Die Software von CleaVision erkennt Auffälligkeiten an der Netzhaut von Neugeborenen. So können diese vorm Erblinden geschützt werden.
In Indien, wo die Ressourcen im Gesundheitssektor begrenzt sind, bietet der Einsatz von KI-Technologie von SAP und CleaVision einen Hoffnungsschimmer für Babys, die an Frühgeborenen-Retinopathie (ROP) leiden, einer Erkrankung, die unbehandelt zu irreversibler Blindheit führen kann. Diese völlig neue Kombination von Medizin und Technologie bietet eine praktische Lösung, um in ganz Indien die Erblindung von Neugeborenen zu verhindern.
ROP ist eine Krankheit, die häufig bei Frühgeborenen auftritt. In Indien ist ROP weit verbreitet, denn das Land hat die höchste Frühgeburtenrate der Welt. Über drei Millionen Babys kommen dort jedes Jahr zu früh zur Welt. „Etwa 25 bis 40 Prozent dieser Babys laufen Gefahr, ROP zu entwickeln“, sagt Dr. Anand Vinekar, Leiter der Abteilung Pediatric Retina am Narayana Nethralaya Eye Institute in Bangalore und Gründer der Initiative KIDROP, die sich mit dem Problem der ROP im ländlichen Indien befasst.
Erblindung ist vermeidbar
Erblindung durch ROP ist weitgehend vermeidbar, wenn sie innerhalb der ersten Wochen nach der Geburt diagnostiziert und behandelt wird. Während das Screening an sich für einen geschulten Anbieter nicht schwierig ist, ist es eine große Herausforderung ROP bei Millionen von Frühgeborenen zu erkennen. Laut Dr. Vinekar muss jedes Frühgeborene während des kritischen Zeitraums mehrmals untersucht werden, was über 20 Millionen Untersuchungen pro Jahr entspricht, wenn jedes Frühgeborene überwacht werden soll.
Viele indische Familien wohnen weit entfernt von Krankenhäusern. Diese enormen Distanzen, gepaart mit einem gravierenden Mangel an spezialisierten Ärzten, machen solche Screenings mit den derzeitigen Methoden zu einer nahezu unlösbaren Aufgabe. KIDROP, CleaVision und SAP nutzen KI, um diese Lücke zu schließen und Säuglingen wie Hanvith C Hilfe anzubieten.
Die Eltern von Hanvith sahen sich mit der Angst konfrontiert, die viele frischgebackene Eltern in Indien verfolgt. „Mein Vater war blind“, sagt seine Mutter und äußert damit eine Sorge, die auf persönlicher Erfahrung beruht. Der Gedanke, dass ihr Neugeborenes blind werden könnte, war furchterregend. Deshalb holten die Eltern sich Hilfe – eine Entscheidung, die großen Einfluss auf das weitere Leben ihres Kindes haben sollte.
Rechtzeitige Diagnose hilft
Hanviths Vater erinnert sich daran, welches Glück sie hatten, in ihrem örtlichen Krankenhaus ein Team von KIDROP anzutreffen. Dank dieser Initiative, werden in Indiens ländlichen Gemeinden moderne medizinische Untersuchungen durchgeführt. Und bei Hanvith wurden ROP-Symptome rechtzeitig diagnostiziert. Es folgte eine erfolgreiche Behandlung in Bangalore. Und so wurde die Hoffnung stärker als die Verzweiflung.
Das Team von KIDROP arbeitet nun daran, diese wichtigen Diagnosefähigkeiten in Gebiete zu bringen, in denen es kaum medizinische Versorgung gibt. Nichtmediziner werden darin geschult, mit speziellen Kameras digitale Aufnahmen von den Augen der Frühgeboreren zu machen. Doch die vielen Tausend Netzhaut-Scans, die auf Anzeichen von ROP überprüft werden müssen, stellen das Team vor zusätzliche Herausforderungen. „Jetzt haben sie viele Bilder und niemand, der sie auswertet“, sagt Dr. Vinekar und weist auf die Engpässe im Diagnose- und Behandlungsprozess hin.
CleaVision erkennt Auffälligkeiten an der Netzhaut
Hier kommt die Lösung von CleaVision ins Spiel. Unterstützt durch SAP Business AI, die SAP Business Technology Platform (SAP BTP) und die Lösung SAP Analytics Cloud setzt CleaVision neue Maßstäbe. Die Aufnahmen der Augen werden in CleaVision hochgeladen. Die Software erkennt automatisch Auffälligkeiten an den Blutgefäßen und der Netzhaut und gibt eine Empfehlung aus, ob ein Baby möglicherweise eine ROP entwickelt. So hilft die Software den Ärzten, gefährdete Kinder schnell zu identifizieren und zu priorisieren.
„Bei unserer Entscheidung werden wir uns nicht allein auf das verlassen, was die KI sagt“, stellt Dr. Vinekar klar. „Aber sie wird uns helfen, Behandlungsprioritäten zu setzen.“ Dies zeigt, dass moderne Technologie eingesetzt wird, aber bei wichtigen Entscheidungen im Gesundheitswesen ist nach wie vor das menschliche Urteilsvermögen entscheidend.
Von der Technologie profitieren
„Die KI von SAP und CleaVision hat nicht nur großen Einfluss auf Technologie und Medizin, sondern sie beeinflusst auch unser persönliches Leben kann lebensverändernd sein“, betonen die Eltern von Hanvith. Es sei wichtig, aufmerksam zu sein und frühzeitig einzugreifen. Sie hoffen, dass auch viele andere Familien von dieser Technologie profitieren können.
Ihre Träume für die Zukunft ihres Sohnes sind bescheiden, aber doch von großer Tragweite. Seine Mutter erklärt: „Wir würden uns wünschen, dass er Arzt wird, Gutes tut und anderen Menschen hilft, wenn er älter ist. Genau wie sie uns am Anfang seines Lebens geholfen haben.“
Über CleaVision
CleaVision ist ein nachhaltiges Sozialunternehmen, das 2017 von Chirag Gupta und Narayan V K im Rahmen des Programms SAP One Billion Lives gegründet wurde. Die Organisation nutzt intelligente Technologien, um Menschen in ärmeren Ländern, die keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung haben, frühzeitig auf Augenkrankheiten wie ROP zu untersuchen.
Die Lösung von CleaVision verarbeitet Bilddaten mit KI-Tools, die Auffälligkeiten an den Blutgefäßen und der Netzhaut automatisch erkenen und eine Empfehlung abgeben, ob ein Frühgeborenes möglicherweise eine ROP entwickelt. Über ein Telemedizin-Netzwerk werden die Screening-Daten dann an Krankenhäuser übermittelt, wo sie von qualifizierten medizinischen Fachkräften geprüft werden. Das Ziel ist es, das Screening-Programm zu erweitern, indem geschultes Fachpersonal ohne medizinischen Hintergrund die Netzhautbilder aufnimmt und die CleaVision-Technologie die Bilddateien überprüft. Dadurch sparen die Techniker und ROP-Spezialisten viel Zeit.