„Die Hungersnöte haben einen neuen Höchststand erreicht“, warnt UN-Generalsekretär António Guterres. Weltweit hat sich die Zahl der Menschen mit starker Ernährungsunsicherheit allein in den vergangenen zwei Jahren verdoppelt. Laut António Guterres gibt es jedoch in unserer Welt genug zu essen für alle, wenn wir gemeinsam handeln.
Dieses gemeinsame Handeln muss auf vielerlei Weise erfolgen. Während der UN-Sicherheitsrat über eine Lockerung der Exportbeschränkungen, finanzielle Hilfen, die Stärkung der landwirtschaftlichen Produktion und Investitionen in widerstandsfähige Ernährungssysteme diskutiert, kommt auch Unternehmen eine wichtige Rolle zu. Auch wenn die Privatwirtschaft weniger unmittelbaren Handlungsspielraum hat als Regierungen und internationale Gremien, kann sie dennoch einen wichtigen Beitrag zur langfristigen Nachhaltigkeit leisten. Sie kann die Lebensmittelverschwendung verringern und die Voraussetzungen für eine Kreislaufwirtschaft schaffen.
Derzeit werden weniger als neun Prozent der Rohstoffe weltweit recycelt. Wenn wir unsere Weltwirtschaft so umgestalten, dass Abfälle und Verschmutzung fast vollständig vermieden und Produkte und Materialien wiederverwendet werden, können wir den Rohstoffverbrauch um 28 Prozent und die CO2-Emissionen um 39 Prozent reduzieren. Den Konsum tierischer Produkte und die Verschwendung von Lebensmitteln zu verringern, sind dabei wichtige Ansatzpunkte. Und einige SAP-Kunden gehen mit gutem Beispiel voran.
Die Arla Foods amba ist eine internationale Molkereigenossenschaft mit Sitz in Dänemark, die fast 13.000 Milchbauern in sieben Ländern gehört. Mit dem Ziel, das Abfallaufkommen zu verringern, setzt sie eine Lösung ein, mit der durch besseres Erkennen von und Reagieren auf Nachfrageänderungen die Supply-Chain-Planung optimiert werden kann. Arla implementierte die Lösung SAP Integrated Business Planning for Supply Chain und die Komponente Demand Sensing. Die Genossenschaft konnte so die kurzfristige Planung verbessern, indem sie tagesgenaue Prognosen auf Basis von aktuellen Nachfragemustern auf dem Markt nutzt.
Orkla Food Ingredients, ein großes norwegisches Unternehmen, das Back- und Speiseeiszutaten sowie pflanzliche Lebensmittel vertreibt, war auf der Suche nach einer unternehmensübergreifenden Planungsplattform, mit der es sein Geschäft ausbauen und zukünftigen Anforderungen gerecht werden kann. Das Unternehmen entschied sich für die Lösungen SAP Integrated Business Planning for Supply Chain und SAP Supply Chain Control Tower. Dank der Kombination der Supply-Chain-Lösungen in der unternehmensübergreifenden Planungsplattform konnte Orkla Prozesse über Geschäftsbereiche hinweg automatisieren. Dadurch erzielte das Unternehmen eine um 14 Prozent höhere Prognosegenauigkeit und 27 Prozent weniger Abfall durch abgelaufene Produkten im Handel – ein wichtiger Beitrag zur Verringerung der Lebensmittelverschwendung.
Syngenta ist einer der weltweit führenden Anbieter von Pflanzenschutzmitteln und hilft Landwirten, eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren. Das Unternehmen benötigte eine Lösung, mit der sich Lieferkettenschwankungen durch Wetterbedingungen, Konflikte und andere Einflussfaktoren, die Auswirkungen auf Millionen von Landwirten weltweit haben, besser prognostizieren lassen. Mithilfe von SAP Integrated Business Planning kann Syngenta sicherstellen, dass Landwirte Saatgut und Düngemittel in der benötigten Menge erhalten. Mit Lösungen von SAP war das Unternehmen in der Lage, die Bedarfsplanung zu optimieren, Prognosen zur zukünftigen Nachfrage zu erstellen und die Produktionsmengen an den Bedarf anzupassen.
Die 2020 gegründete Community LIVEKINDLY hat es sich zum Ziel gesetzt, pflanzliche Ernährung zum neuen Standard zu machen. Zur Community gehören verschiedene Marken, die unternehmensweite Geschäftsprozesse implementieren, Zugriff auf Echtzeitdaten erhalten und die Voraussetzungen für kontinuierliches Wachstum schaffen wollten. Deshalb wurde vor Kurzem beschlossen, alle Marken von LIVEKINDLY auf SAP S/4HANA Cloud umzustellen. Mit diesem wichtigen Schritt will die Community ihre Vision umsetzen, die gesamte Nahrungsmittelkette von der Aussaat bis zum Konsum umzugestalten und eine führende Rolle in einer neuen globalen Lebensmittelwirtschaft zu übernehmen.
Auch einer der weltweit größten Lebensmittel- und Getränkekonzerne nutzt Lösungen von SAP, um bis 2025 auf vollständig recycelbare oder wiederverwendbare Verpackungen umzustellen. Mit unserer neuesten Lösung für die Kreislaufwirtschaft, SAP Responsible Design and Production, kann das Unternehmen den Verbrauch und das Recycling von Verpackungsmaterial intelligent steuern. SAP Responsible Design and Production hilft dem Konzern, die Kosten im Rahmen der erweiterten Herstellerverantwortung und die weltweiten Abgaben auf Kunststoffverpackungen genau und in Echtzeit zu berechnen, um intelligente ökologische und wirtschaftliche Entscheidungen zu treffen. Vor dem Hintergrund, dass 95 Prozent des Werts von Kunststoffverpackungen der Wirtschaft nach der kurzen Erstnutzung verloren gehen, ist dies ein entscheidender Schritt in die richtige Richtung. Auch wenn er keine direkten Auswirkungen auf die Ernährungssicherheit hat, bietet er doch die Möglichkeit, die durch Lebensmittelverpackungen erzeugten CO2-Emissionen deutlich zu verringern.
Die SAP und ihre zahlreichen Kunden in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie können die gewaltigen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Ernährungsunsicherheit nicht unmittelbar bewältigen. Die Veränderungen, die Unternehmen bewirken können, sollten jedoch nicht unterschätzt werden.
Ich bin stolz darauf, einem Entwicklungsteam anzugehören, das mit seiner Arbeit die Innovatoren unserer Welt dabei unterstützt, schneller Lösungen zur Verringerung der Lebensmittelverschwendung und Förderung der Kreislaufwirtschaft zu entwickeln.
Thomas Saueressig ist Mitglied des Vorstands der SAP SE und für den Vorstandsbereich SAP Product Engineering verantwortlich.