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Zwei IT-Führungskräfte aus der Wasseraufbereitungsbranche schafften während des Corona-Lockdowns das scheinbar Unmögliche: Sie sorgten für die erfolgreiche Inbetriebnahme von SAP S/4HANA und ermöglichten es ihren Kunden, vorausschauende Wartung als Unternehmensziel umzusetzen.

Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt mit sauberem Wasser zu versorgen ist alles andere als eine einfache Aufgabe. Nach Angaben der Vereinten Nationen könnten bis 2030 weltweit 700 Millionen Menschen gezwungen sein, ihre Heimat aufgrund von Wasserknappheit zu verlassen. De Nora wirkt an vorderster Front bei der Bewältigung dieser ökologischen Herausforderungen mit. Das Unternehmen entwickelt und liefert wichtige Wasserbehandlungstechnologien, um das Problem der Wasserknappheit zu bekämpfen. De Nora bietet auch Lösungen, die den Übergang von fossilen Brennstoffen zur Wasserstoffwirtschaft oder die Verwendung von Wasserstoff als klimaschonende Energiequelle unterstützen.

Die Technologie für die Konzeption und Auslieferung dieser Lösungen wird durch die Verwendung komplexer Software für Enterprise Resource Planning (ERP) ermöglicht, die jeden Vorgang mitverfolgt. Diese ERP-Systeme sind oft viele Jahre oder sogar Jahrzehnte alt. Ein altes ERP-System durch ein neues System zu ersetzen ist bereits mit großem Aufwand verbunden, insbesondere für ein globales Unternehmen. Wenn eine weltweite Pandemie hinzukommt, wird dieses Unterfangen noch erschwert.

Bianca Maddotta und Monique Pietropaoli, IT-Projektleiterinnen bei der in Mailand ansässigen De Nora Group, haben jedoch genau das geschafft.

Sie leiteten eine weitreichende globale ERP-Implementierung von SAP S/4HANA für De Nora Water Technologies, die Kunden eine vorausschauende, proaktive Wartung ermöglicht, sodass sie sich auf das konzentrieren können, was wirklich wichtig ist: sauberes Wasser.

Stufenweise zu SAP S/4HANA

De Nora wurde 1923 gegründet und ist ein Pionier auf dem Gebiet der elektrochemischen Technologie. Der Konzern ist der weltweit größte Hersteller unlöslicher Elektroden für fast jeden elektrochemischen Prozess. De Nora setzt seine Führungsrolle fort, indem das Unternehmen eine mehrjährige digitale Transformation weiterverfolgt, die 2013 begann, als SAP ERP eingeführt wurde, um Geschäftsprozesse zu harmonisieren. 2015 verzeichnete De Nora ein deutliches Wachstum, das durch eine Reihe von Akquisitionen zur Konsolidierung des Geschäfts für Wasserbehandlungstechnologien vorangetrieben wurde. Dies machte die Konsolidierung von ERP auf SAP S/4HANA erforderlich.

Pietropaoli, Project Management Professional und SAP Business Manager für De Nora Water Technologies, erläuterte, wie das Unternehmen ein Projekt dieser Größenordnung abwickelte: „Wir haben einen stufenweisen Ansatz verfolgt. Zunächst führten wir ein Upgrade der bestehenden Unternehmensbereiche auf SAP S/4HANA durch, gefolgt von einer vollständigen Konfiguration und Implementierung an drei US-Standorten.“

Nach der Durchführung des Upgrades auf SAP S/4HANA in Italien für Unternehmensbereiche und Standorte für Elektrodentechnologie auf der ganzen Welt startete De Nora Water Technologies die Umsetzung an den Niederlassungen in Texas und Pennsylvania. Das Team umfasste 36 Mitarbeiter in den USA, 20 in Mailand und 20 weitere Teilnehmer beim Partner Capgemini. De Nora hatte ursprünglich geplant, ein Team aus Italien vor Ort in die USA zu schicken, da der Termin für den Produktivstart im April 2020 näher rückte. Die Corona-Pandemie durchkreuzte jedoch diese Pläne. Da das Projekt bereits begonnen hatte, sprachen sich Pietropaoli und Maddotta dafür aus, die Arbeit virtuell fortzusetzen.

ERP-Implementierung in einer Pandemie

„COVID-19 machte uns genau dann einen Strich durch die Rechnung, als die Schulungs- und Testphase bevorstand, die wir vor Ort mit den Benutzern geplant hatten“, berichtete Maddotta, Leiterin des Bereichs Demand Management and Business Applications. „Wir hatten in Erwägung gezogen, den Produktivstart zu verschieben, aber angesichts der Auswirkungen auf alle anderen anstehenden Aktivitäten und der Enttäuschung, die dies ausgelöst hätte, hielten wir an unserem Plan fest – eine Herausforderung, die angesichts der guten Vorbereitung und des Engagements des gesamten Teams machbar schien.“

Wie Pietropaoli einräumte, gab es dennoch Bedenken, dass der Zeitplan nicht eingehalten werden könnte: „Ich war sehr besorgt über die notwendigen Schulungen und den umfangreichen Wissenstransfer, um unsere Key-User angemessen vorzubereiten. Wir wussten, dass durch Remote-Arbeit viel Zeit verloren gehen würde. Wir mussten mit Problemen mit Internetverbindungen, Audio- oder Videoschwierigkeiten oder Verspätungen unter den Schulungsteilnehmern rechnen. Daher entschieden wir uns für einen vollkommen neuen Ansatz. Wir setzten auf ein externes Online-Schulungssystem, um einen vordefinierten Standardlehrplan für SAP S/4HANA zu entwickeln. Wir verdoppelten die durch unseren Berater Capgemini bereitgestellte Schulungsdauer und zeichneten alle Schulungen auf, sodass jeder rund um die Uhr Zugriff hatte.“

Der virtuelle Schulungsplan stellte beide Leiterinnen vor eine Reihe weiterer Herausforderungen: Sie mussten einen Weg finden, um Beruf und Privatleben zu vereinbaren und mit einer Zeitverschiebung von sieben Stunden aufgrund unterschiedlicher Zeitzonen zurechtkommen. „Mehr als acht Stunden Arbeitszeit pro Tag sind für unser Technologieteam ganz normal, insbesondere in der Endphase eines Projekts, aber diese Aktivitäten laufen in der Regel beim Kunden vor Ort ab, sodass das Familienleben nicht beeinflusst wird. Diese Arbeitsweise ist nicht leicht mit Kindern und Partnern vereinbar“, so Maddotta.

„Die Meetings waren immer sehr unterhaltsam, da jeder mit der gleichen Situation zuhause konfrontiert war“, fügte Pietropaoli hinzu. „Während der Calls konnte ich im Hintergrund manchmal Familienmitglieder und weinende Babys hören. Mein Mann und meine Kinder waren sehr hilfsbereit und brachten mir oft das Essen.“

Projekt macht Schule: Die Implementierung wird De Nora auch in Schulungen helfen

Trotz der Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert waren, führten Maddotta und Pietropaoli ihre Teams zu einem erfolgreichen Produktivstart, ohne dass der ursprüngliche Zeitplan geändert werden musste. „Obwohl wir aufgrund einer globalen Pandemie von zuhause aus arbeiten mussten und gezwungen waren, unsere Pläne zu ändern, legten alle großes Engagement an den Tag, sodass wir das Projekt erfolgreich durchziehen konnten“, bekräftigte Mirka Wilderer, CEO von De Nora Water Technologies. „Das demonstriert deutlich die Fähigkeit des Teams, sich Herausforderungen zu stellen und innovative Ansätze zur Lösung von Problemen zu entwickeln.“

De Nora kann bei der schrittweisen Umsetzung in den übrigen Regionen und Unternehmen für Wassertechnologie auf die in dieser Phase des Projekts gewonnenen Erfahrungen zurückgreifen. Maddotta erläuterte, dass dies den Ansatz für künftige Schulungen beeinflussen wird: „Schulungen für Endbenutzer von De Nora sind mehr als nur technische Handbücher; sie müssen auch ausführlich über bewährte Geschäftsverfahren und Prozesse informieren.“

Neun De-Nora-Unternehmen setzen heute SAP S/4HANA ein. Das hat dem Unternehmen bereits einige Vorteile beschert: So wird unter anderem der manuelle Aufwand für die monatliche Abstimmung des Finanzwesens der verschiedenen Geschäftsbereiche verringert. Dadurch können Abschlüsse schneller durchgeführt werden, da die erforderlichen Schritte um ein Drittel reduziert wurden.

„Die Implementierung von SAP S/4HANA während dieser schwierigen Zeit hat dazu geführt, dass alle die Ärmel hochkrempeln mussten“, betonte Wilderer. „Und dank des großartigen Einsatzes des gesamten Teams konnten wir bereits Abläufe vereinfachen und das Kundenerlebnis optimieren.“