>

Digital Wellness – das Wohlbefinden der Nutzer in der digitalen Welt – ist eines der acht Schwerpunktthemen des diesjährigen Mobile World Congress in Barcelona.

Das weltweit größte Event der Mobiltechnologiebranche, bei dem Hersteller ihre neuesten Smartphones und Lösungen für Hyperkonnektivität präsentieren, ist nicht unbedingt der Ort, an dem man eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den Themen digitales Wohlbefinden und gesunder Umgang mit Technologie erwarten würde. Vielleicht ist es aber auch einfach ein Zeichen dafür, dass die Branche erwachsen wird: Das Wohlbefinden einer Person wird nicht mehr nur mithilfe von Fitnesstrackern und einzelnen digitalen Lösungen ermittelt, sondern ganzheitlich betrachtet.

Das digitale Wohlbefinden spielt insbesondere bei der Nutzung von Technologien am Arbeitsplatz eine Rolle. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Zeit, die wir online verbringen – und unser Gefühl, immer erreichbar sein zu müssen. „Angesichts der Tatsache, dass wir einen so großen Teil unserer Zeit mit Arbeiten verbringen, ist unsere Vernetzung im Arbeitsleben eng mit unserem allgemeinen Bedürfnis nach Erreichbarkeit verbunden“, erläutert Dr. Autumn Krauss, Principal Scientist aus dem Human Capital Management Research-Team bei SAP SuccessFactors. „Unternehmen haben die Verantwortung, eine Kultur zu fördern und Regeln festzulegen, die Mitarbeitern einen gesunden Umgang mit Technologie ermöglichen.“

Krauss wird ihren Standpunkt zu diesem Thema auf dem MWC19 bei der Podiumsdiskussion Striking a Balance in the Age of Digital Distraction darlegen und aufzeigen, welche Auswirkungen eine „Always on“-Arbeitskultur auf verschiedene Aspekte des Wohlbefindens hat. Auch die Ergebnisse von Untersuchungen in den Bereichen Arbeitsleistung und Mitarbeiterengagement wird sie vorstellen.

Die SAP-Initiative „Well-Being at Work“

Krauss befasst sich schwerpunktmäßig mit der Verbesserung des Wohlbefindens, der Gesundheit und der Sicherheit von Arbeitnehmern. Sie berät Unternehmen unter anderem dazu, wie sie eine Kultur des Wohlbefindens fördern können, die sich positiv auf das Unternehmen selbst und die Mitarbeiter auswirkt. Im Rahmen ihrer Forschung zur Arbeitspsychologie begleitet Krauss auch die SAP-Initiative „Well-Being at Work“ und die von SAP SuccessFactors entwickelten Lösungen wissenschaftlich.

Ziel dieser auf der SAPPHIRE NOW 2018 vorgestellten Initiative ist es, eine Kultur des Wohlbefindens und der Zielorientierung im Unternehmen zu verankern. Eine ganzheitliche Betrachtung der körperlichen und seelischen Gesundheit, der Motivation sowie des sozialen und finanziellen Wohlbefindens von Mitarbeitern soll dazu beitragen, das Mitarbeitererlebnis zu verbessern und Arbeitnehmer zu Spitzenleistungen zu motivieren. „Wir wissen, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen“, erklärt Krauss. „Wir wünschen uns, dass es den Mitarbeitern bei der Arbeit gut geht, doch wir müssen dabei auch berücksichtigen, dass ihr persönliches Wohlbefinden außerhalb des Jobs natürlich Einfluss auf das Berufsleben hat. Umgekehrt nehmen wir die Arbeit auch mit nach Hause – in Gedanken oder in Form von tatsächlicher Arbeit.“

Ein wichtiger Aspekt des Wohlbefindens besteht darin, chronische Stressfaktoren wirksam zu reduzieren. Am Arbeitsplatz bedeutet dies häufig, den Mitarbeitern bessere Technologien zur Verfügung zu stellen. „Was bei diesen Diskussionen leicht untergeht, ist die Tatsache, dass es nicht nur um unser Verhältnis zu Smartphones und das Lesen von E-Mails am Wochenende geht – auch wenn das wichtige Themen sind und sein sollten“, betont Krauss. „Die Frage ist auch: Wie einfach lassen sich die Technologien am Arbeitsplatz nutzen? Wie intuitiv sind sie? Wie viele Fehlermeldungen oder verwirrende Genehmigungsschritte werden bei der Nutzung dieser Technologien angezeigt? Dieser Aspekt des Mitarbeitererlebnisses im Arbeitsalltag wirkt sich direkt auf das Wohlbefinden aus – und erst recht auf die Produktivität.“

Das für die Initiative „Well-Being at Work“ zuständige SAP-SuccessFactors-Team verfolgt gemeinsam mit dem Team Future of Work und dem internen Team von Global Health Management bei SAP einen dreigleisigen Ansatz, um das Wohlbefinden der Mitarbeiter durch ein besseres digitales Arbeitserlebnis zu steigern:

  1. Wohlbefinden als integraler Aspekt von SAP-Lösungen: Durch entsprechende Konfiguration der vorhandenen Technologien (zunächst der SAP-SuccessFactors-Lösungen) und Entwicklung neuer Funktionen soll das Wohlbefinden der Mitarbeiter gefördert werden.
  2. Förderung des Wohlbefindens mithilfe von Partnerlösungen: Zur Ergänzung ihrer eigenen Lösungen setzt die SAP auch auf Anwendungen ihrer Partner.
  3. Entwicklung neuer Lösungen: Die Cloud-Lösung SAP SuccessFactors Work-Life verbessert mithilfe intelligenter Technologien die Zufriedenheit, das Wohlbefinden und die Gesundheit der Mitarbeiter. Anhand von Selbsteinschätzungen können Mitarbeiter verschiedene Aspekte ihres Privat- und Berufslebens analysieren, die sich auf ihr Wohlbefinden auswirken. Sie erhalten dann individuelle Berichte und maßgeschneiderte Empfehlungen, wie sie ihr Wohlbefinden verbessern können.

Best Practices für die Förderung des Wohlbefindens am Arbeitsplatz

Unternehmen, die Digital Wellness am Arbeitsplatz fördern möchten, empfiehlt Krauss zwei Best Practices. Beide erfordern einen Wandel der Unternehmenskultur. „Es gibt verschiedene Hebel, an denen Unternehmen ansetzen können, um die richtigen Regeln zu definieren und eine entsprechende Kultur zu fördern. Ein klassischer Ansatzpunkt ist das Führungsverhalten, d. h. Führungskräfte sollten mit gutem Beispiel vorangehen, was den sinnvollen Umgang mit Technologie und die Erreichbarkeit betrifft. Das hat mehr Signalwirkung als allgemeine Richtlinien, die von der HR vorgegeben werden“, erklärt sie. Ein extremes Arbeitsverhalten – beispielsweise eine Führungskraft, die mehrere E-Mails außerhalb der Arbeitszeit verschickt, unzumutbare Reisepläne erstellt und unverhältnismäßig lange im Büro bleibt – gibt den Mitarbeitern ganz klar zu verstehen, was von ihnen erwartet wird, wenn sie vorwärtskommen möchten.

„Ein sehr wirksames Instrument sind außerdem Talentmanagement-Prozesse“, so Krauss. „Es liegt in der Verantwortung der Unternehmen, Führungskräfte zu identifizieren und zu unterstützen, denen ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden wichtig sind, die ihre beruflichen Anforderungen gut bewältigen und belastbar sind – und diese Grundhaltung auch in ihren Teams kultivieren. Es gibt kein besseres Signal, als Führungskräfte zu befördern, die eine gesunde Work-Life-Balance und ein gesundes Verhältnis zur Arbeit haben.“

Können auch gesetzliche Vorgaben helfen, das digitale Wohlbefinden am Arbeitsplatz zu fördern? Nach Einschätzung von Krauss können Vorschriften wie Arbeitsschutzgesetze ein gewisses Maß an Schutz bieten, indem sie grundlegende Anforderungen definieren, die alle Unternehmen einhalten müssen. Im Gegensatz zum Wohlbefinden beginnt der Arbeitsschutz jedoch, sobald man das Unternehmen betritt, und hört auf, wenn man es wieder verlässt.

„Meiner Erfahrung nach greifen Vorschriften nur bedingt, weil Wohlbefinden etwas sehr Individuelles ist. Was ich als gesundes Gleichgewicht aus Zugang zur Arbeit und Erreichbarkeit empfinde, funktioniert vielleicht für andere überhaupt nicht“, erklärt Krauss. Sie führt Beispiele dafür an, dass eine ausgeglichene Work-Life-Balance sich unter anderem auf flexiblen Arbeitszeiten gründen kann, die es Mitarbeitern ermöglichen, um 15:00 Uhr ihr Kind abzuholen, Zeit mit ihm zu verbringen und abends vom Homeoffice aus weiterzuarbeiten. „Wenn man diese individuellen Vereinbarungen berücksichtigt und bedenkt, wie viele unterschiedliche Regelungen es geben kann, sind keine Vorschriften möglich, die allen Bedürfnissen gleichermaßen gerecht werden. Und dann können sie mehr Schaden anrichten, als dass sie nutzen. Entscheidend für das Wohlbefinden sind Wahlmöglichkeiten.“

Vorträge zum Thema Wohlbefinden auf dem MWC19

Dr. Autumn Krauss hält auf dem MWC19, der vom 25. bis 28. Februar in Barcelona stattfindet, eine Reihe von Vorträgen, in denen sie aktuelle Forschungsergebnisse aus den Bereichen Wohlbefinden am Arbeitsplatz und digitale Technologie präsentiert:

  • Striking a Balance in the Age of Digital Distraction: Montag, 25. Februar, 16:00-16:45 Uhr, Halle 4, Auditorium 3
  • Well-being at Work: Technology as Both a Cause of Well-being Challenge and Cure?: Dienstag, 26. Februar um 13:20 Uhr auf der SAP-Bühne, Halle 3, 3N31
  • People and the Intelligent Enterprise: Dienstag, 26. Februar um 13:40 Uhr auf der SAP-Bühne, Halle 3, 3N31

Eine vollständige Liste aller Vorträge auf dem SAP-Stand kann hier abgerufen werden.