Fast solange es Menschen gibt, existieren auch verschiedene Formen des Handels. Diese haben sich stets weiterentwickelt. Die Geschichte zeigt uns, Menschen haben schon immer Handel in ihrem sozialen Umfeld und in sozialer Interaktion betrieben. Das was heute „Social Commerce“ genannt wird, war schon immer Teil unseres Miteinander: Teilen und Tauschen, Verkaufen und Konsumieren.
Schon 3000 v.Chr. gab es in Mesopotamien erste Währungen, 800 v. Chr. entstanden im antiken Griechenland in den Stadtzentren Märkte, auf denen Händler an Konsumenten Waren verkauften. 1498 dann soll Aldus Manutius in Venedig einen der ersten Produktkataloge erstellt haben, er druckte einen Katalog seiner von ihm gemalten Bilder.
Die Geschichte zeigt ebenso, dass uns schon früh nicht nur der lokale stationäre Handel interessierte. Der walisische Unternehmer Pryce-Jones startete 1861 den ersten modernen Versandhandel. Er nutzte das entstehende Eisenbahnnetz, um Waren an seine Kunden im ganzen Land zu bringen, die zuvor seine Angebote via Katalog sich ausgesucht und per Post bestellt hatten.
In den 1970er Jahren wurde dann das Konzept des Televerkaufs (auch Telemarketing) populär – eine Erweiterung unserer Möglichkeiten, Produkte von weit her zu bestellen und zu beschaffen. Heute ist unsere Welt global vernetzt. Durch die Entwicklung und den Einsatz von digitalen Technologien können wir nun per Mausklick auf eine Fülle von Produkten und Dienstleistungen zugreifen, von jedem Ort der Welt aus und zu jeder Tageszeit. Die Basis für Social Commerce war damit gelegt.
Was ist Social Commerce? Eine Definition
Social Commerce ist die Nutzung einer Community in den sozialen Netzwerken zur Förderung von E-Commerce-Handel, und es ist ein riesiger Markt: Prognosen sprechen davon, dass 2027 Social Commerce einen Umsatz von 604 Milliarden Dollar erreicht haben wird. Apps wie beispielsweise Facebook, Instagram und Pinterest verfügen über spezielle „Jetzt kaufen“-Buttons und auch Live-Streams von Influencern führen dazu, dass bestimmte E-Commerce-Produkte stark nachgefragt werden. Social Commerce wurde für kleinere Marken zu einem Paradigmenwechsel, der es ihnen ermöglichte, auch auf stark frequentierten Märkten zu konkurrieren. Jetzt springen zudem große Einzelhändler auf den Zug auf. Walmart zum Beispiel verkauft seit 2021 seine Produkte auch über Influencer direkt auf TikTok.
Social Commerce ist besonders seit 2020 enorm gewachsen, ein Treiber dafür war sicher auch die Covid-19-Pandemie. Wurde der globale Markt für Social Commerce 2020 auf 89,4 Milliarden US-Dollar geschätzt, wird er bis 2027 voraussichtlich eine Größe von 604,5 Milliarden US-Dollar erreichen, mit einer im Analysezeitraum 2020 bis 2027 durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 31,4 Prozent.
Eine kurze Geschichte des Social Commerce
1997 wurde mit Six Degrees die erste Social-Media-Plattform vorgestellt, die es ihren Nutzern ermöglichte, ein Online-Profil zu erstellen und sich mit anderen Nutzern der Plattform zu verbinden. Viele Marketingexperten hielten dies zunächst für eine Modeerscheinung. Doch mit der zunehmenden Nutzung des Internets und digitaler Technologien wurde eine immer größere Vielfalt an Online-Plattformen zur Informationsbeschaffung und -weitergabe genutzt. Animiert durch die wachsende Dynamik und die veränderten Verbraucherverhalten und -erwartungen, führte Facebook 2011 gesponserte Geschichten als Werbeform ein. Für Händler öffnete dies die Tür zu einer Fülle von Daten über das Verkaufsverhalten ihrer Kunden. Doch aus Anbietersicht führte es aber auch zu viel mehr Wettbewerb, in dem man sich durchsetzen musste.
Aus Sicht der Kunden bot Social Commerce mehr Möglichkeiten zum Teilen, Tauschen und Konsumieren. Wir akzeptieren beim Online-Shopping selten den ersten angezeigten Preis. Ein paar Suchanfragen oder Checks auf einer Vergleichsseite, und schon kann man beim günstigsten Preis für das gesuchte Produkt das Kästchen „Jetzt kaufen“ anklicken.
Die Macht der Kundenrezensionen als eine Folge
Ein kürzlich veröffentlichter Bericht zeigt, etwa 86 Prozent der Konsumenten betrachten Produktbewertungen als einen wesentlichen Aspekt bei ihrer Recherche und der Auswahl von Produkten. Soziale Medien sind ausgezeichnete Plattformen für den Austausch solcher Informationen, was den Vermarktern die Möglichkeit des Social Proofing bietet. Im Wesentlichen definiert Social Proofing die Neigung von uns, sich an den Handlungen und Empfehlungen anderer zu orientieren. Beim Kauf eines Produkts oder einer Dienstleistung erweist sich dieses Verhalten als ein sehr wertvolles Instrument für jene Kunden, die Zugang zu einer Vielzahl von Informationen haben und nur wenig suchen müssen. Ob Freunde und Familie den Eintrag über ein Produkt teilen, ob man die Kommentare anderer Plattformnutzer liest – alles spielt eine Rolle im Sales Funnel. Likes und Kommentare verstärken das Engagement von potenziellen Kunden auf diesem Weg – oder lenken ab. Der Sales Funnel ist ein verbraucherorientiertes Marketingmodell, das die Customer Journey zum Kauf einer Ware oder Dienstleistung veranschaulicht.
Ganz gleich, ob kleines Start-up oder globales Unternehmen, soziale Medien sind ein wichtiger Bestandteil jeder Verkaufsstrategie geworden – sowohl durch Social Media Marketing als auch durch Social Commerce. Die Welt des Social Commerce verändert sich rasend schnell. Konsumenten nutzen die sozialen Plattformen nicht nur für Recherchen, sondern auch für Transaktionen. Sie tätigen mit ein paar Klicks einen Kauf, während sie sich beim Scrollen durch die neuesten Nachrichten von Freunden oder Influencern, denen sie folgen, informieren.
Was ist der Unterschied zwischen Social Media Marketing und Social Commerce?
Social Media Marketing wird von Anbietern genutzt, um Besucher auf ihre Websites zu lenken. Sie posten Anzeigen, in denen sie ihre Produkte und/oder Dienstleistungen vorstellen. Social Commerce ermöglicht es Verbrauchern, Produkte und Dienstleistungen von Anbietern direkt auf deren Social-Commerce-Plattformen zu kaufen. Mit Social Commerce kann das gesamte Online-Einkaufserlebnis für Kunden auf einer Social-Media-Seite stattfinden, ohne dass diese verlassen werden muss.
E-Commerce der Zukunft: Ein Ausblick
Mit der rasanten Entwicklung des Kundenverhaltens durch E-Commerce und Social Commerce entsteht eine Fülle von Daten über Kunden und dadurch auch neue Möglichkeiten für Unternehmen, noch mehr über ihre bestehenden und potenziellen Zielgruppen zu erfahren.