierung weiter voranzutreiben, baut SAP neue Funktionalitäten stringent auf der Cloud-Plattform der SAP, die nun als SAP Integration Suite und SAP Extension Suite bezeichnet wird, cloud-nativ nach und entwickelt Microservices, die sich als Pay-per-use anschalten und einsetzen lassen (z.B. Alkoholsteuerberechnung mit Excise Tax Management).
TIPP 3: Fokussieren Sie auf Daten – Daten – Daten!
Das Hauptziel von ERP-Systemen ist es, Mitarbeitern tiefe Insights zu liefern, das heißt Entscheidungsgrundlagen auf Basis von Echtzeitdaten zu schaffen, die Sie in die Lage versetzen, ihrem Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Dafür benötigen Sie die richtigen Daten, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort.
Für Sie als Anwender ist es deshalb eminent wichtig, bei der Migration vom klassischen ERP in Richtung SAP S/4HANA präzise zwischen Standardprozessen und differenzierenden Prozessen zu unterscheiden. Die Faustregel lautet: Commodity-Prozesse, durch die sich das Unternehmen kaum von anderen unterscheidet, sollten standardisiert werden (SAP Best Practices). Differenzierende Prozesse – die das Know-how des Unternehmens ausmachen – gehören in kundenindividuelle (Cloud-basierte) SAP Best-of-Breed-Lösungen.
TIPP 4: Setzen Sie auf hocheffiziente Ende-zu-Ende-Geschäftsprozesse
Viele differenzierende Prozesse im Unternehmen durchlaufen über den gesamten Lifecycle hinweg mehrere Lösungen – etwa im Lead-to-Cash oder im Recruit-to-Retire. Richten Sie Ihre Bemühungen dahin aus, diese Prozesse möglichst nahtlos zu gestalten.
SAP unterstützt Sie dabei, indem Sie künftig Geschäftsprozesse Ende-zu-Ende über Produktgrenzen hinweg lizensieren können – Beispiel Recruit-to-Retire: SAP konfiguriert alle benötigten Anwendungen in der Public Cloud, in diesem Fall SAP S/4HANA, Concur, SAP Analytics Cloud für Auswertungen sowie SuccessFactors zu einem vorkonfigurierten, hochstandardisierten End-2-End-Business Process und kümmert sich um das komplette Lifecycle Management wie auch um alle Updates.
TIPP 5: Schaffen Sie die Voraussetzungen für produktives Arbeiten
Medienbrüche, Dateninkonsistenzen, Silostrukturen – all das führt zu Verzögerungen und Fehlern beim Abarbeiten von Workflows. Ihre Mitarbeiter können Prozesse schneller und zuverlässiger bearbeiten, wenn sie sich ihnen produktübergreifend einheitlich darstellen. Das erfordert natürlich die Einführung geeigneter Tools, setzt aber auch eine tiefe Integration der eingesetzten Lösungen voraus, ohne die diese lediglich eine lose Ansammlung von Produkten darstellen. Die SAP spricht in diesem Zusammenhang von den Suite-Qualitäten der ERP-Plattform, wie zum Beispiel:
- Nahtloses Benutzererlebnis durch Vereinheitlichung aller GUIs auf SAP Fiori 3.0.
- Einheitlicher Workflow mit One-Inbox, über die entlang eines Governance Prozesses die Aufgaben und Genehmigungen aller Anwendungen abgerufen und bearbeitet werden können.
- Einheitliches Stammdaten Management, wie es beispielsweise schon für die Domäne Kostenstelle realisiert wurde (z.B. einheitlicher Einkaufsbeleg für Ariba und SAP S/4HANA Procurement).
Fazit: ERP-Wechsel als Chance für Innovation nutzen
SAP S/4HANA bedeutet Transformation. Ansatzpunkte für diesen Übergang gibt es viele – einen Königsweg hingegen eher nicht, weil jeder Kunde eine eigene ERP-Geschichte hat und darüber hinaus eigene Fragestellungen verfolgt: Wie disruptiv soll der Wechsel sein? Wie kompatibel soll das ERP umgestellt werden? Und nicht zuletzt, welche Innovationen im SAP S/4HANA sollen zum Einsatz kommen?
Die jeweilige Antwort wird entscheidend sein, ob Unternehmen sich für einen Brownfield- oder einen Greenfield-Ansatz oder für die Cloud entscheiden. Welchen Mehrwert ein Kunde aus der Lösung zieht, hängt jedoch im Wesentlichen davon ab, ob er die Möglichkeiten, die sich ihm im Zuge eines Wechsels auf SAP S/4HANA eröffnen, als Chance zur Modernisierung und Innovation nutzt.