Um zeitaufwändige Aktivitäten in der Beschaffung und in den Lieferketten zu automatisieren, setzen viele Unternehmen auf künstliche Intelligenz. Die neuen KI-Funktionen sind in zwei Haupttypen zu unterteilen: generative und vorausschauende KI.
Bei routinemäßigen Handelsaktivitäten und im Tagesgeschäft sammeln Unternehmen riesige Datenmengen. Das Tempo ist dabei so hoch, dass sie vielfach nicht wirklich alle Daten nutzen können. Daher setzen sie zunehmend auf cloudbasierte Netzwerke, um Informationen zu filtern, aussagekräftige Muster zu erkennen und handlungsrelevante Erkenntnisse zu gewinnen. Diese Informationen nutzen sie dann als Basis für ihre Entscheidungen, sowie um Störungen entgegenzuwirken.
Die jüngsten Fortschritte bei künstlicher Intelligenz (KI) können den Nutzen erhöhen, den Unternehmen aus digitalen Netzwerken ziehen – sei es für den Handel, die Zusammenarbeit oder gemeinsame Nachhaltigkeitsaktivitäten mit Handelspartnern. KI verändert herkömmliche Prozesse in der Beschaffung und den Lieferketten. Die neuen KI-Funktionen lassen sich in zwei Haupttypen unterteilen: generativ und vorausschauend.
Generative KI und Geschäftsnetzwerke
Generative KI erzeugt Texte, Bilder oder andere Medien, die auf der Struktur und den Mustern der Informationen basieren, die zum Trainieren verwendet werden. Durch Large Language Modells und andere Formen des maschinellen Lernens erstellen cloudbasierte Anwendungen neue Inhalte mit Eigenschaften, die ihren Vorgängern ähneln. Mit jeder nachfolgenden Aktivität verbessert generative KI ihre Fähigkeit, die Inhalte passgenau nach den jeweiligen Wünschen zu gestalten.
Als weltweit größte Plattform für den Handel zwischen Unternehmen ist das SAP Business Network ein ideales Umfeld für generative KI. Denn es bringt eine sehr große Anzahl an Handelspartnern bei Hunderten von Millionen Transaktionen zusammen, die sich jährlich auf 4,9 Billiarden US-Dollar belaufen. Ab 2024 werden generative KI-Funktionen im SAP Business Network Unternehmen dabei helfen, Fehler zu entdecken, und ihnen bei der Rechnungserstellung automatische Zusammenfassungen zur Verfügung stellen.
KI wird es dem Netzwerk auch ermöglichen, Kataloginhalte und die Suche zu verbessern sowie Antworten für Lieferanten zu posten. Das SAP Business Network verfügt über umfangreiche strukturierte Inhalte, die über viele Jahre gesammelt wurden. Diese werden nun ausgewertet, um all diese Prozesse zu verbessern und anhaltenden Mehrwert für Käufer und Lieferanten zu schaffen.
Aber was wäre, wenn KI Unternehmen dabei helfen könnte, ihre zeitaufwändigsten Aktivitäten bei der Beschaffung und in den Lieferketten zu automatisieren – und zwar nicht nur durch generative Mechanismen, sondern auch durch vorausschauende?
Vorausschauende KI und Geschäftsnetzwerke
Wie viel strategisches Potenzial, das bisher an taktische Aufgaben gebunden war, könnten Unternehmen freisetzen, wenn Business-to-Business-Netzwerke bestimmte operative Anforderungen zuverlässig vorhersagen und autonom ausführen könnten? Mit dem Aufkommen cloudbasierter, intelligenter Anwendungen beginnen Unternehmen nach Effizienzgewinnen im gesamten Geschäftsbetrieb und bei ihren Handelspartnern zu suchen und werden tatsächlich fündig.
Diese Technologien vereinfachen einige der arbeitsintensivsten Geschäftsprozesse deutlich – von der Bezugsquellensuche über den Einkauf bis hin zur Vertragserstellung und der Zahlungsabwicklung. Im Zuge der digitalen Transformation haben viele Unternehmen Beschaffungs-, Lieferketten- und Logistikprozesse optimiert und die Zusammenarbeit zwischen Handelspartnern verbessert. Deshalb sehen sie hier einen immer klareren Ansatzpunkt für den Einsatz intelligenter Lösungen für das Ausgabenmanagement. Hierbei handelt es sich um Lösungen, die riesige Bestände mit operativen Daten nutzen, um Risiken zu mindern und kontextbezogene Erkenntnisse zu gewinnen, Einsparungen zu erzielen und damit Innovationen zu finanzieren und Wettbewerbsvorteile zu vergrößern.
Wo aber werden sich KI-optimierte Lösungen für das Ausgabenmanagement in den kommenden Jahren hin entwickeln? Zu Systemen, die durchgängige Beschaffungs-, Lieferketten- und Logistikprozesse innerhalb von Parametern ausführen können, die von Menschen strategisch festgelegt und überwacht werden. Diese cloudbasierten Lösungen bringen uns einer Ära autonomer Funktionen näher, in der KI-gestützte Anwendungen detaillierte Einblicke bieten, proaktive Empfehlungen geben und Mitarbeitenden in der Beschaffung zahllose Verwaltungsaufgaben abnehmen.
Menschliche Arbeit reduzieren, nicht ersetzen
Hierbei sei darauf hingewiesen, dass autonome Funktionen Menschen nicht überflüssig machen. Ganz im Gegenteil! Das nach sorgfältigen Überlegungen getroffene Urteil einer erfahrenen Führungskraft lässt sich nicht ersetzen. KI-gestützte Lösungen für das Ausgabenmanagement bieten jedoch eine unschätzbare Reihe von Tools, mit denen Fachkräfte komplexe Alternativen effektiver bewerten und Entscheidungen auf einer fundierten Grundlage treffen können.
Der Trend zu autonomen Beschaffungs-, Lieferketten- und Logistikprozessen ist ein Weg, den unterschiedliche Branchen und Personen aus verschiedenen Richtungen und mit unterschiedlichem Tempo gehen werden. Dabei kann die KI menschliche Arbeit bei einigen Aktivitäten reduzieren und sie bei anderen verbessern. Beispielsweise könnte ein Geschäftsnetzwerk antizipieren, dass Lagerbestände aufgefüllt werden müssen – ausgehend von der Geschwindigkeit, mit der sie abnehmen. Es könnte Beschaffungsvorgänge initiieren, indem es Informationen aus Aktivitäten auswertet, die an anderer Stelle in der Wertschöpfungskette erfolgen. Oder es könnte operative Analysen nutzen, um Handelspartner mit Kennzahlen auf den aktuellen Stand zu bringen. Dies alles ganz ohne manuelle Eingriffe. Ein autonomes System kann sogar Lieferanten benachrichtigen, wenn Katalogsuchen keine Treffer ergeben, und vorschlagen, dass neue Waren angeboten werden.
Vernetzte operative Prozesse verändern sich
Aber auch wenn Menschen verschiedene taktische Aufgaben aufgeben, bleiben sie dennoch weiterhin für die strategischen Aufgaben verantwortlich. Festzulegen, welchen Ansatz ein Unternehmen beim Ausgabenmanagement – in Abstimmung mit seinen Handelspartnern – verfolgt, wird sehr wahrscheinlich auf absehbare Zeit in menschlicher Hand bleiben. Im Gegensatz dazu bietet die Entscheidung, wie diese Anforderungen umgesetzt werden können und dann auch umgesetzt werden, einen sehr spannenden Ansatzpunkt für cloudbasierte KI-Lösungen. In Zukunft könnte ein Benutzer einen Prozess initiieren und später über die Folgeaktionen des Systems informiert werden. Eine Genehmigung durch den Benutzer ist dabei nur für bestimmte Arten von Entscheidungen erforderlich. Oder ein Benutzer könnte verschiedene vertrauenswürdige, selbstlernende Analyseanwendungen verwenden. Mitarbeitende in der Beschaffung, Lieferkette und Logistik behalten die Kontrolle und passen ihren Interventionsgrad an die Anforderungen des Unternehmens an.
Neue KI-Anwendungen bieten sowohl generative als auch vorausschauende Funktionen und verändern damit die vernetzten operativen Prozesse zwischen Handelspartnern grundlegend. Experten für das Ausgabenmanagement können sich dies zunutze machen und eine neue Ära des beschleunigten Wachstums, der operativen Agilität und dauerhafter Wettbewerbsvorteile für ihre Unternehmen einläuten.
Jörn Keller ist Executive Vice President und Chief Product Officer für SAP Business Network.