Wie wird die Zukunft des Internets der Dinge (IoT) 2020 bis 2025 (und danach) aussehen? Forschungsinstitute wie Statista gehen von über 30 Milliarden vernetzten Geräten im Jahr 2020 und 75 Milliarden im Jahr 2025 aus.
Wir haben es somit mit einer beachtlichen Zahl an „Dingen“ zu tun, die viele Daten und Informationen erfassen. Hieraus eröffnen sich viele Möglichkeiten für diejenigen, die den potenziellen Wert und (offen gesagt) Gewinn erkennen, der mit verschiedenen IoT-Einsatzszenarien erzielt werden kann.
Allerdings muss auch realistisch eingeschätzt werden, wie man den „Return on Investment“ für eine Unternehmensstrategie definiert.
Kundenerwartungen mit IoT erfüllen
Der Einzelhandel bietet unzählige Interaktionsmöglichkeiten mit Kunden, unabhängig von ihrem Alter, Hintergrund, Anstellungsverhältnis, verfügbarem Einkommen und vielem mehr.
Und Einzelhändler sind auch sehr interessiert daran, Technologie für die Interaktion und Kommunikation mit ihren Kunden zu nutzen. Die Möglichkeiten sind grenzenlos und scheinbar nur durch unser Vorstellungsvermögen begrenzt.
Und genau das ist ein kritischer Punkt: Wie können wir (aus so vielen Möglichkeiten) Einsatzszenarien finden, die tragfähig und praktikabel sind? Und wie können wir herausfinden, welche davon der Handel und andere Branchen entweder bereits umgesetzt haben oder dies planen?
Um dies etwas anschaulicher zu machen, nachfolgend ein paar Beispiele, wo IoT-gestützte Technologie bereits erfolgreich eingesetzt wird.
1. Bestandsoptimierung bei verderblichen Lebensmitteln
Eine der größten Herausforderungen für den Lebensmittelhandel ist die sehr kurze Lebensdauer der Waren. Deshalb müssen die Kühl- und Gefriergeräte in den Läden einwandfrei funktionieren, um die Sicherheit und Qualität der Lebensmittel zu gewährleisten.
Hierfür haben wir gemeinsam mit einem Lebensmittelhändler seine Kühl- und Gefriergeräte mit Sensoren ausgestattet, die regelmäßig die Temperatur erfassen. Bei Temperaturabweichungen erhält der Filialleiter eine Meldung. Der Lebensmittelhändler automatisierte nach und nach seinen Prozess, sodass seine Mitarbeiter nicht mehr in bestimmten Abständen manuelle Temperaturkontrollen vornehmen mussten.
Denn dabei hatte es passieren können, dass die Geräte zu stark oder zu wenig kühlten. Durch die Automatisierung wird man sofort auf Temperaturänderungen aufmerksam gemacht und kann so die Sicherheit der Lebensmittel jederzeit gewährleisten. Dadurch lässt sich auch die Menge an verdorbenen Lebensmitteln weiter reduzieren.
Ein weiteres Dilemma des Lebensmittelhandels zeigt folgendes Beispiel: Bei einer der Firmen, mit der wir zusammenarbeiteten, waren bei der Lieferung einige verderblichen Waren zu lange draußen stehen geblieben, bevor sie ins Kühlhaus gebracht wurden. Dadurch gingen zu viele Lebensmittel kaputt. Wir kombinierten IoT-Technologie, Temperaturerfassung und passive RFID-Tags und installierten so ein Frühwarnsystem, das Meldungen versendet, wenn Paletten in einer nicht gekühlten Umgebung stehen bleiben.
2. Customer Experience
Einige Einzelhändler setzen verschiedene IoT-Lösungen ein, um das Kundenerlebnis in ihren Läden zu verbessern.
Ein Händler installierte eine Kamera und ein Sensorsystem, um automatisch die Länge der Schlangen an den Kassen zu erfassen. Dadurch konnten bei Bedarf schnell zusätzlich Kassen geöffnet werden.
Ein anderer Händler implementierte ein Sensorsystem an einem Automaten für die Flaschenrückgabe. Mit dem System kann man automatisch feststellen, wenn der Automat fast voll ist. Dann kann er rechtzeitig geleert werden, sodass erst gar keine Unannehmlichkeiten für die Kunden entstehen.
Mithilfe von IoT-Technologie sind auch Automaten für den Verkauf von Waren intelligenter geworden. Händler können damit das Verhalten und die Kaufmuster ihrer Kunden analysieren und so die Aufstockung der Automaten optimieren. Um dies weiter auszubauen arbeiten wir mit innovativen Einzelhändlern zusammen, um unbemannte Geschäfte mit modernen Kameras und Sensoren vollständig zu automatisieren.
3. Veränderungen im Handel beginnen mit Design Thinking
Manchmal muss man die Art und Weise, wie man etwas schon immer gemacht hat, aus einer gewissen Distanz und einem anderen Blickwinkel betrachten. Darum geht es im Wesentlichen beim Design Thinking. Dabei muss nicht immer das Rad komplett neu erfunden werden: Meistens geht es darum, Dinge anders zu machen, mit einem besseren und schnelleren Ergebnis – und mit einem niedrigeren Kosten- und Zeitaufwand.
Den Vorgang kann man beschleunigen, indem man sich im Vorfeld über die potenziellen „Gewinne“ für sein Unternehmen Gedanken macht. Die nachfolgenden Beispiele zeigen, wie man selbst mit relativ wenig Zeitaufwand eine Schwachstelle entdecken und durch deren Behebung viel gewinnen kann. IoT ist ein sehr dynamisches Thema, und es vergeht kaum eine Woche, dass nicht eine weitere neue Einsatzmöglichkeit von IT-Analysten diskutiert wird oder ein neues Gerät auf den Markt kommt.
Vielleicht kann man sich dies anhand von ganz neuen Beispielen schwer vorstellen. Lassen Sie uns deshalb wieder auf den Einzelhandel zurückkommen und dies an sehr anschaulichen und überzeugenden IoT-Einsatzszenarien verdeutlichen.
Eine große Herausforderung für Handelsunternehmen ist, dass ihnen potenzielle Verkäufe entgehen oder sie Möglichkeiten, etwas zu verkaufen, nicht nutzen können. Sehr oft haben Händler nicht genau das Produkt im Laden, das ein Kunde kaufen möchte. Dieses Problem lässt sich nicht dadurch lösen, dass man zu viel Bestand von den einzelnen Artikeln vorrätig hat, sondern durch innovatives Design und innovatives Denken.
Es kann sich als schwierig erweisen, den Überblick über alle Stellen im Laden zu behalten, an denen ein Artikel angeboten wird. Und manchmal kann ein eigentlich als verfügbar geglaubter Artikel beschädigt sein oder aufgrund von Schwund fehlen. Hier kann IoT-Technologie Abhilfe schaffen.
Mit kostengünstigen passiven RFID-Tags an den Artikeln lassen sie die Lagerorte im Laden ausfindig machen. Und innovative Regalsensoren können für eine genauere Erfassung von Artikeln in den Regalen sorgen. Wenn man den aktuellen Bestand im Laden genau erfassen kann, werden auch die Bestandsprognose und die Aufstockung der Bestände genauer. Wie viele Artikel aufgefüllt werden müssen, lässt sich so optimal an die aktuelle Situation anpassen.
RFID ist natürlich keine neue Technologie. Wie bei vielen anderen Technologien sind der Preis und die Nutzungskosten aber so stark zurückgegangen, dass sich der Einsatz nicht nur für Premium-Produkte lohnt. Jetzt haben auch Produkte, die nur ein paar Dollar kosten, das Potenzial, eine solide Rendite zu bringen – und zwar Monat für Monat.
Wie bei vielen anderen Sensor- und Tag-Technologien sind es die Einblicke in Daten, die genauso wertvoll oder sogar wertvoller sind als die durch sie erzielte Genauigkeit der Daten, die die Erstinvestition rechtfertigt. RFID rechnet sich schon allein durch die höhere Genauigkeit der Bestandsdaten und die positiven Auswirkungen auf den Verkauf (allein über dieses Thema könnte man schon einen seitenlangen Blog schreiben). Aber was sind das nun für „Einblicke“, die genauso wertvoll sind wie die Genauigkeit der Bestandsdaten?
Schauen wir uns dies am Beispiel eines Modehändlers an. Mit RFID-Technologie kann man erfassen, welche Kleidungsstücke welchen Stils und welcher Farbe die Kunden in die Umkleidekabine mitnehmen, welche Artikel in der Regel im Laden hängenbleiben und welche dann letztendlich gekauft werden. Man kann sich vorstellen, welche Möglichkeiten für zielgerichtetes Kundenmarketing sich daraus für Händler ergeben.
Mit einer weiteren IoT-Technologie wie Edge kann man lokal umfassende Einblicke in den einzelnen Kunden in einem bestimmten Laden gewinnen und sein Verhalten durch die Kombination mit Analysetools für Experience- und operative Daten untersuchen. Dadurch ergibt sich ein großer Wettbewerbsvorteil. Denn Edge bietet die Möglichkeit, Teile des Geschäftsprozesses auch lokal zu steuern und zu erfassen.
Die Edge-Technologie ist auf die lokalen Bedürfnisse abgestimmt und kann zum Sammeln detaillierter Sensordaten aus verschiedenen Bereichen des Ladens genutzt werden. Somit lässt sich für jeden Artikel der genaue Bestand errechnen. Die Technologie kann auch Empfehlungen abgeben, wann der Bestand aus dem Lager in die Ladenregale gebracht werden soll.
Dieser Prozess kann vollständig lokal ablaufen und in regelmäßigen Abständen – oder wenn es für andere zentrale Prozesse wie beispielsweise die Prognoseerstellung und Bestandsaufstockung erforderlich ist – mit dem zentralen System synchronisiert werden.
Wettbewerbsvorteile von IoT
Der Preis von Sensoren und Tags ist so weit gesunken, dass es jetzt nicht mehr darum geht, nur für Premium-Kundensegmente in IoT-Technologie zu investieren. Stattdessen können die Wettbewerbsvorteile, die IoT bietet, jetzt für jeden Aspekt im Handel genutzt werden. Dies sollte man bei den Investitionen für 2019 bis 2020 berücksichtigen.
IoT ist nicht die technische Lösung für alle Probleme im Einzelhandel. Für Unternehmen, die sich Wettbewerbsvorteile im immer härter umkämpften Handel verschaffen wollen, kann sie aber Mehrwert bringen und somit eine wichtige Rolle spielen.
IoT ist eine Chance für Unternehmen – und nicht nur eine technische Möglichkeit
Am Anfang dieses Blogs haben wir uns gefragt: Soll man erst mal weiterhin an einer IoT-Strategie basteln und abwarten, bis IoT reifer ist? Oder ist es sinnvoller, jetzt eine tragfähige IoT-Strategie zu planen und umzusetzen, um deren Vorteile zu nutzen? (Es geht also darum, nicht zu früh, aber auch nicht zu spät zu investieren).
Internet der Dinge: die Fakten
- IoT ist Realität – die Technologie ist da – und bietet viele Daten und Möglichkeiten für diejenigen, die sich dafür entscheiden.
- IoT ist machbar – wie wir an aktuellen Beispielen aus Unternehmen gezeigt haben.
- Design Thinkingkann helfen, den Einstieg zu erleichtern.
- Jetzt geht es nur noch darum, sich praktischen Rat zu holen, wie man das alles realisieren kann – und was hält Sie eigentlich noch davon ab?
Für einen erfolgreichen Einstieg in das Internet der Dinge bietet sich in der Regel ein kleines On-Premise Hub in Kombination mit einem Cloud-Konzept an. So ist es dann auch möglich, das Modell mit beispielsweise KI und ML zu erweitern. Um einige Vorteile des IoT nutzen zu können, ist der Umstieg auf eine partielle Cloud erforderlich. Auch dies muss dann mitgeplant werden.
Wenn wir an IoT denken, geht es oft vor allem darum, wie man noch mehr Sensoren und Geräte einsetzen kann. Betrachtet man das Thema jedoch aus einer größeren Distanz, geht es eigentlich um die Entwicklung und Umsetzung einer Strategie, die IoT und ML (über KI und RPA) so miteinander kombiniert, dass man im hart umkämpften Handel einen großen Sprung nach vorne machen kann. IoT ist also nicht nur eine technische Möglichkeit – IoT ist eine Chance für Unternehmen!