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Vor mehr als 35 Jahren begann die Erfolgsstory der SAP in den nordischen Ländern. Helle Dochedahl, Geschäftsführerin SAP Nordic & Baltic, und der ehemalige SAP-Vorstandssprecher Jim Hagemann Snabe erinnern sich – auch an einen der ersten produktiven SAP-R/3-Kunden.

Als Helle Dochedahl und Jim Hagemann Snabe sich Mitte der 1980er-Jahre an der Universität in Aarhus/Dänemark kennenlernten, konnten sie nicht wissen, dass sich ihre Wege noch einige Male kreuzen würden. Zum Beispiel 1993.

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Snabe war Beratungsleiter bei SAP in Dänemark, wo er im April 1990 als junger Trainee direkt nach seinem Studium angeheuert hatte. „SAP baute in diesen Jahren ihr internationales Geschäft in großem Stil aus und stellte junge Leute aus aller Welt ein, die nach einer zwölfmonatigen Schulung in Walldorf zurück in ihre Heimatländer geschickt wurden“, erzählt Snabe. So kam er im April 1991 zurück nach Dänemark in ein Büro mit rund 25 Leuten, etwa die Hälfte von ihnen waren Berater.

Und schon ein paar Monate später fragte man ihn, ob er die Leitung der Beratung in Dänemark übernehmen wolle. Snabe dazu: „Ich war mit gerade mal 24 Jahren der Jüngste, aber ich hatte in dem Jahr in Deutschland ein gutes und solides Verständnis vom damaligen SAP-R/2-System erworben. Es war ein Beleg für die Kultur der SAP, den Mitarbeitern Vertrauen zu schenken und ihnen schnell Möglichkeiten zu eröffnen, sich zu entwickeln.“

Unterstützung von der Mutter

1993 also – Dochedahl war nach der Geburt ihres ersten Sohnes noch im Mutterschaftsurlaub bei einer kleinen dänischen ERP-Firma. Snabe suchte für sein Beraterteam weitere Unterstützung. Dochedahl meint: „Ich sah die Zeitungsanzeige, und da ich über Jim und andere ehemalige Kommilitonen einiges über SAP wusste, kam ich ins Grübeln.“ Snabe lebte mit ihrem Mann, der ebenfalls in der IT-Branche tätig ist, noch in Aarhus. SAP hatte sich jedoch bereits 1988 in der dänischen Hauptstadt niedergelassen. „Es war klar, wenn du in der IT etwas werden wolltest, musstest du nach Kopenhagen ziehen. Also rief ich erstmal meine Mutter an“, erzählt Dochedahl. Die stimmte zu, ihre Tochter bei der Betreuung des Enkels zu unterstützen. Als nächstes telefonierte Dochedahl mit Snabe, der sie sofort einstellte. Einer Sache musste Snabe zustimmen. Dochedahl: „Ich konnte und wollte wegen meines Kleinen nicht mehrere Monate nach Walldorf zur Schulung. Also brachte ich mir das meiste SAP-Wissen selbst bei. Ab und zu reiste ich aber doch für eine Woche nach Walldorf.“

Mit dem Großrechner-Programm SAP R/2 befasste sich Dochedahl nach ihrem Einstieg 1993 nur noch am Rande. Denn SAP hatte im Jahr zuvor die Client-Server-Software SAP R/3 auf den Markt gebracht. Und die kleine dänische Landesgesellschaft sollte hierbei Geschichte schreiben.

Die Anfänge in den nordischen Ländern

Rückblende: Mit Marketing- und Vertriebsaktionen sowie ersten Kundenworkshops machte sich SAP von 1987 an in Skandinavien einen Namen. Den ersten Businessplan für die Märkte im Norden Europas entwarf Joergen Oestergaard. Er war bereits Anfang 1987 zum Geschäftsführer der nordischen Länder ernannt worden. Die ersten SAP-R/2-Systeme waren schnell verkauft und implementiert waren und das Interesse der Unternehmen kontinuierlich wuchs, beschlossen der SAP-Vorstand und die Tochter SAP International die Gründung der ersten Landesgesellschaften im Norden Europas: Im Februar wurden die SAP Svenska AB und im März 1988 die SAP Danmark A/S gegründet.

Übersetzung ins Norwegische

Während Kundinnen und Kunden in Norwegen bis in die 1990er-Jahre von Dänemark aus betreut wurden, kümmerten sich die Mitarbeitenden der SAP in Schweden bis Ende der 1990er-Jahre auch um Firmen in Finnland. Geschäftsführer der SAP International, die seit 1984 von Biel/Schweiz aus das internationale Geschäft der SAP verantwortete und die Expansion in alle Welt vorantrieb, war Hans Schlegel. Er war auch dabei, als im April 1988 in einem Hotel und Skiresort nördlich von Oslo die Kolleginnen und Kollegen der SAP Dänemark und der SAP Schweden für fünf Tage zum „Nordic Kick-off“ zusammenkamen. Mit von der Partie waren einige Mitarbeitende von A/S EDB (steht für Electronic Data Processing), einem norwegischen IT-Unternehmen, das bereits seit 25 Jahren auf dem Markt agierte. Es sollte der SAP als Partner helfen, das SAP-R/2-System zu verkaufen und ins Norwegische zu übersetzen. Gemeinsam wollten die Teams im Hotel Storefjell ihre Aktivitäten koordinieren, Wissen und Erfahrungen austauschen.

Chemiekonzern Kemira bringt globales Geschäft im Big Bang in die Cloud

Das gelang ihnen sehr gut, denn beide Landesgesellschaften entwickelten sich in den nächsten Jahren prächtig. Die SAP Schweden beispielsweise erwirtschaftete 1992 bereits einen Umsatz von rund 3,6 Millionen US-Dollar (ca. 30 Millionen schwedische Kronen). Zu ihren Kunden zählten neben einigen Tochtergesellschaften deutscher Konzerne etwa die staatliche schwedische Eisenbahngesellschaft SJ (Statens Järnvägar), Ericsson Business Communications und die Skandinaviska Enskilda Banken (SEB).

Sich neu erfinden – rechtzeitig

Snabe kam schon 1991 erstmals mit SAP R/3 in Berührung und begann mit dem Team der SAP Dänemark, „die Vision von SAP R/3 an erste Nordic-Kunden zu verkaufen“ – noch bevor das Produkt im Juli 1992 offiziell auf den Markt kam. Zu den Firmen, die bereits SAP R/2 im Einsatz hatten, gehörte der finnische Chemiekonzern Kemira, der seine Zentrale damals noch in Kopenhagen hatte.

Wie sich SAP-Mitgründer Hasso Plattner in seinem Buch „Dem Wandel voraus“ erinnert, war die Einführung von SAP R/2 bei Kemira „sehr mühsam gewesen“. Darum habe er der Firma, einer „UNIX-Firma“, versprochen, „sobald wir ein UNIX-System haben, werden wir Ihr System ersetzen“. Im Sommer 1992 war es so weit: Snabe und sein Team gewannen einen neuen SAP-R/3-Kunden für SAP und Kemira wurde laut Dochedahl „zum ersten produktiven SAP-R/3-Kunden in einem nicht-deutschsprachigen Land“. Dochedahl war damals noch nicht bei SAP, aber sie besuchte den Kunden einige Zeit später „und sie erzählten mir diese Geschichte und wie stolz sie waren, dass sie zu den Vorreitern gehörten und das Wagnis eingegangen waren“.

Leben neben dem Büro

Für Dochedahl hatte dieser Besuch der Kemira-Niederlassung auch eine persönliche Note: „Gegenüber vom Kemira-Büro sah ich ein Stück Land, das zum Verkauf angeboten wurde. Wir kauften das Grundstück, bauten ein Haus und jetzt sind es über 28 Jahre, dass wir dort leben.“

Snabe sieht die erfolgreiche Einführung von SAP R/3 bei Kemira, in den nordischen Ländern und überall auf der Welt noch in einem anderen Licht. „SAP war zu dieser Zeit mit SAP R/2 sehr erfolgreich unterwegs. Doch trotz des Erfolgs beschloss die Firma, massiv in die nächste Generation von Lösungen zu investieren. Ich denke, das gehört zu den Gründen, warum SAP auch heute noch eine der wenigen erfolgreichen europäischen IT-Firmen ist. SAP konnte sich immer wieder aus einer Position der Stärke heraus neu erfinden, anstatt wie viele Mitbewerber zu warten, bis sie in Schwierigkeiten waren.“


Helle Dochedahl

Im April 2023 feierte Dochedahl ihren 30. SAP-Geburtstag. „Ich wurde mit SAP R/3 geboren“, sagt sie, verweist aber auch auf viele andere Meilensteine ihrer eigenen SAP-Historie. Sie erinnert sich gerne and die bereichernde Zusammenarbeit mit zahlreichen Unternehmen wie Arla, Carlsberg oder Velux in den ersten Jahren als Kollegin im nordischen Presales. „Ich hatte das große Glück, in vielen verschiedenen Bereichen wie Presales, Schulung, COO und jetzt Vertrieb arbeiten zu dürfen. Ich hatte Positionen in Dänemark, Nordic, EMEA und EMEA Süd inne, die mir die Möglichkeit gaben, meine Karriere je nach Lebenslage und meinen persönlichen Wünschen anzupassen. Was ich an SAP liebe, ist, dass man immer die Hand heben kann und es Entwicklungsmöglichkeiten für alle Lebensphasen gibt.“

Warum sie immer noch bei SAP arbeitet? „Man bleibt in einem Unternehmen, in dem man sich wohlfühlt!“ sagte Dochedahl. „Es ist die Mischung aus tollen Kolleginnen und Kollegen, der wichtigen Arbeit, die wir für unsere Kunden leisten, und der Möglichkeit, immer wieder Neues auszuprobieren. Alles zusammen macht den Zauber aus.“


Jim Hagemann Snabe

Snabe kam 1990 als Trainee zu SAP und arbeitete bald als Consulting Manager, bevor er im Oktober 1994 zu IBM wechselte. Im Januar 1997 kehrte er zur SAP zurück und wurde Geschäftsführer von SAP Schweden. Er hatte zahlreiche Führungspositionen bei der SAP inne, unter anderem in den Bereichen Vertrieb, Beratung und Entwicklung. Im Juli 2008 wurde Snabe zum Vorstandsmitglied der SAP ernannt und war in dieser Rolle für Innovation und Produktentwicklung verantwortlich. Im Februar 2010 wurde er gemeinsam mit Bill McDermott zum Vorstandssprecher berufen.

Nachdem er 2014 sein Vorstandsmandat niedergelegt hatte, war Snabe bis Juli 2017 Mitglied des Aufsichtsrats der SAP. Snabe ist heute unter anderem Aufsichtsratsvorsitzender bei Siemens und Northvolt.


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