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Die Umsetzung der regulatorischen Standards zur globalen Mindestbesteuerung international tätiger Unternehmen, genannt BEPS 2.0, beschäftigt auch die Experten bei SAP. Denn am 1. Januar 2024 ändert sich vieles. Programme müssen angepasst, Datenquellen neu organisiert werden.

Was sich für Außenstehende komisch anhört, wird von den Finanzministern weltweit als ein Meilenstein der fairen Besteuerung gefeiert: „BEPS 2.0“. Das ist die Abkürzung für „Base Erosion and Profit Shifting Protocol“. Auf Deutsch heißt es „Gewinnkürzung und Gewinnverlagerung“. Das neue Weltsteuersystem soll die internationale Steuerlandschaft dramatisch verändern und für mehr Steuergerechtigkeit sorgen.

Die meisten Länder können auf höhere Steuereinnahmen hoffen. Schätzungen zufolge gehen den Steuerbehörden mit der bisherigen, legalen Steuervermeidungspraxis durch die Verkürzung und Verlagerung von Gewinnen weltweit jährlich zwischen 100 bis 240 Milliarden US-Dollar verloren. Doch für die von BEPS 2.0 betroffenen Unternehmen und alle Steuerexperten bedeutet die Umstellung verständlicherweise erst einmal viel Arbeit.

Steuervermeidung reduzieren, Steueroasen austrocknen

Das Ziel von BEPS 2.0 ist die Sicherstellung eines Mindestniveaus an effektiver Unternehmensbesteuerung für große multinationale Konzerne sowie – in der EU – von großen, rein inländischen Konzernen, die im Binnenmarkt tätig sind. Organisiert wird die Umstellung durch die OECD (Organisation for Economic Cooperation and Development) im Auftrag der G20; 141 Staaten waren an den Gesprächen beteiligt. Jahrelang wurde verhandelt.

BEPS 2.0 besteht aus zwei Säulen. In der ersten entwickeln die Staaten ein neuartiges System der Zuordnung internationaler Besteuerungsrechte. Durch die Schaffung neuer Anknüpfungspunkte sollen Besteuerungsrechte vom Ansässigkeitsstaat in sogenannte Marktstaaten umverteilt werden, wo Unternehmen Gewinne erwirtschaften, ohne physisch präsent zu sein.

15 Prozent Mindeststeuersatz weltweit

Die zweite Säule bedeutet die Einführung eines Mindeststeuersatzes von 15 Prozent für große multinationale Konzerne mit einem weltweiten Umsatz von über 750 Millionen Euro. Alle Unternehmen, die diese Vorschriften nicht einhalten, laufen Gefahr, sanktioniert zu werden. Vor allem diese zweite Säule bedeutet für die betroffenen Unternehmen zahlreiche Anpassungen.

„Mit den neuen Regularien, müssen wir als SAP überlegen, wie wir den Unternehmen mit unseren Lösungen helfen, alle benötigten Daten zusammenbringen“, sagt Irina Sheftelevich, Senior Customer Advisor bei SAP für Performance Management, Sustainability, Planning und Analytics. „Unsere Software ermöglicht unseren Kunden, die komplizierten Regularien regelkonform zu befolgen und transparent umzusetzen.“

Die richtigen Daten zusammenstellen

SAP hat mit dem SAP Profitability and Performance Management eine Lösung im Portfolio, die vorhandene Daten- und Informationsmodelle aus anderen SAP- und Nicht-SAP-Anwendungen zusammenführt und in ein geeignetes Datenmodell für das regelkonforme Tax Accounting und Tax Management überführt. Voll integriert mit SAP S/4 HANA kann die Lösung sowohl in der Cloud als auch On-Premise verwendet werden.

SAP Profitability and Performance Management verbindet sich in Echtzeit mit den relevanten Datenquellen wie bspw. SAP S/4HANA und das SAP Business Warehouse. Auch Systeme für Mitarbeiterdaten, Steuerdaten und andere Finanzdaten werden so angebunden. Aufbauend auf den integrierten Daten geht es vor allem auch um Modellierungen und Simulationen für Steuerkalkulationen: „Was ist etwa, wenn wir statt Gewinnen Verluste haben? Wie wird die Profitabilität von bestimmten Kostenentscheidungen betroffen? Wie können wir unsere Steuerbelastung unter Einhaltung der neuen Regeln für die Mindestbesteuerung minimieren?“

„Wir müssen bei der Umsetzung von BEPS 2.0 mit unseren Lösungen die richtigen Daten identifizieren und anbinden, die neuen Regeln implementieren, und schließlich die benötigten Reports erstellen, von Anfang bis Ende. Ein komplexer Prozesskreislauf der nur mit Hilfe von Technologie wie SAP Profitability und Performance Management nachvollziehbar modelliert und gesteuert werden kann“, sagt Sheftelevich.

Datenanforderungen für die globale Mindeststeuer

Nicht alle für die Berechnungen erforderlichen Daten sind möglicherweise direkt verfügbar, sondern müssen für die Zwecke der globalen Mindeststeuer speziell berechnet werden, so ein gemeinsamer Ratgeber der Unternehmensberatung EY und SAP. „Für diesen Zweck sind finanzielle und nicht-finanzielle Daten, strukturierte und unstrukturierte, transaktionale und aggregierte Daten erforderlich.“ Sheftelevich: „Der schwierigste Teil ist es, zu verstehen, welche Daten der Kunde benötigt, und wo genau in den Systemen diese Daten stecken.“ Es gehe darum, „Business-Knowledge, Technologie und interne Effizienz“ zu kombinieren.

Bis Anfang 2024 ist dafür nicht viel Zeit, auch wenn mancher darauf spekuliert, dass die Frist noch einmal verlängert werden könnte. Darauf bauen sollte niemand, meint die SAP-Expertin. „Unsere Kunden und Partner stehen unter großem Zeitdruck“, sagt Sheftelevich.

Komplexität erfordert schnelles Handeln

Dazu kommt, dass einzelne Länder bestimmte Regeln durchaus noch individuell anpassen können. „Es ist eine große Herausforderung: die Komplexität, die Daten, der Zeitdruck. Man braucht für mögliche Anpassungen viel Flexibilität. Nicht alle Regeln sind bereits veröffentlicht, nicht alles ist bereits glasklar.“

Die OECD als federführende Organisation hat Beispielsinhalte veröffentlicht, die für alle gelten. „Wir stellen deswegen eine Lösung zur Verfügung, die auf der einen Seite alle grundsätzlichen Regeln berücksichtigt, mit der auf der anderen Seite aber flexibel auf Änderungen und unternehmens- und länderspezifische Besonderheiten reagiert werden kann“, sagt Sheftelevich. Die Regeln zur Mindestbesteuerung sind Teil der 2. Säule (Pillar Two), ob es noch weitere Säulen geben wird, ist ebenfalls noch nicht klar.

Zusammen mit Steuerberatungen und SAP-Partnern

SAP spricht mit seinen Kunden über alle notwendigen Anforderungen für die Anpassungen. Dabei arbeitet man eng mit den vier weltweit größten Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmen zusammen. Teams aus SAP und den Büros für lokale und internationale Steuer-, Steuerbuchhaltungs- und Steuertechnologie helfen den Unternehmen dabei, die komplexen neuen Regeln zu verstehen und die möglichen Auswirkungen zu bewerten.

Damit alles rechtzeitig fertig ist, erfolgt die Implementierung der für BEPS 2.0 optimierten Programme weltweit zusammen mit SAP-Partnern. Gemeinsam erstellen Berater und Unternehmen einen umsetzbaren Plan, damit die betroffenen Firmen bereit sind, wenn die Regeln in Kraft treten.

„Die Unternehmen sollten jetzt handeln, damit sie auf 2024 vorbereitet sind“, rät Sheftelevich. „Das Interesse der Kunden ist riesengroß. Wenn wir Informationsveranstaltungen zu BEPS 2.0 anbieten, sind diese immer sehr schnell ausgebucht.“

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