Da sich die Technologie ständig weiter entwickelt, müssen auch IT-Teams entsprechend aufgestellt sein. Low-Code-/No-Code-Lösungen sowie die Einbeziehung von technisch interessierten Fachanwendern eröffnen unzählige neue Möglichkeiten.
Führungskräfte auf der ganzen Welt standen im ersten Halbjahr 2023 vor enormen Herausforderungen. Angefangen bei Budgetanpassungen aufgrund der Rezession bis hin zu den rasanten Fortschritten auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz (KI) und in der IT-Landschaft. Nachdem die „Great Resignation“ – das Phänomen massenhafter freiwilliger Kündigungen – dem „Great Stay“ gewichen ist und Mitarbeitende bewusst auf einen beruflichen Wechsel verzichten, müssen Führungskräfte auch dafür sorgen, dass ihre Belegschaft bestmöglich aufgestellt ist. Selbst Unternehmen mit einem eher traditionellen Führungsstil haben erkannt, dass sie ihre Abteilungsstrukturen auf den Prüfstand stellen und strategische Veränderungen umsetzen müssen. Nur so können sie in der aktuellen Wirtschaftslage erfolgreich sein, ihre Unternehmen für die Zukunft rüsten und – was noch wichtiger ist – eine Belegschaft unterstützen, die auf allen Ebenen Innovationen schafft.
Das ist jedoch leichter gesagt als getan. Führungskräfte suchen stets nach neuen Wegen, um immer wieder neue Anforderungen umzusetzen. Eine Option sticht dabei besonders hervor: Low-Code/No-Code. Low-Code-/No-Code-Angebote können dabei helfen Qualifikationslücken im Technologiebereich zu schließen, indem Mitarbeitende ohne technischen Hintergrund in der Entwicklung und bei Implementierungsprozessen tätig werden. Zudem ist Low-Code/No-Code eine kostengünstige Möglichkeit, die Kompetenzen der Mitarbeitenden bestmöglich einzusetzen und Beschäftigte aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen einzubeziehen. Dieser Ansatz bietet außerdem die Gelegenheit, sich mit technischen Kompetenzen zu befassen und traditionelle Entwickler zu entlasten, damit diese sich auf neue Ideen und Innovationen konzentrieren können.
Bei der Überlegung, wie Low-Code/No-Code am Arbeitsplatz aussehen könnte, müssen Unternehmen einige wichtige Faktoren berücksichtigen und Fehler vermeiden. Nur so können sie Endanwender, die sich als Entwickler betätigen, in die Teamstruktur integrieren und für frischen Wind in IT-Abteilungen sorgen.
„Citizen Developer“ – keine Entwickler im traditionellen Sinn
Citizen Developer sind Fachanwender mit grundlegenden technischen Kenntnissen, die außerhalb von IT-Abteilungen neue Geschäftsanwendungen entwickeln oder bestehende Anwendungen ändern. Oft haben sie keinen Hintergrund in der Softwareentwicklung und sind im Kundenservice, Personalwesen und Projektmanagement tätig. So bringen sie ihre ganz eigenen Perspektiven und Ideen in die Technologie- und Servicebranche ein. Obwohl Citizen Developer häufig als Entwickler angesehen werden, ist dies nicht der Fall. Da diese Fachanwender anderen Geschäftsbereichen angehören, können sie durch ihre Einblicke Prozesse optimieren, mit denen Entwickler oft nicht vertraut sind. Technisch versierte Endnutzer sollten nicht als Ersatz für Entwickler betrachtet werden. Auch wenn sie Abläufe in bestimmten Unternehmensbereichen verbessern können, sind sie nicht in der Lage, den technischen Fachkräftemangel auszugleichen.
Wenn die Kompetenzen dieser Mitarbeitenden wirksam eingesetzt werden, hat dies enorme Vorteile: Durch die Verringerung von Qualifikationsdefiziten werden Entwickler entlastet; Unternehmen können neue Ideen verfolgen und innovative Strategien erschließen; und sie bringen viele neue Perspektiven in die IT-Branche ein, in der es nach wie vor oft an Vielfalt mangelt. Um die Vorteile von Low-Code-/No-Code-Lösungen zu nutzen, müssen Unternehmen verstehen, wie Fachanwender ihre Fähigkeiten bestmöglich einbringen können. Diese Mitarbeitenden verfügen über besondere Einblicke in betriebliche Anforderungen, Kreativität und die notwendigen IT-Kenntnisse, um Innovationen voranzutreiben.
Mehr Innovation durch generative KI
Studien von Gartner zeigen, dass 61 Prozent der Unternehmen bereits Entwicklungsprojekte mit technisch versierten Endanwendern durchgeführt haben oder planen, dies zu tun. Das sind gute Nachrichten, denn die Qualifikationslücke in Unternehmen wächst immer weiter. Da es nicht genügend Studienabgänger gibt, um diese Lücke zu schließen, können Fachanwender mit IT-Kompetenzen viele Abteilungen unterstützen. Während sich immer mehr Unternehmen auf diesen Wandel einstellen, müssen sie sich auch auf die rasante Weiterentwicklung generativer KI vorbereiten, die sich auf den Arbeitsalltag von Fachanwendern und professionellen Entwicklern auswirken wird.
Generative KI entwickelt sich ständig weiter – und macht komplexe Programmierprozesse leichter zugänglich. So gesehen ist generative KI ein Low-Code-Tool. Citizen Developer werden in der Lage sein, Plattformen für generative KI zu nutzen, um noch komplexere Aufgaben zu übernehmen. Erfahrene Informatiker und Datenwissenschaftlern können sich somit auf Themen konzentrieren, die ein tiefgreifendes Verständnis von Systemen und Prozessen erfordern. Wenn technisch versierte Endnutzer mit ihren Fähigkeiten IT-Teams und traditionelle Softwareentwickler bei strategischen Projekten unterstützen, können Unternehmen von einer gesteigerten Produktivität und einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit profitieren. Eines ist sicher: Low-Code-/No-Code-Tools wie Plattformen auf Grundlage modellbasierter Entwicklung, automatisierte Codegeneratoren und grafische Programmiersprachen begünstigen Innovationen, stärken die Belegschaft und helfen, den Fachkräftemangel zu überwinden.
Low-Code/No-Code: Chancen nutzen
Low-Code-/No-Code-Lösungen können relativ einfach geschult und eingeführt werden. Mitarbeitende mit unterschiedlichen Hintergründen – egal ob mit oder ohne entsprechender Ausbildung – können schnell mit dem Programmieren loslegen. Der Zugang zu Lern- und Entwicklungsmöglichkeiten wie Low-Code-/No-Code-Schulungen eröffnet neue Karrieremöglichkeiten für die bestehende Belegschaft und kann interessierte Mitarbeitende dazu motivieren, sich Entwicklungskompetenzen anzueignen und einen wichtigen Beitrag im Unternehmen zu leisten. Wenn Mitarbeitende das Gefühl haben, dass ihr Interesse an der Ausweitung ihrer Rollen und Zuständigkeiten im Unternehmen auf offene Ohren stößt, empfinden sie ihre Rolle als erfüllender und fühlen sich stärker mit ihrer Arbeit verbunden – und das wirkt sich positiv auf die Mitarbeiterbindung aus.
Den Schwerpunkt auf neue Lern- und Schulungsmöglichkeiten zu legen, scheint auf den ersten Blick kein leichtes Unterfangen zu sein – aber die Vorteile sind grenzenlos. Die SAP hielt vor Kurzem den SAP Builder Day ab, an dem interessierte Teilnehmende aus zahlreichen Branchen das Konzept der Low-Code-Softwareentwicklung anhand praktischer Beispiele kennenlernen konnten. Die Lernenden erstellten mithilfe von SAP Build Apps, SAP Build Process Automation und SAP Build Work Zone durchgängige Prozesse, die in SAP S/4HANA integrierbar sind. Im Rahmen dieses Programms konnten Dutzende von Nutzern ihr technisches Wissen erweitern und sich näher mit den Möglichkeiten von Low-Code-/No-Code-Angeboten beschäftigen.
Um Low-Code-/No-Code-Strategien im Unternehmen einzuführen, sind Schulungen für alle Wissensstufen – von Anfängern bis zu Fortgeschrittenen – der ideale Einstiegspunkt. Zudem empfiehlt es sich, interessierten Mitarbeitenden Zeit für Schulungen im Arbeitsalltag zu geben. Wenn der Fokus auf der Weiterbildung und Weiterentwicklung der Mitarbeitenden liegt, hat dies für Teams die größte Wirkung.
Rosige Aussichten für die schnelllebige IT-Branche
Technologie entwickelt sich ständig weiter. Deshalb ist es wichtig, dass IT-Teams entsprechend gerüstet sind, um sich ebenfalls weiterentwickeln zu können. Mit Low-Code-/No-Code-Lösungen und der Einbeziehung von technisch interessierten Fachanwendern eröffnen sich unzählige neue Möglichkeiten. Mitarbeitende mit den unterschiedlichsten Hintergründen sind dabei, sich branchenweit an der digitalen Transformation zu beteiligen. Die Einbeziehung von technisch versierten Endanwendern in Teams ermöglicht es Unternehmen, für mehr Vielfalt innerhalb ihrer Belegschaft zu sorgen und Strategien in eine neue Richtungen zu lenken. Außerdem können diese Fachanwender Entwickler entlasten, die den wachsenden Fachkräftemangel nicht alleine auffangen können, und so dabei helfen, vor Burnout-Erkrankungen in der Belegschaft zu schützen.
The Wall Dorf Journal Ausgabe 6
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Timo Schütte ist Global Vice President des SAP Product Learning CoE bei der SAP.