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SAP arbeitet mit Start-up zusammen an Eye-Tracking

Experten gehen davon aus, dass Eye-Tracking – das Aufzeichnen von Blickbewegungen – die Interaktion zwischen Mensch und Maschine revolutionieren wird. Erfahren Sie mehr zu den Einsatzmöglichkeiten.

Wer kennt das nicht: Der Name des Gesprächspartners von eben liegt uns auf der Zunge, aber er fällt uns einfach nicht mehr ein. Neue Technologien für die Interaktion zwischen Mensch und Computer wie Eye-Tracking könnten diesen frustrierenden Grübeleien ein Ende bereiten.

„Eye-Tacking ist eine der Technologien, die Unternehmen vollkommen neue Möglichkeiten eröffnen werden“, berichtet Jan Schaffner, Head of Engineering bei SAP und zuvor Leiter des SAP Innovation Center Network. „Im Mittelpunkt steht der Mensch, nicht der Computer. Mit Eye-Tracking können wir Mitarbeitern helfen, effizienter und produktiver zu arbeiten.“

Maschinelles Lernen: Blicksteuerung statt Mausmarathon

Die Software verfolgt die Augenbewegungen von Benutzern und erkennt die Intention des Nutzers. So werden automatisch die relevantesten Inhalte und Bilder angezeigt. Technologien rund um das Sehen gehören zu einem Bereich, den Experten des Analystenhauses IDC  als „Affective Computing“ bezeichnen. Dahinter steht die Idee, dass Maschinen menschliche Emotionen und Gemütsbewegungen erkennen und auf diese reagieren können. Es wird erwartet, dass die praktische Anwendung dieser Technologie bis 2022 um 25 Prozent ansteigen wird. Für dasselbe Jahr prognostiziert das Marktforschungsunternehmen Gartner, dass 70 Prozent aller Unternehmen mit immersiven Technologien experimentieren werden, die komplexe sensorische Kanäle umfassen. Systeme werden damit Emotionen anhand von Gesichtsausdrücken erkennen können.

In einer Demo auf der SAP TechEd 2018 wurde gezeigt, wie schnell ein Benutzer eine Datenbank mit 5.000 Gesichtern durchsuchen kann, um eine bestimmte Person in weniger als zwei Minuten ausfindig zu machen – und das lediglich per Augenbewegungen. Diese Funktionalität ist Teil eines Co-Innovationsprojekts zwischen dem deutschen Start-up für Unternehmenssoftware 4tiitoo und dem SAP Innovation Center Network.

„Wenn wir nach etwas suchen, nehmen wir über unsere Augen kontinuierlich Informationen auf, während unser Gehirn unterbewusst die für uns relevanten Inhalte herausfiltert“, erklärte Stephan Odörfer, Gründer und Geschäftsführer von 4tiitoo. „Unsere Softwareplattform NUIA kann diese Muster mithilfe von künstlicher Intelligenz erkennen, auch wenn wir sie nicht unbedingt in Worte fassen können. Die Software für Eye-Tracking verfolgt, was wir auf dem Bildschirm betrachten – zum Beispiel die Haarfarbe, das Geschlecht, Alter oder andere Merkmale einer Person – und berechnet ständig unseren Interessegrad. Während sie die für uns wichtigsten Informationen ermittelt, gliedert und sortiert sie die Suchergebnisse synchron zu unseren Augenbewegungen.“

Praktische Vorteile einer Zukunft ohne Maus

Eye-Tracking eröffnet ungeahnte Möglichkeiten für Suchfunktionen, sowohl für E-Commerce als auch für unternehmensinterne E-Mails und andere Dokumente. Für Unternehmen, die SAP S/4HANA einsetzen, ergeben sich noch größere Nutzenpotenziale in verschiedenen Bereichen. Dazu zählen Rechnungswesen, Planung, Beschaffung, computergestützte Konstruktion (CAD) und Produktlebenszyklusmanagement.

„In vielen Abteilungen müssen Mitarbeiter ständig dieselben Formulare ausfüllen und jeweils unterschiedliche Informationen eingeben“, so Schaffner. „Es ist zwar nicht möglich, alle wiederkehrenden Aufgaben zu automatisieren, aber wir können Menschen dabei durch den Einsatz von Technologien wie Eye-Tracking unterstützen. Routineaufgaben werden so leichter gemacht und es kommt zu weniger Fehlern. So können sich Mitarbeiter auf wichtigere Aufgaben konzentrieren.“

Odörfer zeigte sich ebenfalls von den Vorteilen der Computerinteraktion ohne Einsatz der Hände überzeugt: „In der Zukunft werden SAP-Systeme standardmäßig ohne Maus bedienbar sein. Es wird genügen, auf ein bestimmtes Feld zu schauen. Unsere Software wird dann das Feld automatisch zur Bearbeitung auswählen und Benutzer können ihre Daten eingeben. Wenn jemand die Maus verwenden möchte, würde die Software trotzdem Arbeitsschritte sparen, indem sie den Mauszeiger auf die gewünschten Felder, Schaltflächen oder Links bewegt. Dadurch können Mitarbeiter effizienter arbeiten.“

Anwendungsszenarien für Suche mit Hilfe von ML

Den Anwendungsmöglichkeiten in Call-Centern, Fabriken und anderen Bereichen sind keine Grenzen gesetzt. Ein Beispiel dafür sind Arbeiter in Fertigungsanlagen, die Flaschen auf Mängel untersuchen, bevor diese abgefüllt werden. Diese manuelle Aufgabe ist so anspruchsvoll, dass die Mitarbeiter sich alle 15 Minuten abwechseln müssen.

„Eye-Tracking könnte Arbeitern dabei helfen, Defekte schneller zu erkennen und dabei ihr Stressniveau messen, sodass es nicht zu Fehlern wegen Übermüdung kommt. Die Software könnte zudem Daten zu defekten Flaschen in SAP-S/4HANA-Systemen sammeln und so die Abläufe verbessern und mehr Transparenz über das gesamte Unternehmen hinweg schaffen“, führte Schaffner weiter aus.

Wir befinden uns erst am Anfang eines neuen Zeitalters der Interaktion zwischen Mensch und Maschine. Dank revolutionärer Entwicklungen auf diesem Gebiet werden sich für Unternehmen mit Sicherheit vollkommen neue Möglichkeiten auftun.

Wie die Technologie eingesetzt werden kann, wird in diesem Video-Interview von der SAP TechEd deutlich.

 

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