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IIoT für mehr Agilität und Widerstandsfähigkeit in der Fertigung

Bei vielen von uns hat das Internet der Dinge (Internet of Things – IoT) Einzug in unser Privatleben gehalten, wo die Vorteile der vernetzten Geräte und Sensoren bekannt sind. Was mich aber fasziniert, ist der vielversprechende Einsatz im industriellen Umfeld. Deshalb starten wir eine Reihe, um den geschäftlichen Nutzen des industriellen Internets der Dinge (IIoT) veranschaulichen.

In der Industrie hat sich das IIoT als wichtiger Werttreiber im Produktionsumfeld herausgestellt. Die Art und Weise, wie Waren produziert und ausgeliefert werden, hat sich durch das IIoT geändert. Gemäß des Konzepts „Design to Operate“ werden alle Phasen des Produktlebenszyklus nahtlos miteinander verbunden – von der Ideenfindung und Konzeption über die Fertigung bis hin zur Lieferung und operativen Abläufen.

Eine Notwendigkeit, die weiterhin bestehen wird: Aufbau von Resilienz über die Krise hinaus

Wie sich an der großen Nachfrage nach IIoT zeigt, gewinnt die Widerstandsfähigkeit von Firmen zunehmend an Bedeutung. Schon vor der Pandemie fanden sich Fertigungsunternehmen in einem zunehmend unbeständigen Umfeld wieder und mussten sich schnell den wechselnden Prioritäten anpassen. Beschleunigt wurde diese Entwicklung durch die COVID-19-Pandemie. Die Konsumentenbedürfnisse änderten sich grundlegend und die Fertigungskapazitäten waren eingeschränkt. Lieferketten brachen zusammen und die Unternehmen hatten mit den Unterbrechungen ihres Geschäftsbetriebs zu kämpfen.

Irgendwann wird die Corona-Pandemie hoffentlich überwunden sein. Aber wahrscheinlich werden neue Krisen auftreten – Gesundheitskrisen, gesellschaftliche, geopolitische oder wirtschaftliche Krisen. Deshalb kommt der Widerstandsfähigkeit des Business und der Stabilität von Lieferketten immer größere Bedeutung zu – und IIoT sowie Industrie 4.0 werden uns helfen, diese Ziele zu erreichen.

Wenn wir uns ansehen, welche Unternehmen es geschafft haben, diese Herausforderungen zu meistern, wird deutlich, dass es sich um hoch digitalisierte Unternehmen handelt, die auf der Grundlage aussagekräftiger Echtzeitdaten fundierte Entscheidungen treffen. Die IIoT-Technologie hat eine wichtige Rolle dabei gespielt, die Produktion umzurüsten, Hilfe zu leisten, wo sie benötigt wird, und Alternativen zu finden, um die Lieferketten aufrechtzuerhalten.

Ein gutes Beispiel ist der Automobilzulieferer INDEX-Werke, dem es gelungen ist, während der Krise seinen eigenen Geschäftsbetrieb und das Geschäft seiner Kunden am Laufen zu halten. Mit der Lösung SAP Commerce Cloud verkauft INDEX-Werke seine Produkte online und leistet technischen Support über Fernzugriff.

INDEX-Werke: How Does a Traditional Company Reinvent Itself?

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Die Chancen, die sich bieten, sind enorm. Aber viele Unternehmen, mit denen ich spreche, fragen sich, wo und wann sie anfangen sollen. In fast allen Branchen erleben wir gerade massive Umwälzungen. Deshalb denke ich, dass es für unsere Kunden ratsam ist, klein anzufangen und nicht damit zu warten.

Einführung neuer Geschäftsmodelle: vom Produkt zum Ergebnis

IIoT ermöglicht neue Geschäftsmodelle und die Umstellung vom Verkauf von Produkten auf die Bereitstellung von Services und Lösungen. Die Idee hinter ergebnisorientierten Modellen ist, dass Kunden für den Wert bezahlen, den sie aus einem Produkt ziehen, und nicht für das Produkt selbst. Darüber hinaus eröffnet IIoT das Tor zu einem vollständig personalisierten Kundenerlebnis. Durch den Datenaustausch zwischen einem Kunden und einer Smart Factory ist es möglich, in nur wenigen Tagen ein hochgradig angepasstes Produkt herzustellen – vom Erhalt des Auftrags bis zum Versand der Waren.

Als der Elektromaschinenhersteller VEM nach einer Möglichkeit suchte, seine Produkte klar von anderen abzuheben, zeichnete sich eine steigende Nachfrage nach Fernüberwachung ab. Gemeinsam mit SAP entwickelte VEM eine maßgeschneiderte App mit Überwachungs- und Warnfunktionen. Durch die mit Sensoren ausgestatteten VEM-Motoren konnten nicht nur Ausfallzeiten reduziert und die Lebensdauer der Produkte verlängert werden, sie trugen auch dazu bei, dass eine Umsatzsteigerung von 25 Prozent erzielt wurde. Vor allem jedoch konnte das Unternehmen sein Geschäftsmodell komplett neu ausrichten.

Branchennetzwerke: eine Win-Win-Situation für das Ökosystem und alle Beteiligten

Kürzlich habe ich mit Cedrik Neike, CEO Digital Industries bei Siemens, darüber gesprochen, wie wichtig Partnerschaften sind, um den industriellen Wandel zu beschleunigen. Wir sprachen über den Umstieg vom Enterprise Resource Planning (ERP) zum Network Resource Planning (NRP) und von „Ego-Systemen“ zu Ökosystemen, in denen die Beteiligten gemeinsam Wertschöpfung anstreben.

Unsere Vision ist es, dass Unternehmen Daten über ein Branchennetzwerk aus Lieferanten, Maschinenherstellern und Kunden austauschen werden. Daran arbeiten wir mit dem SAP Business Network und ermöglichen so einen Wechsel vom Verkäufer-Käufer-Modell hin zu Kooperationsmodellen. Wenn zum Beispiel Produktions- und Qualitätsdaten zwischen Lieferanten und Herstellern geteilt werden, können sie Gewährleistungsansprüche und Rückrufaktionen gemeinsam abwickeln.

Die SAP orientiert sich an verschiedenen Branchenstandards und trägt aktiv zu deren Entwicklung bei. Und diese Standards bilden die Basis für Branchennetzwerke. 2019 fungierte die SAP als eines der Gründungsmitglieder der Open Industry 4.0 Alliance. Ziel dieser Allianz ist es, Leitlinien zu erstellen, die dazu beitragen, dass alle beteiligten IIoT-Lösungen und -Services kompatibel und interoperabel sind. Gemeinsame Standards für die Systeme der verschiedenen Anbieter in unserem Partnernetz tragen dazu bei, die Digitalisierung in Fabriken, Produktionsanlagen und Lagern gemeinschaftlich voranzutreiben.

Daten über Unternehmensgrenzen hinweg zu teilen, erhöht den Mehrwert für alle Beteiligten – vom Originalteilehersteller bis zum Lieferant und Verbraucher. Starke Netzwerke sind auf die Zusammenarbeit der Unternehmen angewiesen – innerhalb sämtlicher Branchen und über deren Grenzen hinweg. Außerdem ist die SAP Gründungspartner der Automotive Alliance, Catena-X, mit der ein einheitliches Geschäftsnetzwerk für die Automobilindustrie geschaffen werden soll. Das Ziel der Allianz ist es, einen einheitlichen Standard für Daten- und Informationsflüsse in der gesamten automobilen Wertschöpfungskette zu schaffen.

Vom Konzept zur Ausführung

Heute verfügen wir über alle Technologien und Anwendungen, um Geräte, Personen und Prozesse miteinander zu verbinden. Die Nutzung von Daten – über den gesamten Produkt- und Servicelebenszyklus hinweg – ist die Grundlage für die durchgängige Verwaltung von Geschäftsprozessen.

Um langfristig erfolgreich zu sein, ist es für Unternehmen unerlässlich, vom Konzept zur Ausführung überzugehen. Dafür ist auch ein Umdenken erforderlich. Wir müssen überdenken, wie Daten verwendet werden, und gemeinsame Standards festlegen. Wir müssen überdenken, wie Unternehmen ihre Geschäfte abwickeln und offen für neue Geschäftsmodelle sein. Und wir müssen überdenken, wie Märkte funktionieren, und vom relationalen Käufer-Lieferanten-Modell zu einem Kooperationsmodell übergehen.

Wenn wir das IIoT und die Industrie 4.0 als dringenden Bedarf und auch als Chance sehen, werden wir nicht nur eine kontinuierliche Optimierung erreichen, sondern auch einen Mehrwert generieren – sowohl für das Partnernetz, in dem wir tätig sind, als auch für unsere Kunden.


Thomas Saueressig ist Mitglied des Vorstands der SAP SE und für den Vorstandsbereich SAP Product Engineering verantwortlich.
Dieser Artikel wurde ursprünglich auf LinkedIn veröffentlicht.

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