Nach zwei Jahren Unterbrechung fand die Veranstaltung in diesem Jahr live auf dem Leipziger Messegelände statt und nicht virtuell. Zentrale Themen waren die noch immer aktuelle Frage nach der Modernisierung der IT-Landschaft – und welche Rolle der Faktor Mensch dabei spielt.

Das Jahr 2022 ist ein besonderes – sowohl für die SAP als auch für ihre Kunden. Der Konzern aus Walldorf wird heuer 50 und die deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) 25 Jahre alt. Einst gegründet von 15 engagierten SAP-Nutzern, organisiert die DSAG heute die Interessen von mehr als 60.000 Anwendern aus über 3.800 Unternehmen.

Und natürlich ist 2022 etwas Besonderes, weil es ein Jahr der multiplen Krisen ist, die zwar die IT-Branche nicht direkt, sehr wohl aber indirekt betreffen. Die DSAG schreibt in ihrer Pressemeldung zum Jahreskongress, „Digitalisierung, Transformation und Zeitenwende“ seien die Schlagworte unserer Zeit. „Viele unserer Mitglieder hangeln sich von Krise zu Krise“, so Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der DSAG, in Leipzig.

Wobei sich das Treffen in der Messestadt zunächst nicht wie der Anfang, sondern wie das Ende einer Krise anfühlte – einfach dadurch, dass es wieder physisch vor Ort stattfand und nicht wie 2020 und 2021 lediglich virtuell.


Der DSAG-Jahreskongress hatte noch mehr Teilnehmer als im Vorfeld erwartet

Entsprechend groß war der Zuspruch, statt der im Vorfeld erwarteten 3.000 Teilnehmer kamen 3.600 nach Leipzig. Und die erlebten natürlich nicht nur Krise und Zeitenwende, sondern vor allem die aktuellen Möglichkeiten von Digitalisierung und Transformation – und was die SAP und ihre Partner dazu beitragen können.

„Die makroökonomische Lage erhöht den Druck auf Unternehmen, zu einem intelligenten, widerstandsfähigen und nachhaltigeren Unternehmen zu werden, so Christian Klein, CEO und Mitglied des Vorstands der SAP, gegenüber den Teilnehmern des DSAG-Jahreskongresses. „Gemeinsam mit unseren Partnern können wir unsere Kundinnen und Kunden auf ihren individuellen Cloud-Reisen begleiten. Wir automatisieren Geschäftsprozesse, sorgen für mehr Transparenz und Vernetzung und ermöglichen so, auf Krisen schneller zu reagieren.“

Ziel von Europas größtem börsennotierten Softwareanbieter ist es, Unternehmen auf ihrem Weg zum intelligenten, nachhaltigen Unternehmen zu unterstützen. „RISE with SAP ist unser Ansatz, dem Kunden individuell zu helfen, fit für die Zukunft zu werden, ihn bei der Transformation kontinuierlich zu begleiten und dabei auch Verantwortung zu übernehmen,“ so Kleins Vorstandskollege Thomas Saueressig in Leipzig.
Dazu gehört auch das die Application Lifecycle Management-Plattform, die Anwendungen über ihren gesamten Lebenszyklus begleitet und unterstützt. Das Unternehmen gehe hier völlig neue Wege, so Thomas Saueressig.

Das gelte ebenso für die aktuelle Release-Strategie. „2023 präsentieren wir ein signifikantes Anker-Realease von SAP S/4HANA. Künftig wird es solche umfangreichen Releases nur noch alle zwei Jahre geben, als Ergänzung dazu aber halbjährlich sogenannte Innovation Feature Packs – und zwar sowohl für die Cloud als auch On Premise.“

Die meisten erwarten ein hybrides Szenario

Welchen Ansatz Unternehmen für ihre IT-Systeme wählen sollten und können – cloudbasiert, on Premise oder hybrid – das war eines der zentralen Diskussionsthemen in Leipzig. Aktuell stehen zwar für die meisten selbst betriebene Lösungen noch immer im Mittelpunkt. Allerdings sagten im Rahmen einer gemeinsamen Erhebung unter deutschsprachigen, US-amerikanischen und japanischen SAP-Anwendern 77 Prozent der befragten DSAG-Mitgliedsunternehmen, dass sie für die Zukunft Cloud-Lösungen eine hohe und mittlere Bedeutung zumessen.

Die Frage sei aktuell häufig schlicht, ob sich ein Unternehmen den Weg in die Cloud zutraut und ob die Verantwortlichen den damit verbundenen Mehrwert sehen, so DSAG-Vorstand Jens Hungershausen. „Die meisten erwarten ein hybrides Szenario.“

Selbstverständlich sei es für SAP wichtig, hybride Landschaften weiterhin zu unterstützen, so Thomas Saueressig zu diesem Thema. „Aber wir sehen natürlich auch das extreme Wachstum im Bereich Cloud, und deshalb haben wir eine klare Cloud-Strategie.“

SAP unterstützt die hybride Landschaften, wie zum Beispiel im Bereich SAP S/4HANA mit einer Public und einer Private Edition, also eine Ready-to-Run-Version und einem maßgeschneiderten Angebot.

Um die Balance zwischen on Premise und Cloud drehten sich auch die in Leipzig formulierten Erwartungen der Anwender an SAP. Da ist zunächst der Wunsch nach transparenten, flexiblen und skalierbaren Cloud-Verträgen und nach verbindlichen Statements und Roadmaps zur Produktstrategie sowohl für den Cloud- als auch für den On-Premise-Bereich. „Ohne realistische Alternative darf es kein Cloud-only für Branchen mit kritischen Infrastrukturen geben,“ so der DSAG-Vorstandsvorsitzende Jens Hungershausen. „Was wir brauchen, sind klare Modelle für hybride Landschaften.“

Fast alles hängt am Faktor Mensch

„Das sind genau die Themen, an denen wir kontinuierlich gemeinsam mit der DSAG arbeiten“, so Vorstand Thomas Saueressig. „Wir tauschen uns regelmäßig aus, hören zu, sind transparent in unseren Entscheidungen und stehen zu unseren Versprechen.“

Unternehmen, die ausschließlich oder vorrangig auf die Cloud setzen, verbinden damit häufig ein größeres Transformationsprojekt – und die Frage, „ob die etablierten Abläufe noch in die Zeit und zur Lebenswirklichkeit der Menschen passen“, sagt Jens Hungershausen. „Zum Beispiel erwarten jüngere Mitarbeiter, die mit dem Smartphone aufgewachsen sind einfach, dass sie damit auch bestimmte Prozesse im Unternehmen steuern können.“

Die meisten Akteure scheinen mit solchen Veränderungen allerdings keineswegs überfordert zu sein. Anlässlich der bereits erwähnten Umfrage unter SAP-Anwendern gaben 85 Prozent der Teilnehmer in DACH an, die Transformation „problemlos“ oder „einigermaßen“ bewältigen zu können. Fünfzehn Prozent waren nicht dieser Meinung – wegen übergroßer Komplexität der Aufgaben oder weil es an Veränderungsbereitschaft fehlt.

Schließlich „steht und fällt die Fähigkeit der Unternehmen, mit der Geschwindigkeit des Wandels mithalten zu können, mit dem Faktor Mensch“, so Jens Hungershausen von der DSAG. Dieser Faktor Mensch war ein weiteres zentrales Thema in Leipzig, auch und gerade unter den SAP-Partnern. Der Beratermarkt sei leergefegt, war immer wieder zu hören.

Problematisch ist das auch deshalb, weil „kontinuierliches Krisenmanagement die neue Normalität ist“, so SAP-Vorstand Thomas Saueressig. „Und nur eine agile IT-Infrastruktur ist den Herausforderungen durch verschiedene Krisen gewachsen.“

Coaching wird immer wichtiger

Mindestens ebenso wichtig ist darüber hinaus eine ausreichende Anzahl kompetenter Mitarbeitenden. Und weil es daran häufig mangelt, kommt den SAP-Partnern eine immer größere Verantwortung zu. Was das in der Praxis bedeutet, verdeutlichte das in Leipzig präsentierte Beispiel von Nordzucker. Der Zuckerproduzent aus Braunschweig mit circa 3.800 Mitarbeitenden migrierte seine IT-Landschaft mit Hilfe des SAP-Partners T.CON auf SAP S/4HANA.

Bei der Auswahl des Dienstleisters legte Nordzucker vor allem Wert auf einen ausgeprägten Coaching-Ansatz, also auf die Fähigkeit und Bereitschaft des Partners, die Mitarbeitenden des Anwenderunternehmens während und auch nach der Einführung des neuen Systems zu begleiten und zu schulen.

Bleibt noch ein Blick in die Zukunft. Nach Ansicht von Jens Hungershausen wird Transformation ein zentrales Thema im SAP-Umfeld bleiben. Künstliche Intelligenz spiele zudem eine immer wichtigere Rolle. Mit ihrer Hilfe lassen sich einfache Vorgänge weiter automatisieren – was den Personalmangel lindert.

Ebenfalls weiter wichtig bleibt nach Ansicht des DSAG-Vorstands – natürlich – das Thema Nachhaltigkeit. Der IT kommt dabei in erster Linie die Aufgabe zu, aussagekräftige Kennzahlen zuverlässig zu reporten.
Darüber hinaus hilft natürlich das SAP Business Network dabei, resiliente und nachhaltige Lieferketten aufzubauen, betonte auch Thomas Saueressig. „Auch hier ist entscheidend, was wir heute tun, um auf morgen vorbereitet zu sein.“

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