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Auf der Hauptversammlung bekräftigte Vorstandsprecher Christian Klein den Strategiewechsel zur Cloud. Aufsichtsratsvorsitzender Hasso Plattner will 2022 erneut kandidieren.

Hasso Plattner will den Aufsichtsrat für zwei weitere Jahre lang führen. Das kündigte der SAP-Mitgründer, dessen verkürzte Amtszeit 2022 ausläuft, auf der diesjährigen Hauptversammlung des Konzerns an. Im Vorfeld hatten Aktionärsvertreter Klarheit gefordert, was die Nachfolge von Plattner angeht, der seit 18 Jahren an der Aufsichtsratsspitze steht.

Ihnen gegenüber versicherte er, dass er und der Aufsichtsrat sich intensiv, um eine Nachfolge kümmern. Dem fügte er hinzu: “Ich mache das auf meine Weise mit Bedacht, Ruhe und Herzblut.” Hierzu versprach er, dass er mindestens ein halbes Jahr vor Ende der Amtszeit 2024, einen Vorschlag für seine Nachfolge präsentieren werde um keine „lahme Ente“ zu werden.

Aufgrund der globalen Pandemie und den wirtschaftlichen Unsicherheiten befinde sich die SAP in einer „wichtigen und kritischen Phase“. In dieser wolle er dem Vorstand beiseite stehen, so der aus dem Home-Office in Kalifornien virtuell zugeschaltete Hasso. Mit den zusätzlichen zwei Jahren würde er lediglich die volle Amtsperiode von fünf Jahren erfüllen.

Aufgrund der anhaltenden Reise- und Kontaktbeschränkungen fand die diesjährige Hauptversammlung öffentlich als Live-Stream statt. Mehr als 6.000 Zuschauer verfolgten die virtuelle Veranstaltung. Moderiert wurde die Versammlung, wie im vergangenen Jahr, von Aufsichtsratsmitglied Friederike Rotsch.

Rotsch stellte auch klar, dass die Nachfolge des Aufsichtsratschefs eine wichtige Aufgabe für den gesamten Aufsichtsrat sei – zum einen aufgrund Hassos wegweisender Verdienste um die SAP. Zum anderen sei er der letzte SAP-Mitgründer, der das Unternehmen verlassen werde. Es liege darum „im Interesse der SAP diesen Schritt so zu gehen, dass die Stabilität und Kontinuität in der Führung des Unternehmens gewährleistet wird, die gerade jetzt in der Phase der Transformation zu einem Cloud-Unternehmen so wichtig ist“, erklärte sie.

Strategieschwenk zur Cloud ist das bestimmende Thema der Hauptversammlung

Ein weiteres wichtiges Thema beim Aktionärstreffen war der Strategiewechsel und beschleunigte Umstieg in die Cloud. In dessen Folge hatte die SAP-Aktie im Oktober 2020 an Wert verloren. Plattner betonte, dass ihm bewusst sei, dass dies nicht einfach für die Aktionäre gewesen sei. Als größter Einzelaktionär, habe auch er dies zu spüren bekommen. Trotzdem sei die Entscheidung richtig gewesen, um den Erfolg der SAP nachhaltig zu sichern. Die Strategie des Vorstands sei eng mit dem Aufsichtsrat abgestimmt worden.

Ähnlich äußerte sich auch Vorstandsprecher Christian Klein. Ihm zufolge war das Jahr 2020 ein erfolgreiches Jahr für den Konzern, der ohne den Einsatz der knapp 100.000 Mitarbeiter nicht möglich gewesen wäre. Die Corona-Pandemie stelle die Welt und das Unternehmen weiterhin vor Herausforderungen. „Aber: wir sehen Licht am Ende des Tunnels“, hielt er fest.

Während die Clouderlöse im Jahr 2020 um 18 Prozent stiegen, verdoppelte sich der operative Cashflow zum Vorjahr auf 7,2 Mrd. Euro. Letzterer fungiert als Kennzahl über die Möglichkeit eines Unternehmens Investitionen aus eigener Kraft tätigen zu können. Der CEO der SAP betonte, dass die SAP weiterhin Marktanteile dazu gewinne und mit seinen Innovationen und dem Partnernetzwerk so stark wie nie aufgestellt sei.

Vorstandssprecher Christian Klein verteidigt den Strategiewechsel

Es sei keine Option gewesen, die Marge kurzfristig zu optimieren auf Kosten des Erfolgs der Kunden und des Wachstumspotenzials der SAP: “Das würde langfristig das Vertrauen in die SAP zerstören”, erklärte der Vorstandssprecher. Die globale Pandemie habe die Digitalisierung – vor allem in die Cloud – stark beschleunigt. „Unsere Strategie ist goldrichtig. Alle Zeichen stehen auf robustem Cloudwachstum“, hatte er in seiner vorab veröffentlichten Rede das Vorgehen begründet.

Klein gab sich selbstbewusst und optimistisch: Die „SAP ist ein gutes Investment für nachhaltiges, langfristiges Wachstum“, warb er bei den Aktionären. Dies untermauerte er durch eine Vielzahl an Punkten: Als Erstes nannte er die Mitarbeiter der SAP, die Kern des Erfolgs seien. Dabei würdigte er das Engagement einiger Kollegen und Kolleginnen, die sich während der Pandemie in ihrer Freizeit für das Gemeinwohl engagiert haben. Das mache ihn stolz, ergänzte er.

Weiter führte er aus, dass der Geschäftsnutzen der Kunden Priorität für die SAP hat. Dass das Unternehmen den Kunden zuhört, machte er am zwei Punkten fest: Kundenfokus und Innovation. Ersteres untermauerte er mit einer um zehn Prozent gestiegenen Kundenzufriedenheit im Vergleich zum Vorjahr. Auch im Bereich Innovation habe der Konzern die richtigen Schritte unternommen. Wichtiges Beispiel sei das Angebot RISE with SAP, mit dem sich Unternehmen ganzheitlich transformieren und so ihre Geschäftsprozesse intelligent optimieren können.

Die Pandemie habe auch gezeigt, dass die SAP als wichtiger globaler Akteur eine große Verantwortung habe. „Wir kämpfen für eine Gesellschaft, in der soziale Gerechtigkeit und Gleichstellung selbstverständlich sind“, stellte er heraus. Die SAP werde weiterhin das Tempo anziehen, um Lösungen für gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen anzustoßen.

Mittelfristig sei man auf dem besten Weg die gesetzten Ziele zu erreichen und gut aufgestellt, um die Kunden auf dem Weg in die digitale Welt zu begleiten. „Nehmen Sie mich beim Wort. Messen Sie mich daran“, forderte er die Aktionäre und Kollegen auf. Mit Blick auf das 50-jährige Jubiläum im kommenden Jahr, gab er sich überzeugt, dass die SAP nie relevanter war.

Veränderungen im Aufsichtsrat und Vorstand

Als Nachfolger für den scheidenden Pekka Ala-Pietilä wurde Rouven Westphal auf der Hauptversammlung in den Aufsichtsrat gewählt. Für Diane Greene, die ihr Mandat im Dezember 2020 niedergelegt hatte, wurde Qi Lu als Nachfolger bestätigt. Damit sind acht der 18 Aufsichtsratsmitgliedern Frauen.

Im Rahmen der Hauptversammlung stellten sich auch die neuen Vorstandsmitglieder Chief People Officer und Arbeitsdirektorin Sabine Bendiek, Chief Marketing und Solutions Officer Julia White und Scott Russell, Leiter Customer Success, den Aktionären vor.

Abstimmungsergebnisse der Hauptversammlung

Alle Beschlüsse auf der Tagesordnung wurden mit der erforderlichen Mehrheit und hoher Zustimmung der Aktionäre genehmigt.

Für das Geschäftsjahr 2020 erhalten die Aktionäre der SAP eine Dividende von 1,85 Euro pro Aktie. Dies entspricht einer Erhöhung um 17 Prozent im Vergleich zur Dividende im Vorjahr von 1,58 Euro. Die Gesamtausschüttung an die Aktionäre beläuft sich auf ca. 2,18 Mrd. Euro.


Bildrechte: SAP SE, Norbert Steinhauser