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Die Auswirkungen der Energiekrise waren letztes Jahr in ganz Europa und weltweit zu spüren, und die sich entspannende Lage macht deutlich, dass es im Versorgungssektor nach wie vor große Schwachstellen gibt.

Die Energieknappheit trieb die Strompreise in die Höhe und die Erdgaspreise stiegen aufgrund globaler Engpässe um mehr als das Doppelte. Gleichzeitig wurde die Stromerzeugung in Europa durch geringere Kapazitäten der Wasserkraftwerke als Folge geringerer Niederschläge beeinträchtigt. Hinzu kam, dass aufgrund umfangreicher Wartungsarbeiten fast 50 Prozent der Stromerzeugungskapazitäten von Kernkraftwerken in Frankreich nicht zur Verfügung standen.

Politische Entscheidungsträger und die Industrie arbeiten seither mit Hochdruck daran, die Reserven zu erhöhen, die Infrastruktur zu verbessern sowie die Energiespeicherung und die Mikronetze auszubauen. Auf jeden Fall haben die Herausforderungen alle gezwungen, die Energiepolitik und die Versorgungssituation auf den Prüfstand zu stellen, um die Umstellung auf saubere Energie zu beschleunigen.

Veränderungen in der Marktdynamik

Angesichts des fortschreitenden Umstiegs auf erneuerbare Energien arbeiten Versorgungsunternehmen daran, ihre Infrastruktur auf die anstehenden Veränderungen einzustellen. Ein Beispiel hierfür sind die USA. Dort müssen Versorgungsunternehmen Pläne für den Austausch von landesweit über 15 Millionen „intelligenten“ Stromzählern erarbeiten, die allmählich in die Jahre kommen. Andererseits investieren Regierungen weltweit in die Modernisierung ihrer Stromnetze. In den USA fördert beispielsweise das Energieministerium den Ausbau und die Modernisierung des landesweiten Stromnetzes mit Investitionen in Höhe von 13 Milliarden US-Dollar.

Zudem geht man davon aus, dass die weltweite Kapazität an Strom aus erneuerbaren Energiequellen zwischen 2022 und 2027 um 2.400 Gigawatt ansteigen wird – und somit um 30 Prozent mehr als gerade mal vor einem Jahr prognostiziert. Durch eine stärkere Elektrifizierung und den Ausbau verteilter Energieressourcen ist die Netzverteilung zu einer Herausforderung geworden. Da Verteilnetzbetreiber (VNBs) sowohl Echtzeitdaten als auch einen ganzheitlichen Überblick über die Daten aus Versorgungssystemen haben möchten, wird die Netzmodernisierung in Bezug auf Daten zu einer Priorität – neben dem Ausbau der Netzkapazität und der Erweiterung der Netzinfrastruktur.

Darüber hinaus muss auch die IT-Architektur von Versorgungsunternehmen modernisiert werden. Da innovative Unternehmen auf ein verteiltes Netz umsteigen, kann eine entsprechende, verteilte IT-Umgebung, die über ein großes geografisches Gebiet hinweg funktionieren kann, einem Versorgungsunternehmen Flexibilität bieten. Für moderne verteilte Energiesysteme bedeutet dies eine IT-Infrastruktur, die für den entsprechenden Zweck ausgelegt ist.

Außerdem suchen auch Verbrauchende nach Möglichkeiten, stärker in den Energiesektor als Teilnehmer eingebunden zu werden. Eine aktuelle Studie ergab, dass 92 Prozent der Konsumenten sich digitale Abrechnungsfunktionen wünschen, mit denen sie ihren Verbrauch analysieren und aktiv beeinflussen können. 89 Prozent waren daran interessiert, energieautark zu werden, und 62 Prozent wollten Solarpaneele kaufen. Und darin liegt der Paradigmenwechsel.

Bisher floss Strom von der zentralen Erzeugung in Richtung Verbraucher. Mit der verbrauchergestützten dezentralen Stromerzeugung wird der Endverbraucher vom Stromempfänger zum Stromerzeuger, der zum neuen Energienetz der Zukunft beiträgt. Moderne Lösungen müssen daher die Bedürfnisse der Versorgungsunternehmen erfüllen sowie einen Datenaustausch in Echtzeit ermöglichen und dabei eine ganzheitliche Sicht auf die Versorgungssysteme bieten.

Eine starke Kernlösung, die Innovation ermöglicht

Da Versorgungsunternehmen ihre Geschäftsmodelle an Märkte anpassen möchten, die sich grundlegend ändern, kann eine Umstellung auf Cloud-Lösungen ihnen zu mehr Kosteneffizienz verhelfen sowie zu mehr Flexibilität angesichts einer unklaren Zukunft.

Eine Cloud-Lösung für das Kerngeschäft ist wertschöpfend für Kunden, da sie abonniert wird, kürzere Innovationszyklen bietet und nur geringe Investitionen im Vorfeld erfordert. Mit einer starken und stabilen Kernlösung sind Versorgungsunternehmen in der Lage, Innovationen am Rand des Netzwerks zu realisieren, auf sich ändernde Angebots- und Nachfragetrends des Marktes zu reagieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Prozesse reibungslos ablaufen. Mit einer robusten Technologieplattform können sie zudem Erweiterungen entwickeln, um Verbrauchsdaten der Konsumenten zu verarbeiten, neue Geschäftsmöglichkeiten zu erkennen und entsprechende neue Services zur Stärkung der Beziehungen zu den Endverbrauchern zu gestalten.

Führende Versorgungsunternehmen erkennen, dass eine Steigerung der Produktivität und eine Rundumsicht auf die Kunden entscheidend für die Erschließung neuer Geschäftschancen sind. Eine intelligente und integrierte Cloud-ERP-Lösung wird somit unverzichtbar. Mit Funktionen für integrierte Analysen, künstlicher Intelligenz und robotergesteuerter Prozessautomatisierung lassen sich Aktionen wie Just-in-Time-Auslöser für Instandhaltungsaufträge, die termingerechte Einführung intelligenter Zähler und die Erstellung einer sofortigen und genauen Abrechnung verbessern.

Ein Beispiel hierfür ist der Umstieg des Energieversorgers MVV Enamic in die Cloud, um seinen Angebotsprozess zu digitalisieren. Seither kann die Vertriebsabteilung des Unternehmens Verträge in der Hälfte der Zeit abschließen. Auch das multinationale Energieunternehmen Enel S.p.A. wechselte in die Cloud und konnte mit seinen intelligenten ERP-Systemen den Prozess vom Zähler bis zum Zahlungseingang um 30 Prozent optimieren.

FARYS – ein Energieversorger mit Sitz in Belgien – nutzt ebenfalls eine Cloud-Plattform, um große Datenmengen von intelligenten Wasserzählern zu sammeln, Informationen zu analysieren, seine Betriebskosten zu senken und anhand der Daten bessere Entscheidungen zu treffen. Durch die Integration seiner Daten mit ERP-Technologie ist FARYS nun in der Lage, schneller seine Umsätze zu berechnen und seine Abrechnungsverfahren zu verbessern. Und auch Alperia SpA – ein Vorreiter bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien – setzt moderne Cloud-Infrastrukturlösungen ein, um seine operative Effizienz zu optimieren und innovative Umsatzpotenziale zu erschließen.

Next Practices für die Branche

Angesichts der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden vor allem die Versorgungsunternehmen erfolgreich sein, die Kunden Wettbewerbsvorteile ermöglichen, innovative Geschäftsprozesse entwickeln und neue Geschäftsmodelle gestalten können.

Durch eine kosteneffiziente und vorschriftenkonforme Stromerzeugung mit einem intelligentem Betrieb und einer intelligenten Wartung von Anlagen werden Versorgungsunternehmen nicht nur einen ganzheitlichen Kundenservice bieten, sondern auch Sicherheit gewährleisten und neue Einnahmequellen erschließen können.

Ein Beispiel hierfür ist der Einsatz von Digital-Twin-Technologie beim Energiekonzern Engie. Dadurch konnte das Unternehmen seine Produktionsverluste um 11 Prozent und die CO2-Emissionen um 10 Prozent senken sowie die Produktivität bei Fehlerdiagnosen und der Wartung seiner weltweiten Solarparks um 35 Prozent steigern. Dies sind wichtige Innovationen für Versorgungsunternehmen, um künftige Wirtschaftskrisen bewältigen zu können.

Zu guter Letzt sollen intelligente ERP-Anwendungen, die in der Cloud laufen, als Innovationsmotoren fungieren. Aufgrund ihres höheren Automatisierungsgrads können sie Best Practices und Next Practices für die Versorgungswirtschaft etablieren und die Branche damit grundlegend verändern.

Weitere Informationen darüber, wie Versorgungsunternehmen sich nachhaltig wandeln können, finden Sie hier.