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UNICEF und SAP vermitteln Jugendlichen in Indien, der Türkei und Vietnam fachliche und soziale Kompetenzen, die sie in einer sich wandelnden Weltwirtschaft benötigen.

Für Millionen benachteiligter Jugendlicher auf der ganzen Welt könnte Technologie das Sprungbrett in eine neue Zukunft sein. Aber nur wenn sie die nötige Ausbildung, die Werkzeuge und das Wissen erhalten.

Technologie trägt zum Ausgleich wirtschaftlicher Ungleichgewichte bei. Sie hilft der nächsten Generation von Erfindern, Innovatoren und Problemlösern, die Fähigkeiten des 21. Jahrhunderts aufzubauen, die sie benötigen, um ihren persönlichen Weg in eine digital dominierte Zukunft zu finden.

Immer wieder mangelt es dabei jedoch am Zugang. 2019 sind UNICEF und der Softwareriese SAP eine strategische Partnerschaft eingegangen, um Generation Unlimited (GenU) zu unterstützen. Diese Initiative bereitet Jugendliche auf die Arbeitswelt vor. Gemeinsam setzen sich die Partner für Bildung und Gerechtigkeit ein. Das tun sie, indem sie in Indien, der Türkei und Vietnam skalierbare Bildungsmodelle entwickeln und umsetzen.

Die SAP verlängert ihre Partnerschaft mit UNICEF nun um weitere drei Jahre. Außerdem unterstützt sie dabei ein Pilotprogramm, bei dem sich benachteiligte Jugendliche in Nigeria, den Philippinen und Südafrika die beruflichen Kompetenzen für eine digitale und nachhaltige Wirtschaft aneignen.

„Bildung ist der Schlüssel zur Veränderung. Durch sie entsteht eine Art Kettenreaktion, die bewirkt, dass viele soziale und ökologische Probleme gelöst werden – vom wirtschaftlichen Wachstum einmal ganz abgesehen.“ – Alexandra van der Ploeg, Head of Corporate Social Responsibility bei der SAP

Dieses gemeinsame Engagement für eine gerechtere und inklusivere Wirtschaft und Gesellschaft, in der sich alle jungen Menschen voll entfalten können, hat bereits jetzt alle Erwartungen übertroffen.

Heute nutzen mehr als 3 Millionen junge Menschen in Indien, der Türkei und Vietnam die Bildungsangebote zu Digital- und Lebenskompetenzen. Das sind mehr als doppelt so viele wie die ursprünglich angestrebten 1,5 Millionen.

„Bildung ist der Schlüssel zur Veränderung. Durch sie entsteht eine Art Kettenreaktion, die bewirkt, dass viele soziale und ökologische Probleme gelöst werden – vom wirtschaftlichen Wachstum einmal ganz abgesehen“, erklärt Alexandra van der Ploeg, Head of Corporate Social Responsibility bei der SAP.

„Wir wissen, dass sich Investitionen in gerechte Bildungschancen positiv auswirken. Junge Menschen auf der ganzen Welt profitieren von Innovationen, wirtschaftlichem Wachstum, Beschäftigungsmöglichkeiten und einem stabilen Lebensumfeld, insbesondere in Gemeinden, denen es an Ressourcen und Geld mangelt“, führt van der Ploeg weiter aus. „Wenn junge Menschen hochwertige Bildungsangebote nutzen können und zum Lernen inspiriert werden, kommen wir der Lösung der größten Probleme der Welt ein ganzes Stück näher.“

Die Lücke schließen – Zugang zu digitaler Bildung in Indien

Ein Fünftel aller Jugendlichen der Welt lebt in Indien – ein potenziell wirkungsvoller Wirtschaftsmotor. Doch wie stark dieser Motor wirklich ist, hängt davon ab, wie schnell Indien es schafft, die Lücke beim digitalen Zugang zu schließen und alle 356 Millionen Jugendlichen des Landes an die technischen Kompetenzen heranzuführen, die sie benötigen, um selbst die Zügel für ihre digitale Zukunft in die Hand zu nehmen.

Gemeinsam mit der SAP will UNICEF diese Lücke schließen und hat neben dem Programm „Life Skills“ das Programm „Young Social Change Makers“ ins Leben gerufen. Bei diesem 10-stündigen digitalen Lehrplan können Lehrkräfte die Inhalte je nach sozioökonomischem Hintergrund und technologischem Vorwissen auf die Lernenden abstimmen.

Fast 25.000 Schülerinnen und Schüler an 150 Schulen sind derzeit bei „Life Skills“ und „Young Social Change Makers“ angemeldet. Darunter 49 Prozent Mädchen. Begleitet werden sie dabei von 300 Lehrkräften.

UNICEF hat ein Karriere-Webportal mit vier Schwerpunkten eingerichtet: Berufswege, Bildungseinrichtungen, Stipendien und Aufnahmeprüfungen. Über das Portal haben bereits mehr als 55.000 Schulleiter, Lehrkräfte, Administratoren und Regierungsbeamte an Webinaren und Orientierungsveranstaltungen teilgenommen, die von UNICEF durchgeführt wurden. Eine mobile Version ist ebenfalls verfügbar, und über 2,2 Millionen Schülerinnen und Schüler haben schon den KI-Chatbot verwendet. In Gruppengesprächen werden die Heranwachsenden darin unterstützt, ihre Fähigkeiten, Interessen und Berufswünsche zu erkennen – auch mithilfe von psychometrischen Tests.

Babita Saini unterrichtet Naturwissenschaften an der Rajkiya Balika Uchcha Madhyamik Vidyalaya School, einer staatlichen weiterführenden Schule für Mädchen in Jaipur, Indien. Ihrer Ansicht nach hat das Programm „Change Makers“ von UNICEF insbesondere dazu geführt, dass traditionelle Rollenbilder hinsichtlich Berufslaufbahn und Geschlecht hinterfragt werden, ebenso wie einige stereotype Aussagen– beispielsweise, dass Jungs besser in Mathe seien, Unterrichten gut für Mädchen sei oder man als Lehrkraft Beruf und Haushalt besser vereinbaren könne als in anderen Berufen.

Neue Technologiewelle in der Türkei

In der Türkei sind 17 Prozent der Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren weder erwerbstätig noch in Schulen oder Ausbildungsprogrammen eingeschrieben. Mit Unterstützung der SAP wollen das türkische Bildungsministerium und UNICEF Türkei diesen Trend umkehren. Dafür haben sie zahlreiche Design and Skills Labs (DSLs) eingerichtet, um benachteiligten Jugendlichen eine digitale Aus- und Weiterbildung zu ermöglichen.

Damit Lernende an Gymnasien und Fachoberschulen die 763 DSLs effektiv nutzen können, hat UNICEF Türkei hat das Ministerium unterstützt und einen 370-seitigen Leitfaden für Lehrkräfte erstellt, der 40 fächerübergreifende, interaktive Tätigkeits- und Stundenpläne enthält.

Der Leitfaden wurde in die Onlineplattform des Bildungsministeriums integriert und bereits von über 32.000 Lehrkräften aufgerufen. Er hat das Leben von mehr als 611.000 türkischen Jugendlichen beeinflusst – unter ihnen 55 Prozent junge Frauen.

Im Jahr 2022 bekannte sich das Ministerium erneut zur Agenda für Kompetenzentwicklung, mit den Schwerpunkten Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT). Angelehnt an das erfolgreiche Modell der DSLs unterstützt die SAP nun UNICEF und das türkische Bildungsministerium bei einem neuen Konzept, den Science Learning Spaces (SLSs). Mit ihnen möchte das Ministerium die Lücken im akademischen Bereich schließen und Kompetenzen ausbauen. Schülerinnen und Schüler der Oberstufe an benachteiligten Schulen eignen sich in den SLSs die akademischen und technologischen Fähigkeiten des 21. Jahrhunderts an.

Mit den DSLs und SLSs wurden für Jugendliche in der Türkei völlig neuartige, interaktive Lernportale geschaffen. Hier erwerben sie wichtige digitale Fähigkeiten, tauschen Wissen und Erfahrungen aus, arbeiten im Team und lernen, sich selbst auszudrücken.

Für Hülya, eine DSL-Schülerin der zehnten Klasse, geht es um die Stärkung von Mädchen und Frauen. „Wir bauen hier Stromkreise, arbeiten mit Robotik und bauen Autos. Viele Menschen in der Türkei glauben, dass das eher etwas für Männer ist. Aber das ist gar nicht wahr. Ich glaube, dass Frauen das viel besser können als Männer. Das sieht man an meiner Lehrerin Zeynep Hanım.“

Jugendliche für die digitale Zukunft in Vietnam stark machen

Die wirtschaftliche Zukunft Vietnams hängt von der digitalen Kompetenz seiner Jugend ab. Derzeit macht diese nämlich 20 Prozent der Arbeitskräfte des Landes aus.

In Vietnam müssen sich – insbesondere weibliche – Jugendliche gegen geografische Isolation und kulturelle Gepflogenheiten durchsetzen, wenn sie die Fähigkeiten für einen digitalen Arbeitsplatz erwerben möchten. Nur 30 Prozent der vietnamesischen Schülerinnern und Schüler aus den ärmsten Schichten besuchen eine Sekundarschule. Bei den Mädchen sind es sogar nur 10 Prozent.

Doch die Bildungsbeauftragten und führenden Politiker des Landes haben erkannt: Es lohnt sich, in die Jugend zu investieren. UNICEF und die SAP arbeiten direkt mit dem vietnamesischen Bildungsministerium und dem vietnamesischen Ministerium für Arbeit, Invaliden und Soziales zusammen. Im Rahmen der aktuellen Bildungsreform erarbeiten die Partner digitale Lehrpläne und zu vermittelnde Fähigkeiten in Grund- und Sekundarschulen sowie in Zentren der technischen und beruflichen Bildung.

Damit möglichst viele Menschen erreicht werden können, wird der Lehrplan nach einem Kaskadenmodell vermittelt. Dabei verfügen 2.199 Mastertrainer über die nötige Technologie und soziale Innovation. Indirekt konnten so bereits mehr als 700.000 Lehrkräfte erreicht werden. Diese lehren wiederum 10 Millionen junge Menschen im ganzen Land. Auch an jene aus abgelegenen Gemeinden und ethnischen Minderheiten.

Mit Unterstützung der SAP setzt UNICEF Vietnam jetzt auch Augmented Reality, Virtual Reality und Gamification bei der Wissensvermittlung ein. In gezielten Programmen wurden 432 Lehrkräfte geschult, damit sie ihre Schülerinnen und Schüler visuell und interaktiv in MINT-Fächern unterrichten können.

Von diesen innovativen Lehrmethoden profitieren Schülerinnen wie Ma Thi Si. Die Elfjährige lernte letztes Jahr AR/VR und Gamification kennen. Inzwischen beteiligt sie sich aktiver am Naturwissenschafts- und Technikunterricht. Sie liebt die MINT-Fächer, weil sich hier eine ganz neue virtuelle Welt entdecken lässt. „Normalerweise ist der naturwissenschaftliche Unterricht trocken. Die Lehrkräfte arbeiten mit Büchern oder erklären Dinge an der Tafel“, erzählt sie. „Das hier ist ganz anders!“