2020 war ein schwieriges Jahr für alle – voller Veränderungen und wirtschaftlicher Herausforderungen. Doch für 2021 bestehen große Hoffnungen. Es werden aus den überwundenen Schwierigkeiten neue Ideen entstehen. Die Top-Tech-Trends der Analysten für das neue Jahr bewertet Glenn González, CTO bei SAP Deutschland.
Vor 2020 war das Thema Digitalisierung in aller Munde. Allerdings blieb es oft auch genau da. „In 2020 wurde vielen bewusst, dass es nicht nur um die Abschaffung von Papier geht, sondern wie relevant das Thema wirklich ist“, sagt Glenn González, Chief Technology Officer (CTO) bei SAP Deutschland. Die Corona-Krise habe gezeigt, wie entscheidend der Digitalisierungsgrad eines Unternehmens für die Fähigkeit ist, auf Veränderungen des Marktes schnell reagieren zu können.
Die Top-Tech-Trends der Analysten für 2021
„Corona kam unerwartet und sehr schnell. Umso interessanter ist es, wie gut viele Unternehmen mit der „neuen Normalität“ umgehen konnten – eben, weil sie einen hohen Digitalisierungsgrad hatten“, stellt González fest. Die strategische Ausrichtung eines Unternehmens müsse den digitalen Wandel nicht nur berücksichtigen, sondern ins Zentrum der Planung rücken. Dabei gehe nicht nur um die Digitalisierung von Prozessen, sondern um eine ganzheitliche Betrachtung aller Möglichkeiten, die die Digitalisierung einem Unternehmen eröffnen: Von Produktion und Kundeninteraktion, bis hin zu neuen orts -und zeitunabhängigen Arbeitsmodellen. Viele der aktuellen Trends zahlen darauf ein.
Trend 1: Total Experience (TX)
Total Experience wird 2021 ein wesentlicher strategischer Technologie-Trend, sagt das Beratungsunternehmen Gartner voraus. TX kombiniert Multiexperience, Kunden-, Mitarbeiter- und Benutzererfahrung, um das Geschäftsergebnis zu verändern. Ziel ist es, die Art und Weise, wie Nutzer die digitale Welt wahrnehmen, überall zu verbessern. Hier geht es darum, durch Nutzung von Daten und neuen technischen Möglichkeiten der Interaktion, die bereits existierenden Erwartungshaltungen zu erfüllen, die Erfahrungen aus bisher getrennten Welten zu verbinden.
Das sagt Glenn González dazu: Die Erwartungshaltung, dass alles mobil gehen muss, ist längst überholt. Der Einsatz von Sprachsteuerung, Gestensteuerung, Chatbots oder im Hintergrund arbeitender KI vereinfacht Interaktionen, unterstützt bei Entscheidungen oder nimmt diese komplett ab. Der Wunsch nach kontaktminimierter oder kontaktloser Interaktion war bereits vorhanden, wurde aber durch COVID-19 auf eine andere Ebene gehoben.
Eine TX-Strategie ist für Unternehmen zentral, da Interaktionen immer mobiler, virtueller und verteilter werden. In dieser werden die vorher isoliert in Silos betrachteten Themen zu einem einzigen. Kunden, Marken, Produkt und Mitarbeitererfahrungen werden end2end in einen Zusammenhang gestellt. Für SAP war „Experience Management“ schon vor COVID-19 ein Schlüsselthema.
Trend 2: Intelligent Composable Business
Intelligent Composable Business ist für Gartner ein weiterer Trend für 2021. Dieser Begriff beschreibt Unternehmen, die sich auf der Grundlage einer aktuellen Situation anpassen und grundlegend umgestalten können. Unternehmen benötigen digitale Geschäftsstrategien, um die digitale Transformation voranzutreiben. Sie müssen in der Lage sein, aufgrund von aktuellen Daten Entscheidungen zu treffen und so agil aufgestellt sein, diese Entscheidungen auch schnell in die Tat umzusetzen und nach zu justieren.
González: Unternehmen verbessern ihre Entscheidungen radikal, indem sie durch ein reichhaltiges Netz von Daten und Erkenntnissen, auf bessere Informationen zugreifen und schneller reagieren. KI hilft heute schon große Datenmengen einem Nutzen zuzuführen. Dabei geht es nicht nur um Analytik, sondern um die intelligente Anwendung von KI im Prozess, damit auf Einsichten auch Aktionen folgen können. Daher ist es für SAP so wichtig, diese Technologien in Produkte wie SAP S/4HANA einzubauen.
Trend 3: Hyperautomatisierung
Hyperautomatisierung war für Gartner bereits in den vergangenen Jahren einer der wichtigsten strategischen Technologietrends – und bleibt es auch in diesem Jahr.
Hyperautomatisierung, Prozessautomatisierung und -optimierung ist die Idee, dass alles, was in einer Organisation automatisiert werden kann, automatisiert werden sollte. Dazu benötigt man Software, die allerdings inzwischen ganz andere Fähigkeiten besitzt – durch den Einsatz von Maschinellem Lernen oder den Fokus auf Automatisierung wie Intelligent Robot Prozess Automation (iRPA). Auch der Einsatz von unterstützender Software wie Chatbots oder Sprach- und Gestensteuerung hilft bei der Verbesserung von Abläufen. Hierzu kommen Lösungen für Prozess Mining, um Prozesse überhaupt erst einmal transparent zu machen.
González: SAP geht mit ihrem Bereich „Business Prozesses Intelligence“ sogar einen Schritt weiter, denn Prozesse sind das Kernwissen von SAP. Über 70 Prozent aller globalen Geschäftsprozesse berühren ein SAP-System. Hier geht es nicht nur um Analyse, sondern um Verbesserung.
Trend 4: Digitale Plattformen und Ökosysteme
Digitale Plattformen und Ökosysteme sind ein wichtiger Trend bei den Analysten von ISG Research für 2021. Um Kosten zu senken, entdecken derzeit viele Unternehmen die bessere Monetarisierung ihrer Bestandsdaten sowie den Zugang zu innovativen, skalierenden und auf Standards basierenden IT-Lösungen. Die digitale Plattformökonomie sei daher kaum zu bremsen.
Digitale Plattformen und Ökosysteme bieten eine Standardisierungsebene für heterogen gewachsene Organisationen und erlauben Unternehmen, sich intern und extern über Schnittstellen zu vernetzen. Die Folge: dezentralisierte, global skalierende Ökosysteme aus sich ergänzenden Geschäftspartnern und Angeboten.
González: Für SAP ist das eine elementare Veränderung der klassischen B2B-Geschäftsprozesse, die immer noch end2end umgesetzt werden müssen. Daher ist die Integration dieser Ökosysteme und Plattformen in die ERP-Welt so essentiell für den Erfolg dieser Plattformen.
Trend 5: IoT, Edge Computing & Augmented X
In der verarbeitenden Industrie erwarten die Analysten von ISG Research im Rahmen des (Industrial) Internet of Things für die kommenden zwei Jahre, dass Augmented Reality (AR), Virtual Reality und Robotik wichtiger werden.
González: Viele SAP-Kunden beschäftigen sich damit und investieren in Digital Asset Management, denn ohne einen Digitalen Zwilling eines physikalischen Objekts sind diese Technologien in der Praxis nicht anwendbar. Die Möglichkeiten, AR-Technologie im industriellen Kontext einzusetzen, vervielfältigen sich. Zugleich sinken die Preise, und die Hardware wird handlicher. Edge Computing ist eine Enabler-Technologie für Augmented X, da es die Daten dort analysiert und vorhält, wo sie entstehen und benötigt werden. Das nahtlose Zusammenspiel von EDGE-Komponenten mit den Backend-Systemen in near real time ist dabei essentiell.
Trend 6: Sustainability becomes a Factor
So schreiben die Berater von IDC in ihrer FutureScape-Studie. Bis 2025 agieren demnach 90 Prozent der Global-2000-Unternehmen mit recyclebaren Ressourcen und haben neben CO2- auch Energieverbrauchsziele. Die Lieferanten müssen diese auch vorweisen, um Geschäftsbeziehungen eingehen zu können. Die Frage der Nachhaltigkeit werde in diesem Jahr eine große Rolle spielen. Unternehmen müssen sich überlegen, wie sie die IT im Sinne einer Green-IT optimieren können, damit sie strom- und ressourcensparender wird. Es geht aber nicht nur um die Nachhaltigkeit der IT, sondern um die ganzheitliche Betrachtung des Themas, angewandt auf das Unternehmen.
González: Viele Firmen sind ohne großen Aufwand nicht in der Lage, ihre Nachhaltigkeitszahlen zu berechnen und schon gar nicht zu berichten. Für SAP ein zentrales Thema: Rund 70 Prozent aller geschäftlichen Transaktion berühren ein SAP-System. Unsere Initiative „Climate21“ geht darauf ein. Wir nehmen diese Daten in unsere Lösungen auf, um Unternehmen nicht nur umfangreiche Analysen und Berichte zu ermöglichen, sondern auch, damit sie Verbesserungsvorschläge berechnen können.
Trend 7: Software-Stack-Eruption
„Daten sind die neue Software“ prognostizieren die Analysten von Cloudflight. Die Rolle der Software in Bezug auf Qualität und Funktionalität wird 2021 zunehmend von Daten abgelöst werden. Es entwickelt sich eine ganze Klasse von Datenprodukten, die über Plattformen verfügbar sein werden. Bloßes Sammeln von Daten führe nicht zum Durchbruch, Algorithmen müssten anhand dieser weiterentwickelt werden.
González: Traditionelle Software ohne Machine-Learning-Algorithmen und KI wird zunehmend zur Commodity und durch eine Orchestrierung von Platform-as-a-Service-Diensten abgelöst. Bei der großen Menge an Daten und -quellen macht es keinen Sinn mehr, alles in einer Lösung zu sammeln. Es geht darum, die Datentöpfe smart zu orchestrieren. Viele, auch SAP, arbeiten an Lösungen, die es jedem ermöglichen, Maschinelles Lernens anzuwenden, ohne gleich ein „Data Scientist“ sein zu müssen. Mit der SAP Analytics Cloud kann man sogar im Self Service einfach „Vorhersagende Analysen“ erstellen.
„Dies ist sicher keine vollständige Liste aller Trends für 2021. Wie immer können einige auch schnell wieder verschwinden und andere aus dem Nichts aufkommen“, sagt González. Man sollte sie aber ernst nehmen und sich mit ihnen beschäftigen. González: „Ich erinnere mich an Kunden, die die Cloud als „Trend“ bezeichnet haben. Ein Kollege hat mir sogar einmal von einem CIO berichtet, der sagte: „Der Hype um das Internet, der wird auch bald wieder vorbei sein.“
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