Die Verschmelzung von Shopping und Unterhaltung – Shoppertainment – ist kein neuer Trend. Schon in den 1980er-Jahren leistete der Shopping-Sender QVC Pionierarbeit auf diesem Gebiet. Heute ist es der Erfolgsgarant für die Zukunft des Einkaufens.
Die Corona-Pandemie hat den E-Commerce noch weiter in den Vordergrund gerückt, doch für Unternehmen wird es nicht mehr ausreichen, einfach nur einen Online-Store zu betreiben. Um für Kunden attraktiv zu sein, müssen Unternehmen mehr bieten – vor allem für jüngere Kunden, die in der digitalen Welt zuhause sind. Digital Natives sind nicht mehr nur an simplem Shopping interessiert: Sie wollen neue, beeindruckende Erfahrungen machen. Auch Konsumenten wollen Neues kennenlernen, unterhalten und inspiriert werden, bevor sie kaufen. Unternehmen und Brands müssen sich auf diese Zukunft des Shoppings vorbereiten.
Mehr als nur kaufen: Entertainment & Einkauf verschmelzen
Aber was genau bedeutet Shoppertainment für den E-Commerce? Das Online-Wörterbuch Lexico definiert Shoppertainment folgendermaßen:
Shoppertainment lässt sich ins Deutsche in etwa mit „Einkaufserlebnis“ übersetzen, tauchte Ende der 90er-Jahre im Sprachgebrauch auf und ist aus den beiden Wörtern „Shopping“ und „Entertainment“ zusammengesetzt. Shoppertainment bezeichnet die Versorgung mit Unterhaltungsangeboten oder Freizeitaktivitäten in oder neben einem Einkaufsladen oder Shopping-Center. Diese zusätzlichen Unterhaltungsangebote zielen als Teil der Marketingstrategie darauf ab, mehr Kunden anzuziehen und zu binden.
In Zeiten einer weltweiten Pandemie boomt der Online-Handel und dreht sich verstärkt um Shopping und Entertainment. Dieser Katalysator-Effekt zeigt sich beim Thema Einkaufen beispielsweise im Bereich Influencer Marketing, Gaming, bei VR-Erlebnissen und beim Live-Streaming – und katapultierte diese Formate in den Turbo-Modus. Dadurch entstehen für Unternehmen neue Chancen, mit Konsumenten auf neue und aufregende Weise in Kontakt zu treten. Influencer mit großen Fangemeinden in den sozialen Medien haben mittlerweile einen großen Einfluss auf Kaufentscheidungen, vor allem bei der Generation X. Prominente, wie der portugiesische Fußballspieler Cristiano Ronaldo oder die Sängerin Selena Gomez, gehören auf Instagram zu den Top-Influencern. Live-Verkauf durch Live-Streaming auf sozialen Medien wie Facebook, Instagram und TikTok ist zu einer beliebten Methode geworden, Produkte zu präsentieren und zu verkaufen.
Beispiele aus aller Welt für das Shopping-Erlebnis der Zukunft
Die Verschmelzung von Einkaufen und Unterhaltung ist ein globales Phänomen. In China amüsieren einflussreiche Influencer Konsumenten von Guangzhou bis Peking, geben Tipps und Ratschläge, erklären und demonstrieren Produkte und werben online für Marken.
In Thailand verfolgten kürzlich 90.000 Zuschauer einen Live-Stream des Kosmetik-Anbieters Shiseido auf Lazada, einer führenden südostasiatischen E-Commerce-Plattform. Die japanische Marke verzeichnete einen 40-fachen Anstieg der Verkaufszahlen, getrieben durch die Funktion „Jetzt sehen, jetzt kaufen“ in der App. AliExpress, die E-Commerce-Plattform von Alibaba, rekrutierte nach eigenen Angaben weltweit 100.000 Content Creators und Influencer, darunter Key Opinion Leader (KOL) auf TikTok und Instagram, um beim internationalen Shoppertainment dabei zu sein.
In den USA werden Influencer zu On-Air-Moderatoren mit Shoppable Videos. So moderierten zum Beispiel vor Kurzem das Model Karlie Kloss und die Vloggerin Patricia Bright einen Beauty-Livestream von Estée Lauder, der zu mehr Besuchen auf der Website, mehr Bestellungen und einem Ausverkauf eines limitierten Lippenpflegesets führte, das in der „Sendung“ beworben wurde.
e.l.f. Cosmetics arbeitet mit Kathleen Belsten – auch bekannt als „Loserfruit“ oder „Lufu“ – zusammen; einem Superstar, der auf Twitch berühmt wurde und sich eine große Fangemeinde auf YouTube, Instagram und TikTok aufgebaut hat. Sie wird ihr Publikum – das sowohl aus Frauen als auch aus Männern besteht – mit ansprechenden Inhalten versorgen, die ihre Lieblingskosmetik- und Hautpflegeprodukte von e.l.f. beinhalten.
Aber auch das Shoppertainment selbst nimmt immer neue Formen an. Die explosionsartige Verbreitung von Computerspielen in Nordamerika nutzte beispielsweise der Rapper Travis Scott für ein virtuelles Konzert in Fortnite, dem sehr beliebten Survival-Shooter-Game, und erreichte damit 12 Millionen Zuschauer. Während seines Ausflugs in die digitale Welt der Unterhaltung konnten Fans limitierte Action-Figuren von Scott und individuelle „Fortnite-Nerf-Blaster“ kaufen, die es auch in der „realen“ Welt ermöglichen, kleine (Plastik-)Raketen abzufeuern.
Sind Sie gewappnet für die Entertainment-Zukunft des Commerce?
Für Marken und Unternehmen bedeutet der Trend zum Shoppertainment, der Hype-Welle immer einen Schritt voraus sein zu müssen, um Innovationen zu erkennen und zielgerichtet agieren zu können. Die größte Herausforderung ist dabei sicherlich, die neuesten Strömungen und Tendenzen zu erkennen bevor sie trenden. Es ist auch essenziell, die neuesten Megatrends und Trend-Plattformen zu verstehen, um ihre Bedeutung für Unternehmen abzuschätzen und gewinnbringend einzusetzen.
Diese Art des Entertainment-Shoppings in seiner neuesten Form ist jedoch nur für Marken geeignet, die auch innovativ sein wollen. Es eignet sich vor allem für Unternehmen, die neue Zielgruppen ansprechen und neue Einnahmequellen erschließen wollen. Unternehmen, die offen für Experimente und außerdem bereit sind, kooperativ zu arbeiten und Begeisterung für ihre Marke zu wecken.
Die meisten führenden Markenhersteller haben eine offene Innovationsmentalität. Sie hören zu, lernen und beobachten, wie sich die Verbraucher verhalten und haben ein scharfes Auge dafür, wie unsere digitale Kultur das menschliche Verhalten beeinflusst. Neue Ideen und Kooperationen, bahnbrechende Geschäftsmodelle, unkonventionelle externe Partnerschaften oder Visionäre-Ideen werden gefördert und erforscht.
Shoppertainment gleicht deshalb einem Balanceakt. Die Verbraucher müssen richtig angesprochen werden, bevor der Warenkorb voll ist. Es ist entscheidend, das Gleichgewicht zwischen Unterhaltung und Konsum zu finden.
Eine neue, spannende Ära hat begonnen. QVC ist längst passé: Das technologiegetriebene Know-how des 21. Jahrhunderts schafft ein noch aufregenderes Einkaufserlebnis.