Ein Neubeginn kann etwas Positives sein – doch bei null anzufangen kann auch eine große Herausforderung sein, insbesondere für internationale Großkonzerne. Doch ein langjähriger SAP-Kunde hat sich für genau diesen Ansatz entschieden, um den Anforderungen der Kunden in Sachen Schnelligkeit gerecht zu werden und seine Ziele umzusetzen.
„Wir möchten Kunden dabei helfen, schnell agieren zu können“, berichtete Takuya Sakai, General Manager der Digital Transformation Business Group bei Hitachi High‑Tech Corporation in einem Video aus der Reihe SAP Winning Insights. Sakai hatte bereits im letzten Jahr im Rahmen der Keynote-Präsentation auf der Entwicklerkonferenz SAP TechEd über seine Erfahrungen berichtet. „Unser Ziel ist es, die Prozesse unserer Kunden zu vereinfachen“, erklärte Sakai.
Um Abläufe schneller und einfacher zu gestalten, veränderte Hitachi High‑Tech mehr als nur seine Lösungsarchitektur: Die Tochtergesellschaft von Hitachi Ltd. mit Sitz in Tokio entschied sich für eine Greenfield-Implementierung von SAP S/4HANA. Das bedeutete, dass eine neue Umgebung konzipiert und entwickelt werden musste, die die Anforderungen des Unternehmens erfüllte.
Um dies umzusetzen, startete Hitachi High-Tech sein ambitioniertes Transformationsprojekt „Digital Experience“. Ziel war es, die technologisch aufwendigen Prozesse der Kunden auf dem Gebiet der Nanotechnologie, Analytik und Medizin sowie in anderen Geschäftsbereichen einfacher zu gestalten.
Ein Neubeginn
Hitachi High-Tech hatte bereits seit den 1990er-Jahren SAP ERP als Fundament für seine weltweiten Geschäftsprozesse genutzt und konnte so jahrzehntelang einen reibungslosen Betrieb aufrechterhalten. Zudem waren die einzelnen Regionen des Unternehmens in der Lage, die Entwicklung neuer Funktionen an ihre spezifischen Anforderungen anzupassen. Dabei waren jedoch auch 9.000 Add-ons entstanden – kundeneigener Code, der im Laufe der Jahrzehnte hinzugefügt wurde, um maßgeschneiderte Funktionen zu ermöglichen. Diese Add-ons reichten von Berichten und Eingabe-Screens bis hin zu komplexen Prozessen für die Fertigung.
Add-ons können Nutzern dabei helfen, Software für bestimmte Aufgaben anzupassen. Im Laufe der Zeit kann diese Masse an Code allerdings unübersichtlich werden und die Agilität und Anpassungsfähigkeit eines Unternehmens erschweren.
„Nach unserem Digital-Experience-Projekt entschieden wir uns für eine Neuimplementierung, damit nicht alles aus unserem Altsystem auf unsere neue SAP-S/4HANA-Plattform übertragen wird“, erläuterte Sakai. „Wir änderten Prozesse und die Technologie.“
Das Greenfield-Konzept sah die Neuimplementierung des Systems vor, bei der bereits vorhandene Daten und Anpassungen nicht migriert wurden. Laut Sakai hat dies dazu geführt, dass 9.000 Add-ons auf lediglich 800 verringert werden konnten. Hitachi High-Tech erstellte die meisten dieser neuen Add-ons im Rahmen einer Side-by-Side-Entwicklung über die SAP Business Technology Platform (SAP BTP). Dadurch, dass kein Code geändert werden musste, konnten Modifikationen auf ein Mindestmaß reduziert werden, was Stabilität, Agilität und Geschwindigkeit gewährleistete.
Zudem stellte Hitachi High-Tech die Entwicklung von Add-ons auf SAP S/4HANA komplett ein.
Zwei Schichten für einen Clean Core
Hitachi High-Tech führte im Rahmen dieser Greenfield-Implementierung eine Zwei-Schichten-Architektur ein: Das Unternehmen nutzt SAP S/4HANA Cloud Public Edition für kleine und mittelständische Vertriebsstellen in Übersee, um die ERP-Tools dort relativ einfach zu halten, und SAP S/4HANA Cloud Private Edition für die Fertigung in Japan.
„Die Side-by-Side-Entwicklung auf der SAP BTP … ermöglicht schnellere Upgrades, sodass unsere Mitarbeitenden schneller optimierte Funktionen nutzen können“, betonte Sakai.
Durch die Umstellung von einem zunehmend benutzerdefinierten – und damit äußert sperrigen – Altsystem auf SAP S/4HANA Cloud profitiert das Unternehmen laut Sakai von mehr Flexibilität und Sicherheit sowie von schnelleren Prozessen. Dies kann hilfreich sein, wenn es zu einem Anstieg der Nachfrage kommt oder häufigere Upgrades anstehen.
Es muss jedoch noch immer ein Datenaustausch zwischen den beiden Schichten möglich sein. Und hier kommt die SAP BTP ins Spiel.
„Wir müssen zwei ERP-Systeme miteinander integrieren. Deshalb haben wir die SAP BTP zwischen den beiden Schichten eingerichtet“, führte Sakai aus. „Wir möchten unseren SAP-S/4HANA-Kern ‚sauber halten‘ … und verwenden deshalb die SAP BTP als Hub für Geschäftsprozesse und als Entwicklungsgrundlage.“
Ein einfacher und intelligenter digitaler Prozess
„Mit der SAP BTP können wir einen einfachen und intelligenten digitalen Prozess gestalten, ohne unseren SAP-S/4HANA-Kern zu modifizieren“, erklärte Sakai und griff damit seine Ausführungen von der SAP-TechEd-Keynote auf. „Das hat großen Nutzen, weil wir den Benutzern neue Funktionen zugänglich machen können. Wir sind der Ansicht, dass die SAP BTP ein äußerst wichtiges Hilfsmittel ist, um unsere Geschäftsaktivitäten voranzutreiben.“
Auf der SAP TechEd hatte Sakai von der Greenfield-Transformation von Hitachi High-Tech berichtet, bei der sich Mitarbeitende an neue Prozesse, Benutzeroberflächen und Berichte gewöhnen mussten. Letzten Endes konnten alle Bereiche digital vernetzt werden, was sich als enormer Vorteil erwies.
Und genau das ist laut Sakai „der wichtigste Aspekt“ einer Transformation.
„SAP ist nicht nur ein Softwareunternehmen, sondern auch ein Unternehmen, das Transformation vorabtreibt. Aber natürlich ist auch das [SAP-]System eine maßgebliche Komponente“, resümierte Sakai.