Der Konsumgüterkonzern Henkel hat kürzlich das nächste Level seiner strategischen Partnerschaft mit SAP besiegelt. Sie zielt darauf ab, die Digitalisierung von Henkel gemeinsam mit Hochdruck voranzutreiben. Was das konkret bedeutet, welche Hebel dazu angesetzt werden und warum die Geschäftspartner ein „perfect match“ sind, erläutern Michael Nilles, Chief Digital and Information Officer (CDIO) bei Henkel, sowie Jürgen Müller, Chief Technology Officer (CTO) und Mitglied des Vorstands der SAP SE .

Herr Nilles, Henkel blickt auf eine über 145-jährige Erfolgsgeschichte zurück und hält mit seinen Marken, Innovationen und Technologien führende Marktpositionen – sowohl im Industrie- als auch im Konsumentengeschäft. Was versprechen Sie sich von der neuen Allianz mit SAP?

Michael Nilles: Die digitale Transformation ist neben Innovation und Nachhaltigkeit einer der wichtigsten Hebel, um die Agenda für ganzheitliches Wachstum bei Henkel umzusetzen. Software und Technologie sind ultimative Treiber für Innovation. Ich zitiere gerne Marc Andreessen: „Software is eating the world“ und das gilt ganz besonders für unsere Branche. Damit wir Innovationen in allen Bereichen des Unternehmens erfolgreich vorantreiben können, brauchen wir starke Kooperationen, so wie diese transformative, strategische Partnerschaft mit SAP, um wichtige Weichen zu stellen und auch in Zukunft weiterhin erfolgreich zu sein. Deshalb freuen wir uns sehr, unsere langjährige Partnerschaft mit SAP nun auf das nächste Level heben zu können.

Warum braucht die Zusammenarbeit von SAP und Henkel einen neuen Rahmen?

Jürgen Müller: Henkel betreibt bereits eine Vielzahl geschäftskritischer Anwendungen mit SAP-Software in der Cloud. Die SAP Business Technology Platform (BTP) spielt für Henkel dabei bereits seit langem eine zentrale Rolle, um maßgeschneiderte Lösungen zu bauen. Die größte dieser geschäftskritischen Anwendungen auf der BTP ist die Lösung SPARC (Sales Promotions and Revenue Cloud), die das Management sämtlicher Trade Promotions massiv erleichtert und aktuell weltweit ausgerollt wird. Oder die digitale Geschäftsplattform RAQN – für digitales Marketing und Commerce, über die der Konzern seine E-Commerce-Aktivitäten sowie weitere digitale Geschäftsfelder gezielt ausbauen will. Die Zusammenarbeit mit Henkel ist für uns also alles andere als Neuland. Nun geht es jedoch ans Eingemachte: Nämlich darum, die bestehenden ERP-Anwendungen im Rahmen von RISE with SAP durch SAP S/4HANA abzulösen und aus den On-Premise-Rechenzentren des Konzerns in die Cloud zu verlagern. Ein Mammutprojekt! Immerhin will Henkel dabei zeitglich auf SAP S/4HANA und die zugrundeliegende In-Memory-Datenbanktechnologie SAP HANA wechseln sowie sämtliche Kernprozesse in die Cloud überführen.

Nilles: Genau deshalb ist die strategische Allianz so wichtig. Die Partnerschaft geht weit über den bloßen Kauf von Software und Technologien hinaus. Vielmehr geht es darum, gemeinsam an Innovationen zu arbeiten und Lösungen zu entwickeln, die auf die unternehmerischen Herausforderungen von Henkel zugeschnitten sind. Dieser massive technologische Paradigmenwechsel lässt sich nur mit eng vereinten Kräften meistern.

Was erwarten Sie von der Verlagerung des kompletten digitalen Backbones in die Cloud?  

Nilles: Ein Hauptaugenmerk liegt darauf, unser Wachstum zu beschleunigen, indem wir unsere Nachhaltigkeitsagenda vorantreiben, unsere digitalen Kanäle erweitern, Innovationen schneller vorantreiben, die Markteinführungszeit verkürzen und digitale Geschäftsmodelle aufbauen. Außerdem steht die Steigerung der Produktivität durch Vereinfachung unserer Geschäftsprozesse ganz oben auf unserer Agenda.

Wir werden auch die Leistungsfähigkeit von Daten und KI umfassend nutzen und gemeinsam mit der SAP Co-Innovationen entwickeln, um Daten- und KI-Fähigkeiten in unsere Geschäftsprozesse entlang der gesamten Wertschöpfungskette einfließen zu lassen. Die Branche spricht gerne davon, „ein datengetriebenes Unternehmen zu werden“, was ein guter Begriff dafür ist. Hinzu kommt die Kraft der generativen KI, die kein Hype ist, sondern eine Revolution für jedes Unternehmen werden wird.

Nicht zuletzt wird dies bei der Neugestaltung unseres gesamten Technologie-Stacks eine Schlüsselrolle spielen, wo beispielsweise die SAP Business Technology Platform (BTP) eine Schlüsselkomponente für Innovationen ist.

Müller: Ja, genau. Henkel nutzt unsere BTP bereits als Integrations- und Entwicklungsplattform. Inzwischen zählt der Konzern europaweit sogar zu den größten Nutzern der SAP Business Technology Platform. Der Umstieg auf SAP S/4HANA ist deshalb nur der nächste logische Schritt in Richtung konsequenter „Cloudifizierung“.

Nilles: Vor allem, weil das homogene Bereitstellungsmodell das Zusammenspiel von SAP S/4HANA und SAP Business Technology Platform enorm erleichtert – und damit auch die Entwicklung und Umsetzung innovativer Lösungen für unsere Branche und das damit verbundene Ökosystem. Bei Henkel läuft diese perfekte Symbiose aus Cloud-ERP und Entwicklungsplattform deshalb unter dem Begriff „SAP Business Technology Cloud“.

Wie wird die strategische Partnerschaft das Verhältnis von Henkel und SAP verändern?

Müller: Unsere Beziehung zu Henkel hat sich im Verlauf der vergangenen anderthalb Jahre rasant entwickelt und auf verschiedenen Ebenen deutlich vertieft. Diesen Kurs wollen wir weiterverfolgen und dementsprechend im Rahmen der strategischen Partnerschaft noch enger zusammenrücken.

Nilles: Das bedeutet: Anstelle unserer bisherigen Kunden-Lieferanten-Beziehung, die wir bisher hatten, werden wir unsere Kräfte für daten- und softwaregesteuerte Co-Innovationen bündeln, die speziell auf das Geschäft von Henkel zugeschnitten sind. Der Aufbau einer echten Partnerschaft ermöglicht es uns beiden auch, unsere Bemühungen auf den gemeinsamen Output zu konzentrieren, anstatt langwierige Verhandlungen über einzelne Tickets. Das ist entscheidend, um das anstehende Mammutprojekt erfolgreich zu stemmen.

Und wie profitiert SAP von der Allianz?

Müller: Die strategische Partnerschaft mit Henkel symbolisiert einen Meilenstein in unserer Mission, Unternehmen bei der Transformation zu intelligenten Unternehmen zu unterstützen. Henkel und SAP teilen die Vision, dass Technologie und Innovation der Schlüssel zu einem erfolgreichen und nachhaltigen Unternehmen sind. Dementsprechend sehen wir in Henkel einen gleichgesinnten Vorreiter, um zielgerichtetes Wachstum und zukunftsfähige Betriebsmodelle voranzutreiben. Dadurch, dass wir nun noch enger zusammenrücken und die Transformation des Konzerns auf Augenhöhe gestalten, erhalten wir tiefe Einblicke in die tatsächlichen Bedürfnisse von Henkel sowie branchenspezifische Besonderheiten. So können wir unsere Produkte passgenau weiterentwickeln und der Industrie den Weg zu digitalen Innovationen gezielt ebnen. Auch soll Henkel natürlich ein Vorbild sein für viele weitere Firmen, die auf Ihrem Weg vielleicht noch nicht ganz so weit sind.

Die strategische Partnerschaft ist seit Kurzem in trockenen Tüchern. Wie geht es jetzt weiter?

Nilles: Wir haben bereits eine Roadmap definiert, welche nun konkretisiert wird. Am wichtigsten ist jedoch der Aufbau und die Mobilisierung eines gemeinsamen Teams – wir nennen es den Macintosh-Ansatz – der die besten Expert:innen von SAP sowie Henkel´s Fachabteilungen, Henkel´s digitaler Geschäftseinheit und unsere Partner:innen zusammen bringt.

Müller: Ein straffer Zeitplan! Aber angesichts unserer identischen Werte, der langjährigen vertrauensvollen Zusammenarbeit und der starken gemeinsamen Basis bin ich sicher, dass die Innovationsreise mit Henkel gleichermaßen spannend und erfolgreich sein wird.

 

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Fotos von Daniel Koke