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Tracy Bolton, COO von SAP Africa, begann ihren Weg zu mehr Nachhaltigkeit, als sie vor fünf Jahren eine Photovoltaikanlage auf ihrem Dach installierte und in ihrem Garten Regentonnen aufstellte.

Dieser Artikel ist Teil einer neuen Serie, SAP Pioneers. Sie stelllt Innovatoren bei der SAP vor, die neue Horizonte in der Cloud erschließen und Unternehmen auf der ganzen Welt durch spannende Innovationsbereiche führen.

Innovationen für Nachhaltigkeit: Tracy Bolton von SAP Africa im Interview
Tracy Bolton, COO SAP Africa, setzt sich für mehr Nachhaltigkeit ein.

Was hat Sie dazu bewogen, nachhaltiger zu werden?

Tracy Bolton: Das war sowohl eine freie Entscheidung als auch ein äußerer Zwang. Auf der einen Seite war es mein Interesse an einer ganzheitlichen Lebensweise, bei der ich den Planeten möglichst wenig belasten wollte. Andererseits gab es das Phänomen der sogenannten Lastreduzierung. Die staatseigenen Stromversorger in Afrika können häufig nicht mit dem Bedarf an elektrischer Energie Schritt halten und müssen ihn daher über verschiedene Energiequellen verteilen, was meist zu einer Unterbrechung der Stromversorgung führt.

Man stelle sich vor, man müsste im Dunkeln unter Zeitdruck seine Arbeit erledigen – ohne Stromquelle für Licht, Laptop-Akkus, Internet und Mobiltelefon. Und das stundenlang, mit sehr kurzer oder ohne Vorwarnzeit.

Ich lebe bereits zu etwa 80 Prozent unabhängig vom Versorgungsnetz, was sehr fortschrittlich ist. Das ist toll, denn ich bin von einer Lastreduzierung im Stromnetz nicht betroffen. Ich kann einfach weiterarbeiten, wenn sie den Strom abschalten. Ich habe eine App, in der ich sehe, wie viel Energie ich produziere und wie viel CO2 ich eingespart habe und wie vielen gepflanzten Bäumen das entspricht. So bleibe ich immer auf dem Laufenden.

Nachhaltige Entwicklung: Herausforderungen in Afrika

Welche Herausforderungen gibt es für geschäftliche Aktivitäten in der Region?

Afrika ist ein riesiger Kontinent mit einer Vielzahl unterschiedlicher Gebiete, wild lebender Tiere, Menschen, Kulturen und Sprachen. Die Region steht vor ernsthaften Umweltproblemen wie Bodendegradation, Abholzung, Verlust der Artenvielfalt und extremer Anfälligkeit für Klimaänderungen. Außerdem ist die Armut auf dem gesamten Kontinent eine der größten Herausforderungen für eine nachhaltige Entwicklung, zusammen mit größeren Problemen wie die Infrastruktur und die Stromversorgung.

Drei Viertel der 759 Millionen Menschen weltweit, die keinen Zugang zu Strom haben, leben in Afrika südlich der Sahara. Bildung und Erwerbstätigkeit können nicht im Dunkeln stattfinden. Ohne den universellen Zugang zu Strom bleibt Afrika anfällig für Unterentwicklung, hohe Arbeitslosigkeit, eine Migrationskrise und Instabilität. Deshalb ist das Ziel 7 der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung – den Zugang zu bezahlbarer, nachhaltiger und moderner Energie für alle zu sichern – für die Region so wichtig.

All das trägt zu dem einzigartigen und meist intensiven und persönlichen Erlebnis bei, wenn man in Afrika arbeitet. Es gibt viele Höhen und Tiefen in unseren Bemühungen, diese Herausforderungen auf innovative Weise zu meistern oder zu umgehen.

Wie man ein nachhaltiges Unternehmen aufbaut

In einem Interview auf dem südafrikanischen Radiosender Hot 102.7FM haben Sie kürzlich beschrieben, wie man ein nachhaltiges Unternehmen aufbaut.

Ich denke, dass nachhaltiges Wirtschaften für das wirtschaftliche Wachstum in Afrika von entscheidender Bedeutung ist. Für mich ist Nachhaltigkeit ein Teamsport.

Damit ein Unternehmen sowohl profitabel als auch nachhaltig sein kann, müssen die Aspekte Mensch, Planet und Gewinn gleichberechtigt behandelt werden. Die SAP hat zwei Aufgaben, um Kunden zu helfen, dieses Ziel zu erreichen: erstens muss sie Unternehmen dabei unterstützen, auf dem eingeschlagenen Weg erfolgreich zu sein, und zweitens muss sie mit ihrem eigenen Ziel, bis 2030 klimaneutral zu sein, als Vorbild fungieren.

Meiner Erfahrung nach möchten die meisten Unternehmen nachhaltig sein, wissen aber nicht wie. Am Anfang steht eine strategische Entscheidung: möchte man das absolute Minimum umsetzen und nur den gesetzlichen Vorgaben folgen oder möchte man Nachhaltigkeit als zentrale Strategie verankern und damit Innovationen vorantreiben? In beiden Fällen bietet die SAP die besten Werkzeuge, um Prozesse zu optimieren, die Effizienz zu erhöhen sowie Energie zu sparen und Ressourcen zu schonen.

Daten aus primären und sekundären Quellen sind das wesentliche Element. Sobald man begonnen hat, diese zu vergleichen und in allen vier Säulen – Mensch, Planet, Gewinn und gute Unternehmensführung – zu verfolgen, können Prozesse nach Bedarf aufeinander abgestimmt werden. Es muss sichergestellt werden, dass alle von den Veränderungen überzeugt sind. Mitarbeitende, Kunden, Lieferanten und Partner müssen alle über die eigenen Ziele informiert werden.  Da Verbraucher nachhaltigere Produkte verlangen, müssen Unternehmen alle Bereiche des Betriebs zu jeder Zeit einbinden, um zu verstehen, wie das Produkt am Ende des Lebenszyklus entsorgt wird.

Technologieprojekte sorgen für mehr Nachhaltigkeit

Wie fördern Innovationen Nachhaltigkeit?

Dieses Thema liegt mir sehr am Herzen. Ich freue mich über Technologieprojekte, die das Agrobusiness in Afrika verändern. Über 30 Prozent aller weltweit für Menschen produzierten Nahrungsmittel gehen verloren oder werden verschwendet. In Afrika finden diese Lebensmittelverluste fast vollständig bei der Herstellung und Verteilung statt. Rund 90 Prozent der landwirtschaftlichen Erzeugnisse in Kenia kommen von Kleinbauern, die nicht die Kühllager wie große Produzenten haben. Viele Produkte verderben also auf ihrem Weg.

SAP Rural Sourcing Management ist eine Lösung, die entwickelt wurde, um Kleinbauern an landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten anzubinden. Sie hilft Kleinbetrieben, Daten zu Anbauarten, Betriebsgröße, Ernteaussichten, Produktion und Verkaufstransaktionen zu erfassen, zu pflegen und bereitzustellen. Das Tool erleichtert auch den Zugang zu unterschiedlichen Beteiligten in der breiteren landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette, wie zum Beispiel Finanzdienstleistern, Käufern und Lieferanten von Saatgut, Düngern und landwirtschaftlichen Geräten – und zu Vertriebsnetzen.

Auch Großunternehmen profitieren von technischen Innovationen. Die Dangote Group in Nigeria ist ein führendes Unternehmen, das in verschiedenen Bereichen tätig ist – von der Zementherstellung über die Zucker- und Salzraffination bis zum Hafenbetrieb im Afrika südlich der Sahara. Die Dangote Group baut derzeit die weltweit größte einsträngige Ölraffinerie, die täglich bis zu 650.000 Barrel Rohöl verarbeiten wird. Eine Düngemittelfabrik am Standort der Raffinerie befindet sich gerade in der Bauendphase. Nach ihrer Fertigstellung wird sie die weltweit größte Anlage sein und mit einer Kapazität von 3 Millionen Tonnen Dünger pro Jahr die gesamte Binnennachfrage befriedigen können. Die Effizienz dieser Projekte wird durch modernste Technologie, wie SAP S/4HANA, gewährleistet.

Ich bin froh, dass wir für ein Unternehmen wie die SAP arbeiten, das die Vision und Ressourcen hat, um alle diese verschiedenen Elemente – Mensch, Planet und Gewinn – auf wirklich innovative Weise miteinander zu verbinden. Und wir sind damit Teil dieser treibenden Kraft für Veränderungen. Das ist etwas Neues für uns, aber es treibt uns an und verleiht unserer Arbeit weitere Bedeutung!