In weniger als fünf Monaten transferierte der Entwicklungsdienstleister seine SAP-Landschaft in Time in die Private Cloud. SAP fungierte dabei als Implementierungs- und Hostingpartner. Die Umsetzung von SAP S/4HANA ist der nächste Schritt.
Gute Nachrichten von Automobilherstellern und ihren Zulieferern hatten zuletzt echten Seltenheitswert. Als einer der wenigen verkündete der Entwicklungsdienstleister Bertrandt, mit rund 14.000 Angestellten einer der größten und wichtigsten der Branche, im Februar. „Wir rechnen mit einer deutlichen Erholung beim Ebit“, so Finanzvorstand Markus Ruf auf der jährlichen Aktionärs-Hauptversammlung in Sindelfingen.
Bertrandt entwickelt, testet und prüft Innovationen für Autohersteller und für große Systemzulieferer und ist dabei international breit aufgestellt. Die Aktiengesellschaft unterhält neben den deutschen Standorten auch Niederlassungen beispielsweise in Marokko und Rumänien, in den USA, China, Spanien, Frankreich und Italien.
„Das Unternehmen ist groß und ziemlich heterogen, bei uns wird laufend modernisiert und optimiert, und da ist es natürlich auch wichtig, dass wir mit unseren Business-Anwendungen und Lizenzen langfristig auf der sicheren Seite sind,“ so Christian Berger, Head of Group IT bei Bertrandt.
Gemeint sind damit auch und vor allem die SAP-Anwendungen, die Walldorfer versorgen den Autozulieferer seit circa 25 Jahren mit Lösungen für ihre ERP-Prozesse.
Die Private Cloud ist der ideale Kompromiss
Im vergangenen Jahr waren diese Anwendungen in einem Lift-Prozess in die Private Cloud umgezogen. Alle relevanten Fachbereiche von Bertrandt haben aktiv am Projekt mitgewirkt und durch ihre vorbildliche Zusammenarbeit zum Erfolg beigetragen. Bertrandt hat sich dabei darauf fokussiert, gemeinschaftlich Lösungen für die Herausforderungen zu entwickeln – und gleichzeitig das Tagesgeschäft effizient und erfolgreich weiterzuführen, erinnert sich Ségolène Rombach, SAP Basis Owner bei Bertrandt und als Teil des SAP Competence Centers maßgeblich am erfolgreichen Lift beteiligt. Dass das Projekt trotz seines Umfangs nach weniger als fünf Monaten in Time abgeschlossen werden konnte, lag nach Ansicht von Ségolène Rombach auch daran, dass SAP ein sehr erfahrener Implementierungspartner ist. Und mit dem RISE-Vertrag ging auch der Betrieb der ERP-Systeme auf SAP über – Bertrandt bekam sozusagen alles aus einer Hand.
Die Zusammenarbeit habe dabei wirklich gut funktioniert. „Die Teams ließen sich komplett aufeinander ein. Wenn es Probleme gab, hatten wir immer einen Ansprechpartner, es war ein echtes Miteinander“, so Ségolène Rombach. „Ohne diese offene Kommunikation hätten wir das nicht so schnell hingekriegt. Und natürlich hat auch die Erfahrung der Beteiligten enorm geholfen.“
Das bisherige Lizenzmodell war zu starr
Und dieser Kompromiss ermöglicht es Bertrandt, flexibler und passgenauer Berechtigungen vergeben zu können, „on Premise war hier kaum noch Weiterentwicklung möglich“, so Berger. Das bisherige Lizenzmodell war zu starr auf den einzelnen User zugeschnitten.
„RISE with SAP stellt uns jetzt ganz unterschiedliche Modelle zur Verfügung, und diese Beweglichkeit ist für uns enorm wichtig.“
Christian Berger, Head of Group IT bei Bertrandt
Zudem profitiere die IT von der Automatisierung der Sicherheitsupdates, von der Optimierung und leichteren Skalierbarkeit sämtlicher Prozesse.
Ebenso wichtig wie das reibungslose Funktionieren ihrer Anwendungen ist für das Unternehmen die Sicherheit bezüglich ihrer Lizenzen. Langfristig laufe deshalb alles auf die Implementierung von SAP S/4HANA hinaus, daraus macht Christian Berger keinen Hehl, schon um schneller und unkomplizierter neue Prozesse implementieren zu können. „Den Aufwand, den wir bisher oft damit hatten, wollen wir nicht mehr. Zu mehr Standardisierung gibt es langfristig keine Alternative.“
SAP S/4HANA ermöglicht detailliertere Auswertungen
Außerdem müsse man auch wegen zunehmender Regulierungen den Fachbereichen immer mehr Services anbieten können, auch das werde SAP S/4HANA möglich machen. Gleiches gilt für das Reporting im Finance. „SAP S/4HANA würde deutlich schneller Reports liefern und detailliertere Auswertungen ermöglichen, was die Planung flexibler macht“, davon ist Berger überzeugt. Aktuell laufe im Unternehmen dazu ein Vorprojekt, eine genaue Timeline gebe es aber noch nicht.
Die meisten Mitarbeitenden haben vom Lift nichts bemerkt
Bis es so weit ist, sind Ségolène Rombach, Christian Berger und ihre Kollegen mit der Bewältigung des Status Quo ausreichend beschäftigt. „Die vielen Möglichkeiten der SAP-Anwendungen können wir gar nicht alle nutzen. Aktuell geht es für uns darum, aus dem riesigen Baukasten genau das rauszugreifen, was uns jetzt und in nächster Zukunft hilft“, so Rombach.
Und wie haben die Mitarbeitenden auf die Migration der Systeme in die Cloud reagiert? Die meisten gar nicht. Weil sie in ihrer täglichen Arbeit – abgesehen vielleicht von einem schnelleren Feedback der Anwendungen – gar nichts davon bemerkten. Und genau das war ein Ziel des Projekts.