Vor dem Hintergrund beispielloser globaler Herausforderungen wie dem Klimawandel kamen vor Kurzem führende Vertreter aus der Wirtschaft, Politik und Gesellschaft auf dem jährlichen Weltwirtschaftsforum in Davos zusammen.
Wir bei der SAP sind der Überzeugung, dass Unternehmen Nachhaltigkeit zum Kern ihrer Geschäftsstrategien machen und Nachhaltigkeitsdaten in ihre durchgängigen Prozessen integrieren müssen. So erhalten sie die nötigen Einsichten, die die Grundlage für eine Wirtschaft bilden, die von Klimaneutralität sowie Integrationsfähigkeit und Regeneration geprägt ist.
Ein integrierter Bericht, der traditionelle finanzielle und nichtfinanzielle Kennzahlen – einschließlich der Berichterstattung zur Leistung in den Bereichen Umwelt, Gesellschaft und Governance (ESG) – kombiniert, ist ein entscheidendes Element auf diesem Weg. In diesem Jahr veröffentlichte die SAP ihren 10. Integrierten Bericht. Zu diesem Anlass möchte ich einige der Erfahrungen teilen, die wir im Laufe der Zeit sammeln konnten.
Die integrierte Berichterstattung basiert auf dem Prinzip, dass jedes Unternehmen eine maximale Wertschöpfung erzielen kann, indem es dem Interesse aller Stakeholder – einschließlich der Investoren, Mitarbeitenden und Kunden – gerecht wird. Dabei geht es jedoch nicht nur um die reine Berichterstattung. Voraussetzung für einen integrierten Bericht ist eine integrierte Geschäftsstrategie, die über das finanzielle Ergebnis hinaus Mehrwert schafft und kurzfristigen Gewinnen langfristige Strategien und Investitionen gegenüberstellt.
Ich bin stolz darauf, dass die SAP eines der ersten europäischen Unternehmen – und das erste Softwareunternehmen weltweit – war, das einen integrierten Bericht veröffentlicht hat. Wir waren Vorreiter einer Bewegung, die die Art und Weise verändert, wie Unternehmen gemessen und bewertet werden; einer Bewegung, die auf viele tief verwurzelte soziale Probleme und existenzielle Bedrohungen eingeht, mit denen unser Planet konfrontiert ist.
Der Integrierte Bericht der SAP 2021 reflektiert unsere Leistung im Nachhaltigkeitsmanagement und bietet dem Markt sowie anderen Stakeholdern Transparenz hinsichtlich finanzieller als auch nichtfinanzieller Kennzahlen sowie deren Verbindung. Dazu gehören eine Fülle nichtfinanzieller Daten wie der betriebliche Gesundheitskulturindex, der Leadership Trust Index, der Anteil an Frauen in Führungspositionen sowie CO₂-Emissionen in den einzelnen Geltungsbereichen (Scopes).
Durch Einblicke in die relevanten Kennzahlen erhalten Unternehmen die notwendigen Informationen, um neue Vorschriften einzuhalten, den Betrieb aufrechtzuerhalten, die steigenden Erwartungen der Stakeholder zu erfüllen, Kosten zu senken und Chancen für die Geschäftstransformation zu erkennen.
Bei der SAP messen wir unseren Erfolg anhand von fünf wichtigen Kennzahlen: Erlös und operative Marge, die die bisherige Leistung aufzeigen, Mitarbeiterengagement, Kundentreue und CO₂-Ausstoß. Diese Informationen helfen uns, zu verstehen, was wir in Zukunft erreichen können. Durch die Zuordnung eines monetären Werts zu einigen dieser Faktoren gewinnen diese noch an Relevanz.
Als wir 2012 erstmals diesen integrierten Ansatz für die ESG- und Finanzberichterstattung umsetzten, konzentrierten sich nur sechs Prozent unserer institutionellen Anleger auf ESG-Daten. Gemäß unserer internen Analyse unserer Aktionärsstruktur ist diese Zahl bis heute auf 40 Prozent angestiegen.
Wie kam es zu dieser Steigerung? Die integrierte Berichterstattung basiert natürlich auf der langen Tradition der Konzernrechnungslegung. Eine frühe Form der Buchhaltung entstand vor mehr als 7.000 Jahren in Mesopotamien. Sie soll sich damals neben Schrift, dem Rechnen und der Einführung des Geldes entwickelt haben. Die alten Ägypter und Babylonier schufen Prüfungssysteme, während die Römer detaillierte Finanzinformationen zusammenstellten.
Luca Pacioli, der geistige Vater der modernen Buchhaltung, beschrieb später das System der doppelten Buchführung, das nach wie vor die Grundlage der modernen Konzernberichterstattung bildet. Doch nichts ist unveränderlich.
Die Bilanzierungssysteme von Unternehmen haben sich weiterentwickelt, um den Anforderungen der immer komplexer werdenden Eigentümerstrukturen und Transaktionen gerecht zu werden, die sich im Zuge der industriellen Revolution und der Interessenverlagerung von Aktionären und der Gesellschaft ergeben haben. Ende der 1980er-Jahre, als die ersten Umweltberichte der Unternehmen erschienen, wurden Schritte zur Erweiterung der Informationen unternommen, die jährlich von Unternehmen veröffentlicht werden.
Viele Unternehmen veröffentlichen nach wie vor separate Finanz- und Nachhaltigkeitsberichte, doch seit Mitte der 2000er-Jahre ist bekannt, dass der wahre Wert eines Unternehmens von einer breiteren Palette an Faktoren bestimmt wird, darunter sogenannte „weiche“ Kennzahlen. Diversität beispielsweise trägt zu einer besseren Entscheidungsfindung und finanziellen Leistung bei.
Da Nachhaltigkeit bei Unternehmen ganz oben auf der Tagesordnung steht, haben Führungskräfte erkannt, dass eine separate Nachhaltigkeitsstrategie nicht mehr ausreicht. Stattdessen müssen Unternehmen sicherstellen, dass ihre gesamte Geschäftsstrategie nachhaltig ist und dass die Geschäftsprozesse auf die ESG-Berichterstattung abgestimmt sind. Dies spiegelt den Trend zum „Stakeholder Capitalism“ wider, bei dem Führungskräfte die breit gefächerten Interessen der Investoren und Mitarbeitenden sowie für Gesellschaft und den Planeten relevante Belange berücksichtigen.
Zudem hat die Coronapandemie die digitale Transformation beschleunigt und aufgezeigt, wie wichtig Agilität, Widerstandsfähigkeit und Business Process Intelligence sind. Durch die Kombination finanzieller und nichtfinanzieller Kennzahlen und Messgrößen können Unternehmen ihre Geschäftsprozesse transformieren und die nötige Datentransparenz gewinnen, um ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Um unseren Kunden dabei zu helfen, ihr Leistungspotenzial voll zu entfalten und die wachsenden Anforderungen von Aufsichtsbehörden und institutionellen Investoren in Bezug auf die ESG-Berichterstattung zu erfüllen, haben wir im Januar 2022 ein neues Angebot an den Start gebracht: SAP Cloud for Sustainable Enterprises stellt ein umfassendes Portfolio an Lösungen bereit, mit dem Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsleistung ganzheitlich steuern können.
Neben der Unterstützung unserer Kunden haben wir auch unser eigenes Engagement verstärkt. Wir haben angekündigt, dass wir unser Ziel der Klimaneutralität entlang unserer Wertschöpfungskette bereits bis 2030 umsetzen wollen. Damit soll dieses Anliegen 20 Jahre früher als ursprünglich geplant verwirklicht werden. Wir helfen auch dabei, die Messung nichtfinanzieller Daten zu vereinheitlichen. Dafür arbeiten wir mit Organisationen wie der Value Balancing Alliance (VBA), dem Weltwirtschaftsforum (WEF), dem Global Compact der Vereinten Nationen (UNGC) und der Global Reporting Initiative (GRI) zusammen.
Die integrierte Berichterstattung bei der SAP wird somit kontinuierlich weiterentwickelt. Wir konzentrieren uns weiterhin darauf, uns zu verbessern und zu wachsen, aber auch darauf, wie wir nichtfinanzielle Kennzahlen in die Entscheidungsfindung und die Unternehmensführung mit einbeziehen können.
Eines ist jedoch klar: Die Vorteile der integrierten Berichterstattung und eines ganzheitlichen Ansatzes bei der Geschäftsführung sind unbestritten. Unternehmen, die Nachhaltigkeit in zentrale Geschäftsprozesse integrieren, sind regelmäßig erfolgreicher als ihre Mitbewerber. Und letzten Endes trägt die integrierte Berichterstattung nicht nur den Bedürfnissen aller Stakeholder Rechnung, sondern berücksichtigt auch die Art und Weise, wie Unternehmen neue soziale und ökologische Risiken in Geschäftschancen verwandeln können.
Luka Mucic ist Chief Financial Officer und Mitglied des Vorstands der SAP SE.