>

Papiergebundene Prozesse automatisieren – das ist heutzutage wahrlich keine bahnbrechende Idee mehr. Künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen bringen jedoch frischen Wind in ein altbekanntes Konzept und bieten Unternehmen neue Geschäftschancen. Hier sind die KI-Prognosen von IDC.

Bis 2022 sollen die folgenden drei Prognosen des Analystenhauses IDC bereits Realität sein:

  • 60 Prozent der 2.000 größten Unternehmen der Welt werden KI einsetzen.
  • KI wird dafür sorgen, dass Altdaten, operative Echtzeitdaten und Daten von Drittanbietern in mehr als 50 Prozent der Arbeitsabläufe in Unternehmensanwendungen effektiver genutzt werden können.
  • Die Zahl der automatisierten Prozesse in Unternehmen wird in den nächsten drei Jahren um 50 Prozent ansteigen, da über Workflows für KI und maschinelles Lernen immer mehr Geschäftsdaten verarbeitet werden.

In diesem Video-Interview von der SAP TechEd mit Dr. Matthias Sessler, Technical Enablement Lead für die SAP Leonardo Machine Learning Foundation, wird deutlich, wie Softwareentwickler intelligente Geschäftsprozesse ermöglichen können.

Fortschritt durch maschinelles Lernen

In einer Demo stellte Sessler Objekt- und Bilderkennung in Kombination mit Szenentexterkennung und optischer Zeichenerkennung (Optical Character Recognition, OCR) vor. Diese Funktionen sind nur drei von 23 einsatzfertigen Services, die im Rahmen der SAP Leonardo Machine Learning Foundation zur Verfügung stehen. Die Objekt- und Bilderkennung erkennt automatisch Objekte in Bildern, etwa einen Bus wie in Sesslers Beispiel. Dabei kommt oftmals auch Szenentexterkennung zur Anwendung, die Details wie den Namen der Bushaltestelle und die Buslinie erfasst.

„Dank Smartphones ist es kinderleicht, ein Foto zu machen. Entwickler brauchen allerdings die notwendigen Werkzeuge, um Funktionen für maschinelles Lernen zu entwickeln, die diese Bilder und Texte dann auf sinnvolle Weise auswerten“, erläuterte Sessler. „Wir haben unsere intelligenten Services in drei Deep-Learning-Modelle aufgeteilt: Bildbasierte Dienste erkennen, was jemand sieht und können Texte aus Bildern extrahieren; textbasierte Dienste verstehen die Texte; sprachbasierte Dienste wandeln Sprache in Text und Text in Sprache um. Die Software versteht die Semantik der Daten und zieht die relevanten Informationen heraus.“

Künstliche neuronale Netze für Deep Learning

Auf den ersten Blick scheint KI nur Vorteile zu bieten, die bereits seit Jahren bekannt sind – etwa die Automatisierung von Routineaufgaben und manuellen Arbeitsschritten. Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus, denn trotz der immer weiter fortschreitenden Digitalisierung sind in Unternehmen noch immer viel zu viele papiergebundene Arbeitsabläufe an der Tagesordnung. Ähnlich wie KI und maschinelles Lernen sorgen OCR und Texterkennung in Bildern dafür, dass Daten aus allen möglichen Bereichen jederzeit und überall in ein künstliches neuronales Netz geladen werden können.

„OCR ist ideal für viele Geschäftsprozesse, die papiergebundene Elemente enthalten, zum Beispiel Hotelrechnungen für die Reise- und Spesenabrechnung“, so Sessler. „Mithilfe von maschinellem Lernen ist es möglich, Texte und zweidimensionale Positionsinformationen auf Papier und in Bildern auszulesen und diese Daten automatisch in ein neuronales Netzwerk zu übertragen. In Bezug auf die Prozesse im Finanz- oder Personalwesen und anderen Abteilungen eines Unternehmens bringt dies enorme Vorteile.“

IDC sieht großes Potenzial in KI

Anstatt mühsam Belege über die entstandenen Hotel- und Taxikosten zu sammeln und einzureichen, können Geschäftsreisende einfach die Rechnungen fotografieren. Die abfotografierten Belege werden dann vom System automatisch analysiert und weiterverarbeitet. Maschinelles Lernen sorgt insbesondere im Transportwesen und in der Logistik für erhebliche Zeitersparnis. Reedereien etwa können OCR einsetzen, um detaillierte Auftragsinformationen aus einem Konnossement auszulesen und dabei automatisch einen Bezug zu relevanten Geschäftsprozessen herzustellen. Servicetechniker im Außendienst können mit einem OCR-fähigen Smartphone ein Bild von den zu reparierenden Anlagen machen und so sofort die Modellnummer erfassen. Wenn Mitarbeiter in der Lage sind, schnell die richtigen Ressourcen zu finden – egal ob es sich dabei um Dokumente oder zuständige Teams handelt –, können sie Probleme schneller lösen und das Kundenerlebnis optimieren.

Laut Experten des Analystenhauses IDC wird KI ein ebenso integraler Bestandteil von Lösungen werden wie die Benutzungsoberfläche. Sie prognostizieren, dass KI-fähige Benutzungsoberflächen und Prozessautomatisierung bis 2024 ein Drittel der bildschirmorientierten Anwendungen ersetzen werden und so eine intelligenten Revolution für Unternehmen und Kunden einläuten.