Die inflationären Strom- und Gaspreise bereiten aktuell vielen Verbrauchern Kopfzerbrechen. Den Energieversorgungsunternehmen (EVU) allerdings auch: Denn die Umsetzung der gesetzlich vorgesehenen Entlastungsmaßnahmen ist für sie eine immense Herausforderung. Was jetzt auf die Branche zukommt und warum SAP-Kunden vergleichsweise gut gerüstet sind.
„Wie kommen wir durch den Winter?“ Das ist die Frage, die angesichts sinkender Temperaturen und hoher Energiepreise Bürger und Unternehmen gleichermaßen umtreibt. Um die finanziellen Belastungen abzumildern, hat die Bundesregierung deshalb ein milliardenschweres Hilfspaket auf den Weg gebracht: Es sieht unter anderem vor, die Mehrwertsteuer auf Energie rückwirkend zum 1. Oktober zu senken sowie die Preissteigerungen ab Januar durch die sogenannten Strom- und Gaspreisbremsen zu deckeln. Zudem will der Bund den Dezember-Abschlag für Haushalte und Unternehmen übernehmen.
Energieversorger müssen komplexe Zusatzaufgaben stemmen
Gute Nachrichten also für Bürger und Wirtschaft, erheblicher Zusatzaufwand für Energieversorger. Denn sie müssen dafür sorgen, dass die geplanten Hilfen bei allen Verbrauchern ankommen. „Und das ist leichter gesagt als getan“, sagt Alexander Neuhaus, Vice President Customer Advisory Energy & Healthcare bei SAP. „Die technische Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben in den IT-Systemen ist alles andere als trivial.“ Erschwerend komme hinzu, dass das Entlastungspaket zwar auf den Weg gebracht, aber noch nicht final verabschiedet sei. Das ohnehin knappe Zeitfenster für die Umsetzung wird so noch kleiner.
„Wir wissen, wie sehr das Thema unseren Kunden unter den Nägeln brennt und stellen deshalb schon jetzt die Weichen, um sie bestmöglich zu unterstützen“, erklärt Neuhaus. So analysiert beispielsweise derzeit ein SAP-Expertenteam, welche konkreten Anforderungen auf die Energieversorger zukommen werden und wie sich diese bestmöglich umsetzen lassen. Denn auch wenn bislang weder Gesetzgeber noch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) genaue Umsetzungsvorgaben machen, müssen EVU ihre Systeme zeitnah für folgende Aufgaben rüsten:
- Mehrwertsteuerumstellung
Rückwirkend zum 1. Oktober gilt für Gas und Fernwärme bis März 2024 ein reduzierter Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent. Wirksam wurde diese Regelung mit der entsprechenden Veröffentlichung im Bundesanzeiger Ende Oktober. Rein technisch ist das Thema für SAP-Kunden keine allzu große Herausforderung. „Spartenbasierte Mehrwertsteuern können in unseren Lösungen zeitscheibenscharf eingestellt werden“, sagt Michael Utecht, SAP Director Digital Business Customer Advisory Energy. - Einmalzahlung
Ein ganzes Stück komplexer gestaltet sich dagegen die Abwicklung der sogenannten Dezemberhilfen. Schließlich gilt es, unterschiedliche Stellschrauben zu drehen: EVU müssen die Septemberverbräuche ihrer Kunden ermitteln, diese im Dezember dem Bund in Rechnung stellen und die damit zusammenhängenden buchhalterischen Prozesse und Konten entsprechend anpassen. „Auch das lässt sich über unsere Plattform problemlos machen“, so Utecht. „Wirtschaftsprüfer-konforme Buchungen sind ein elementarer Bestandteil der SAP Lösungs-DNA.“ Allerdings geht es bei der Übernahme der Einmalzahlung nicht nur um die Anpassung der Verrechnungskonten, sondern auch um prozessuale Aspekte. Viele Bürger zahlen ihre Strom- und Gasrechnung per Dauerauftrag oder Bareinzahlung – auch diese Szenarien wollen berücksichtigt sein. Aktuell arbeitet SAP mit Hochdruck an einer Lösungsskizze, die möglichst viele Eventualitäten berücksichtigen und möglichst einfach umsetzbar sein soll. - Gas-/Strompreisdeckel
Die Preisbremsen für Strom und Gas zählen für Energieversorger zu den größten Herausforderungen des verabschiedeten Hilfspakets. Schließlich erfordert deren Umsetzung umfassende Anpassungen der Abrechnungssysteme: Für jeden Vertragspartner müssen die durchschnittlichen Verbrauchsmengen ermittelt, Preise und Kontingente sowie Abschlagspläne individuell angepasst werden. „Eigentlich kein Problem“, sagt Utecht. „Mengen- und zeitabhängige Preise zu berechnen, ist seit Jahren eine Standardfunktionalität unserer Branchenlösung für die Versorgungswirtschaft.“
Die Herausforderung in der Umsetzung liege vielmehr in der Masse an Verträgen, die in Rekordzeit analysiert werden müssen. Das sind immerhin bundesweit rund 66 Millionen Strom- und Gasverträge. „Weit über die Hälfte davon werden mit SAP-Systemen verwaltet“, so Utecht. Für die Abrechnung dieser Kunden prüft SAP aktuell, ob und wie sich die Ermittlung der angefallenen Energiemengen und die Berechnung der Kontingente automatisieren lassen. Darüber hinaus erleichtert die Plattform aber auch die Integration eigener Analyse-Werkzeuge. „Erste Partner haben bereits entsprechende Lösungsskizzen entworfen und stehen parat, unsere Kunden bei der Umsetzung zu unterstützen“, verweist Utecht.
- Endabrechnung 2024 / Zwischenabrechnung
Last but not least gilt es auch, die Bereitstellung fehlerfreier End- und Zwischenabrechnungen zu gewährleisten. Bedeutet: Sämtliche Daten müssen persistiert und – abgesehen von Zwischenabrechnungen – zum Ende der Regelung im April 2024 sauber abgerechnet werden. Und zwar unter Berücksichtigung der Besonderheiten des Hilfspakets sowie der unterschiedlichen Preisbestandteile.
All das zeigt: Es gibt für SAP-Kunden aus der Energiewirtschaft in den kommenden Wochen allerhand zu tun – aber eben auch eine gute Nachricht: „Ganz gleich, mit welchem Ansatz wir bei der praktischen Umsetzung der Regelungen unterstützen: Die technologische Basis dafür ist bereits vorhanden“, resümiert SAP-Vice President Alexander Neuhaus. Zudem verfügt SAP über ein breitflächiges Partner- und Kundennetzwerk, das der Versorgungswirtschaft sowohl bei der Entwicklung passgenauer Hilfestellungen als auch bei der späteren Umsetzung aktiv zur Seite steht. Neuhaus zufolge ist dies eine wichtige Bank: „Wir verfügen über umfassende Expertise, ausreichend Manpower und eine seit über 30 Jahren in sehr unterschiedlichem Umfeld bestens etablierte Branchenlösung – und damit über ideale Voraussetzungen, um die anstehenden Herausforderungen gemeinsam mit unseren Kunden zu meistern.“
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