Auf den Hamburger IT-Strategietagen am 21. und 22. Februar spielten Daten und ihre Nutzung – natürlich – eine überragende Rolle. Aber nicht nur sie. Es ging auch um den Mehrwert von Technologie insgesamt und darum, wie Unternehmen mit wachsenden Erwartungen der Kundschaft umgehen sollten.
Natürlich dreht sich ein IT-Kongress im Jahre 2019 um das Thema Digitalisierung, aber das taten seine Vorgänger auch. Die Frage ist, was Digitalisierung genau jetzt konkret für CIOs bedeutet. Was wird digitalisiert? Wie genau? Und warum?
Wie wichtig eine sinnvolle Antwort auch auf letztgenannte Frage ist, zeigten gleich mehrere Vorträge in Hamburg. Denn Technologien müssen heute mehr denn je dem Businessmodell dienen. Oder wie Christa Koenen, CIO der Deutschen Bahn AG und Chefin von DB Systel, es formulierte: „Am Ende ist es nicht die Frage, was IT ist, sondern was IT bewirkt.“
Von oben betrachtet, sind bei CIOs aktuell vor allem zwei Wirkungen erwünscht. Erstens: bessere Prozesse durch Datenanalyse. Zweitens: Integration. Wie wichtig beides ist, zeigte der Vortrag von Dr. Henning Krüger, CIO der Lufthansa Technik AG. Das Unternehmen nutzt Datenanalyse, um Schäden an Turbinenschaufeln zu finden oder durch das Auswerten von Flugdaten Anhaltspunkte für die Optimierung unterschiedlicher Komponenten zu gewinnen.
Integration ist wichtiger denn je
Bisher sind viele Automatisierungsansätze bei der Lufthansa Technik AG allerdings Insellösungen. Das sollen sie auf keinen Fall bleiben. Ziel ist es, sämtliche Prozesse durch Datennutzung zu optimieren und damit zu beschleunigen. Womit wir bei der zweiten erwünschten Wirkung von IT sind: der Integration.
Konkret geht es für die Lufthansa Technik um Digital Readyness der gesamten IT-Architektur. Dafür sorgen sollen vor allem Microservices, die natürlich mittelfristig aus der Cloud kommen müssen. Diese Transformation sei Komplex, so Henning Krüger, und sie zwinge das Unternehmen dazu, insgesamt über seine Strukturen nachzudenken.
Das tut auch die eingangs zitierte Koenen. Für die Deutsche Bahn ist Data Analytics ebenfalls von großer Bedeutung, wobei man Daten vor allem durch eine Vielzahl von Sensoren gewinnt. Mit ihrer Hilfe „melden“ sich beispielsweise Motoren, wenn sie Probleme haben – und möglicherweise bald kaputtgehen. Die Bahn kann dann frühzeitig Techniker schicken, um den Schaden zu beheben. Koenen erklärt auf den Strategietagen: „Big Data machen wir nicht, weil es cool ist, sondern weil es für unsere Kunden etwas bringt.“
Transparenz ist heute Normalität
Wichtig ist für sie die digitale Vernetzung mit Partnern und Lieferanten, die auch zu einem Wandel der eigenen Organisation führe. „Wo wir früher streng hierarchisch waren, müssen wir heute anders unterwegs sein. In einer vernetzten Welt ist Transparenz der Information zur Normalität geworden.“
Diese Transparenz hilft Menschen auch dabei, gesund zu werden – beziehungsweise zu bleiben. Wie das geht, erläuterte auf den Strategietagen Gerd Niehage, CIO der B. Braun Melsungen AG, einem Pharma- und Medizinbedarfs-Unternehmen mit weltweit mehr als 60.000 Mitarbeitern. Das Unternehmen rüstet Krankenhäuser aus, ist aber auch im „Out Patient Market (OPM)“ aktiv, also in der Patientenversorgung außerhalb des Klinikbetriebs. Auf der sogenannten Health-Cloud-Plattform führt das Unternehmen alle daran Beteiligten zusammen, schließt so „die Lücke zwischen dem Patienten und der Gesundheit“, so Niehage.
Erwartungen der Kunden steigen
Wie wichtig Cloud-Lösungen mittlerweile für alle – und für alles – sind, zeigt das Beispiel Metro. Cloud-Lösungen kommen hier sowohl im Office-IT-Bereich als auch in den Stores zum Einsatz. Das Unternehmen weiß genau, welcher Kunde wann im in welcher Filiale war und was er dort gekauft hat. Dadurch habe man auch das Kundenerlebnis verbessern können, so Timo Salzsieder, CIO der Metro AG. Mithilfe von Mobile Apps sei der Einkauf nun noch einfacher.
Dass alles, was sie umgibt, mobil und zudem extrem einfach funktioniert, erwarten vor allem Angehörige der Generation Z, also Menschen, die zwischen 1997 und 2012 zur Welt gekommen sind.
Nicht nur mit deren, sondern ganz allgemein mit Erwartungen von Kunden sollten sich Unternehmen stärker auseinandersetzen, findet Glenn Gonzáles. Dabei sei es immer wichtig, so der CTO der SAP AG, das Erwartung und anschließendes Erleben nicht allzu weit auseinanderlägen. Machine Learning zum Beispiel mache wenig Sinn, wenn sich die Macher nicht vorher überlegten, welche User Experience sie damit erzeugen wollten.
Die Zukunft selber machen
Man könnte auch sagen: Niemand braucht Antworten auf Fragen, die er nicht gestellt hat. Und im Zusammenhang mit IT-Projekten, sagt Gonzáles, gehe es oft schlicht darum, aus unterschiedlichen Lösungen ein funktionierendes Ganzes zu schaffen. „Es klingt banal, aber Integration ist noch immer das große Thema.“
Wie richtig er damit liegt, haben die IT-Strategietage erneut eindrucksvoll gezeigt. Dass die Cloud anno 2019 bessere Chancen denn je bietet, dass Integration auch wirklich gelingt. Bei der Umsetzung sollten Unternehmen vor allem auf die eigenen Stärken und die eigenen Mitarbeiter vertrauen, rät Peter Weichsel, Senior Vice President Digital Technology Management bei der Deutschen Post DHL AG. „Ich kann die Zukunft nicht kaufen, ich muss sie selbst machen.“