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Reisezeit: Mehr Bewegungsfreiheit mit dem digitalen COVID-Zertifikat der Europäischen Union

A passenger at the Pleso airport holds a mobile phone with a qr code with a vaccination certificate in his hand on 09 June, 2021. A passenger with a digital Covid passport proves that he received a vaccine against coronavirus (Covid-19)). AFP Denis LOVROVIC

Ein wichtiger Schritt zum unkomplizierten und sicheren Sommerurlaub. Im Auftrag der EU-Kommission hat die SAP gemeinsam mit T-Systems die technische Infrastruktur für das digitale COVID-Zertifikat der Europäischen Union entwickelt. Erfahren Sie in diesem Beitrag mehr über den Zweck und die Funktionsweise des Zertifikats.

Mit dem digitalen COVID-Zertifikat der Europäischen Union wird ein wichtiger Baustein zur Normalisierung der Bewegungsfreiheit in der gesamten EU sowie Norwegen, Island und Liechtenstein gelegt. Entwickelt wurde es auf Vorschlag der EU-Kommission, beschlossen von Europäischem Parlament und den Mitgliedsstaaten. Das Ziel: das Reisen in der EU zu erleichtern.



Ein europaweiter Standard, der das Reisen sicherer macht

Um zu verifizieren, dass Impfzertifikate echt sind, haben SAP und T-Systems im Auftrag der EU-Kommission ein digitale Schnittstelle (Gateway) geschaffen. Über die von der EU-Kommission in Luxemburg gehostete Schnittstelle werden Signaturschlüssel zwischen nationalen Backends ausgetauscht, die bei einer Überprüfung eines Zertifikats abgeglichen werden. Diese technische Infrastruktur ist bereits seit 1. Juni 2021 in Betrieb, nach weniger als zwei Monaten Entwicklung, damit einen Monat vor dem offiziellen Start am 1. Juli 2021.

Das Beispiel zeigt, wie Technologie einen Beitrag hin zu mehr Normalität leisten kann. Sie unterstützt die Mitgliedsstaaten dabei, die Bewegungsfreiheit wieder herzustellen und diese sicher, verantwortungs- und vertrauensvoll zu gestalten.

Neben dem Gateway haben SAP und T-Systems auch Referenzsoftware und Apps entwickelt, welche den Mitgliedsländern von EU-Kommission zur Verfügung gestellt werden. Sie sind als Open Source auf GitHub öffentlich und der Quelltext transparent allen zugänglich. Durch diesen Ansatz können Öffentlichkeit und Experten die Funktionsweise der App einsehen, überprüfen und darüber hinaus durch Verbesserungsvorschläge aktiv zum Erfolg beitragen.

Wie funktioniert das digitale COVID-19-Zertifikat der EU?

Mit dem COVID-Zertifikat der EU können Reisende per QR-Code nachweisen, dass sie entweder genesen, geimpft oder negativ getestet wurden. Der QR-Code kann digital auf dem Smartphone oder auf Papier mitgeführt werden und wird in allen EU-Staaten anerkannt.

Ebenfalls gültig ist das Zertifikat in Norwegen, Island, Liechtenstein und in Zukunft auch der Schweiz. Es ersetzt jedoch weder Reisepass noch Personalausweis.

Flughäfen, Behörden, Hotels oder Veranstalter können mit einer entsprechenden Prüf-App EU-weit den Status einer Person schnell und einfach überprüfen. Hierzu scannen sie den QR-Code. Springt die Anzeige auf Grün, ist das Impfzertifikat echt.

Wie werden Datenschutz und -sicherheit gewährleistet?

Die hohen Standards der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) schützen in der EU Datenschutz und -sicherheit. Dies hatte bei der Entwicklung höchste Priorität.

Durch die dezentrale Datenspeicherung wird Datenmissbrauch verhindert. Durch sie werden die verschlüsselten Daten nicht auf einem zentralen Server zusammengeführt, sondern ausschließlich lokal im generierten QR-Code auf dem Smartphone in einer Wallet-App oder ausgedruckt auf Papier abgelegt. Wird ein QR-Code ausgelesen, werden keine personenbezogenen Daten ausgetauscht oder gespeichert. Das ermöglicht auch eine Überprüfung ohne Internetverbindung.

Wie in der DSGVO vorgeschrieben, hat die Datenminimierung auch beim europäischen COVID-Zertifikat höchste Priorität. Hinterlegt werden lediglich notwendige Informationen wie Name, Geburts- und Ausstellungsdatum sowie Details zum Impfstoff und dem Impfzeitpunkt. Die digitale Schnittstelle überprüft zur Verifizierung der Echtheit eines Impfzertifikats ausschließlich die Gültigkeit der nationalen Signaturen – überträgt jedoch keine Daten

3 Fragen an Johannes Bahrke, Koordinierender Sprecher für digitale Wirtschaft, Forschung und Innovation bei der EU-Kommission

F: Das digitale COVID-Zertifikat der EU wurde in einem sehr kurzen Zeitraum entwickelt und eingeführt. Was waren die Schlüsselfaktoren, um dies zu erreichen?

A: Der entscheidende Erfolgsfaktor für das digitale COVID-Zertifikat der EU liegt im Engagement und in der guten Zusammenarbeit aller Akteure. Es war von Anfang an klar: Wenn wir das COVID-Zertifikat bis zum Sommer haben wollen, müssen wir schnell handeln. Erste Diskussionen zwischen den Beamten der EU-Länder fanden bereits im November statt, noch bevor die Impfungen begannen. Im März legte die Kommission ihren Gesetzesvorschlag vor, um das Zertifikat zu einem Recht für alle Europäer zu machen. Denn die Freizügigkeit ist eine grundlegende Errungenschaft der EU.

Das Europäische Parlament und die Mitgliedsstaaten haben den Gesetzestext in Rekordzeit verabschiedet, parallel dazu begann die technische Arbeit: am Gateway, an Referenz-Apps und an technischen Spezifikationen. Hier war es sicher hilfreich, dass die Kollegen von SAP und T-Systems, von der Kommission und den nationalen Ministerien, auf ihre gemeinsamen Erfahrungen aus dem Aufbau des Gateways für Tracing-Apps aufbauen konnten. Parallel dazu rollten die EU-Länder ihre eigenen nationalen Systeme und Apps für das Zertifikat aus. Einen Monat vor der gesetzlichen Frist ging das Gateway live. 21 Länder haben den Termin 1. Juli vorweggenommen und mehr als 200 Millionen EU-Zertifikate vor dem Stichtag generiert – wirklich bemerkenswert!

Schließlich ist das EU-Zertifikat mehr als nur ein QR-Code auf den Handys der Menschen: Es ist ein bisschen wie der Euro, ein greifbares Ergebnis von Europa in den Taschen der Menschen; es geht um die Wiedererlangung von Freiheit, um Sicherheit, eine digitale Vorreiterrolle und um den Nachweis eines EU-Mehrwerts. 

Welche Rolle spielen digitale Technologien für das Management zukünftiger Pandemien?

Digitale Technologien spielten bei dieser Pandemie eine grundlegende Rolle. Natürlich ist Technologie der Schlüssel zum Lernen, Arbeiten und in Kontakt bleiben. Deshalb ist es wichtig, dass unsere Verbindungen stabil und sicher sind. Mehr Menschen gingen online einkaufen, daher ist es wichtig, dass sie vor Betrug und illegalen Inhalten geschützt sind.

Die Pandemie hat aber auch gezeigt, wie digitale Technologien neue Funktionen mit konkretem Mehrwert für die Bürger bieten können: ob es sich um Apps zur Nachverfolgung von Infektionen handelt, die in der gesamten EU über ein Gateway verbunden sind, oder um das digitale COVID-Zertifikat der EU, das den Europäern einen einfachen und sicheren Nachweis ihres COVID-Gesundheitsstatus bietet und gleichzeitig wichtige EU-Werte wie Datenschutz und Inklusion respektiert.

Behörden könnten die Verbreitung und die Auswirkungen von Maßnahmen durch zusammengeführte und anonymisierte Mobilfunkdaten modellieren. Forscher setzten Supercomputer ein, um digitale Modelle der Proteine des Virus zu vergleichen und sie mit einer Datenbank vorhandener Medikamente abzugleichen. Oder wir könnten an Desinfektionsroboter denken, von denen die Kommission mehr als 200 an europäische Krankenhäuser liefert. Schließlich könnten wir bei der Beschleunigung der Digitalisierung während dieser Pandemie an den Kampf gegen Desinformation oder einen Anstieg von Cyberangriffen denkenHerausforderungen für unsere Gesellschaften, die besondere Aufmerksamkeit und eine robuste Reaktion erfordern.

Wie hat die COVID-19-Pandemie die Digitalisierungsstrategie der EU beeinflusst?

Die Europäische Kommission unter Präsidentin Ursula von der Leyen hat die gemeinsame grüne und digitale Transformation einer Kernpriorität gemacht. Denken Sie an die Regulierung großer Online-Plattformen, den allerersten Rechtsrahmen für künstliche Intelligenz, eine digitale Identität für alle Europäer, einen Binnenmarkt für Daten und die Widerstandsfähigkeit gegen Cyberangriffe – allesamt wichtige digitale Prioritäten. Aber es stimmt, dass die Pandemie als Katalysator diente.

Sie hat deutlich gemacht, wie wichtig digitale Technologien und Fähigkeiten sind, um zu arbeiten, zu studieren und in Kontakt zu bleiben – und sie hat gezeigt, wo Europa sich verbessern muss. Wir sprechen von „Europas digitalem Jahrzehnt“, um zu verdeutlichen, dass jetzt der Zeitpunkt für notwendige Investitionen ist, um den digitalen Wandel zu vollziehen: in die Infrastruktur, in digitale Fähigkeiten, in die digitale Transformation von Unternehmen und öffentlichen Verwaltungen. Wir haben konkrete Ziele formuliert, die wir bis 2030 erreichen wollen. Und mit NextGenerationEU, dem 750-Milliarden-Euro-Konjunkturprogramm der EU, haben wir auch die finanziellen Mittel: Jedes EU-Land muss mindestens 20 Prozent der Mittel in die Digitalisierung investieren. So wie digitale Technologien für die Aufrechterhaltung des wirtschaftlichen und sozialen Lebens während der gesamten Pandemie entscheidend waren, werden sie jetzt der Schlüsselfaktor für einen erfolgreichen Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft nach der Pandemie sein.



Bildrechte: 

© European Union, 2017 (Etienne Ansotte)

© European Union, 2021 (Denis Lovrovic)

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