Ein nachhaltiges Unternehmen wird nicht an einem Tag erbaut, doch die Welt nach der Pandemie belohnt vielleicht die, die jetzt schon handeln.
Unter all den ernüchternden Nachrichten könnte diese Tatsache Sie zuversichtlich stimmen: Klimawissenschaftler errechneten für das erste Halbjahr eine weltweite Reduzierung der CO2e-Emissionen um 8,8 Prozent. Wenn Sie in einer Stadtregion leben oder arbeiten, haben Sie die dafür verantwortliche Einschränkung der wirtschaftlichen Aktivitäten wahrscheinlich mit den eigenen Sinnen wahrgenommen: Sie konnten freier atmen, klarer sehen oder die Vögel wieder singen hören.
Doch auch wenn Mutter Erde aufatmen konnte, sind wir nach wie vor gefordert, den Verzicht auf fossile Brennstoffe weiter voranzutreiben. Treibhausgas-Emissionen (THG) müssten in den nächsten 30 Jahren um rund 7 Prozent pro Jahr verringert werden, wenn wir die Erderwärmung unter dem im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegten Grenzwert von 1,5 Grad Celsius halten wollen. Klimatologen hören deshalb nicht auf, Alarm zu schlagen: Die größten Treibhausgas produzierenden Volkswirtschaften müssen mit voller Kraft durchstarten, um die drohende Zerstörung abzuwenden.
Die Treiber für eine nachhaltige Geschäftstätigkeit
Die COVID-19-Pandemie liefert ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie rasch Länder gegen eine gemeinsame Bedrohung mobil machen können. Manche Experten sehen eine ökologisch ausgerichtete Konjunkturbelebung nach der Pandemie als Chance für die Schaffung einer nachhaltigeren Zukunft, indem wir unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern und die globale Erwärmung aufhalten. Eine neue US-Regierung unter dem gewählten Präsidenten Joe Biden hat sich zum Wiedereintritt in das Pariser Klimaschutzabkommen im Januar verpflichtet. Diese Zusage wird dem Kampf gegen den Klimawandel mit Sicherheit neuen Schub verleihen. Bidens Übergangsteam hat bereits sein Climate 21 Project gestartet. Wie es der Zufall will, trägt es den gleichen Namen wie das SAP-Programm Climate 21, das Unternehmen auf dem Weg zu einer nachhaltigen Geschäftstätigkeit unterstützt.
Es gibt vielfältige ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Faktoren, die Unternehmen gegenwärtig dazu bewegen, ihre Geschäftsabläufe an Nachhaltigkeit auszurichten. Kunden wünschen genaue Angaben in Bezug auf die CO2-Bilanz der Produkte, die sie kaufen. Transparenz verlangen auch Aktionäre und Mitarbeiter, die bei ihren Investitionen und dem Erwerb ihrer Existenzgrundlage auf übergeordneten Sinn und Nachhaltigkeit achten. Und immer mehr Produzenten wachen auf, nicht zuletzt, weil nationale und internationale Vorschriften bald verlangen könnten, dass Informationen zur Umweltbilanz auf Produktetiketten und -beschreibungen angegeben werden.
Aber geht diese Transparenz zwangsläufig auf Kosten der Rentabilität? Nein, meint Toby Croucher, Solution Manager für Climate 21 & Sustainability bei der SAP. „Nachhaltige Unternehmen sind in der Lage, den CO2-Fußabdruck ihrer Fertigungsverfahren zu messen und Investitionen zeitnah in die richtigen Bereiche ihres Geschäfts zu lenken. Dadurch erreichen sie sowohl hohe Renditen als auch eine Dekarbonisierung ihrer Geschäftsmodelle“, erläutert Croucher. Angesichts der Einführung von Emissionspreisen prophezeit Croucher solchen Lösungen eine starke Nachfrage.
Unternehmen, die ihre Treibhausgasbilanz entlang der gesamten Lieferkette verbessern wollen, können Transparenz in Bezug auf ihre Emissionen jedoch nicht über Nacht erreichen. „Es geht darum, langfristigen Wert in einer CO2-armen Welt aufzubauen“, meint Croucher.
Die Schuhindustrie schreitet in die richtige Richtung
Vorbilder für nachhaltige Geschäftspraktiken gibt es in jeder Branche, doch wenige erfahren so viel Beachtung wie die Schuhindustrie. Weltweit werden rund 25 Milliarden Paar Schuhe pro Jahr verbraucht, das sind durchschnittlich 3 Paar Schuhe pro Kopf. Bei der Produktion entstehen 700 Millionen metrische Tonnen CO2e-Emissionen, das sind 1,4 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen weltweit.
Ein Paar Laufschuhe verursacht einen Kohlendioxidausstoß von 11 bis 16 kg CO2e (CO2-Äquivalenten). Diese Menge schließt Treibhausgasemissionen ein, die von der Idee und dem Entwurf über die Fertigung bis zur Nutzung und letztendlichen Entsorgung oder Wiederverwertung entstehen. Einige Hersteller unternehmen Schritte zu einer deutlichen Reduzierung der Emissionen für ihre Schuhe. Nike, Adidas und Allbirds haben bereits den Grundstein gelegt, indem sie einen CO2-neutralen Schuh aus recycelten oder recycelfähigen Materialien oder aus Naturwerkstoffen entwickeln.
2019 konnte Nike die durchschnittliche CO2-Bilanz seiner Schuhwaren bereits auf 7,33 kg CO2e pro Paar reduzieren. Im Rahmen seiner „Move to Zero“-Initiativen plant der Sportartikelhersteller, seine Produktionsanlagen bis 2025 zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien zu betreiben und bis 2030 die Kohlenstoffemissionen in seiner globalen Lieferkette um 30 Prozent zu reduzieren und praktisch die gesamten Produktionsabfälle aus der Schuhherstellung statt auf Müllhalden umweltverträglich zu entsorgen.
Es bleibt abzuwarten, ob Nachhaltigkeitsinitiativen wie die von Nike von den Generationen Y und Z aufgegriffen und weiterentwickelt werden. Doch solche Strategien brauchen Zeit, bis sie an Zugkraft gewinnen. Und Unternehmen, die sich früh auf den Weg machen, werden früher den Nutzen daraus ziehen. Andere werden unter Umständen durch Regulierungsmaßnahmen gezwungen, nachzuziehen.
CO2-Bilanzierung in der gesamten Wertschöpfungskette
Anfang 2020 führte die SAP eine Anwendung ein, die die CO2-Emissionen eines Produkts in der gesamten Wertschöpfungskette eines Unternehmens einschließlich Fertigung, Rohstoffen, Energieverbrauch und Transport sichtbar macht. SAP Product Carbon Footprint Analytics ermöglicht den Vergleich jeder Aktivität in einer Wertschöpfungskette, um die Menge der THG-Emissionen in Verbindung mit der Herstellung des Produkts an jedem Standort zu ermitteln.
„In Zukunft wird kein Unterschied mehr zwischen Kosten, Erlös und THG-Bilanz gemacht“, stellt Bettina Zedlitz fest, Solution Manager für Climate 21 & Sustainability bei der SAP. „Wir meinen, dass durchgängige ERP-Prozesse mehrere für die Nachhaltigkeit relevante Attribute von Produkten und Services unterstützen müssen, damit Unternehmen aussagekräftige Informationen gewinnen können, um ihre THG-Bilanz zu verbessern“, unterstreicht sie. „Wir bieten ihnen die Tools, mit denen sie ihre Geschäftsmodelle analysieren und aus den Ergebnissen konkrete Maßnahmen zur Minimierung der Emissionen ableiten können“, resümiert sie.
Weitere Informationen:
SAP Product Carbon Footprint Analytics ist Teil des SAP-Programms Climate 21. Weitere Informationen finden Sie dort.