SAP News Center

Den Unternehmergeist in Ruanda wecken

Das Team von SAP Corporate Social Responsibility (CSR) unterstützt Sozial-Unternehmen und gemeinnützige Organisationen bei ihrer Arbeit. Was das bewirken kann, zeigen diese Beispiele in Ruanda.

Faustin Ngirunwonsanga bezeichnet sich selbst als glücklichen Mann. „Dass meine Frau die Idee hatte, sich einer Kooperative von Reisbauern anzuschließen, hat unser Leben komplett verändert. Alles ist besser“, erzählt er. Dank des nun höheren Einkommens lebt die sechsköpfige Familie nun in einem stabilen Haus im Osten Ruandas, etwa zwei Autostunden von der Hauptstadt Kigali entfernt.

Den heftigen Regengüssen, die Ruanda insbesondere zwischen März und Mai heimsuchen und für schwere Überschwemmungen sorgen, hält das Haus Stand hält. Eine Solarzelle auf dem Dach versorgt die Familie mit Strom. Für ausreichend Nahrung, Geld für die Schule und eine Krankenversicherung ist gesorgt.

„Es war als ob, mein Leben noch mal neu beginnt“, beschreibt Ngirunwonsangas Frau Beatrice den Moment als sie der Kooperative COPRORIZ-Ntende beitrat. Die Gemeinschaft von Reisbauern, hat sich seit der Gründung im Jahr 2003 zu einer mächtigen Organisation von über 3700 Mitgliedern gemausert. Die stärkere Verhandlungsmacht sorgt für besser Einkünfte der Mitglieder. Man hilft sich aber auch gegenseitig, wenn es darum geht, Land zu kaufen, Arbeitskräfte für die Bestellung der Felder zu bekommen.

Von der Bäuerin zur Unternehmerin

„Ich war schüchtern und isoliert. Ich lebte an einem steilen Hang, einem Gebiet, das für mich und meine Familie nicht sicher war“, beschreibt Beatrice Ngirunwonsanga ihr früheres Leben.

Empowering Women in Rwanda

Click the button below to load the content from YouTube.

Inzwischen ist sie eine Kleinunternehmerin, die ihre Reisernte von früher 600 Kilogramm pro Jahr auf über eine Tonne gesteigert hat. In Spitzenzeiten beschäftigt sie bis zu sieben Leute für die Ernte. Als zweites Standbein baut sie derzeit eine Hühnerzucht auf, um weniger abhängig von den Launen des Wetters zu sein. Auch bei diesem Projekt bekommt Ngirunwonsanga Unterstützung von der Kooperative. Dank wachsender Einkünfte und Mitgliederzahlen investiert diese in Tourismusprojekte investiert und betreibt ein Hotel.

Dass die Mitglieder von COPRORIZ-Ntende so erfolgreich sind, verdanken sie nicht zuletzt der Africa Development Consultant Ltd. (ADC), einer Organisation, die eng mit SAP zusammen arbeitet. ADC ist seit kurzem Partner des Social Sabbatical Programms von SAP. Die preisgekrönte Freiwilligeninitiative zielt darauf ab, Talente aus den eigenen Reihen zu weiter zu entwickeln, während es gemeinnützigen und sozialen Unternehmen hilft.

Gegründet wurde ADC vor 13 Jahren unter anderem von Rebecca Ruzibuka, die das Unternehmen heute auch leitet. „Unser Ziel ist es, Unternehmen und Grassroot-Initiativen bei der Entwicklung, Finanzierung und Durchführung von Projekten zu unterstützen“, sagt Ruzibuka. Über 500 Projekte hat ADC bereits begleitet und so das Leben von über 50.000 Menschen nachhaltig geprägt.

Gestartet wird oft mit grundlegenden Dingen wie guter Unernehmensführung oder einer funktionierende Buchhaltung, später geht es dann auch darum Marketingkonzepte und Businesspläne zu entwickeln oder die richtigen Talente für die Jobs zu finden. Ruszibukas Credo lautet: „Let them own it.“ „Es macht einen großen Unterschied, ob unsere Kooperativen selbst ein Projekt leiten und die Verantwortung übernehmen,“ weiß sie.

Adapting to Climate Change in Rwanda

Click the button below to load the content from YouTube.

Wirtschaftlicher Aufschwung in Ruanda

Ruanda ist eine der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften Afrikas und wird dank seines Reformwillen gerne als Musterland hervorgehoben. Genozid und Bürgerkrieg im Jahr 1994 hatte das Land gesellschaftlich wie auch wirtschaftlich an den Rand des Kollaps gebracht. Der Nachfolge-Regierung ist es gelungen, die Volksgruppen zu versöhnen, die Wirtschaft wiederzubeleben und Korruption und Kriminalität zurück zu drängen.

Zwar leben noch rund 39 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Dennoch ist das Land ein begehrter Partner für ausländischen Investoren. Im World Bank Doing Business Index, der die Geschäftsfreundlichkeit und beurteilt, schaffte es Ruanda 2019 als einziges Land mit geringem Pro-Kopf-Einkommen unter die Top 30. Auch Gleichberechtigung und die Förderung von Frauen hat sich die Regierung zum Ziel gesetzt. Der Frauenanteil im Parlament ist mit 60 Prozent der höchste der Welt. In der Wirtschaft hinkt er aber hinterher.

Mangelndes Selbstvertrauen unterläuft Chancengleichheit

Hier setzt eine weitere SAP-Partner-Organisation an: Resonate. Das Sozialunternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Selbstvertrauen von Frauen und Mädchen zu stärken und sie zu Führungspersönlichkeiten zu machen. „Eines der großen Hindernisse für die Chancengleichheit von Männern und Frauen ist mangelnde Selbstvertrauen (confidence gap)”, erklärt die Resonates Executive Director Norette Turimuci. Das sei durchaus ein globales Phänomen, das in den Board Offices in New York genauso existiere wie in abgelegenen Dörfern in Afrika.

In Ruanda gebe es viele Programme, sich auf die Vermittlung von Hard Skills und Bildung von Frauen spezialisieren, erzählt sie weiter. Aber ohne den Glauben an die eigenen Fähigkeiten, gelinge es den Frauen oft nicht, den entscheidenden Schritt zu gehen und ein Business zu starten, eine Beförderung zu verlangen oder die Probleme in der Familie anzupacken.

Resonate bietet Workshops an, in denen Selbstvertrauen trainiert wird. Die Frauen teilen ihre persönlichen Geschichten, erzählen welche Probleme sie haben und lernen am Beispiel anderer, wie man diese überwinden kann. Um zu zeigen, dass man auch im Kleinen bereits Großes bewirken kann, beginnt ein jeder Workshop mit der Fabel vom Kolibri, der angesichts eines Waldbrands nicht die Flucht ergreift, sondern versucht, das Feuer einzudämmen.

Den Frauen in Ruanda den Rücken stärken

Odette Nyirankundimana hat diese Geschichte die Augen geöffnet. Lange Zeit hatte sie nicht daran glaubt, dass ihre vier Kinder alleine versorgen kann, nachdem ihr Mann sie verlassen hatte. Über eine Partnerorganisation von Resonate, Kasha Rwanda, kam sie mit Norettes-Team in Kontakt. „Ich habe gelernt, dass nur ich mein Leben und das meiner Familie verändern kann. Ich allein bin verantwortlich“, sagt sie.

Auch Ruth Iradukunda bezeichnet sich heute selbstbewusst als „Leader“. Nach einem Workshop von Resonate und Cricket Builds Hope fasste sie den Entschluss, sich um einen besser bezahlten Job in einer Schuhfabrik zu kümmern. Die junge Frau, die selbst im Teenageralter bereits Mutter einer Tochter wurde, berät zudem Frauen bei der Familienplanung, spricht mit ihnen über Verhütung und klärt auf über HIV.

„Resonate gab mir den Mut, an Türen zu klopfen und Chancen zu ergreifen”, sagt sie rückblickend. „Heute kann ich in der Öffentlichkeit reden, Meetings leiten, außerdem wurde ich in meiner Gemeinde zum Gesundheitsberater gewählt.” Iradukundas Ziel ist es nun, eine Ausbildung zur Krankenschwester zu machen.

Über 7.000 Frauen und Mädchen hat Resonate bereits den Rücken gestärkt und arbeitet dafür mit mehr als 65 Partnerorganisationen zusammen. Dabei soll es nicht bleiben: „ Wir wollen unsere Arbeit auch auf den Rest des Kontinents ausdehnen“, sagt Turimuci. „Es ist unsere Mission, das Führungspotenzial ostafrikanischer Frauen auszuschöpfen.“

Social Sabbatical bei SAP

Resonate erhielt im vergangenen Jahr Unterstützung für seine Pläne durch das Social Sabbatical-Programm der SAP, in dessen Rahmen mehrere Führungskräfte bei einem Besuch vor Ort Resonate bei seinen Expansionsplänen halfen. Das Pro-Bono-Freiwilligenprogramm liegt Alexandra Van der Ploeg, Leiterin des Bereichs Corporate Social Responsibility (CSR) bei SAP, sehr am Herzen.

„In den vergangenen acht Jahren hat das Programm das Know-how der Privatwirtschaft und die Expertise von 1.250 SAP-Mitarbeitern in über 400 gemeinnützige und soziale Unternehmen in fast 50 Ländern eingebracht, um deren strategische Geschäftsherausforderungen zu lösen und sie in die Lage zu versetzen, ihr Bestes zu geben. Aber es geht nicht nur um die soziale Wirkung. Die Teilnahme an einem Social Sabbatical hat sich als eine einzigartige Möglichkeit erwiesen, unsere Mitarbeiter zu empathischen Führungskräften zu entwickeln, die die Werte und Führungsprinzipien der SAP verkörpern“.

Das Social Sabbatical-Programm startete 2012 mit drei Piloten und wurde auf über 20 Einsätze pro Jahr ausgeweitet. Insgesamt haben die Teilnehmer einen Sachbeitrag von 18,8 Millionen Euro und rund 320.000 Dienststunden geleistet und damit fast 5 Millionen Menschen auf der ganzen Welt beeinflusst. Das Programm wird nun auch auf Kunden und Partner der SAP ausgeweitet.


Video: John Hunt, Rana Hamzakadi

Die mobile Version verlassen