Mit der Übernahme eines neues Werks in Österreich erweiterte Ritter Sport sein Repertoire.  Das zugekaufte Werk wurde mittels eines Carve-in in das bereits bestehende SAP-System der Schwaben integriert.

Der namhafte Schokoladenhersteller Alfred Ritter GmbH & Co. KG aus Waldenbuch (Baden-Württemberg) hat das frühere Mars-Werk im österreichischen Breitenbrunn übernommen. Das Traditionsunternehmen hat dabei von Mars Austria nicht nur das Produktionswerk in der Seegemeinde erworben. Es wurde auch die die bekannte Marke Amicelli (Waffelröllchen mit cremiger Haselnussfüllung) samt den dazugehörigen Maschinen und rund 70 Mitarbeiter übernommen. Dazu galt es, die neue Ritter-Sparte im Rahmen eines Carve-in sauber und geräuschlos in das bestehende SAP-System von Ritter zu integrieren.

Mit Hilfe von cbs Corporate Business Solutions haben die Schwaben ein komplett neues IT-System für das neue Werk aufgebaut und dann innerhalb von nur drei Monaten erfolgreich in ihre globale ERP-Landschaft eingegliedert. Der Go-Live verlief dabei völlig reibungslos – trotz der vielfältigen Einschränkungen durch die Pandemie. Die Produktion konnte zeitnah wieder anlaufen. Neben den Amicelli-Röllchen werden in Breitenbrunn inzwischen auch klassische Firmenprodukte wie Ritter Sport Rum Schokolade hergestellt. Dazu hat das Unternehmen sogar eigens Anlagen vom Stammsitz des Familienbetriebs in Baden-Württemberg ins ferne Burgenland verlagert.

Ritter Sport akquiriert in Österreich

Mit der Gründung der Schokoladenfabrik von Alfred Eugen Ritter und Clara Ritter wurde 1912 in Stuttgart-Bad Cannstatt der Grundstein für die einzigartige Ritter Sport-Geschichte gelegt. 20 Jahre später gebar Clara Ritter die Idee, eine quadratische Schokoladentafel zu produzieren, die in jede Sportjacket-Tasche passt. Der Slogan „Quadratisch. Praktisch. Gut.“ wurde zum Evergreen. Die Schokolade im Quadrat wird mittlerweile in mehr als 100 Ländern genossen und ist somit ein absoluter Welterfolg. Heute erzielt das Unternehmen mit 1.650 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von 470 Mio. Euro. Ritter Sport befindet sich mit dem Stammwerk im schwäbischen Waldenbuch, südlich von Stuttgart, in einem Naturschutzgebiet. Dort ist betriebstechnisch keine weitere Ausdehnung möglich, Erweiterungsflächen stehen nicht zur Verfügung.

Das war für das berühmte Familienunternehmen ein Problem, denn der Schokoladenhersteller ist erfolgreich und möchte gerne weiterwachsen. Daher waren die Verantwortlichen schon einige Zeit unterwegs im Markt auf der Suche nach einer möglichen Akquisition. Plötzlich bot sich in Österreich eine Chance an. Konkurrent Mars Austria beschloss im Oktober 2019, das seit 1973 in Breitenbrunn bestehende Schoko-Werk zu schließen. Ritter Sport zögerte nicht lange und griff zu. „Für uns war das natürlich ein Gewinn, weil wir so relativ schnell neue Produktionslinien in einem intakten Umfeld aufbauen konnten“, erklärt Asmus Wolff, Geschäftsführer Supply Chain und verantwortlich für die IT bei Ritter.

Dass die Wahl dabei auf Österreich fiel, freut einige Verantwortliche bei Ritter besonders. Denn: Österreich war bereits 1983 die erste Auslandstochter. Nun steht in der Alpenrepublik auch der erste Produktionsstandort von Ritter Sport außerhalb Deutschlands.

Neue ERP-Plattform in nur sechs Wochen

Dazu galt es, das zugekaufte Werk im Rahmen eines Carve-in sauber und geräuschlos in das bestehende SAP-System von Ritter Sport zu integrieren. Mit Hilfe von cbs Corporate Business Solutions haben die Schwaben ein komplett neues IT-System für das Werk Breitenbrunn aufgebaut. Dieses haben sie innerhalb von nur drei Monaten erfolgreich in ihre globale ERP-Landschaft eingegliedert. Eine wesentliche Herausforderung solcher Transaktionen besteht darin, die komplexen Vorgänge eines Carve-in in möglichst kurzer Zeit, effektiv und mit hoher Qualität zu realisieren. Dazu der Geschäftsführer: „Wir hatten einen extrem anspruchsvollen Zeitrahmen, wir haben für die gesamte Inbetriebnahme der Produktion nur sechs Wochen gehabt, und innerhalb dieser sechs Wochen mussten wir das Werk einmal komplett zerlegen und wieder neu aufbauen.“

Es gab keine Infrastruktur mehr, alles musste neu installiert werden. Und natürlich ging es für die Verantwortlichen auch darum, komplett neue Prozesse in einem anderen Land aufzusetzen. Dazu galt es, eine umfassende Prozessanalyse zu machen. Ritter blieben sechs Wochen für die Planung und sechs Wochen für die Installation.

Zeitdruck, damit die Regale gefüllt bleiben

Eile war auch geboten, weil die Marke Amicelli in der Region Deutschland, Österreich, Schweiz sowie auch in den Niederlanden beliebt und weit verbreitet ist. Und die letzte Charge der Röllchen wurde schon im September von Mars produziert. Die Planbarkeit des Konsums von Süßwaren ist schwierig, auch und gerade dann, wenn Promotionen im Handel laufen. Ziel war es daher, möglichst rechtzeitig wieder am Markt zu sein, so dass am Supermarkt-Regal kein Loch aufreißt.

Deshalb war der 15. Januar ein harter Go-Live-Termin, der alternativlos war. „Das hat hervorragend geklappt. Als unsere IT-Basis stand, war ich sehr froh, dass wir mit den weiteren Vorbereitungen loslegen durften“, erklärt Wolff. So konnte Ritter Sport die Amicelli-Produktion zeitnah anfahren und gleichzeitig die letzten beiden Januarwochen noch gut dazu nutzen, um Rohmaterialien für die Produktion zu bestellen, Lagerbestände aufzubauen, Transporte zu buchen und Qualitätsfreigaben vorzunehmen etc. Ende Januar wurden bereits die ersten Amicelli-Kartons an den Handel ausgeliefert.

Digitale Transformation in der Ritter-Zentrale

IT-Geschäftsführer Wolff erklärt: „Beim Aufbau des Systems wollten wir sehr nah am SAP-Standard sein und nah an der künftigen SAP-S/4HANA-Realität, denn in der Firmenzentrale in Waldenbuch werden wir unser ERP Core System demnächst auf SAP S/4HANA umstellen. Das war eine Herausforderung, weil wir hier schon in die Zukunft denken mussten.“

Gleichzeitig gelang es, verschiedene Optimierungen in SAP vorzunehmen. So wurde in Breitenbrunn ein separater Abrechnungskreis mit eigenständigem Controlling aufgebaut. Ritter verfügt so über optimierte Steuerungsgrößen und der Bereich Finance kann diese besser aus dem System ableiten. Im Logistikbereich hat Ritter Sport auf Handling Units umgestellt. Dies verbessert die Transportabwicklung und die Nachverfolgung der Sendungen. Beim Thema Qualitätsprüfungen schaffte es Ritter, einen veralteten proprietären Prozess durch eine moderne Lösung zu ersetzen.

Zukunftssicher dank integrierter Prozess

„Die Zusammenarbeit zwischen cbs und Ritter hat hervorragend funktioniert, obwohl die meisten Prozess-Workshops wegen der Pandemie durchgehend virtuell stattfanden“, lobt IT-Entscheider Wolff. Reisen war während des Projektes kaum möglich. „Das war in der ersten Planungs- und Kennenlernphase nicht so ganz einfach, aber wir haben es gut gemeistert.“ Das Fazit der Verantwortlichen fällt positiv aus. „Wir sind sehr zufrieden. cbs hat uns in vielen komplexen Fragen mit seinem SAP-Know-how optimal unterstützt. Ritter profitiert von integrierten End-2-End-Prozessen, die einwandfrei funktionieren. Das Transformations-Projekt war durchweg erfolgreich: in time, in quality, in budget!“


Autor: Andreas Weber ist Senior Manager im Bereich Management Consulting bei cbs

Bildquelle: Ritter Sport