Die Corona-Warn-App der Bundesregierung ist in aller Munde. Seit der vergangenen Woche ist klar: Die App soll Mitte Juni zur Verfügung stehen. Gemeinsam mit der Deutschen Telekom und weiteren Partnern arbeitet die SAP mit Hochdruck an einer Open Source-Lösung.
Open Source (OS) bezeichnet ein Konzept, nach welchem Software und Applikationen mit ihrem Quellcode ausgeliefert werden, sodass dieser von jeder und jedem eingesehen sowie optimiert werden kann. Die Vorteile von Open Source reichen von einem gesteigerten Innovationspotential, über effizientere Fehlerbehebung bis hin zu einem schnelleren Entwicklungstempo durch das freiwillige Engagement vieler firmenunabhängiger Entwicklerinnen und Entwickler.
Transparenz durch Open Source
Für die Corona-Warn-App wurde dieser Ansatz gewählt, um durch technologische Transparenz Vertrauen zu schaffen und damit auch die Akzeptanz der App in der Bevölkerung zu stärken. Zudem besteht durch die Offenlegung und Überprüfbarkeit des Quellcodes für jeden die Möglichkeit aktiv zum Erfolg der Lösung beizutragen z.B. in Form von Korrektur- oder Verbesserungsvorschlägen.
Axel Sturm, Chief Operating Officer des SAP-Standorts Berlin, leitet im Entwicklungsprojekt die Arbeitsgruppe Open Source. Im Kurzinterview spricht er über den aktuellen Stand der Entwicklung, die größten Herausforderungen und gibt einen Ausblick auf das Kommende.
Herr Sturm, was ist der Status des Open-Source-Workstreams?
Das Projektteam arbeitet sehr konzentriert und zielgerichtet an der Umsetzung des Entwicklungsplans. Seit Anfang dieser Woche kann auf GitHub, einem öffentlichen Dienst zur Verwaltung von Softwareprojekten, die Rahmenbeschreibung des Projekts eingesehen werden. Dort wird zukünftig auch der Quellcode zur Verfügung stehen und die eigentliche Community–Interaktion stattfinden.
Wo liegen die größten Herausforderungen?
Die SAP blickt auf eine fast 22-jährige Open Source-Geschichte zurück. Aktuell sind wir auf GitHub unter den Top-10 der mitwirkenden Firmen gelistet. Mit klassischen OS-Prämissen wie „publish often and early“ sind wir daher vertraut. Diese Erfahrungen bringen wir auch in die App ein. Die damit verbundene Aufmerksamkeit durch die breite Öffentlichkeit in diesem speziellen Projekt ist für unsere Entwicklungsteams allerdings eine neue Erfahrung. Als Teil dieses Projektes stehen sie und ihre Arbeit unmittelbar im Fokus der Öffentlichkeit und der Medien.
Weitere Herausforderungen sehe ich in dem erhöhten Abstimmungsbedarf, der jedem organisationsübergreifenden Projekt zugrunde liegt, wie auch im sauberen Aufsetzen der eigentlichen Community und der zügigen Einarbeitung des dort eingehenden Feedbacks. Hier gilt es Umgangsregeln, einen sogenannten Code of Conduct, zu etablieren, Prozesse zu definieren und Lizenzfragen zu klären.
Die Corona-Warn-App soll dabei helfen, Infektionsketten zu unterbrechen
Am Ende geht es jedoch darum, eine Applikation bereitzustellen, die uns als Gesellschaft dabei unterstützt, Infektionsketten zu unterbrechen und dadurch Stück für Stück zur Normalität zurückzukehren. Wir freuen uns, dass wir unseren Beitrag dazu leisten können.
Was dürfen wir in den kommenden Tagen an weiteren Maßnahmen erwarten?
Wie zuvor erwähnt ist unsere Community-Plattform auf GitHub bereits für jeden zugänglich. Dort werden in den nächsten Tagen und Wochen nach und nach Teile des App-Codes bereitgestellt. Etwa der Backend-Code aber auch Details zur Benutzeroberfläche. Außerdem erwarten wir einen regen Austausch mit der Entwickler–Community. Um auch weniger technikaffinen Interessierten Informationen außerhalb von GitHub zur Verfügung stellen, planen wir die baldige Veröffentlichung einer Webseite.
Weitere Informationen zur Entwicklungsarbeit an der Corona-Warn-App finden Sie hier:
- Offizielle Seite des Open-Source-Projektes für die Corona-Warn-App
- Podcast: Corona-Warn-App – der digitale Virus-Wachhund
- COVID-19 Themenseite der Deutschen Telekom
- Die Antwort der SAP auf COVID-19