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Die Wirtschaftszeitschrift Capital kürt jedes Jahr die besten Innovationsschmieden Deutschlands. In der Studie „Konzerne auf den Spuren von Start-ups“ landete das SAP Innovation Center Network auf Platz 8 von 44. Was macht das Zukunftslabor der SAP so besonders?

 In Zeiten des sich beschleunigenden Wandels stellen neue Technologien und Geschäftsmodelle für jedes Unternehmen Bedrohung und Chance zugleich dar. „Bedrohung, weil das eigene Unternehmen in seiner jetzigen Form irrelevant werden könnte“, sagt Hans-Martin Will, seit März 2020 Leiter des SAP Innovation Center Networks. „Chance, weil sich die Möglichkeit bietet, mit Hilfe einer neuen Technologie oder eines neuen Geschäftsmodells neue Geschäftsbereiche aufzubauen oder bestehende stark zu erneuern.“

SAP und das Geschäft der Kunden zukunftssicher machen

Ein großer Konzern wie SAP kann neue Technologien und Geschäftsmodelle meist nicht so schnell adaptieren wie kleinere Firmen. Das liegt unter anderem daran, dass erfolgreiche Unternehmen häufig so auf ihr Kerngeschäft fixiert sind, dass sie im Zweifelsfall Geld und Ressourcen eher in Bereiche stecken, die sich bereits als gewinnbringend erwiesen haben – und weniger in die Auslotung neuer, alternativer Möglichkeiten. Das kann dazu führen, dass potenziell disruptive Trends erst sehr spät gesehen werden.

„Bei SAP wollten wir dieses sogenannte Innovator’s Dilemma vermeiden“, sagt Will, der als Leiter des SAP Innovation Center Networks mit seinen Teams die Aufgabe hat, transformativen Technologien den Weg in die Geschäftswelt von SAP zu ebnen. „Wir studieren neue Technologien und überprüfen sie auf ihren potenziellen Nutzen für SAP. Dann machen wir es Kunden und Entwicklern im SAP-Ökosystem möglich, sie einfach und skalierbar anzuwenden.“

Denn viele der SAP-Kunden stehen vor der Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle neu aufzusetzen und sich so innerhalb kurzer Zeit zu einem Intelligent Enterprise weiterzuentwickeln. Damit das gelingt, muss sich auch die zugrundeliegende Unternehmenssoftware weiterentwickeln. Was heute den Status Quo bildet, kann schon morgen auf dem Prüfstand stehen. Kunden erwarten von moderner Unternehmenssoftware, dass sie ihren individuellen Bedürfnissen gerecht wird, sich an ihre ändernden Geschäftsmodelle und -prozesse anpasst, robust und vernetzt, aber auch, dass sie sicher ist. Mithilfe transformativer Technologien soll diese Zukunftsversion Realität werden.

Arbeiten wie ein Start-up

Für diesen Auftrag, der sich stark von den üblichen Aufgabenfeldern des Mutterkonzerns SAP unterscheidet, sollten die Mitarbeiter des SAP Innovation Center Networks in ihrer Arbeitsweise ganz neue Wege gehen. „Einer der Gründe, warum unser Netzwerk 2013 gegründet wurde, war, dass wir ähnlich agil sein wollten wie ein Start-up“, sagt Hans-Martin Will. „Wir wollen im kleinen Format Ideen ausprobieren, die wir schnell wieder fallen lassen können, wenn die Resultate nicht vielversprechend sind – wie ein Start-up es tun würde.“

Die Grundlage für diese agile Arbeitsweise liefert ein operationelles Modell: Zunächst wird eine Hypothese formuliert, häufig zusammen mit einem Partner oder Kunden. Aus dieser Fragestellung wird ein Experiment abgeleitet, das binnen weniger Wochen durchgeführt werden kann. Vom Resultat hängt es dann ab, ob das Thema weiterverfolgt wird.

„Aktuell haben wir 40 solcher Projekte im SAP Innovation Center Network, in unterschiedlichen Stadien innerhalb dieses operationellen Modells“, sagt Hans-Martin Will. „Unsere Teams arbeiten inhaltlich auch sehr unabhängig vom Mutterschiff SAP. Schließlich sollen wir gerade Trends und Technologien untersuchen, für die es bei SAP keine beziehungsweise noch keine Produktsparten gibt.“

Stärkung des Ökosystems der SAP durch Digitallabor

Als eine Art Technologie-Radar für die Firma kommen die Mitarbeiter des SAP Innovation Center Networks als erste mit neuen technologischen Trends in Kontakt. Aber nicht jeder Trend qualifiziert sich automatisch für die Ideenschmiede von SAP: „Wir beschäftigen uns mit der Entwicklung neuer Technologien und Geschäftsmodelle, die komplett neue Märkte und Produkte hervorbringen“, erklärt Hans-Martin Will. Dabei beruft sich das SAP Innovation Center Network nicht nur auf seine eigenen Stärken. Interdisziplinäre Teams aus Entwicklern, Designern und Produktexperten arbeiten eng mit führenden Forschungseinrichtungen, Kunden und Partnern zusammen, um Co-Innovationen voranzutreiben.

„Wir bauen Wissen auf“, sagt Will, „das wir in die größere SAP zurückspiegeln. Über den Lernprozess hinaus sollen auch Chancen genutzt werden, gezielt in eine Technologie zu investieren bis zur Marktreife. Maschinelles Lernen, das zuerst im SAP Innovation Center Network angesiedelt war und später als eigenständiger Bereich ausgegliedert wurde, ist ein Beispiel dafür.“

Eines der vielfältigen Themen, an denen seine Mitarbeiter derzeit arbeiten, nennt sich Enterprise Voice. Dank Spracherkennnung kann mit Einverständnis der Gesprächsteilnehmenden zunehmend auf Daten aus ausgewählten Konversationen im Geschäftsbereich zugegriffen werden. „Diese Daten können zum Beispiel zur Mitarbeiterschulung genutzt werden“, erklärt Will. „Etwa im Kundenservice. Schlüsseldetails aus Gesprächen manuell zu erfassen, ist zeitaufwändig und nur unzureichend. Mithilfe intelligenter Spracherkennung können etwa Call-Center-Gespräche analysiert und ausgewertet werden, um Erkenntnisse zum Anliegen sowie zu den Gefühlen und Emotionen des Anrufenden zu gewinnen. So können Mitarbeiter effektiver geschult und das Serviceerlebnis der Kunden verbessert werden.“

Digital Trust ist ein weiteres Gebiet, mit dem das SAP Innovation Center Network sich auseinandersetzt. „Jedes Geschäftsverhältnis basiert auf Vertrauen“, weiß Hans-Martin Will. „Der Schutz persönlicher Daten ist für den Aufbau digitaler Dienste entscheidend. Deshalb ist Datensicherheit ein wichtiges Thema für alle Unternehmen.“ Als Beispiel dafür, wie Innovation Einfluss auf die Datensicherheit nehmen kann, nennt er die Quantentechnologie. „Wenn Quanten-Computing Marktreife erreicht, werden bestehende Kryptoprotokolle angreifbar. Wir müssen SAP und unsere Kunden rechtzeitig darauf vorbereiten.“

Unter den Besten in Deutschland

Für sein Engagement wurde das SAP Innovation Center Network nun vom Wirtschaftsmagazin Capital in der Studie „Konzerne auf den Spuren von Start-ups“ gleich zweimal unter die besten 10 Innovationseinheiten Deutschlands gewählt. In den Kategorien kerngeschäftsnahe und kerngeschäftsferne Innovation landete das SAP Innovation Center Network jeweils auf Platz 8 von insgesamt 44 teilnehmenden Innovationsinstitutionen deutschlandweit.

„Diese Auszeichnung wird für unsere Teams sehr ermutigend sein“, sagt Will. „Das ist eine Anerkennung unserer Leistungen und unseres Vorgehens. Grundsätzlich ist die Arbeit beim SAP Innovation Center Network ein Lernprozess: Was wir jetzt tun, ist das Ergebnis unserer Erfahrungen, die wir seit der Gründung 2013 sammeln konnten. Wir sammeln weiter und werden uns weiter verändern.“

Bildquelle: SAP