Wie sehen Branchenanalysten die Zeit nach der Pandemie? Erfahren Sie hier mehr über die wichtigsten Prognosen für die IT-Industrie.
Die Pandemie hat jahrzehntelang bewährte Geschäftsprinzipien auf den Kopf gestellt. Unternehmenslenkern ist inzwischen klar geworden, dass alles digital ablaufen muss – nur so ist das Geschäft zukunftsfähig. Dies sind die wichtigsten Prognosen zum Thema Digitalisierung für die Zeit nach der Corona-Krise:
Pragmatismus regiert bei der Digitalisierung
Innovation um der Innovation willen gehört der Vergangenheit an. Die Pandemie ist zwar ein Katalysator für Digitalisierung. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass es um pragmatische Innovation vom Rand des Netzwerks bis zu den Kernsystemen geht. Laut einer Prognose von IDC werden bis 2022 70 Prozent aller Unternehmen schneller digitalisiert haben als ursprünglich geplant. Dabei werden sie bestehende Prozesse ändern, um die Kundeninteraktion, die Produktivität der Mitarbeiter und die Resilienz ihres Unternehmens zu verbessern. Weiter erwartet IDC, dass zwei Jahre später 75 Prozent der Unternehmen umfassende Roadmaps für ihre Digitalisierung haben werden – heute sind es 27 Prozent. Dies wird zu tiefgreifenden Veränderungen in allen Facetten der Geschäftswelt und der Gesellschaft führen. Gartner geht davon aus, dass innerhalb von nur drei Jahren Unternehmen ihre operativen Kosten um 30 Prozent senken werden. Sie erreichen dies, indem sie Hyperautomatisierungs-Technologien (siehe nächster Absatz) und neu gestaltete operative Prozesse miteinander kombinieren.
KI, IoT, ML: Keine technologische Innovation kann alleine bestehen
Das Interesse an KI, IoT, Machine Learning, digitalen Zwillingen und robotergesteuerter Prozessautomatisierung (RPA) ist hoch. Isoliert eingesetzt bringen diese Technologien jedoch nichts. Den größten Effekt erzielt man, wenn man die passenden Technologien miteinander kombiniert, um dadurch bestimmte Probleme zu lösen und Chancen zu nutzen. Gartner spricht hier von „Hyperautomatisierung“.
Die Analysten von Gartner sind allerdings der Ansicht, dass „es bei Hyperautomatisierung nicht um Technologie geht. Es ist ein Prozess, der nie aufhört, … eine disziplinierte Vorgehensweise, mit der Unternehmen schnell so viele Geschäfts- und IT-Prozesse wie möglich identifizieren, analysieren und automatisieren … Sie kaufen nicht nur eine Technologie … Sie kaufen mehrere Technologien, die [sie] dann zu einer Architektur verknüpfen müssen.“
Forrester prognostiziert, dass „führende IT-Chefs in erster Linie auf Cloud und Plattformen setzen werden, um dadurch schneller und anpassungsfähiger zu werden und Insellösungen zu vermeiden.“ Des Weiteren geht IDC davon aus, dass 30 Prozent der Städte bei ihrer Automatisierung eine Kombination aus IoT, KI und digitalen Zwillingen nutzen werden. Ziel ist es dabei, die physische und digitale Welt miteinander zu verknüpfen und bis 2025 das Remote-Management wichtiger Infrastrukturen und digitaler Services zu verbessern.
Automatisierung: Mensch plus Maschine sind die Norm
Dieses Jahrzehnt wird hoffentlich endlich die „Entweder-oder-Debatten“ des letzten Jahrhunderts beenden, bei denen der Mensch gegen die Maschine ausgespielt wurde. Unternehmen werden dann erfolgreich sein, wenn es ihnen gelingt, digitale Technologien nahtlos in ihre Abläufe einzubetten, um dadurch die Produktivität von Menschen zu steigern.
Bei seinen neuesten Prognosen geht Gartner davon aus, dass „alles, was automatisiert werden kann und sollte, automatisiert werden wird. Alles andere muss mit zusätzlichen Funktionen erweitert werden.“ Nach der Vision von Gartner werden Maschinen 80 Prozent der Prozesse automatisieren und Informationen aufbereiten, die Menschen als Entscheidungsgrundlage dienen.
Die meisten Analysten sind sich einig, dass es zu diesen Änderungen in nicht allzu ferner Zukunft kommen wird. Forrester zufolge werden neue Automatisierungsformen bis Ende dieses Jahres jeden vierten im Homeoffice arbeitenden Mitarbeiter direkt oder indirekt unterstützen. Demnach werden viele Unternehmen in dialogorientierte KI, maschinelles Lernen und Fortschritte bei der Hardware investieren. Mitarbeiter im Homeoffice sollen damit bei Aufgaben unterstützt werden, die „früher im Büro erledigt wurden oder mit höheren Personalkosten verbunden waren, beispielsweise bei Self-Services für Mitarbeiter, dem Kundendienst und der Auswertung von Dokumenten.“
Bis nächstes Jahr werden laut IDC 65 Prozent der IT-Chefs Entscheidungsträger mit Daten, KI und Sicherheitsfunktionen digital unterstützen. Damit sollen sie in der schnelllebigen Geschäftswelt produktiver und anpassungsfähiger werden und besser Entscheidungen treffen können. In den darauf folgenden zwei Jahren werden IDC zufolge 50 Prozent der Wissensarbeiter regelmäßig ihren KI-gestützten Roboterassistenten nutzen. Er wird ihnen helfen, Aufgaben zu identifizieren und zu priorisieren, Informationen zu sammeln und Routineaufgaben zu automatisieren.
Branchenführer schließen sich zu Innovationsschmieden zusammen
Einige Analysten gehen davon aus, dass es zu mehr Fusionen und Übernahmen kommen wird. Größere Softwareunternehmen und andere Anbieter werden kleinere Startups in wichtigen Bereichen wie KI und RPA schlucken. Dies hängt damit zusammen, dass Technologien auf der gleichen cloudbasierten Plattform laufen müssen, um Qualität, konsistente Daten und nützliche Einblicke in das Unternehmen bieten zu können.
IDC prognostiziert beispielsweise, dass ein Viertel der Global-2000-Unternehmen bis 2023 mindestens ein KI-Startup kaufen werden. Dahinter steckt das Ziel, intelligente Funktionen in Produkte und Services einzubetten. Der Kauf sichert dabei differenzierte Kompetenzen und geistiges Eigentum.
Den Analysten von Gartner zufolge wird der Bedarf an integrierten Daten es Unternehmen viel schwerer machen, als Standalone-Anbieter von Technologie zu überleben. Sie sagen voraus, dass bis 2024 einer oder mehrere Megaanbieter von Technologie gezielte Hyperautomatisierungs-Technologien entwickeln oder kaufen werden. Dadurch werden 60 Prozent der Standalone-Lösungen im RPA-Markt überflüssig werden.
Die Integration beschränkt sich jedoch nicht nur auf Akquisitionen. Umfassende, unternehmensübergreifende Zusammenarbeit, unter anderem über Geschäftsnetzwerke, ist auf dem Vormarsch und führt zu „digitalen Innovationsfabriken“, wie es die IDC-Analysten nennen. Sie gehen davon aus, dass bis nächstes Jahr 40 Prozent der marktführenden IT- und OT-Anbieter „strategische Partnerschaften bilden werden, um eine ganzheitliche Lösung bieten zu können; Dies wird die Integrations- und Implementierungskosten um 20 Prozent senken.“ Zudem erwarten sie, dass bis 2025 – unter dem Einfluss der volatilen globalen Rahmenbedingungen – 75 Prozent der Unternehmenslenker mit digitalen Plattformen und ihrem Partnernetz ihre Wertschöpfungsketten an neue Märkte, Branchen und Unternehmensnetze anpassen werden.
Widerstand gegen Digitalisierung ist zwecklos
Auffällig bei vielen dieser und anderer Prognosen war, wie unmittelbar sie bevorstehen. Bei den meisten geht man davon aus, dass sie in den nächsten Jahren eintreten werden, wenn nicht sogar früher. Unternehmen, die von Anfang an auf die digitale Wirtschaft ausgerichtet sind, haben diesen Zustand bereits erreicht. Andere, die noch nicht auf Digitalisierung umgestiegen sind, werden diesen Schritt tun – hoffentlich früh genug.
Dieser Blog wurde auch in der Rubrik SAP BrandVoice on Forbes veröffentlicht.