Earth Day erinnert daran, wie eng die Gesundheit unserer Erde mit der aller Menschen verbunden ist. Nachhaltigkeit umfasst beides und noch viel mehr. Daniel Schmid, Chief Sustainability Officer bei SAP, verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz: Er bezieht nicht nur Umwelt-Themen ein, sondern auch finanzielle und soziale Aspekte sowie Innovation.
Sustainability – deutsch Nachhaltigkeit – kann viele Bedeutungen haben. Wie definieren Sie den Begriff?
Daniel Schmid: Nachhaltigkeit hat viel damit zu tun, wie wir verantwortlich mit unseren Ressourcen umgehen – materiellen, aber auch natürlichen und persönlichen. Im Unternehmenskontext wird das schnell mit Effizienz in Verbindung gebracht. Letztere ist gut und wichtig, reicht aber alleine nicht aus. Wir müssen vielmehr die Dinge anders TUN. Nachhaltigkeit ist ein Treiber für Innovation. Sie fordert und fördert die Entwicklung ganz neuer Lösungen und Herangehensweisen, die ökologische, soziale UND finanzielle Aspekte in Balance bringen. Diese gesamtheitliche Betrachtung ist für uns maßgeblich. Sie findet auch Ausdruck im Rahmenwerk der UN-Nachhaltigkeitsziele, den sogenannten Sustainable Development Goals, oder SDGs, zu denen wir uns als SAP verpflichtet haben. Gerade in der aktuellen Corona-Krise sehen wir, wie eng diese miteinander verbunden sind. Auch wenn unser aktueller Fokus auch bei SAP selbstverständlich darauf liegt, in der Pandemie die Gesundheit von Mitarbeitern und Geschäftspartnern zu schützen und Unternehmen, soziale Initiativen und Regierungen zu unterstützen, bleibt unsere langfristige Verpflichtung zu Nachhaltigkeit unverändert bestehen.
SAP seit Jahren Primus in der Software-Branche bei den Dow Jones Sustainability Indices
Wie zeigt sich das im Unternehmen?
Seit Beginn unserer Nachhaltigkeitsreise in 2009 ist unser Anspruch, durch innovative Lösungen sowohl Wegbereiter als auch Vorbild in Sachen Nachhaltigkeit zu sein. Unabhängige Rankings und Ratings bestätigen: Wir sind seit Jahren die Nummer Eins der Software-Branche bei den Dow Jones Sustainability Indices und bei ISS-oekom. Den stärksten Hebel setzen wir jedoch bei unseren Kunden an: Wir bieten digitale Innovationen, die es ihnen ermöglichen, selbst nachhaltiger zu wirtschaften.
Wo sehen Sie den Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Klimaschutz?
Klimaschutz ist nicht separat zu betrachten. Es gibt vielmehr gegenseitige Wechselwirkungen zu und mit den anderen SDGs. Klimaschutz wirkt sich zum Beispiel auf die Bekämpfung von Hunger (SDG 2), Gesundheit (SDG 3), Zugang zu sauberem Wasser (SDG 6) und vielen mehr aus. Umgekehrt haben Maßnahmen im Bereich Bildung (SDG 4), Innovation und Infrastruktur (SDG 9) oder verantwortungsvollem Konsum und Produktion (SDG 12) Einfluss auf Klimaschutz.
Welche Rolle können Unternehmen dabei spielen?
Mit den Sustainable Development Goals gibt es eine weltweit akzeptierte Vision, wie eine bessere Welt 2030 aussehen kann. Diese Ziele sind sehr ambitioniert. Sie weltweit und gerade lokal umzusetzen, erfordert die Zusammenarbeit aller Akteure der Weltgemeinschaft: Regierungen, Zivilgesellschaft und Wissenschaft – und die Wirtschaft! Die Vision von SAP lautet “Help the world run better and improve people’s lives”. Dem liegt der Anspruch zugrunde, in der Welt etwas zum Besseren zu verändern – nicht nur über unser gesellschaftliches Engagement, sondern vor allem durch unser Kerngeschäft.
Roadmap der Nachhaltigkeit
Was tut SAP konkret in Sachen Nachhaltigkeit und was ist künftig geplant? Nach den Worten von Vorstand Christian Klein will SAP bis 2025 klimaneutral wirtschaften.
Es ist richtig, dass SAP bis 2025 klimaneutral werden will. Das Portfolio an Maßnahmen, um unser ganzheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit umzusetzen, ist jedoch noch viel breiter. In unserem Integrierten Bericht 2019 informieren wir über unsere ökonomische, soziale und ökologische Leistung. Auch in unserem Web Book stellen wir dar, wie wir als Wegbereiter sowohl mit unseren Lösungen als auch mit unseren eigenen Abläufen zu den SDGs beitragen und dabei helfen, die Transformation hin zu ressourcen-schonendem, klima-freundlichem und zirkulärem Wirtschaften voranzutreiben. Wichtig ist uns auch, digitale Fähigkeiten sowie Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeiter zu fördern, gleichberechtigte und inklusive Arbeit und verantwortungsbewusste Unternehmenspraktiken sicherzustellen.
In welchen Bereichen zeigt sich das?
Auf unserer Reise haben wir als Unternehmen strukturelle Änderungen angepackt, um Nachhaltigkeit in unsere Organisation und Prozesse zu integrieren. Beispiele reichen vom Personalwesen über Einkauf, Gebäudemanagement, IT und Logistik bis hin zu unserer Software-Entwicklung und vielen mehr. Die Menschen sind jedoch das Wichtigste – auf sie kommt es an. 94 Prozent unserer Belegschaft halten es für wichtig, dass wir Nachhaltigkeit ernsthaft verfolgen, und 87 Prozent geben in unserer aktuellen Mitarbeiterbefragung an, einen aktiven Beitrag zu unseren Nachhaltigkeitszielen zu leisten. Hierbei helfen uns unter anderem unsere über 250 Sustainability Champions weltweit.
SAP-Lösungen helfen Unternehmen den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte zu minimieren
… und wie spiegelt sich dies in Ihrem Produktportfolio wieder?
Wir haben „Climate 21“ ins Leben gerufen, in dessen Rahmen wir Analyse- und Transaktionsfunktionen in unsere zentralen Unternehmensanwendungen integrieren. Die Funktionen sollen unseren Kunden helfen, den CO2-Fußabdruck ihrer Produkte und ihres Geschäftsbetriebs zu verstehen, zu minimieren und idealerweise zu eliminieren. Darüber hinaus tragen SAP Lösungen dazu bei, moderne Sklaverei in Lieferketten zu verhindern, und sie helfen Kunden, von Einwegprodukten aus Plastik auf nachhaltige Alternativen umzusteigen. Unsere Software wird präventiv in der Katastrophenhilfe eingesetzt, unterstützt die Gleichstellung der Geschlechter und hilft dabei, Menschen Wissen zu vermitteln, die nie die Möglichkeit hatten, eine Schule zu besuchen.
Wie stellt sich das im Umweltbereich dar?
Hier verfolgen wir seit 2014 die klare Strategie, unsere Innovationen in der grünen Cloud anzubieten. So werden seither all unsere Bürogebäude und Rechenzentren mit Ökostrom betrieben. Wichtig ist uns dabei aber auch, dass dieser Strom wirklich nachhaltig erzeugt wird, etwa im Sinne von humanen Arbeitsbedingungen und Regionalität. Bis 2025 wollen wir zudem komplett klimaneutral sein. Außerdem wollen wir bei SAP bis Ende 2020 Einmalplastik abschaffen und haben ein Umweltmanagementsystem mit ISO 14001 an über 55 Standorten weltweit eingeführt.
Welche Tipps geben Sie Entscheidern, die Nachhaltigkeit jetzt angehen wollen?
Bei vielen ist die Nachhaltigkeitsreise anfangs stark aus dem Umweltbereich getrieben. Ich würde empfehlen, es breiter aufzustellen und von Anfang an einen ganzheitlichen Ansatz zu wählen. Innerhalb dessen ist es sicher wichtig, sich auf das zu fokussieren, was für das jeweilige Unternehmen wesentlich ist. Bei der Identifizierung der Schwerpunkte sollten die wichtigsten Stakeholder im Dialog einbezogen werden. Die größten Potenziale lassen sich erschließen, wenn Nachhaltigkeit nicht als Zusatz betrieben wird, sondern wirklich ins Kerngeschäft eingebettet ist.
Weitere Informationen:
Lesen Sie auch den Blog von Daniel Schmid: „Earth Day 2020: People and Planet, We’re all Connected“