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Kostenlose Kunst und Kultur für 18-Jährige: Am 14. Juni startet der KulturPass der Bundesregierung. Erfahren Sie im Interview mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth und Jürgen Müller, Vorstandsmitglied und Chief Technology Officer der SAP, wie er funktioniert und welche Rolle die KulturPass-App spielt.

Fragen an Claudia Roth, Kulturstaatsministerin

Kulturstaatsministerin Claudia Roth zur Kultur-App
Kulturstaatsministerin Claudia Roth erläutert die Funktion des KulturPass. (Aufgenommen von J. Konrad Schmidt)

Die Bundesregierung finanziert den KulturPass mit 100 Millionen Euro. Welche Ziele haben Sie?

Claudia Roth: Beim KulturPass haben wir zwei Ziele: Zum einen geht es darum, die Nachfrage nach Kultur anzukurbeln. Dadurch wollen wir die Kulturbranche stärken, die immer noch unter den Nachwirkungen der Corona-Pandemie leidet. Zum anderen wollen wir Lust auf Kultur machen, denn viele junge Menschen haben ja während Corona zwei Jahre lang keine Live-Kultur erleben können. Sie möchten wir begeistern für die Vielfalt und den Reichtum der Kultur in unserem Land. Und meine Hoffnung ist dabei, dass viele junge Menschen durch den KulturPass erfahren, welch große Bereicherung Kunst und Kultur für das eigene Leben sein können.

Wie funktioniert der KulturPass genau?

Roth: Der KulturPass läuft über einen digitalen Marktplatz, der ist quasi die Brücke zwischen den Kulturanbietenden und den jungen Menschen. Dort können Kulturanbietende einen eigenen „Shop“ mit ihren Angeboten anlegen. Dazu gehören Konzerte, Theater- und Kinovorstellungen, Eintrittskarten für Museen sowie physische Produkte wie Bücher, Comics und Musikinstrumente. Die Jugendlichen können ihre 200 Euro Budget auf dieser Plattform einsetzen. Sie erhalten dann einen digitalen Code, den sie beim Anbieter vor Ort einlösen können. Die Kosten für die abgeholten Angebote werden den Anbietenden anschließend erstattet.

Gibt es inhaltliche Vorgaben, für was die Jugendlichen ihr Guthaben ausgeben dürfen?

Roth: Grundsätzlich sind die jungen Menschen frei in ihrer Entscheidung, was sie mit dem Budget machen wollen. Vor dem Hintergrund der Pandemie und durch den Fokus auf die Kulturanbietenden vor Ort, sind Streaming-Dienste und große Online-Versandhändler nicht mit dabei. Und selbstverständlich sind verfassungsfeindliche und jugendgefährdende Angebote verboten. Aber ansonsten steht der KulturPass allen Anbietenden deutschlandweit offen: ob kleine Buchhandlung, Stadttheater, Musikfestival, Plattenladen, Konzertveranstalter, Kunstmuseum, Gedenkstätte, das Arthouse – wie aber auch das Multiplexkino oder off-Theater – sie alle sind eingeladen, den KulturPass für sich zu nutzen und sich auf diese Weise einen neuen Zugang zu jungem Publikum zu schaffen.

Mit welchen Partnern wird das Projekt umgesetzt?

Roth: Bei der Umsetzung hat die Bundesregierung mit verschiedenen externen Partnern zusammengearbeitet. Die Stiftung Digitale Chancen ist für die Umsetzung und den Kontakt zu den Anbietenden und Nutzenden zuständig, bei der Kommunikation unterstützt uns die Agentur Zum Goldenen Hirschen. Der digitale Marktplatz und die dazugehörige App wurden von SAP entwickelt. Für die vertrauensvolle und effiziente Zusammenarbeit bedanke ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bei allen beteiligten SAP-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern.

Inwiefern wird die Wirksamkeit des KulturPass-Programms gemessen?

Roth: Wir werden das sehr genau analysieren. Der wichtigste Erfolgsfaktor ist dabei, wie viele 18-Jährige den KulturPass dann wirklich aktiv nutzen. Auch andere Kennzahlen werden bei der Erfolgsmessung wichtig sein, wie beispielsweise die Anzahl der Anbietenden. Und natürlich wird auch die allgemeine öffentliche Wahrnehmung des KulturPass bei der Beurteilung eine Rolle spielen.

Gibt es Überlegungen, das Programm auch auf andere Altersgruppen auszuweiten?

Roth: Ja. Der KulturPass startet 2023 zunächst als Pilotprojekt für alle 18-Jährigen. Wenn er positiv angenommen wird, dann werden wir schauen, wie wir den KulturPass weiterführen und inhaltlich ausweiten können, zum Beispiel durch die Einbeziehung von Kursangeboten. Darüber sind Finanzminister Christian Lindner und ich uns einig.

Fragen an Jürgen Müller, SAP-Vorstandsmitglied und Chief Technology Officer:

Jürgen Müller, SAP CTO zur Kulturpass-App
Jürgen Müller, SAP-Vorstandsmitglied und Chief Technology Officer, freut sich über die Zusammenarbeit an der KulturPass-App.

Erklären Sie uns kurz, wie die KulturPass-App funktioniert.

Jürgen Müller: Der KulturPass selbst ist ein Angebot der Bundesregierung für alle, die 2023 ihren 18. Geburtstag feiern und in Deutschland leben. Sie erhalten ein Budget von 200 Euro, das sie für Eintrittskarten, Bücher, Tonträger, Musikinstrumente und vieles andere einsetzen können. Mit der KulturPass-App stellen wir sozusagen die entsprechende Erlebnis-Plattform für die Zielgruppe zur Verfügung. Nutzerinnen und Nutzer können mit der App das verfügbare Budget einsehen, Angebote durchsuchen, Tickets kaufen und ihre Einkäufe verwalten. Sie bietet eine breite Auswahl an regionalen und thematischen Angeboten, um sicherzustellen, dass die Jugendlichen etwas finden, das ihrem Interesse und Geschmack entspricht.

Das klingt sehr zugänglich und vielfältig. Wie hat SAP sichergestellt, dass die KulturPass-App benutzerfreundlich und barrierefrei gestaltet ist?

Müller: Die Benutzungsfreundlichkeit für alle war für uns bei der Entwicklung der KulturPass-App von größter Bedeutung. Bereits in einer sehr frühen Phase haben wir die Designs mit Kolleginnen und Kollegen mit Behinderungen durchgesprochen, um frühzeitig deren Rückmeldungen und Verbesserungsvorschläge zu bekommen. Uns ist wichtig, dass die App nicht nur gesetzliche Barrierefreiheitsstandards einhält, sondern sich auch leicht bedienen lässt. Dazu gehören beispielsweise eine klar strukturierte, intuitive Nutzungsführung, zielgruppenorientierte Sprache, kontrastreiche Farbgebung und Unterstützung von Bildschirmvorleseprogrammen. Unser Ziel ist es, die KulturPass-App für alle jungen Menschen gleichermaßen ansprechend und nutzbar zu machen. Daher werden wir in den kommenden Wochen nochmals intensive Nutzungstests durchführen und weitere Lösungen für mehr Barrierefreiheit im kommenden Release ausliefern.

Datenschutz und -sicherheit sind heutzutage von großer Bedeutung. Wie berücksichtigt die KulturPass-App diese Aspekte?

Müller: Auch für uns bei SAP sind Datenschutz und -sicherheit von höchster Priorität. Wir sind hierzu den Empfehlungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gefolgt und haben strenge Sicherheitsmechanismen in die KulturPass-App integriert. Bei der Entwicklung haben wir detailliert analysiert, welche Cybersecurity-Bedrohungen auftreten könnten, und haben diesen entgegengewirkt. Zusätzlich wurden Penetrationstests eingesetzt, um simulierte Cyberangriffe durchzuführen und die Systemsicherheit zu bewerten.

Gemeinsam haben diese Methoden dazu beigetragen, Schwachstellen zu identifizieren und potenzielle Risiken abzusichern. Wir haben auch darauf geachtet, dass nur nutzungsberechtigte Personen die App nutzen können, indem wir elektronische Identifizierungsverfahren, beispielsweise die Online-Funktion unseres Personalausweises, verwenden. Insgesamt stellen wir sicher, dass die persönlichen Daten der Nutzenden geschützt sind und nur für den vorgesehenen Zweck verwendet werden.

Inwiefern ermöglicht die technische Infrastruktur zukünftige Erweiterungen des Programms?

Müller: Der KulturPass ist eine Initiative des Deutschen Bundestags. Es handelt sich um ein Projekt, das darauf abzielt, den Zugang zur Kultur für junge Erwachsene zu ermöglichen. Wenn es ein erhöhtes Interesse gibt, ist die Infrastruktur der KulturPass-App flexibel genug gestaltet, um schnell Erweiterungen umzusetzen.

Wir haben hierzu eine flexible Architektur geschaffen, die es uns ermöglicht, das Programm kontinuierlich weiterzuentwickeln und neue Funktionen hinzuzufügen. Hierbei hilft auch unsere technologische Basis, die SAP Business Technology Platform. Somit sind wir jederzeit in der Lage, das Feedback der Nutzenden entsprechend in der App umzusetzen. Wir werden die KulturPass-App kontinuierlich weiterentwickeln, um sie den Bedürfnissen unserer Zielgruppe anzupassen und das Kulturerlebnis für junge Menschen in Deutschland zu bereichern.

Die Entwicklung einer solche App ist technisch komplex. Welche Herausforderungen gab es bei der Entwicklung der App und wie wurden sie bewältigt?

Müller: Zunächst möchte ich ein großes Lob an das Team aussprechen, das die App konzipiert, entwickelt und letztlich implementiert hat. Tatsächlich war die Entwicklung der KulturPass-App in gerade mal sechs Monaten eine herausragende Leistung der Kolleginnen und Kollegen. Die zeitliche Begrenzung erforderte eine enge Zusammenarbeit und eine effiziente Projektplanung. Wir mussten sicherstellen, dass alle technischen Komponenten reibungslos ineinandergreifen und den Nutzenden eine nahtlose Erfahrung bieten. Eine der größten Herausforderungen bestand darin, die verschiedenen Partnerlösungen, wie das Käufer- und das Anbieter-Management, in die Gesamtarchitektur zu integrieren. Wir haben intensiv mit internen und externen Fachleuten zusammengearbeitet, um diese Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen und die KulturPass-App termingerecht fertigzustellen.

Inwiefern haben die technische Expertise und Erfahrung der SAP dazu beigetragen, das KulturPass-Projekt erfolgreich umzusetzen?

Müller: Die SAP verfügt über langjährige Erfahrung und umfangreiche technische Expertise, wenn es darum geht, komplexe IT-Projekte zu entwickeln und umzusetzen. Unser Entwicklungsteam hat sein Wissen und seine Fähigkeiten eingebracht, um die KulturPass-App zu konzipieren und zu implementieren. Wir haben bewährte Technologien und Konzepte angewendet, im Fachjargon „Best Practices“ genannt, um sicherzustellen, dass die App zuverlässig, sicher und benutzerfreundlich ist. Darüber hinaus haben wir unsere eigenen Lösungen und Partnerlösungen eingesetzt, um den gesamten Prozess, von der App-Entwicklung bis hin zur Guthabenabrechnung, zu begleiten. Alle diese Faktoren haben stark dazu beigetragen, das KulturPass-Projekt erfolgreich umzusetzen – zum einen, um die Kulturindustrie zu unterstützen, zum anderen, um jungen Menschen in Deutschland ein hoffentlich vielfältiges Kulturerlebnis zu bieten.

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