Die SAP hat sich zur Klimaneutralität entlang ihrer Wertschöpfungskette bis 2030 verpflichtet, einhergehend mit dem 1,5-Grad-Ziel – 20 Jahre früher, als ursprünglich vorgesehen.

Ist das zu gewagt? Ich glaube nicht. Die letzte UN-Klimakonferenz (COP26) in Glasgow und das dabei beschlossene Klimaschutzabkommen waren ein starkes Signal an Länder und Unternehmen, sich ehrgeizigere Ziele zu setzen, um weitere bleibende Schäden durch den Klimawandel zu verhindern. Angesichts der klimatischen und der sozialen Krise, die der Welt drohen, muss die SAP ihre Ziele so hoch wie möglich stecken, und den Mut haben, zu handeln. So wird sie ihrem Motto gerecht, die Abläufe der weltweiten Wirtschaft und das Leben der Menschen zu verbessern.

Vor mehr als einem Jahrzehnt hat die SAP ihre Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen, mit der Absicht, positiven Einfluss auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft auszuüben. In diesen Jahren hat das Unternehmen die Vorteile, aber auch die Herausforderungen kennengelernt, die eine zusätzliche Betrachtung der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Aspekte mit sich bringt, wenn es seinen Unternehmenserfolg als ganzheitliche Zielerreichung steuert und misst. Dabei hat sich gezeigt, dass der Schlüssel für die Dekarbonisierung darin liegt, sich ehrgeizige und messbare Ziele zu setzen, diese zu überwachen und gleichzeitig digitale Lösungen zu nutzen.

Noch entschlossener für die Klimaneutralität einzutreten ist deshalb einer der Eckpfeiler, wenn es darum geht, den ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz der SAP umzusetzen. Dieser beinhaltet Klimaschutzmaßnahmen, Kreislaufwirtschaft, soziale Verantwortung, ganzheitliche Steuerung und Berichterstattung sowie die vielen Bereiche der gegenseitigen Vernetzung.

Der 2021 veröffentlichte Sechste Sachstandbericht des als Weltklimarat bekannten Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) sowie die aktive Rolle der SAP bei COP26 haben für ein besseres Verständnis der wissenschaftlichen Seite, der Rolle der Unternehmen und des Einflusses der SAP gesorgt. Mit zunehmender Dringlichkeit erkennt das Unternehmen zwar seine Pflicht, die Umgestaltung hin zu einer nachhaltigen Zukunft voranzutreiben, aber gleichzeitig sieht es auch die damit verbundenen Chancen.

Aufbauend auf ihrer Rolle als Global Player, gab die SAP nun die Einführung von SAP Cloud for Sustainable Enterprises bekannt. Das Lösungspaket bietet Funktionen für ganzheitliches Nachhaltigkeitsmanagement, die schnell und einfach genutzt werden können. Zudem verpflichtet die SAP sich dazu, bereits 2030 klimaneutral zu sein, und nicht erst wie ursprünglich geplant 2050, indem sie ihre Klimaziele in Einklang mit dem Pariser Klimaschutzabkommen 20 Jahre früher erreichen möchten.

Was bedeutet Klimaneutralität?

Klimaneutralität bezeichnet einen Zustand, in dem die in die Atmosphäre ausgestoßenen Treibhausgase wieder von dort entfernt und somit ausgeglichen werden. In den letzten Jahren hat sie beträchtlich an Fahrt gewonnen: Während sich 2019 noch 16 Prozent der Unternehmen weltweit zu Klimaneutralität bis 2050 verpflichtet hatten, stieg deren Anteil kürzlich auf fast 80 Prozent. Mit immer neuen Definitionen von Klimaneutralität und der entsprechenden Methoden, diese zu erreichen, wuchsen auch Kritik und Skepsis.

Im Vorfeld von COP26, hat die Science Based Targets Initiative (SBTi) ihren Klimaneutralitätsstandard veröffentlicht. Dieser soll Unternehmen helfen, wissenschaftlich fundierte Emissionsreduktionsziele festzulegen. Außerdem ermöglicht er eine glaubwürdige und unabhängige Bewertung der Netto-Null-Ziele von Unternehmen. So können sie ihre kurz- und langfristigen Klimaschutzmaßnahmen anpassen, um die globale Erderwärmung auf 1,5°C zu begrenzen.

Ausgehend von ihrem 2009 begonnenen Projekt zur Eindämmung von CO2-Emissionen, wurde die SAP Mitglied der SBTi und 2017 das erste deutsche Unternehmen mit einem wissenschaftlich untermauerten CO2-Reduktionsziel bis 2050. 2019 intensivierte die SAP ihre Anstrengungen noch und übernahm ein wissenschaftlich basiertes Ziel zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen auf 1,5°C.

Auf seinem Weg zur Klimaneutralität lautet das nächste Zwischenziel des Unternehmens 2023. Bis dahin beabsichtigt die SAP, im eigenen Geschäftsbetrieb klimaneutral zu sein – zwei Jahre früher als ursprünglich geplant. Dazu gehören alle direkten (Scope1), indirekten (Scope 2) und ausgewählten (Scope 3) Kategorien von CO2-Emissionen in der Wertschöpfungskette, beispielsweise Geschäftsflüge, Pendlerverhalten der Mitarbeitenden und externe Rechenzentren (mit Partnern gemeinsam betrieben oder Hyperscaler).

Das Dekarbonisierungspotenzial kann erheblich erhöht werden, wenn die SAP ihre Bemühungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette noch weiter verstärkt. 2020 beliefen sich die CO2-Emissionen der SAP auf 12.300 Kilotonnen entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette (einschließlich vor- und nachgelagerten Emissionen), verglichen mit 135 Kilotonnen für den eigenen Geschäftsbetrieb.

Die gesamte Wertschöpfungskette im Blick

Am wichtigsten wird für die SAP dabei die Verringerung der Emissionen aus der Nutzung ihrer verkauften Produkte sein, gefolgt von den von ihr erworbenen Waren und Dienstleistungen. Das Unternehmen legt den Schwerpunkt auf die folgenden Schlüsselbereiche:

  • Schnellerer Wechsel von On-Premise-Kunden in die Cloud
  • Verpflichtung zur Klimaneutralität und CO2-neutrale Lieferung von Produkten und Dienstleistungen durch Ausbau der Zusammenarbeit mit wichtigen Lieferanten
  • Nutzung erstklassiger Rechenzentren (SAP-eigene, mit Partnern gemeinsam betriebene oder Hyperscaler) mit nachhaltiger Programmierung und einem CO2-Fußabdruckrechner für die Cloud für unsere gesamte SAP-Cloud-Lösungspalette
  • Mehr Direktinvestitionen in Strom aus erneuerbaren Energiequellen sowie in Nachhaltigkeits- und Technologiefonds, um verbleibende CO2-Emissionen zu neutralisieren

Der nächste Schritt ist eine externe Validierung durch die SBTi. Die SAP ist dabei, ein unternehmensübergreifendes Programm mit Experten aus verschiedenen Geschäftsbereichen einzurichten, um sich auf ihren Wandel zum klimaneutralen Unternehmen vorzubereiten. Die Fortschritte, die das Unternehmen dabei erzielt, wird es auch weiterhin offenlegen, beispielsweise in seinem jährlichen Integrierten Bericht.

Dabei muss es keineswegs bei Null beginnen, sondern kann an seine zahlreichen Errungenschaften anknüpfen. Gleichzeitig betritt es in einigen Bereichen aber auch Neuland. Bis 2030 bleiben der SAP nur noch neun Jahre. Die Herausforderung wird noch größer, je mehr sie die vor- und nachgelagerten Prozesse ihrer Wertschöpfungskette mit einbezieht. Durch eine Ankopplung ihrer weiteren Schwerpunktbereiche für Nachhaltigkeit wird sie sich sowohl Synergien als auch zusätzlichen Komplexitäten gegenübersehen. Darunter fallen beispielsweise eine ganzheitliche Steuerung und Berichterstattung, die Kreislaufwirtschaft und die soziale Verantwortung auf Grundlage der Achtung der Menschenrechte.

Doch das beratende externe Nachhaltigkeitsgremium hat der SAP bestätigt, dass das Unternehmen auf dem richtigen Weg ist. Ihre Verpflichtung zur Klimaneutralität ist eine von vielen Maßnahmen, die die SAP ergreift. Es müssen alle zusammenarbeiten, um wirksame Ergebnisse für Mensch und Umwelt zu erzielen und nachhaltig und profitabel zu wirtschaften.

Luka Mucic, Finanzvorstand der SAP SE und Sponsor für Nachhaltigkeit des SAP-Vorstands, sagte zum Abschluss des Sustainable Innovation Forum bei COP26: „Wir müssen die Weltwirtschaft neu gestalten. Nur so können wir die globale Erderwärmung auf 1,5°C begrenzen. Nachhaltigkeit muss fester Bestandteil unserer Geschäftspraktiken werden. Nur wenn die Geschäftsstrategie selbst nachhaltig ist und Nachhaltigkeit alle Aspekte eines Unternehmens durchzieht, wird es uns gelingen, die negativen Folgen abzumildern und regenerative Systeme zu schaffen.“


Daniel Schmid ist Chief Sustainability Officer der SAP SE.