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Durch die Globalisierung ist grenzüberschreitender Warentransport zur Normalität geworden. So kann ein Lastwagen heute in München losfahren, um Mitternacht in Istanbul ankommen und morgen auf dem Rückweg wieder die deutsche Grenze erreichen. Das bedeutet, dass LKW-Reifen Tausende von Kilometern pro Woche zurücklegen. Aufgrund des Abriebs müssen die Laufflächen in regelmäßigen Abständen runderneuert werden. Die Blockchain sorgt hier für mehr Sicherheit.

Doch wie können Hersteller und Werkstätten sicherstellen, dass die zur Reparatur eingesandten Reifen noch durch die Garantiebedingungen abgedeckt sind? „Das können sie nicht, jedenfalls nicht zu hundert Prozent“, sagt Joey Bronner vom SAP Co-Innovation Lab. „Deshalb haben wir zusammen mit der Organisation GS1 das TWAREG-Projekt ins Leben gerufen: Wir wollten ein Tool entwickeln, das Garantiegebern zuverlässige Informa­tionen über die Historie eines einzelnen Reifens zur Verfügung stellt.“

Blockchain für die Reifensicherheit

Reifenlaufflächen können mehrmals erneuert werden. Das ist im Grunde zu begrüßen, da die Runderneuerung von Reifen weitaus umwelt­verträglicher ist als deren Produktion. Die Schwierigkeit liegt darin, festzustellen, wie oft ein bestimmter Reifen bereits runderneuert worden ist. Denn die lückenlose Dokumentation der Historie eines Reifens, wird zusätzlich durch ein ausgeweitetes Geschäftsumfeld erschwert. Gründe dafür sind zum einen, dass viele verschiedene Seiten ein wirtschaftliches Interesse am Produkt haben, zum anderen die Größe des Gebiets in dem der Reifen genutzt wird.

„In manchen geographischen Regionen werden Vorschriften strikter eingehalten als in anderen“, erklärt Peter Snowdon vom SAP Co-Innovation Lab. „Es ist keine Seltenheit, dass Reifen, die in einem Land aus dem Verkehr gezogen wurden, in ein anderes Land verschickt und dort wieder montiert werden, sodass sie letztlich in dem Land, in dem sie ursprünglich ausgemustert worden waren, wieder auf der Straße sind. Woher sollen die Mechaniker das im Falle einer Reifenpanne wissen? Allein mit einer Sichtprüfung lässt sich ja nicht feststellen, wie oft der Reifen schon runderneuert worden ist.“

Unter solchen Umständen ist es für Hersteller problematisch, eine Gewährleistung zu geben. Der tatsächliche Status eines Reifens lässt sich nur mithilfe von Technologie zuverlässig verfolgen. Und so wurde im TWAREG-Projekt ein Tool für das Reifen-Lebenszyklusmanagement auf Basis von Blockchain-Technologie entwickelt, das Anleitung und Rückverfolgungsinformationen zur Reifengarantie und -runderneuerung bietet.

„Jeder Reifen ist mit einem RFID-Gerät ausgestattet, das den Reifen eindeutig identifiziert, während die Blockchain die Laufleistung und die Serviceaktivitäten für den Reifen aufzeichnet“, erläutert Nicolas Pauvre von GS1. „Das Transport- oder Reparaturunternehmen kann das RFID-Tag scannen und die vollständige Nutzungshistorie des einzelnen Reifens aus der Blockchain abrufen. Danach kann eine Runderneuerung oder Reparatur beantragt werden. Informationen zu jeder einzelnen Reparatur oder Runderneuerung werden in der Blockchain gespeichert. Dank der dezentralen Natur der Blockchain-Technologie ist es unmöglich, dass ein an der Blockchain Beteiligter die dort gespeicherten Informationen manipulieren kann.“

Innovationen für bessere Zusammenarbeit im Partnernetz

GS1 (Global Standards One) ist eine globale, neutrale, gemeinnützige Organisation, die in 150 Ländern vertreten ist. Sie definiert Standards für alle relevanten B2B- und B2C-Produkte und deren Identifizierung, indem sie den Produkten eine Internationale Artikelnummer zuweist. GS1 ist für SAP ein wichtiger Stakeholder, da sie viele der weltweiten Standards definiert, bei deren Einhaltung SAP-Software ihren Kunden hilft.

„Für uns demonstriert das TWAREG-Projekt, wie leistungsstark die Kombination aus innovativen Technologien, etwa Blockchain und RFID, und globalen Standards von GS1 ist“, unterstreicht Nicolas Pauvre von GS1. „Das Tool macht ‘unsichtbare Technologien’ wie Blockchain für unsere Kunden greifbar. Dank unserer Kooperation mit SAP Co-Innovation Lab können Unternehmen von den Erfahrungswerten profitieren, die wir in Bezug auf die Implementierung dieser Technologien gewonnen haben. Das kann Unternehmen als Anregung dienen, eine eigene Roadmap zu entwickeln und ihr Geschäft damit zukunftsfähig zu machen.“

Die Idee zu einem Gemeinschaftsprojekt kam auf, als Vertreter von GS1 die SAP in Paris besuchten. Inspiriert durch andere Projekte des SAP Co-Innovation Lab luden sie die COIL-Experten ein, den Startschuss für das gemeinsame Reifensicherheitsprojekt unter dem Namen TWAREG zu geben.

Das SAP Co-Innovation Lab hilft potenziellen SAP-Partnern, ihre Kompetenz in SAP-Lösungen im Rahmen eines innovativen, Mehrwert generierenden, hybriden Anwendungsfalls auszubauen und bietet geeignete rechtliche Rahmenbedingungen zur gemeinsamen Entwicklung eines Prototypen hierfür. Die potenziellen Partner können dabei die Kooperation mit SAP ausprobieren. „Die einzige Voraussetzung für eine Zusammenarbeit mit dem SAP Co-Innovation Lab besteht darin, an SAP interessiert und für eine Zusammenarbeit offen zu sein“, meint Miliau Pape, Head of SAP Co-Innovation Lab North Europe.

GS1 entwickelte den Prototypen für das Reifen-Lebenszyklusmanagement mit Unterstützung des SAP Co-Innovation Lab. Diese Kombination aus Wissenstransfer und Live-Demonstration ermöglichte es den Entwicklern von GS1, sich neues Know-how anzueignen, und der Prototyp regte andere Akteure in der Branche zu eigenen Entwicklungsschritten an.

Nicolas Pauvre von GS1 hierzu: „Der Mix aus Fachwissen und einem klar kundenorientierten Ansatz des SAP Co-Innovation Lab ist die tragende Säule unserer Partnerschaft und ermöglicht eine erfolgreiche gemeinschaftliche Innovationstätigkeit. Die Zusammenarbeit im Team war durch eine angenehme Atmosphäre der Offenheit und des Vertrauens geprägt.“

Gemeinsame Innovation für Sicherheit und zufriedene Kunden

Nicolas Pauvre erklärt: „Wir haben TWAREG auf wichtigen Veranstaltungen wie Supply Chain Event, Vivatech, GS1 Global Forum und anderen Events präsentiert, um neue Geschäftschancen aufzutun und innovative Projekte bei Kunden anzuregen. Wir haben sehr positives Feedback zu unserem Tool erhalten. Experten aus verschiedensten Sektoren, etwa der Automobil-, Eisenbahn-, Transport- und Logistikindustrie, schätzen den konkreten Anwendungsfall, den wir mit TWAREG demonstriert haben.“

„Was dieses Projekt heraushebt, ist, dass GS1 formell kein SAP-Partner ist und SAP kein Kunde von GS1 ist“, berichtet Pape. „Die Zusammenarbeit mit GS1 ist aufgrund der Vernetzung mit allen an dem Lebenszyklus eines Reifens beteiligten Seiten für uns besonders interessant. Gemeinsam können wir das Feedback der zukünftigen Kunden integrieren und den Prototypen zu einem anspruchsvollen Produkt weiterentwickeln, der den Anforderungen der Branche gerecht wird und den gesamten Lebenszyklus eines Produkts abdeckt.“

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GS1 und SAP Co-Innovation Lab (COIL) arbeiten gemeinsam an einem Projekt zur Digitalisierung der Abläufe bei der Reifenrunderneuerung mit dem Ziel, die Sicherheit auf den Straßen zu erhöhen. GS1 ist eine neutrale, gemeinnützige Organisation, die die am häufigsten verwendeten globalen Standards für effiziente Geschäftskommunikation entwickelt. Mit Unterstützung durch das SAP Co-Innovation Lab hat GS1 nun eine Lösung entwickelt, die mit RFID- und Blockchain-Technologie abgenutzte Lastwagenreifen identifiziert und die Reifenreparatur genehmigt. Aus gutem Grund bestehen für die Verwendung und Erneuerung von LKW-Reifen strikte Produkthomologationen und -vorschriften. Abgenutzte Reifen, die weiter auf Fahrt gehen, können schwere Unfälle verursachen.