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Damit Patientendaten über die medizinischen Systeme hinweg verfügbar sind, müssen diese miteinander kommunizieren. SAP hat als erster Hersteller die Bestätigung für ISiK-konforme FHIR-Schnittstellen erhalten, die diese Interoperabilität ermöglichen.

End-to-End-Prozesse im Gesundheitswesen sind mehr als nur ein Effizienzfaktor. Für Patienten können sie ein Plus an Lebensqualität bedeuten – zum Beispiel bei der Behandlung in den Dialysezentren. Personen mit chronischer Nierenerkrankung suchen diese Zentren in der Regel drei Mal pro Woche auf und bleiben jeweils zwischen vier und fünf Stunden zur Hämodialyse – so der Fachbegriff für die Blutwäsche.

Mehr Zeitsouveränität für Dialyse-Patienten

Die Dauer der Dialyse selbst ist zwar unveränderlich. Doch für die Prozesse um die Therapie herum – von der Anmeldung am Empfang bis zur Dokumentation der Behandlung – gilt anderes: In einem Idealszenario, das sich an den Check-in-Prozess an modernen Airports anlehnt, trifft der Patient im Dialysezentrum ein. Anstatt zu warten bis er an der Reihe ist, um den Anmeldeprozess am Empfang zu durchlaufen, kann er selbstständig an einem Automaten einchecken und dann unmittelbar zu seiner Dialysestation gehen. Und vice versa: Sobald seine Behandlung abgeschlossen ist, verlässt er das Gebäude auf diesem Weg wieder. Alle erhobenen Daten werden automatisch gespeichert. Auf diese Weise gewinnt der Patient wertvolle Zeit in seinem sonst stark eingeschränkten Alltag.

Standardisierte Schnittstellen ermöglichen Kommunikation der medizinischen Systeme

Die Voraussetzung für effiziente Abläufe wie diese: Die verschiedenen elektronischen Systeme – von der Erfassung der demographischen Daten über Diagnosedaten bis hin zu den Details der jeweiligen Dialysebehandlung – müssen miteinander kommunizieren. Im Krankenhausumfeld handelt es sich dabei um eine Vielzahl an Lösungen ganz verschiedener Hersteller, die über Schnittstellen miteinander verbunden werden müssen, um Daten auszutauschen. Je mehr Systeme aneinandergekoppelt sind und je besser diese miteinander „sprechen“ können, desto besser der allgemeine Datenaustausch.

Doch wie lässt sich die Interoperabilität medizinischer Systeme herstellen? Am besten mit standardisierten Schnittstellen, die eine schnelle und einfache Anbindung ermöglichen. Aktuell gilt in Deutschland verbindlich der in der ISiK (Informationstechnische Systeme in Krankenhäusern) Spezifikation beschriebene Standard HL7 FHIR, der unter anderen auch von der SAP mitentwickelt wurde. Hinter der Entwicklung von ISiK steht die nationale Agentur für Digitale Medizin „gematik“, die vom Gesetzgeber mit der Förderung des Datenaustausches im Gesundheitswesen beauftragt wurde.

SAP ist erster Hersteller mit ISiK-Zertifizierung durch die gematik

Krankenhäuser müssen die ISiK-Standards mit einer Übergangsfrist von 24 Monaten realisieren. Die Umsetzung des Basisprofils (die so genannte ISiK Stufe 1) muss bis zum Sommer 2023 erfolgen. Krankenhäuser dürfen ab dann nur noch ISiK-konforme KIS (Krankenhausinformationssysteme) und KAS (Klinische Arbeitsplatzsysteme) einsetzen. Auch hier nimmt die SAP einen führenden Part ein: Sie hat von der gematik jetzt als erster Hersteller in Deutschland die Bestätigung für ISiK-konforme FHIR-Schnittstellen erhalten. Das I4H-ISiK-Add-on für das SAP Patient Management wurde vom SAP-Partner SBMC entwickelt.

Bei der ISiK Stufe 1 geht es um den lesenden Zugriff (REST Read und Search) auf FHIR-Ressourcen wie Patientendaten. Diese können nun etwa von mobilen Geräten standardisiert gelesen und gesucht werden. Ein Anwendungsfall für einen solchen Standard könnte etwa eine mobile Applikation für Ärzte und Pflegekräfte sein, die einen schnellen Überblick über alle in Behandlung befindlichen Patienten liefert. Kommt hier eine FHIR-Schnittstelle zum Einsatz, ist die mobile App in der Lage, den gewünschten Patienten zu identifizieren, ganz gleich, von welchem Hersteller das System stammt, in dem die Daten hinterlegt sind.

FHIR versteht auch die Bedeutung von Patientendaten

Die standardisierte Schnittstelle sorgt nicht nur dafür, dass – wie in diesem Fall – die App technologisch an die verschiedenen Systeme gekoppelt werden kann. Sie ist so aufgebaut, dass sie auch die semantische Interoperabilität berücksichtigt: So ist im obigen Beispiel das Problem, dass Patienten in unterschiedlichen Kontexten unterschiedlich identifiziert werden – jedenfalls in Deutschland, wo es keine zentrale Patientennummer gibt – andere Ländern handhaben dies anders. Die Schnittstelle muss also in der Lage sein, verschiedene Identitätsmerkmale zu verstehen und ein und demselben Patienten zuzuordnen, dem sie gehören.

„Hinter einer standardisierten Schnittstelle steht generell die Idee, dass die Systeme dahinter austauschbar sind“, erklärt Dr. Bettina Lieske, Produkt-Managerin bei SAP. „Der große Nutzen dahinter ist aber die Patientensicherheit: Der Anwender kann den Patienten oder die Patientin sicher identifizieren. Und beim Wechsel auf ein anderes System, ist keine erneute, womöglich manuelle Dateneingabe erforderlich – das System versteht sofort, worum es geht.“

Nachfolger setzt konsequent auf FHIR-Methodologie

„Für unsere Kunden verbindet sich mit der Zertifizierung aber auch ein Stück Sicherheit“, ergänzt Dirk Litfin, Customer Value Sales Healthcare bei SAP. „Wer bereits das zertifizierte SAP Patient Management betreibt, muss sich mit dem Thema zunächst nicht weiter beschäftigen.“ Im Sinne dieser Verlässlichkeit habe die SAP bereits früh auf den FHIR-Standard gesetzt und die Zertifizierung des SAP Patient Management vorangetrieben. Die auf der alten SAP ECC-Technologie basierende Lösung ist in vielen Krankenhäusern noch im Einsatz, so zum Beispiel im Klinikum rechts der Isar der TU München, das die FHIR-Schnittstelle des SAP Patient Managements bereits produktiv nutzt.

„Natürlich werden auch die Lösungen der Nachfolgegeneration für das SAP Patient Management mit diesen, auf modernen SAP-Technologien beruhenden Services ausgestattet“ betont Litfin. „So verfolgt das neue Cloud-basierte SAP Next Generation Patient Accounting die FHIR-Methodologie bereits seit der Design-Phase noch sehr viel umfangreicher als dies bei der aktuellen SAP Patient Management bereits der Fall ist.“ Bei der Neuentwicklung werde die SAP den Weg gehen, den FHIR-Standard tief in die Architektur der Lösung zu integrieren. „So wie die europäische Sicherheitsrichtlinie DSGVO einst Privacy by Design zum Grundprinzip der Gestaltung von Hard- und Software gemacht hat, so werden wir im SAP Patient Accounting Interoperability by Design zum Grundprinzip unserer Arbeit machen“, schließt Litfin.