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Extended Reality (XR) macht physische Anlagen und deren digitalen Zwilling auf eindrucksvolle Weise erlebbar. Zudem lassen sich mittels Virtual Reality (VR) Geschäftsprozesse visualisieren, noch bevor sie implementiert werden. Um die Realisierung von ERP-basierten XR-Anwendungen zu ermöglichen, hat SAP zusammen mit Unity die XR Cloud entwickelt.

XR ist längst in aller Munde. Mit ihr können Unternehmen beispielsweise kritische Geschäftsprozesse vor ihrer Implementierung in einer virtuellen Umgebung simulieren. Auf diese Weise erhalten Sie Einblicke, die ihnen helfen, Designfehler zu vermeiden und die Implementierungs- und  Trainingskosten drastisch zu reduzieren.

Um dies technisch einfache zu ermöglichen, hat SAP Ende 2019 – im Rahmen eines Co-Innovationsprojekts mit Kunden – die XR Cloud entwickelt. Sie basiert auf einer Cloud-Komponente innerhalb der SAP Cloud Platform und der Unity3D-Plattform, mit der XR-Anwendungen für mehr als 25 Plattformen erstellt werden können. Die Unity-Entwickler sind zwar Experten bei der Entwicklung von XR-Anwendungen, was das SAP-spezifische Know-how angeht, haben sie allerdings noch Lücken. Um beides zu vereinen, wurde das Integrations-Toolkit für XR Cloud und Unity entwickelt. Unity-Entwickler und XR-Designer können so auch digitale Zwillinge und andere SAP-Daten problemlos in Unity integrieren sowie ERP-gestützte XR-Anwendungen für unsere Kunden entwickeln.

Die Entwicklung der XR Cloud

In der Geschäftswelt ist „Extended Reality“ schon seit einiger Zeit ein beliebtes Thema. Die Technologie konnte jedoch die Erwartungen der Kunden in der Vergangenheit noch nicht immer erfüllen.

Nun setzt sich der Begriff immer mehr durch. XR wurde als Oberbegriff für die erweiterte, gemischte und virtuelle Realität (Augmented (AR), Mixed (MR), Virtual Reality (VR)) gewählt, die Kunden bei einer neuartigen Visualisierung von Geschäftsdaten unterstützt. Mit XR ist die Nutzung von Geschäftsdaten nicht länger an Computerbildschirme gebunden. Sie können mit realen Objekten verknüpft werden, die Serviceleistungen benötigen, zum Beispiel Gebäuden, einem Fließband in einer Fabrik oder einer Produktionsmaschine. Dies bezeichnet man dann als „erweiterte Realität“. Für den Benutzer werden Servicevorgänge und Arbeitsanweisungen besser verständlich und diese können leichter ausgeführt werden. Das spart Zeit und ermöglicht remote-gestützte Anwendungen, die die physische Anwesenheit von Service-Experten vor Ort überflüssig machen kann.

Als das XR-Venture Anfang 2020 anlief, orientierte man sich an dem Technologiekonzept „XR Smart Assets“ auf Basis der Unity-3D-Entwicklungsplattform. Diese Plattform unterstützt alle gängigen XR-Geräte wie Virtual-Reality-Brillen aber auch Tablet Computer.

Bei den Smart Assets handelt es sich um 3D-Objekte mit SAP-Intelligenz. Dies können zum Beispiel 3D -Modelle physischer Objekte sein, die mit computergestütztemDesign entworfen wurden (CAD-Modelle) oder 2D-Objekte (Barcode-Etiketten, Belege, SAP-Terminals), die sich in einem SAP-System befinden. Das Attribut „intelligent“ bezieht sich auf die enthaltene Scripting-Logik, die eine Interaktion mit anderen Smart Assets ermöglicht. Außerdem können auch operative Daten in Echtzeit aus SAP-Systemen abgerufen oder mit diesen ausgetauscht werden.

Smart Assets befinden sich in der XR Cloud innerhalb der SAP Cloud Platform und machen mit Hilfe deren Integrationsfunktionen die Welt der SAP auch für die Welt der XR-Anwendungen zugänglich.

Langfristig soll mit dem Smart-Asset-Konzept erreicht werden, dass verschiedene Unternehmen diese Assets auch gemeinsam nutzen und austauschen können. Stellen Sie sich vor, Käufer, die SAP Ariba nutzen, können ein Smart Asset herunterladen, bevor sie die physische Anlage bestellen. Dadurch würden sich viele Prüfungen bereits vorab durchführen lassen, beispielsweise wie sich eine Produktionsmaschine in eine Fertigungsanlage integrieren lässt und wie die Anbindung an die vorhandene Systemumgebung erfolgen soll. Retouren können so vermieden werden, was letztendlich auch dem CO2-Fußabdruck der beteiligten Unternehmen zu Gute kommt.

Zukunftsausblick Extended Reality

Betrachtet man das Potenzial der Technologie, werden zahlreiche Anwendungsfälle denkbar. Bei der SAP haben wir zwei Bereiche identifiziert, in denen aus heutiger Sicht am schnellsten Nutzen für unsere Kunden erschlossen werden kann:

1. Erweiterte und gemischte Realität für Qualitätsprüfungen sowie Service und Wartung von Maschinen und Anlagen

Techniker in Fabriken oder im Außendienst müssen keine Ersatzteilkataloge mehr durchsuchen oder Formulare ausfüllen. Mit Hilfe von Smart Assets ist es möglich, eine physische Anlage visuell direkt mit den Informationen des digitalen Zwillings zu erweitern. Dies gewährt Benutzern „kontextbezogenen“ Zugriff auf Unternehmensinformationen und -transaktionen in Echtzeit. Ausgeführte Vorgänge können direkt vor Ort und ohne die Notwendigkeit eines Computer-Terminals rückgemeldet werden.

D2O | 05 | Operate

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2. Geschäftsprozessmodellierung und -training in virtueller Realität

IT-Projekte, die viele Geschäftsprozesse eines Unternehmens betreffen, sind oft eine Herausforderung. Die verschiedenen Beteiligten müssen den neuen Prozess verstehen und begreifen, wie sich dieser auf ihren jeweiligen Bereich auswirkt. Um ein umfassendes Verständnis des neuen Geschäftsprozesses zu ermöglichen, werden vor Ort Workshops organisiert sowie zahlreiche Unterlagen verteilt und durchgearbeitet. Im Produktivbetrieb zeigen sich anschließend jedoch auf einmal Designfehler, die zu sehr hohen Kosten führen und zum Teil sogar Produktionsstopps erfordern können. Viele dieser Designfehler und Missverständnisse können vermieden werden, wenn die Virtual Reality-Technologie für eine „virtuelle Inbetriebnahme“ genutzt wird. Dieser Ansatz wird heute für Maschinen und (noch) nicht für Geschäftsprozesse verwendet. Bezogen auf Geschäftsprozesse muss die virtuelle Inbetriebnahme mehrere Voraussetzungen erfüllen. Dazu zählen:

  • Simulation des Standorts, an dem der Geschäftsprozess ausgeführt wird
  • Simulation des IT-Systems, in dem er Geschäftsprozess ausgeführt wird
  • Simulation der Personen, Tools, Maschinen und Roboter, die mit dem IT-System verbunden sind

XR Smart Assets können hier eine wichtige Rolle spielen, da sie Objekte des zugrundeliegenden ERP-System (z.B. Liefereinheiten), Eingabemasken sowie Tools, Maschinen und Roboter simulieren können. Dadurch schafft man einen sehr realitätsnahen virtuellen Geschäftsprozess.

Im Bereich der Anwendungsfälle gibt es noch viel zu lernen. Es bleibt noch herauszufinden, in welchen Fällen die spezifischen Vorteile der XR Technologie sowie die Integration mit SAP-Systemen die größten Vorteile bieten. Denn eines ist klar: XR wird sich nicht alleine deswegen durchsetzen, weil es sich um ausgeklügelte Technologie handelt. Der betriebswirtschaftliche Mehrwert muss deutlich erkennbar und klar zu beziffern sein, um die Investition in Innovationen zu rechtfertigen, die mit XR-Technologie vorangetrieben werden. Das Potenzial, das darin steckt, wird gerade erkundet. Zahlreiche weitere Anwendungsfälle sind bereits sichtbar geworden: von Online-Zusammenarbeit und Web-Konferenzen über den Einsatz in Marketing und Konsumentenbereich bis hin zu einer grundlegenden Revolution der Interaktion zwischen Mensch und Computer in der Zukunft.

Erster Kunde an Bord: Bearing Point testet virtuelle Realität

Ein Kunde, der die Verwendung von Smart Assets und virtueller Realität bei der Einführung neuer IT-Prozesse testet, ist BearingPoint. Das auf Management- und Technologieberatung spezialisierte Unternehmen implementiert derzeit SAP S/4HANA für seine Kunden und wird zeigen, wie man die XR Cloud zur Visualisierung und virtuellen Simulation von Geschäftsprozessen einsetzen kann. Dadurch kann einer der zentralen Gründe für Projektverzögerungen und Missverständnissen beseitigt werden, indem die Fachabteilungen frühzeitig die neuen SAP-Prozesse genau kennenlernen und visuell erfahren können. In seiner Vorreiterrolle plant BearingPoint, mit dieser Technologie den Implementierungsaufwand zu senken und dadurch Mehrwert für seine Kunden zu schaffen.

Diese Materialien werden nicht von Unity Technologies oder seinen Partnerunternehmen gesponsert und stehen nicht mit diesen in Verbindung. „Unity“ ist ein Markenzeichen oder eingetragenes Markenzeichen von Unity Technologies oder deren Partnerunternehmen in den USA und anderen Ländern.

Michael Spiess leitet das XR-Ventura bei SAP.