Dürren in weiten Teilen Nordamerikas und Europas führen zu Einschränkungen des Wasserverbrauchs. Zudem sorgen außergewöhnlich niedrige Flusspegel für Probleme beim Gütertransport. Europa leidet diesen Sommer besonders unter Rekordtemperaturen und dem monatelangem Ausbleiben von Niederschlägen.
Zwei große Schifffahrtsstraßen – die Donau und der Rhein – sind an einigen Stellen fast unschiffbar. Der Transport von Getreide und anderen Rohstoffen auf der 2.800 Kilometer langen Donau, die in das Schwarze Meer mündet, könnte dadurch stark beeinträchtigt werden. Betroffen sind auch Lieferungen von Kohle und Dieselkraftstoff auf dem Rhein. Diese sind für die Volkswirtschaften Deutschlands, der Niederlande und der Schweiz von wesentlicher Bedeutung.
Lieferkettenprobleme durch Klimawandel: die Perspektive der SAP
Die niedrigen Wasserstände der wichtigsten schiffbaren Flüsse Europas verschärfen die Probleme in den Lieferketten, die durch die Coronapandemie und den Krieg in der Ukraine entstanden waren.
Die Schiffe und Binnenschiffe, die den Rhein befahren, sind wichtige Transportmittel für Produkte und Materialien in Westeuropa und insbesondere in Deutschland, so Richard Howells, Experte für Lieferketten bei der SAP. Schätzungen zufolge werden 80 Prozent der deutschen Wasserfracht auf dem Rhein transportiert. Somit verschiffen Händler jährlich Millionen Tonnen an Gütern auf dem Fluss.
„Der Warentransport rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr erfordert Koordination und Zusammenarbeit“, meint Howells. „Wenn ein wichtiger Transportweg wie die Schifffahrt durch Niedrigpegel beeinträchtigt wird, führt das zu einem logistischen Alptraum.“
Damit die Schiffe nicht auf Grund laufen, müssen mehr Schiffe mit weniger Ladung eingesetzt werden. Oder man muss auf andere Transportmittel ausweichen, was in der Regel zu höheren Kosten führt. „Das hat auch andere Konsequenzen, wie zum Beispiel mehr Staus auf den Straßen und somit mehr Emissionen, die sich auf bereits hochgesteckte Nachhaltigkeitsziele auswirken“, warnt er.
Niedrige Pegelstände haben auch schwerwiegende Folgen für andere Bereiche. Die Regierung der Vereinigten Staaten musste einschreiten, nachdem Bundesstaaten im Westen der USA sich nicht auf eine Senkung des Wasserverbrauchs aus dem von Trockenheit geplagten Colorado River einigen konnten. Sie kürzte deshalb die Wasserzuteilung für Nevada, Arizona und Mexiko. In Frankreich ist das Wasser der Flüsse Rhone und Garonne zu warm. Deshalb verschärft sich die Energiekrise, da die Kernreaktoren nicht ausreichend gekühlt sind. Auch in Italien leidet die Landwirtschaft unter dem niedrigen Wasserstand des Po. Denn hier fehlt das Wasser, welches normalerweise die Reisfelder bewässert.
Einige Ökonomen befürchten, dass Europa nach den Belastungen durch den Ukrainekrieg nun aufgrund der Dürre endgültig in eine Rezession rutschen könnte.