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IRES hilft der Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co die Messdaten sämtlicher Brunnen, Speicher und Anlagen in Wissen zu verwandeln – das sie dann für ein nachhaltiges Energie- und Ressourcenmanagement nutzt. Wie IRES funktioniert – und warum es auf fast jede andere Industrie übertragbar ist.

Wer sich noch nie näher mit dem Thema beschäftigt hat könnte die Herstellung von Mineralwasser für eine profane Angelegenheit halten: Man pumpt es aus einem Brunnen nach oben und füllt es maschinell in Flaschen – mit oder ohne Kohlensäure.

Doch so einfach ist die Sache längst nicht, das macht ein Blick in die Produktion der Gerolsteiner Brunnen GmbH & Co. KG sehr schnell deutlich. Das Unternehmen aus der Eifel (Rheinland-Pfalz) ist Weltmarktführer bei den kohlesäurehaltigen Mineralwässern und verkauft seine Produkte in über 30 Ländern.

Um die dafür benötigten mehr als acht Millionen Hektoliter abzufüllen, betreibt man drei Mineralwasserzentralen mit 26 Pumpen. Gerolsteiner hat das Selbstverständnis, immer lieferfähig zu sein – und wirbt auch damit. Trotzdem kann der Getränkehersteller nicht einfach so viel fördern wie irgend möglich, weil die Brunnen dadurch Schaden nehmen würden. Deshalb kommt es darauf an, die verfügbaren Mengen und Ressourcen effizient aufeinander abzustimmen. Wichtig dabei: Pro abzufüllender Flasche wird mehr Wasser benötigt als hineinpasst, weil bei der Produktion Verluste entstehen – und weil eine Abfüllanlage zwischendurch gespült werden muss.

Entscheidend für Energieeffizienz ist die Verbindung aus Datenmanagement, Datenanalyse und Prognostik

Bis vor circa zwei Jahren erfasste Gerolsteiner diese und weitere Werte mithilfe von Excel-Tabellen – und erstellte auch seine Absatz- und Produktionspläne auf dieser Grundlage. Dabei ist es vor allem wichtig, zu wissen, was schon gefördert wurde – und was noch gefördert werden kann. Um dann zu entscheiden, wieviel Wasser man auf welcher Anlage abfüllt. Wenn aber an einem Tag die Sonne viel länger scheint als erwartet, die Menschen dehalb mehr Durst haben und mehr Wasser kaufen wollen, dann schicken große Retailer schon mal 17 Sattelschlepper zusätzlich vorbei. In einem solchen Fall lässt sich die Planung mit Excel nicht mehr bewältigen.

Glücklicherweise ist das mittlerweile auch nicht mehr nötig. Denn seit etwa zwei Jahren plant Gerolsteiner mit IRES. Die „Intelligent Resource Efficiency Solution“, eine Anwendung für intelligente Energie- und Ressourcenplanung, wurde vom SAP-Partner INTENSE AG, ein mittelständisches Software- und Beratungshaus mit dem Schwerpunkt Energiewirtschaft und Energieeffizienz, entwickelt und basiert auf der SAP Business Technology Platform (BTP). Sie verbindet Datenmanagement und -analyse sowie Prognostik miteinander und ist in unzählige andere Anwendungen integrierbar.

Mit Hilfe von IRES können die Verantwortlichen bei Gerolsteiner jetzt kurzfristig zwischen den 14 Abfülllinien mit ihren 125 Produkten jonglieren, später geplante Chargen vorziehen oder andere hinten anstellen. Dabei geht es nicht nur darum, aktuell möglichst effizient zu agieren, sondern auch zukünftige Ressourcen zuverlässig zu planen.

IRES kann Energiedaten produktscharf pro Maschine in Echtzeit ermitteln

Eigentlich ist der Gerolsteiner-Case keineswegs typisch für IRES. Die Lösung für Ressourceneffizienz wurde ursprünglich – vor etwa vier Jahren – zur Senkung des Stromverbrauchs von Anlagen erdacht. „Als wir mit den ersten Pilotkunden Daten sammelten, standen wir dazu teilweise – sinnbildlich gesprochen – knöcheltief im Schmieröl, um Sensoren zu installieren“, so Michael Heinze, Vorstand bei INTENSE. „Bis dahin hatten die meisten Unternehmen schlicht keine Daten über ihren Energieverbrauch erhoben.“

Dieser Verbrauch, so Heinze, hängt von sehr vielen Faktoren ab – und kann im Grunde nur in Kombination mit weiteren Produktionsdaten zuverlässig berechnet werden. Bei einer Spritzgussmaschine zum Beispiel, die aus Granulat Legosteine fabriziert, lässt sich der Energiebedarf pro Stunde in Relation zum Produktionsausstoß messen. Eine sichere Prognose erlaubt diese Berechnung allein aber deshalb nicht, weil der Energieverbrauch auch von der Feuchtigkeit des eingesetzten Granulats abhängt – und die schwankt.

Michael Heinze: „Mit Hilfe von IRES können wir solche Einflussfaktoren einkalkulieren und Energiedaten produktscharf pro Maschine in Echtzeit ermitteln und planen. Dadurch lässt sich zuverlässig angeben, wie energieeffizient die Herstellung eines Produkts auf einer bestimmten Maschine ist.“

Bei Gerolsteiner ist die Anwendung seit circa zwei Jahren produktiv

Nach Einschätzung von Mathias Kaldenhoff, Partner Innovation Management bei SAP, gibt es im Markt keine andere Lösung, mit der Mittelständler Energiedaten auf diese Weise mit Produktionsdaten verknüpfen können. Und vor allem seien die Wettbewerber „nicht prognostisch unterwegs“.

Dass im Falle von Gerolsteiner ursprünglich nicht der Energie-, sondern der Wasserverbrauch gemessen wurde, spielt keine Rolle. Beide stehen mit Blick auf die IRES-Effekte synonym füreinander. Bei Gerolsteiner läuft die Anwendung seit circa zwei Jahren produktiv, ist seit Ende des vergangenen Jahres außerdem im App Store von SAP integriert und zertifiziert.

Weniger Verbrauch bei gleichem Output senkt nicht nur die Kosten, sondern ist auch gut für die Umwelt. In diesem Sinne senkt Gerolsteiner mithilfe der IRES-Daten mittlerweile nicht nur den Wasserverbrauch (https://youtu.be/ZBDCwXsoK08), sondern auch seinen CO₂ -Ausstoß.

Weitere Informationen:

Die INTENSE AG gewann mit dem Produkt IRES 2019 den
SAP Quality Award in der Kategorie Innovation.