Gemeinsam mit ihren Kunden haben Innovationsarchitekten ein systematisches Vorgehen entwickelt, um den Fachbereichen das Potenzial bei der Digitalisierung aufzuzeigen. Durch technologiegetriebene Anwendungsszenarien im Rahmen der SAP-S/4HANA-Implementierung bringt ein Business Innovation Framework for SAP S/4HANA Struktur in die Transformation.
„Ich habe 10.000 Wege entdeckt, die nicht funktioniert haben.“ Mit diesen Worten begründete Thomas Edison, warum er sich nie als gescheitert betrachtet hat. So viel Zeit aber lassen die heutigen volatilen Märkte den Unternehmen nicht, bis ihnen ein Licht aufgeht. Um Innovationsprozesse zu beschleunigen, haben Business-Innovation-Architektin Maria Fay und ihre Kollegen Lars Friedrich und Andreas Spahn ein Business Innovation Framework for SAP S/4HANA als integralen Bestandteil für jedes SAP-S/4HANA-Programm entwickelt. Damit erhalten Chief Digital Officer, SAP S/4HANA Program Manager und Fachbereiche einen zielgerichteten und einfachen Ansatz, um Innovationen mit dem SAP-Ökosystem strukturiert einzuführen. Denn Entscheider haben hier oftmals keine klare und systematische Vorgehensweise, oder es fehlt ein konkreter Rahmen für abstrakte Begrifflichkeiten.
„Dieses Framework ist aus der täglichen Arbeit mit unseren Kunden entstanden“, sagt Friedrich. Die drei Innovationsmanager tauschen sich mit vielen Unternehmen aus, die streng ein bislang bewährtes Schema umsetzen, das das derzeitige Geschäftsmodell am Laufen hält. Spätestens Covid19 mit seinen Folgen – von unterbrochenen Lieferketten bis zu massiven Nachfrageeinbrüchen oder auch sprunghaften Anstiegen – zeigt, wie bedrohlich das für ein Unternehmen werden kann. Eine Einsicht, die sich durchsetzt: „Covid19 kann wie ein Brandbeschleuniger wirken“, beobachtet Fay. „Entscheider verstehen, dass sie jetzt die Chance haben, digitale Technologien, wie maschinelles Lernen und robotergesteuerte Automatisierung, zu erlernen und diese konsequent in die Kerngeschäftsprozesse zu integrieren. Zum Beispiel, um mit Hilfe von RPA Bots die Bearbeitung von vermehrten Kundenanfragen zu automatisieren“.
ERP-Transformation bildet keinen Abschluss, sondern kontinuierliche Verbesserung
Das Framework zielt auf drei entscheidende Faktoren:
- die Unternehmens- und Innovationsstrategie,
- den SAP-Business-Innovations-Architekten und fünf zentrale Elemente – SAP Services, Prozesse & Tools, Technologie- und Datenarchitektur sowie Reifegrad bezüglich Mitarbeitern und Partnernetzwerk,
- die methodische Orchestrierung und Integration der Innovation in das SAP-S/4HANA-Programm. Dabei stehen diese Faktoren nicht isoliert, sondern im Zusammenspiel.
Heute sind schon über 100 technologiegetriebene Prozess-Szenarien als Erweiterung zum klassischen SAP S/4HANA verfügbar.
Vor der SAP-S/4HANA-Transformation erarbeiten die Kunden mit Hilfe von interaktiven Workshop-Formaten die verschiedenen Themen und priorisieren intelligente Szenarien auf einer Roadmap. Während der Integration setzen die Projektbeteiligten eine Innovations-Governance auf, idealerweise in SAP Activate integriert, ist ebenfalls Bestandteil, sowie die Verwendung entsprechender agiler Projektmethodik, um erste Anwendungsszenarien zu verproben. Dabei straffen und optimieren sie ihre Kernprozesse. Der Abschluss der Transformation ist gleichzeitig der Startpunkt zu kontinuierlicher Verbesserung der Prozesse und zur ständigen Weiterentwicklung auf dem Weg zum Intelligent Enterprise.
„Unsere Kunden stehen vor massiven Herausforderungen“, beobachtet Spahn, „sie müssen Prozesse anders aufsetzen. Sie müssen sich über die neuen Technologien am Markt informieren. Sie müssen neue Innovations-Partner finden. Und zusätzlich haben sie die Einführung von SAP S/4HANA vor der Brust.“ Doch was bedeutet nun der strapazierte Begriff Innovation?
Innovation: Horizons by SAP
SAP orientiert sich an drei Horizonten. Der erste umfasst fundierte technologiegetriebene Anwendungsfälle, die Kerninnovation ermöglichen und sofort im Rahmen der SAP-S/4HANA-Einführung aktiviert werden können. Vorausschauende Modelle für Liefertermine an Kunden oder Verbrauch von Mengenkontrakten können entsprechende Lieferketten und Beschaffungsprozesse effizienter machen – das alles basierend auf SAP S/4HANA. Der zweite Horizont erstreckt sich über vielversprechende Innovations- und Projektbeispiele aus der Industrie, die Technologien wie das Internet of Things (IoT), die Blockchain und intelligente Robotic Process Automation ermöglichen. So kann etwa Anomalie-Erkennung die Produktions- und Instandhaltungsprozesse unterstützen und dadurch Ausfälle verhindern. Der dritte Horizont spannt den Bogen zu künftigen Technologien und Geschäftsmodellen. Nie geht es dabei nur um Produkte, sondern immer auch um Prozesse.
Der SAP Business Innovation Architect, von dem im Framework die Rede ist, stellt bei Kunden noch keine eingeführte Rolle dar. „Deswegen bringen wir ihn auch mit“, erklärt Innovations-Managerin Fay. Seine wichtigste Eigenschaft? Motivation. Ein unternehmerisches Mind-Set und Interesse an neuen Technologien – aber auch Prozesswissen. „Architekten, Program Manager sowie auch Industrieexperten können diese Rolle besetzen“, sagt Fay, „in jedem Fall erfordert diese Position Prozessverständnis und Methodenkompetenz und natürlich betriebswirtschaftliche Kenntnisse.“ Die Aufgabe des Business-Innovation-Architekten besteht darin, die Relevanz und Machbarkeit von existierenden Szenarien abzuschätzen, neue zu identifizieren – und umzusetzen. Deswegen sollte er auch in der Projektorganisation von SAP S/4HANA verankert sein, um Kontinuität und Abstimmung mit dem einheitlichen Programm sowie einzelnen Streams und Prozessen gewährleisten.
„Ein Business Innovation Architekt ist immer auch Change Agent“
Das heißt konkret: Der SAP Business Innovation Architekt holt in Workshops alle Experten an den Tisch. Er achtet darauf, dass die richtigen Technologien eingesetzt werden und bringt diverse Tools, wie Spotlight, mit. In seiner Rolle kann er auf das SAP-Innovations-Ökosystem zugreifen. Und nicht zuletzt ist Fingerspitzengefühl nötig. „Ein Business-Innovation-Architekt ist immer auch Change Agent“, führt Friedrich aus. Denn die größte Hürde liegt in der menschlichen Veränderungsangst. Wer sich über Maschinelles Lernen informiert, dem drängt sich eventuell die Frage auf, ob der eigene Job in Gefahr ist – Fragen, die ein Unternehmen adressieren muss. Transformation gelingt nicht ohne offene Kommunikation. Digitale Learnings – besonders auch Hands-On Learnings – unterstützen den Umgang mit digitalen Technologien. Dabei kann es helfen, Mitarbeiter beliebte Produkte wie etwa Drohnen spielerisch ausprobieren zu lassen und Feedback zu möglichen Anwendungen in Geschäftsprozessen zu sammeln, so die Erfahrung von Fay.
Den drei Innovations-Managern selbst merkt man den Spaß an der Technologie an. „Vielleicht reden wir in wenigen Jahren nicht mehr nur über das Autonome Fahren, sondern schon über das Autonome Unternehmen“, schmunzelt Spahn. Sicher ist: Komplexität und Menge der Herausforderungen für Unternehmenslenker steigen. „Deswegen ist es wichtig, ein Netzwerk mit den richtigen Partnern aufzubauen“, erklärt Friedrich. „Neue Partner müssen so implementiert werden, dass sie dem Unternehmen einen Mehrwert bieten.“ Hier helfen zum Beispiel die neuen SAP Partnerschaften aus den Startup Inkubatoren und Forschungspartnerschaften mit der TUM (Technical University Munich).
In ihrer praktischen Arbeit mit dem Business Innovation Framework for SAP S/4HANA stellen die drei Experten das Buzzword ‚Innovation’ übrigens gar nicht so stark in den Mittelpunkt. „Was wir nicht wollen, ist eine Innovationsabteilung, die ein neues Silo aufmacht“, betont Fay. „Es geht nicht darum, zu sagen ‚Guckt mal, wir haben Maschinelles Learning’. Wir integrieren die Elemente aus dem Framework Schritt für Schritt beim Kunden, so dass Mehrwerte direkt messbar werten. Wir analysieren die Themen, die die Mitarbeiter umtreiben, und verbessern die Geschäftsprozesse mittels intelligenter Lösungen. Basierend auf der Architektur und Bedürfnissen von Kunden“. Eines ist dabei klar: jedes Unternehmen muss die Expertise und Fähigkeiten aufzubauen, die dringend benötigt werden, um nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben und nicht in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Denn natürlich gibt es mehr als einen Weg zur Mr. Edisons Glühbirne. Aber 10.000 müssen es in Zeiten von Standardisierung und Digitalisierung auch nicht mehr sein.
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- SAP Innovation Factory: Über eine neue Herangehensweise zu Prototypen
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