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Die Geschichte des SAP-Mitarbeiters Jörg Beißel erfuhr große Aufmerksamkeit. Wie ist es ihm und der Initiative #positivarbeiten ergangen?

Jörg Beißel kämpft im Namen von SAP gegen die Diskriminierung von Menschen mit HIV und anderen chronischen Erkrankungen. Er ist selbst positiv und wandte sich im Juni 2019 über SAP News an ein globales Publikum (hier geht’s zum Beitrag).

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Mit diesem Video stellte sich Jörg Beißel als „positives Gesicht der SAP“ der Öffentlichkeit vor; produziert von: Angela Klose

SAP unterzeichnete am selben Tag zusammen mit mehr als 50 weiteren Unternehmen eine offizielle Deklaration gegen Diskriminierung von HIV am Arbeitsplatz in Hamburg. Dies war der Auftakt zur Kampagne #positivarbeiten, die die Deutsche Aidshilfe zusammen mit SAP und IBM ins Leben rief. Beißel erklärte sich bereit, als „positives Gesicht der SAP“ Aufklärungsarbeit zu leisten und als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Er sprach seither auf mehreren Informationsveranstaltungen bei SAP und IBM in ganz Deutschland, weitere sind geplant. Zudem sprach Beißel als Gastredner bei Fachtagungen und steht im Austausch mit Politik und Behörden.

Die Redaktion traf Beißel nun ein weiteres Mal, um zu erfahren, wie es ihm ergangen ist.

Was hast du dir im Vorfeld erhofft und wie war es dann tatsächlich?

Jörg Beißel: Mein Anliegen war es über den aktuellen Forschungsstand rund um das Thema HIV und die Schutzmaßnahmen aufzuklären und damit Vorurteile und Unwissenheit zu beseitigen. Ich möchte Ängste abbauen und Menschen ermutigen, sich testen zu lassen. Nur so lassen sich Neuansteckungen verringern und der Nährboden für Diskriminierungen reduzieren. Hinter jedem Schicksal steht ein Mensch in seiner ganzen Individualität. HIV ist einer der Aspekte von Vielfalt und ich wollte zeigen, dass ich mich bei SAP so akzeptiert fühle, wie ich bin. Mir ist es sehr wichtig, Werte wie Offenheit und Respekt zu vermitteln. Ich habe immer gesagt, wenn meine Geschichte auch nur einer Person hilft, wäre das ein Erfolg für mich. Was tatsächlich passiert ist, war jedoch um Welten größer.

 Wie viele Menschen konntest du erreichen?

Ich habe die weltweite Resonanz unterschätzt. Der Beitrag über mich wurde auf allen Kanälen über 80.000 Mal? angesehen. Mehr als 6.700 Menschen aus der ganzen Welt haben Kommentare hinterlassen oder mir geschrieben, weil sie mein Anliegen befürworten. Außerdem gab es viele persönliche Begegnungen, die mich sehr gerührt haben. Aus den USA erhielt ich beispielsweise Dank dafür, dass ich dem Thema wieder Sichtbarkeit gebe. Ein Kollege aus Afrika – wo HIV und AIDS in einem ganz anderen Maße eine Rolle spielen – fand es toll, dass wir bei unserer Initiative nicht nur über die Krankheit sprechen, sondern die Akzeptanz für Mitmenschen in den Vordergrund stellen.

Wie gehst du mit Kritik um?

Ich habe vereinzelt kritische Rückmeldungen bekommen und stelle fest, dass sie oft von Ängsten und Unwissenheit herrühren. Aber ich nehme alle Reaktionen ernst und gehe ehrlich auf Fragen ein. Dadurch hat sich Unmut dann eigentlich fast immer aufgelöst. Meinungsfreiheit ist wichtig, solange der Dialog sachlich bleibt. Das gehört zur Unternehmenskultur der SAP, auf die ich stolz bin.

Ist dir die Aufmerksamkeit manchmal zu viel?

Insgesamt überwiegen die schönen Momente und Begegnungen, die ich erleben durfte. Die offiziellen Termine nehme ich zusätzlich zu meinen Job wahr. Das ist manchmal schon heftig. Aber ich habe eine super Rückendeckung von meinen Kollegen und Vorgesetzten.

Hat es sich gelohnt?

Definitiv! Schon die ersten Aktionen haben so hohe Wellen geschlagen, dass es sich gelohnt hat. Es muss nicht alles von Anfang an perfekt sein; weder ich bin als Mensch perfekt, noch die SAP als Unternehmen. Es geht darum, dass man losgeht und den ersten Schritt macht.

Was passiert als Nächstes?

SAP ist zusammen mit den anderen Unterzeichnern zu einem Pionier auf diesem Gebiet aufgestiegen. Die Deklaration aus Deutschland soll bei der Welt-AIDS-Konferenz 2020 in San Francisco vorgestellt werden und weltweit als Beispiel dienen. Wir beraten außerdem andere Unternehmen und Institutionen  und bleiben im öffentlichen Austausch aktiv. In Deutschland soll die Arbeitgeberdeklaration im nächsten Jahr durch noch mehr Unterzeichnende erweitert werden. Andere Länder wie Österreich und Tschechien entwerfen ebenfalls Deklarationen.

Wie sieht dein „eigentlicher“ Job bei SAP aus?

“Die Energiezentrale in Walldorf ist eines meiner Lieblingsprojekte. Wir hatten die Aufgabe, ein neues, technisches Gebäude mit einem der ältesten Gebäude, WDF05, harmonisch zu verbinden. Es entstand der „Pocketpark“, der rege genutzt wird.”

Ich bin gelernter Gärtner und arbeite bei Global Real Estate and Facility Germany. Mit zwei Kollegen betreue ich deutschlandweit alle Außenanlagen der SAP – also insgesamt 51 Hektar – und zwar vom Neubau über die Instandhaltung bis hin zur Weiterentwicklung. Wir sind das Bindeglied zwischen den Plänen des Unternehmens, den Anforderungen und Wünschen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und den Firmen, die das für uns umsetzen. Der Mehrwert für die Kollegen ist mir dabei das Wichtigste. Es ist das größte Lob, wenn man durch die Außenanlagen geht und sieht, dass die Menschen sich wohlfühlen und die Anlagen rege nutzen.

 


Jörg Beißel fühlt sich bei SAP akzeptiert: „Ich bin nicht nur der mit HIV, sondern ich bin Jörg, mit allem drum und dran!“