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Wie sich Plastikmüll vermeiden und recyceln lässt, zeigt Mitsubishi Chemical Europe. Bei der Nachweiserbringung der Chemieprodukte unterstützt GreenToken by SAP.

Mitsubishi Chemical Europe sorgt mit GreenToken für mehr Transparenz in seiner Recyclingkunststoff-Lieferkette. Das Unternehmen setzt im Rahmen eines Pilotprojekts die Lösung GreenToken von SAP in seiner Lieferkette für Methylmethacrylat (MMA) ein, um den Nachweis zu erbringen, dass Produkte aus Kunststoff einen bestimmten Anteil an chemisch recycelten Materialien enthalten.

Beschaffen, produzieren und entsorgen: Jahrzehntelang war dies das gängige Produktions- und Konsummodell. Produkte wurden genutzt und anschließend als Müll entsorgt. Die Abfallmenge wurde dabei jedes Jahr größer. Nur 12 % aller Plastikabfälle werden laut einer Studie von McKinsey bislang wiederverwendet oder recycelt. Ein Großteil hingegen wird in Verbrennungsanlagen, Deponien oder Müllhalden entsorgt. Das hat zur Folge, dass das Material nicht mehr als Ressource genutzt werden kann.

Da Regulierungsbehörden immer mehr Verbote aussprechen, Steuern auf Produkte aus Kunststoff erhoben werden und auch die Verbraucher zunehmend umweltfreundliche Alternativen bevorzugen, wächst der Druck auf Unternehmen, nachhaltiger zu werden und ein Kreislaufmodell zu unterstützen. Der weltweite Ressourcenbedarf und die dadurch entstehenden Abfälle machen Maßnahmen erforderlich, die in den nächsten zehn Jahren tiefgreifende Veränderungen für alle Branchen mit sich bringen werden. Laut einem Bericht der Ellen McArthur Foundation könnte durch die Umstellung auf das Kreislaufprinzip der Plastikmüll, der in unsere Meere gelangt, bis zum Jahr 2040 um 80 % reduziert werden.

Aus Plastikabfällen Rohstoffe für neue Produkte gewinnen

Eine Kreislaufwirtschaft, mit der sich aus Plastikabfällen neue Rohstoffe gewinnen lassen, hat für Mitsubishi Chemical Europe höchste Priorität. Durch Einsatz unterschiedlicher Recyclingtechnologien werden weniger Ressourcen benötigt, wodurch sich der ökologische Fußabdruck verringert. Das Unternehmen vertreibt hoch entwickelte Chemieprodukte wie Hochleistungskunststoffe, Polymerfolien und Halbleiterlösungen und ist der weltgrößte Hersteller von Methylmethacrylat (MMA).

„In den letzten Jahren ist die Nachfrage der Kunden nach nachhaltigen Produkten gestiegen“, berichtet Nicole Kambeck, Circular Economy Director bei Mitsubishi Chemical Europe. „Künftig wird es nicht mehr ausreichen, einfach nur ein Produkt anzubieten, das zur Kreislaufwirtschaft und Dekarbonisierung beiträgt. Es ist außerdem mehr Transparenz entlang der Wertschöpfungskette erforderlich, um die Einhaltung von Vorschriften zum Umwelt-, Gesundheits- und Arbeitsschutz nachzuweisen“, führt sie weiter aus. „Als Hersteller des Vertrauens für unsere Kunden sind wir fest davon überzeugt, dass wir mit der Blockchain-Technologie diesen Anforderungen über den gesamten Lebenszyklus unserer Produkte hinweg gerecht werden können.“

Polymethylmethacrylat (PMMA), umgangssprachlich auch als Acrylglas oder Plexiglas bezeichnet, gehört zu den vielseitigsten Materialien der Welt. Es kommt in Schildern, Corona-Schutzscheiben, Beleuchtungen, Fahrzeugausstattung und vielen weiteren Bereichen zum Einsatz. Mitsubishi Chemical plant den Aufbau und Betrieb einer Recyclinganlage für Acryl, um durch sogenanntes molekulares Recycling gebrauchtes PMMA in seine ursprünglichen MMA-Bausteine zu zerlegen. Daraus sollen dann zu 100 % zirkuläres MMA und zirkuläres PMMA erzeugt werden.

 

In der globalen Wirtschaft von heute bestehen Lieferketten in der Regel aus mehreren Akteuren, und Informationen zur Herkunft von Materialien lassen sich nur schwer nachverfolgen. Genau dies aber ist Voraussetzung für die Förderung einer Kreislaufwirtschaft über den gesamten Lebenszyklus von Produkten hinweg. Um den Nachweis zu erbringen, dass Produkte aus Kunststoff einen bestimmten Anteil an chemisch recycelten Materialien enthalten, setzt Mitsubishi Chemical Europe im Rahmen eines Pilotprojekts die Lösung GreenToken von SAP in seiner MMA-Lieferkette ein.

Undurchsichtige Lieferketten transparenter gestalten

GreenToken kombiniert Funktionen für die Berechnung der Massenbilanz mit der Tokenisierung und Blockchain und ermöglicht Mitsubishi Chemical Europe so die Nachverfolgung der Rohstoffe von Mischkunststoffen entlang der weltweiten Lieferkette – von der genauen Bezugsquelle bis zum Endprodukt. „In der Regel stammen die Rohstoffe sowohl aus zirkulären als auch aus herkömmlichen, nicht zirkulären Quellen. Um diese undurchsichtigen Lieferketten transparenter zu gestalten, verwenden wir Token für die Herkunft einer kleinen, festen Menge des Rohstoffs: 100 kg eines Rohstoffs könnten in unserem System beispielsweise durch 100 Token abgebildet werden“, erklärt James Veale, Mitbegründer von GreenToken by SAP. „Zur Darstellung der verschiedenen Eigenschaften von Rohstoffen verwenden wir dabei Token in unterschiedlichen Farben, etwa grüne Token für zirkuläre Recyclingmaterialien und rote oder gar keine Token für herkömmliche Materialien“, führt er aus.

Die Datensätze dieser Token werden im zugrunde liegenden Blockchain-Ledger gespeichert. Wenn das Material die Lieferkette durchläuft, übermittelt das Cloud-System von GreenToken die Anzahl von Token, die der Masse des gekauften oder verkauften Materials entsprechen. Diese Token werden vom Wallet eines Akteurs in der Lieferkette in die eines anderen übertragen. Dadurch entsteht eine Rückverfolgungshistorie – eine unveränderbare Kontrollkette, die für vollständige Transparenz in der Lieferkette und vertrauenswürdige Daten sorgt. Das Verhältnis zwischen grünen und roten Token gibt Kunden unmittelbaren Aufschluss über den Anteil zirkulärer Stoffe in ihrem neuen Polymerprodukt.

„Um bei der Konzeption, Herstellung und Nutzung von Ressourcen neue Wege beschreiten zu können, benötigen wir detaillierte Daten von hoher Qualität“, erläutert Veale. „Auf der Grundlage der von GreenToken bereitgestellten Informationen zu den nachhaltigen Eigenschaften von Rohstoffen, beispielsweise zum Prozentsatz der recycelten Bestandteile, kann Mitsubishi Chemical Europe fundierte Entscheidungen zur Umsetzung seiner Ziele im Hinblick auf die Förderung einer Kreislaufwirtschaft treffen.“

Zirkuläre Geschäftsmodelle der Zukunft

Mit Funktionen für die Berechnung, Zuordnung und Übertragung von Daten zwischen verschiedenen Akteuren einer Lieferkette ergänzt die Lösung GreenToken den physischen Materialfluss nahtlos und ermöglicht es, diesen Materialfluss präzise abzubilden. Durch Einsatz dieser Lösung in unterschiedlichen Wertschöpfungsketten lassen sich in den jeweiligen Branchen neue Geschäftsmodelle umsetzen, die eine wichtige Voraussetzung für die Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft sind. Die Möglichkeiten, die sich durch die Tokenisierung von Nachhaltigkeitsmerkmalen ergeben, spielen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung zukünftiger zirkulärer Geschäftsmodelle.


Dieser Artikel wurde ursprünglich auf CHEManager veröffentlicht.

Photo: Yatisha Varshney, SAP